„Dragon Age: Origins“ ist ein West-RPG in Reinkultur. Bioware („Knights of the Old Republic“, „Mass Effect“) serviert klassisches Mittelalter-Design statt Steampunk-Setting. Gestandene Typen statt metrosexuellen Emo-Frisurträgern.
Während japanische Rollenspiele auch storymäßig gern abheben, erscheint der Plot von „Dragon Age“ fast schon zu bodenständig. Hier die Kurzfassung: Die Armee der Dunklen Brut überrollt den Kontinent. Allein habt ihr keine Chance gegen diese Übermacht und deshalb müsst ihr in die Welt hinaus, um Mitstreiter für die entscheidende Schlacht zu mobilisieren.
Der Ursprung
Dabei sollte man erwähnen, dass die Story je nach Charakterklasse kleine Unterschiede bereithält. Als adeliger Ritter erlebt ihr zu Beginn den Tod eurer Eltern, als Zauberer entflieht ihr dem Zirkel der Magier und auch den anderen Klassen spendierte Bioware einen eigenen Einstieg. Daher kommt auch der Untertitel „Origins“.
Jede Charakterklasse hat ihren eigenen Ausgangspunkt bei der Geschichte. Der Hauptstrang bleibt aber bei allen Klassen gleich, nur ab und zu gibt es charakterspezifische Sprenkel.
Das Abenteuer beginnt
Bevor Ihr gegen den Erzdämon persönlich (der Anführer der Dunklen Brut) in den Kampf zieht, müsst ihr also Verbündete abklappern. Die Oberwelt wird als Karte präsentiert, nur darauf eingezeichnete Orte sind erkundbar. Bis zu drei Party-Mitglieder begleiten euren Helden bei seinen Touren, während die restlichen Kollegen im Lager abhängen.
Eure Spielfigur steuert ihr dabei ganz klassisch aus der Third Person-Perspektive. Ihr unterhaltet euch mit NPCs, sucht die Umgebung nach Items und Kohle ab, knackt Schlösser und Türen, geht einkaufen, verteilt Erfahrungspunkte, braut Tränke, bastelt Fallen und vieles mehr. Item-, Skill- und Charakter-Management sind motivierend und intuitiv, die interaktiven Dialoge ein tragendes Element. Typisch Bioware eben. Zu meckern gibt es trotzdem einiges.
Konsolen-Problemchen
Biowares Versuch, die PC-Spielmechanik ins Konsolenkorsett zu quetschen, hat leider nicht so gut geklappt. Während man am PC dank Maus und Tastatur immer die volle Kontrolle behält, müssen Konsoleros das Spiel häufig pausieren, um sich durch ein ringförmiges Fähigkeiten-Menü zu hangeln. Zwar dürft ihr bis zu sechs Skills auf Controller-Buttons legen, aber die reichen hinten und vorn nicht.
Wir vermissen auch die Zoom-Funktion, welche am PC für viel Übersicht sorgt und an den Klassiker „Baldur’s Gate“ erinnert. „Dragon Age: Origins“ wird ja von BioWare als spiritueller Nachfolger des tollen RPG verkauft. Aufgrund der fehlenden Perspektive seht ihr häufig nicht, was eure Party-Mitglieder gerade so treiben. Auf den leichteren Schwierigkeitsgraden ist das kein Problem, aber schon ab „Normal“ verrecken eure Freunde immer wieder ungesehen im Hintergrund.
Gutes Benehmen
Damit eure Truppe nicht ganz so oft im Abseits verendet, schneidert Ihr jedem Mitglied eigene Verhaltensmuster auf den Leib. Ihr befehlt dem Magier beispielsweise bei jedem Kampf erst eure Stats zu boosten. Eurem Tempelritter verklickert ihr wiederum, dass der Schutz eures Magiers Priorität hat. Der treue Kampfhund sollte immer direkt auf die schwächsten Feinde losgehen. Die Regel lautet: Wer schlau konfiguriert, muss seltener den letzten Spielstand laden.
Die Charaktere sind optisch ansprechend, die Animationen und Effekte ebenfalls gelungen. Die unterschiedlichen Schauplätze wirken hingegen ziemlich durchwachsen. Während die Siedlungen und Städte im Großen und Ganzen hübsch anzusehen sind, wirken die Dungeons, Ruinen und Wälder nach dem Baukastenprinzip zusammengestöpselt.
Im Zwergenreich Orzammar durchquert man zum Beispiel ein Höhlenlabyrinth, das an optischer Langeweile kaum zu toppen ist. Blöd ist auch, dass es häufiger zu Rucklern kommt, wenn auf dem Bildschirm mehr los ist.
Biowares Stärke
Dass man als Spieler trotzdem bei der Stange bleibt, ist Biowares hoher Erzählkunst und dem genialen Multiple Choice-System zu verdanken. Beispiel: Bei den Zwergen herrscht ein Streit um die Thron-Folge und ohne König gibt es auch keine Unterstützung bei der Bekämpfung der Dunklen Brut. Helft ihr dem Sohn des verstorbenen Monarchen an die Macht? Haltet ihr zur sympathischeren Opposition? Spielt ihr lieber beide Seiten gegeneinander aus?
Auch cool: Um euch den Beistand der Elfen zu sichern, sollt ihr deren kleines Werwolfproblem lösen. Eigentlich ganz einfach. Wenn ihr den Anführer der Bestien killt, dürfte der Fluch für immer verschwinden, nicht wahr? Vielleicht wollt ihr dem Fluch aber gar kein Ende setzen? Vielleicht pfeift ihr ja auf die Elfen, weil Werwölfe gegen die Dunkle Brut viel nützlicher wären?
Fast alles ist erlaubt
„Dragon Age“ steckt also voller Entscheidungen, die den Verlauf eures Abenteuers gravierend beeinflussen können. Ihr dürft lügen, morden und betrügen. Wie im echten Leben ist der tugendhafte Pfad nicht immer der einfachste. Erlaubt ist, was euch weiterbringt. Sogar eure eigenen Party-Mitglieder lassen sich auf extreme Weise manipulieren.
Wir brachten einen Kameraden durch fiese Sprüche dazu, mich zum Kampf auf Leben und Tod herauszufordern. Kann man noch tiefer sinken? Ja, kann man. Wir brachten eine alte Frau um die Ecke, um ihre Tochter ins Bett zu bekommen. Auch so ist das Game recht derb. Es wird nicht mit Blut gegeizt und Gegner können schon mal den Kopf verlieren.
Licht und Schatten sind zugegen
Die Stärken von „Dragon Age: Origins“ überwiegen ganz deutlich. Es gibt viele tolle Quests, noch mehr Lösungswege, geniale Charaktere, hervorragende Dialoge, einen klasse Spannungsbogen und massig Items zu entdecken. Die Jagd nach neuen Fähigkeiten und raren Waffen motiviert obendrein. Darüber hinaus ist die durchschnittliche Durchspielzeit mit etwa 40+ Stunden mehr als ordentlich bemessen und Download-Quests (kosten extra) gibt es zur Not auch.
Enttäuschend sind hingegen die größtenteils lieblosen Umgebungen, regelmäßige Ruckler und das nicht ganz so ausgereifte Steuerungskonzept, welches seine Schwächen vor allem in den Kämpfen offenbart.
Unser Systemcheck zum Ende: Technisch und spielerisch ist die PC-Version am ausgereiftesten. Die PS3-Version sieht wiederum hübscher aus, als die Xbox-360-Variante. Die Videosequenzen sind höher aufgelöst und die Texturen schärfer. Dafür ruckelt „Dragon Age“ auf Microsofts Konsole nicht so häufig.
System: Playstation 3
Vertrieb: EA
Entwickler: Bioware
Release: 19. November
USK: keine Jugendfreigabe
Kommentare
choise
20. November 2009 um 12:47 UhrSuper Review!
kenny252
20. November 2009 um 12:54 Uhrmmh, mal sehen ob es sich lohnt. erstmal aus der videothek holen.
TFX
20. November 2009 um 14:26 UhrWürde mich irgendwie schon reizen… aber ne, kommen noch soviele andere Spiele raus, die ich spielen muss…
onarutz
20. November 2009 um 14:42 UhrEcht gut gelungen der Review aber 8.0 Punkte…. Hätte nich erwartet dass es schlechter als Assassines Creed 2 abschneidet. Weiß nich ob ich mir eins der beidn Titel holen soll. Da kommen ja noch viele Toptitel, ausserdem waren da ja erst Uncharted und co.
Mz3
20. November 2009 um 14:51 UhrWer heut endlich mit dem Game anfangen!!
ruKe
20. November 2009 um 15:03 UhrHabs mir gestern direkt nach der Schule geholt und erstmal 9 Stunden gesuchtelt 😀
Ganz übler Zeitfresser aber unglaublich geiles Spiel.
purchaser
20. November 2009 um 15:40 UhrDie Edge vergibt 5,0, Eurogamer 6,0 und ihr 8,0 – das sind ordentliche Unterschiede. Irgendeiner liegt hier falsch.
pon_de_river
20. November 2009 um 16:16 Uhrdas spiel ist absolute spitze. habe es auf pc und würde es auch jeden für pc empfehlen, da die ps3 variante leider – wie oben beschrieben – nicht ganz so gut umgesetzt ist.
für den, der mi gothic, kotor, etc etwas anfangen ist dieses spiel genau das richtige.
PSN:Alfagun
20. November 2009 um 16:51 UhrHat jemand das game für die ps3 schon angezockt wie ist das????
Hansa Forever
20. November 2009 um 17:47 Uhrsuper test und ne superneue seite! richtig schön durchgestylt.
golgarta2905
20. November 2009 um 21:57 UhrKann ich nur jedem empfehlen der sich für Fantasy Interessiert.
Eine Welt wie Ferelden so etwas gibt es auf der PS3 nicht.
Ich finde die Kämpfe eigentlich gut,ihr könnt jeden Character eine
Position zu ordnen so das auch wenn der Zoom fehlt es immer
übersichtlich bleibt da man ja auch mit der L2 Taste jederzeit das
Game anhalten kann kommt da überhaupt keine Hektik auf.
Grafisch bieten sich auch oft Aussichten wo man ins schwärmen kommt.
Der Herr der Ringe läßt grüßen.
So viel besser sieht die PC Version auch nicht aus,das dank der
höheren Auflösungsvariationen es da eben ein wenig besser aussieht
ist ja wohl klar.
Fazit endlich haben wir auch auf der PS3 eine Rollenspielperle.
Kaufen wer ein Spiel mag das Euch verzaubern wird.
Nur wer kein sehr komplexes Spiel mag der lasse besser die
Finger davon.
Ilvaro
22. November 2009 um 15:18 UhrIch empfehle ganz klar die PS3 Version!
Ich hab jetzt ca. 15 Stunden Spielzeit: Die Zeit, die ich mit kämpfen verbracht hab, war geschätzte 1,5 Stunden! Der Rest ist lesen, Story anschauen/mitbestimmen, tratschen, Ausrüstung vergleichen, den Aufstieg organisieren, Taktiken planen und die Gegend erkunden: Das rechtfertigt in absolut keinster Weise, auch nur annähernd eine Vogelperspektiven-Kamera zu bedauern! Zumal alle anderen Helden vollkommen autonom agieren und das sogar ziemlich gut! Gut, möglich dass die Kämpfe größer/unüberichtlicher werden, aber das klappt sicher trotzdem ganz gut: Muss man ihnen halt andere, auf die Situation angepassten, Taktiken lehren!
Die Stärke des Games ist die Handlung mitzubestimmen, und das kommt auf der Couch einfach am Besten rüber! Wäre ich am PC gesessen hätt ich die „elendslangen“ Story-Passagen niemals so genießen können!
Die Grafik find ich total gut: Die Charaktere sehen fantastisch aus, und die sieht man ja am öftesten 😉 Die Landschaft find ich auch nicht schlecht, hätte mehr drinn sein können, aber nicht müssen! Gerade das erste Dorf (Lothering) das man betritt sieht echt gut aus und da gibts echt nix zu meckern…! Und die PC-Landschaft ist nicht wahnsinnig viel besser, wems also nur darauf ankommt! Ruckler gabs anfangs, als Ostagar mit der Kamera „überflogen“ wurde: Danach keinen einzigen mehr bemerkt!
Also ganz klare empfehlung für alle, die sich voll und ganz in eine Fantasy-Welt stürzen wollen, wie sie sie noch nie erlebt haben!
Satus
23. November 2009 um 08:03 UhrWenn ich mir die Bewertung von AC2 anschaue und vergleiche muss ich echt mal laut lachen….
redman_07
24. November 2009 um 11:08 Uhrvllt solltet ihr wie bei anderen seiten bei euren test noch ein userscore reinhauen das die leute wähöen können was sie meinen am besten so das man schauen kann was wie oft gewertet wurde damit so leut die nem spiel wie MW2 oder AC2 ne 1 geben auffallen 😉
MrPond
08. Dezember 2009 um 22:01 Uhralso ich finds super und 8 / 10 sehr treffend!