TEST: Yakuza 3 (inkl. Gameplay-Video)

Spannend und komplex – „Yakuza 3“ ist ein echter Geheimtipp aus dem Land der aufgehenden Sonne. Das finstere Gangster-Drama führt die Geschichte seiner hierzulande unterbewerteten Vorgänger meisterlich fort.

Zwischen knallharten Schlägereien, schrägen Charakteren und ausufernden Dialogen versteckt sich ein vielschichtiges Actionspiel, dass jeder ambitionierte PS3-Spieler einmal erlebt haben sollte.

WAS WIR COOL FINDEN

Erwachsenes Abenteuer
„Yakuza 3“ entführt euch in die japanische Unterwelt. Unversehens zieht es Kazuma Kiryu zurück in die Welt der Korruption, Ehre und Gewalt. Dabei wollte der Ex-Yakuza eigentlich ein beschauliches Leben als Betreiber eines Waisenhauses führen. Doch schon bald befindet er sich wieder mitten im kriminellen Geschehen und muss selbst die Fäuste sprechen lassen. Die Geschichte hinter „Yakuza 3“ ist komplex wie knallhart – so gefällt uns das!

Gewaltige Spielwelt
Bereits die ersten Spielminuten verwirrt Neueinsteiger in die Serie: Unzählige Personen werden wie selbstverständlich vorgestellt. Die Spielwelt von „Yakuza“ ist vielschichtig und wurde in den Vorgängern aufgebaut. Neueinsteiger sollten sich unbedingt die eingebauten Rückblick-Filmchen anschauen, um die Beziehungen der Figuren zu verstehen. Insgesamt aber ist „Yakuza 3“ ein Action-Drama mit starken Open-World-Einfluss.
Da prügelt ihr euch mit Gang-Bossen entlang der Hauptgeschichte herum oder amüsiert euch in Spielhallen beim Billard oder sogar auf dem Golfplatz. Die Spielwelt von „Yakuza 3“ ist riesig groß und bietet derart viele Facetten, dass es für zwei weitere Games reichen würde. Wer hier kleinlaut die Worte „Shen Mue“ in den Mund nimmt, liegt sicher nicht ganz falsch.

Gelungenes Kampfsystem
Auch in „Yakuza 3“ gilt das Recht des Stärkeren: Die Kämpfe sind dabei klasse spielbar. Da prügelt ihr die Gegner in hübsch animierten Kombos windelweich und erfreut euch an der gelungenen Steuerung. Habt ihr genug Schaden ausgeteilt, aktiviert ihr den Heat-Modus und fertigt die Schurken mit brachialen Manövern ab. Sämtliche Gegenstände in der Spielwelt können dabei benutzt werden – nett. Und natürlich rüstet ihr Kazumas Kampfeigenschaften mit Hilfe eines soliden RPG-Systems auf. Das Ganze wirkt wie aus einem Guss, auch wenn hier die Japan-typische Inszenierung sicherlich nicht jedermanns Geschmack sein wird.

Das Gesamtkunstwerk
Für viele ist „Yakuza 3“ ein „GTA IV“-Klon. Aber dieses Spiel ist deutlich mehr. Hier steht das komplexe Beziehungsgeflecht der Figuren und deren gemeinsame Geschichte im Vordergrund. Alle Aufgaben wurden absolut organisch in den Zusammenhang eingebunden. So wirkt selbst das Spielen mit den Waisenkindern – im Gegensatz zu „Heavy Rain“ – natürlich und in keinster Weise aufgesetzt. „Yakuza 3“ simuliert einen asiatischen Mikrokosmos – spannend, glaubhaft und technisch erstklassig.

WAS WIR DOOF FINDEN

Harter Schmöker
Die deutsche Version von „Yakuza 3“ setzt ausschließlich auf japanische Sprachausgabe mit englischen Untertiteln. Dies ist der Atmosphäre zuträglich, aber bei der Länge des Spiels ziemlich anstrengend. Doch die englischen Texte sind nicht der einzige Lesestoff. Die Dialoge wurden noch nicht einmal mit Sprachausgabe bedacht, sondern bestehen aus altbackenen Textkästen. Sorry Sega, diese Art der Präsentation ist im Jahr 2010 mehr als antiquiert. Ähnlich umfangreichen Spielen wie „Dragon Age: Origins“ oder „GTA IV“ gelingt es auch, seine Geschichte in Bild und Ton zu fassen.

Schwankende Grafikqualität
So pompös besonders die Zwischensequenzen und viele der Landschaften wirken, so stereotyp erscheinen immer wieder 08/15-Schläger und Normalo-Schurken. Alle Figuren die nicht im unmittelbaren Zusammenhang stehen, wirken lieblos und geradezu simpelst animiert. Da hampeln mehrere Figuren im gleich Rhythmus nebeneinander her und bewegen sich hakelig wie Roboter. Das Spiel hätte bessere verdient.

Gemächliches Tempo
Wir westlichen Spieler mögen es gerne schnell und hektisch – und das am besten von Anfang an. „Yakuza 3“ beginnt langsam und lässt sich viel Zeit, die Geschichte und die Beziehung zwischen den Figuren zu erzählen. Die Missionen sind anfangs simpel gehalten und passen scheinbar so gar nicht zum Ex-Yakuza Kazuma. Ungeduldige Spieler werden sich entweder durch die ersten Spielstunden hindurch quälen oder aufgeben. Wir hoffen, dass ihr durchhaltet … es lohnt sich.

Gekürzt, geschnitten und kastriert
Die westliche Fassung von “Yakuza 3″ bietet nicht alle Inhalte der japanischen Original-Fassung. Laut Sega wurden Inhalte entfernt, die keinen Sinn auf dem westlichen Markt machen würden.  Wir finden das überhaupt nicht lustig, da ein Stück Originalität verloren geht.
Die Entscheidung steht im Widerspruch zur bisherigen Release-Politik von Sega und ironischerweise zu „Yakuza 3“ selbst. Das Spiel wird hier in japanischer Sprache mit Untertiteln auf den Markt geworfen. Des Weiteren hat Sega in der Vergangenheit Japano-Spiele wie „Valkyria Chronicles“ hierzulande komplett veröffentlicht.

Folgende Inhalte fehlen:

Kapitel 3 und 4

• I Wanna Go to Tokyo pt. 1
• The Brewer’s Treasure
• Make the No. 1 Cabaret Club Girl!
• English Conversation Solicitor step 1
• English Conversation Solicitor step 2
• Love’s Cupid
• Love’s Cupid Continues
• Love’s Cupid Continues Again
• A Trip Before Marriage

Kapitel 5

• Manga Artist Debut (Mangaka Debut)
• The Runaway Phone Chat Girl (Terekura Iede Musume)
• I Wanna Go to Tokyo pt. 2
• Great Genius Showdown
• Is she talking about me…?
• Ayukawa Rina (kein Date möglich)

System: Playstation 3
Vertrieb: Sega
Entwickler: Amusement Vision
USK: ab 18 Jahren
Offizielle Homepage: www.sega.com/yakuza3