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TEST: Marvel vs. Capcom 3

play3 Review: TEST: Marvel vs. Capcom 3

8.5

Fastfood oder edles Sushi. Gemütliche Kutschfahrt oder rasender Ferrari. Zwei Herzen schlagen (sich) gar in Capcom’s Brust. „Street Fighter“ steht für methodische Schlachten. „Marvel vs. Capcom“ dagegen für reinrassigen Arcade-Spaß mit Effekt-Spektakel. Unter der Federführung von Ryota Niitsuma entstand nach beinahe zehn Jahren Wartezeit der dritte Teil des Lizenzen-Clashs. Ob das Spiel tatsächlich überzeugen kann oder wir den Prügler nach zehn Minuten mit Sehnscheidenentzüdung wieder in die Ecke gelegt haben? Das erfahrt ihr jetzt!

Was wir cool finden

Easy to learn, hard to master!

„Marvel vs. Capcom 3“ wirkt auf den ersten Blick ziemlich einfach. Einsteiger dürfen sich im Simpel-Modus austoben. Mit Hilfe der Schultertasten vollführt ihr ohne größere Fingerakrobatik flugs die schönsten Special-Moves und ergötzt euch an den fulminanten Effekten. Doch echte Experten wollen sich natürlich tiefer in die Prügel-Materie hinein graben.

Und das dürfen sie auch: Bereits bei der ersten Charakterauswahl legt ihr die Moves, die beim Charakterwechsel durchgeführt werden, fest. Das Kampfgeschehen selbst erscheint zunächst profan: Durch leichte und schwere Aktionen ladet ihr eure Special-Leiste auf. Entsprechend oft oder selten könnt ihr zu zerstörerischen Aktionen ansetzen. Ein wirkliches Angriffsmuster für Profis sind allerdings die Aerial-Moves.

Denn diese funktionieren nur mit äußerst geschickten Staccato-Fingern an Knöpfen und Sticks. Ihr drescht euren Gegner in die Luft und setzt sofort mit einer Kanonade aus schweren und leichten Aktionen nach. Echte Könner wechseln in der Luft mit einem ihrer zwei übrigen Spielfiguren oder lassen ihr Opfer noch einmal per „Undercut“ auf dem Boden empor prallen. Doch die Angegriffenen können sich durch geschicktes Blocken hier auch gegen die Attacken wehren. Überhaupt gibt es in „Marvel vs. Capcom 3“ mit dem richtigen Timing für jede Attacke den passenden Konter.

marvel_capcom3

Für noch mehr Tiefgang sorgt der so genannte X-Factor. Schaden splittet sich in „Marvel vs. Capcom 3“ in die Bereiche gelb und rot. Rotes Damage erholt sich, wenn ein Charakter auf der Bank sitzt. Habt ihr allerdings nur noch eine Figur übrig, aktiviert ihr den X-Factor und füllt so langsam den roten Balken wieder gelb auf. Zudem verursacht euer Prügelknabe mehr Schaden, ist widerstandsfähiger und schneller.

Tatsächlich macht es einen gewaltigen Unterschied, ob man lediglich wild auf die Tasten einprügelt oder koordiniert seine Attacken einsetzt. Aber genau deshalb funktioniert das Konzept hinter „Marvel vs. Capcom 3“ auch: Es ist ebenso für einen lustigen Zockabend mit Freunden geeignet, wie für Profi-Gamer mit Ambitionen.
Urteil: Sehr gut

Roster und Spielarten
Okay, „Marvel vs. Capcom 3“ umfasst nur noch 36 Helden. Das sind knapp 20 Spielfiguren weniger als beim Vorgänger. Aber trotzdem sollte sich niemand über zu wenig Auswahl beschweren, denn das Roster ist abwechslungsreich und ausgefeilt wie selten zuvor. Jeder Charakter steuert sich anders und besitzt seine individuellen Eigenheiten. Das bedeutet: Für jeden Kampf müsst ihr euch eine eigene Taktik überlegen. Schließlich steuert sich der Panzer-artige Hulk vollkommen anders als der wendige Ghosts’n’Goblins-Recke Arthur. Allein die Kombination eures Dreier-Teams und die sich daraus ergebenden Attacken bei Wechseln oder Combos zeigen, dass „Marvel vs. Capcom 3“ weit mehr ist, als nur ein bunter Knallbumm-Prügler.

In Sachen Spielmodi fährt „Marvel vs. Capcom 3“ dagegen die bewährte Kost auf. Solisten probieren sich zunächst im Trainingsmodus oder an einigen Herausforderungen. Der Arcade-Modus orientiert sich ebenfalls an den üblichen Standards, toppt diese aber mit monstermäßig großen wie spektakulären Endgegnern – klasse.
Urteil: Sehr gut

Marvel vs. Capcom Pic 03

Klasse Präsentation
„Marvel vs. Capcom 3“ benutzt eine weiter entwickelte Version der „Street Fighter IV“-Grafikengine. Kenner wissen also, was sie erwartet: 2D-Gameplay bei bunter Comic-Grafik und hübschen 3D-Hintergründe und -Special-Moves. „Marvel vs. Capcom 3“ fällt noch ein wenig quietschiger aus, als sein Capcom-Konkurrent. Gerade die Special-Moves – am besten im Trio-Angriff – blasen euch förmlich mit Lichteffekten und Explosionen aus dem Sessel.

Auch hier hat das Team von Niitsuma-San große Sorgfalt walten lassen: Die Bewegungen der Comic- und Gaming-Helden orientieren sich stark an den ihren Vorbildern. Ein Dante etwa lässt Revolver und Schwerter sprechen. Hulk dagegen klatscht seine Gegner lieber mit dem Ausruf „Hulk-Smash“ an die Wand. Plaudertaschen wie Spider-Man oder Wesker verspotten ihre Gegner auch allzu gerne mit einigen frechen Sprüchen. Ein wenig Kritik bekommt „Marvel vs. Capcom 3“ aber dennoch von uns: Die Abschlusssequenzen nach einem gewonnenen Kampf hätten durchaus opulenter ausfallen dürfen. Ein paar Comic-Standbilder sind im Vergleich zu der ansonsten so ausufernden Grafik dann doch ein bisschen zu wenig.
Urteil: Gut

Was wir weniger cool finden

Online-Kämpfereien
Der Online-Modus ist wohl normalste Bereich im ganzen Spiel. Unsere Test-Sessions liefen sehr geschmeidig und total frei von Lags ab. Neben Ranking Matches bestritten wir auch jede Menge wertungsfreie Fights. Eine Specator-Option gibt es nicht. Gerne hätten wir auch nach Gegnern mit entsprechenden Skills und gutem Ping gesucht – dieses Feature fehlt in „Marvel vs. Capcom 3“ ebenso.

Auch an die Opulenz und die Detailversessenheit des „Street Fighter IV“-Pendants kommt der von „Marvel vs. Capcom 3“-Online-Modus nicht ganz heran. Schön ist aber, dass man Rematches machen kann – eine Funktion, die wir wiederum in „SFIV“ vermisst haben. Auch die Lobby mit all ihren Features und Statistiken kommt zeitgemäß daher. Trotz der angebrachten Kritik gefiel uns alles in allem gefiel der Online Mode gut, Capcom liefert hier zwar kein Meisterstück aber dennoch ein durchdachtes System ab.
Urteil: gut

Marvel vs. Capcom Pic 04

Das Balancing
Es war schon das Problem des zweiten Teils – das Balancing. Die Charaktere in „Marvel vs. Capcom 3“ sind einfach derart verschieden, dass bei bestimmten Kombinationen die Spielbalance aus den Fugen gerät. Natürlich kann Viewtiful Joe den unglaublichen Hulk mit seinem Tempo aushebeln. Aber es genügen nur wenige Treffer des grünen Riesen und schon liegt der kleine Held im Staub. Gerade im Offline-Mehrspieler entfuhr uns mehrfach der Kommentar „Das ist doch unfair“. Kein Qualitätsurteil für ein Spiel. Glücklicherweise kommt trotzdem nur selten Frust auf. Schließlich hat man als „Verlierer“ die Möglichkeit, sein Team neu zu formieren und so eine neue Taktik anzuwenden.
Urteil: Ausreichend

System: PlayStation 3
Vertrieb: Capcom
Entwickler: Capcom
USK: ab 16 Jahren
Offizielle Homepage: http://www.capcom-europe.com

8.5

Wertung und Fazit

TEST: Marvel vs. Capcom 3

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