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TEST: Bulletstorm (plus 15 Minuten Gameplay-Video)

play3 Review: TEST: Bulletstorm (plus 15 Minuten Gameplay-Video)

7.5

Es ist die Woche der Ego-Shooter: Nach „Killzone 3“ steht nun „Bulletstorm“ Gewehr bei Fuß. People can fly haben ja bereits in den vergangenen Wochen große Töne gespuckt und die Konkurrenz verhöhnt. Können sie diesen Worten auch Taten folgen lassen? Besser: Ist „Bulletstorm“ mehr als nur ein Effektspektakel oder ist es tatsächlich ein wirklich guter Ego-Shooter?

Eine Bemerkung vorweg: Wir testen an dieser Stelle ausschließlich die von Electronic Arts zur Verfügung gestellte USK-Version. Das bedeutet: Die damit einher gehenden Schnitte gehen in die Wertung ein.

Was wir cool finden

Bunt, hübsch, laut
„Bulletstorm“ basiert auf der Unreal-Engine. Kein Wunder, dass uns hier ein grafischer Leckerbissen erwartet. Die Außenansichten sind einfach fantastisch: Weite Landschaften, bunte Farben, hübsche Gebäude. Die Areale sind – wie in vielen Shootern – äußerst geradlinig, dabei aber durchaus abwechslungsreich. People can fly greifen dank der variablen Physik-Technik immer wieder auf kreative Momente zurück. So kämpft ihr etwa in einem umgestürzten Glockenturm, der vollständig kollabiert, während ihr den Ausgang sucht. Zudem spielen die Entwickler immer wieder mit der unglaublichen Fernsicht und der Darstellung von Höhe: Bei einem waghalsigen Sprung von einem Staudamm wird manchem schwindelig werden. „Bulletstorm“ kreiert zweifellos einzigartige Momente, wie man sie sonst nur aus absolut abgedrehten Actionfilmen kennt.

Gegen das prunkvolle Set-Design wirken die Kämpfe geradezu „normal“. Die Gegner – zumeist eine Mischung aus Endzeit-Schurken und bemalten Mutanten – wurden hübsch animiert, allerdings fehlte es hier ein wenig an Variation. Diese wird allerdings durch die tolle Physik-Technik wieder ausgeglichen. Es ist einfach ein schöner Anblick, wenn ein halbes Dutzend Schurken nach einer Energiewelle durch die Luft fliegt. Leider bringt die Unreal-Engine auch einige Probleme mit sich: So stören hin und wieder aufpoppende Texturen und unscharfe Oberflächen den sehr positiven Gesamteindruck. Auch kleinere Ruckler und längere Ladezeiten haben wir entdecken können.

Akustisch kann sich „Bulletstorm“ hören lassen. Schreiende Schurken, ein dynamischer Soundtrack und die gelungene Sprachausgabe runden die insgesamt starke technische Umsetzung ab. Die deutsche Sprachversion ist dabei zwar ebenfalls in Ordnung, allerdings geht viel Wortwitz verloren.
Urteil: Gut

Humor mit Charakter
Okay, die Geschichte in „Bulletstorm“ ist alles andere als kreativ. Es dreht sich alles um Rache und Verrat. Spielfigur Grayson ist wütend auf General Sarrano. Trishka ebenso. Cyborg Ishi will eigentlich nur von dem Planeten runter. Und Sarrano mag eigentlich niemanden außer vielleicht sich selbst. Die Storyline bricht oftmals ein wenig mit dem spaßigen Gameplay und den flott-vulgären Onelinern zwischen den Charakteren. Der rote Faden wirkt dagegen geradezu profan und ernst – trotz einiger unterhaltsamer Seitenhiebe.

Die ebenfalls auf den Blu-Ray enthaltene englische Originalfassung von „Bulletstorm“ sprüht förmlich vor Witz. Das Spiel hatte unser Herz bereits nach wenigen Sekunden erobert, als sich Grayson und seine Crew-Kollegen im betrunkenen Kopf Mutterwitze um die Ohren warfen. Gerade die Kommentare im laufenden Spiel sind ausgesprochen unterhaltsam und phasenweise zum Schreien komisch. Zart besaitete Gemüter werden sich zwar bei der Ansammlung von Schimpfworten und Vulgarismen mit Grausen abwenden. Uns jedenfalls gefiel, dass sich „Bulletstorm“ nicht zu ernst nimmt.
Urteil: Gut

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Das Skill-Punkte-System
Wir erinnern uns an den Slogan „Kill with Skill“ – also „Töte mit Können“. Unter diesem Motto steht „Bulletstorm“. Hier dürft ihr eure Widersacher nicht nur umlegen, sondern erhaltet Geld für besonders formschöne Abschüsse. Dazu habt ihr vier Werkzeuge – eure Schusswaffe, Tritte und Slides, sowie die Leash-Energiepeitsche. Nun ist es an euch, diese Tools möglichst effektiv und blutrünstig mit der Umgebung zu kombinieren. Dabei sind der Kreativität buchstäblich keine Grenzen gesetzt. Tretet ihr euren Gegner einfach in den Abgrund, erhaltet ihr 50 Punkte und den Kommentar „Vertigo“. Schleudert ihr die Widersacher per Energie-Bombe in Innenräumen krachend unter die Decke, bekommt ihr 125 Punkte samt „Flyswatter“ – also „Fliegenklatsche“. Das Beste: Je mehr Kills ihr miteinander kombiniert, desto mehr Punkte und Boni erhaltet ihr natürlich auch. Sprengt ihr etwa einen explosiven Wurstwagen in die Luft und kickt anschließend die schwebenden Widersacher in Kakteen, prasseln unzählige Credits auf euer Konto.

Einen besonderen Höhepunkt stellen die Bossgegner von „Bulletstorm“ dar. Das Angebot reicht von kleinen Panzerschurken mit dicken Granatwerfer bis zum Godzilla-esquen Heggerton. Bringt ihr solche Biester zur Strecke, erntet ihr 500 oder sogar noch mehr Punkte.

Von den besagten Credits kauft ihr euch an Stationen Munition und Upgrades für den Leash und eure Waffen. Das System funktioniert gut und hält die Ballerorgie angenehm frisch. Denn gerade die Premium-Upgrades offenbaren immer wieder neue Tötungsvarianten. Leider ist das Arsenal mit acht Schießprügeln – ihr könnt lediglich drei auf einmal tragen – ein bisschen klein und auch die Navigation zwischen den Waffen ist leider alles andere als handlich.
Urteil: Gut

Der Echo-Modus
Obwohl recht simpel, hat uns der Echoes-Modus gefallen: Hier geht es einfach nur darum in kurzen Level-Abschnitten möglichst schnell, möglichst viele Punkte durch Skill-Kills zu erzielen. Euren Highscore könnt ihr anschließend hochladen und in einer internationalen Rangliste mit anderen Spielern vergleichen. Das Spielerlebnis selbst unterscheidet sich zwar kaum zum Singleplayer, insgesamt aber unterhält Echoes mit seiner kurzweiligen Jagd nach dem Highscore.
Urteil: Befriedigend

shotgunner

Was wir weniger cool finden

Durchschnittlicher Mehrspieler-Modus
An der Online-Front enttäuscht „Bulletstorm“ dagegen. Kein Koop-Modus, lediglich eine Spielvariante. In Anarchy wehrt ihr gemeinsam mit anderen Spielern eine Gegnerwelle nach der anderen ab. Die größte Neuerung zu diesen Arena-Kämpfen sind die Team-Skill-Kills. Zum Ende eines Matches müsst ihr im Team arbeiten und einen gemeinsamen Move vollführen. Etwa einen Gegner zusammen mit der Leash bearbeiten. Für Skill-Kills erhaltet ihr wie gewohnt Erfahrungspunkte, mit denen ihr euren Charakter aufleveln und ihm neue Waffen und Outfits besorgen könnt. Das Ganze ist zwar durchaus unterhaltsam, aber insgesamt für einen derart ambitionierten Shooter doch zu wenig.
Urteil: Ausreichend

Unnütze KI-Kollegen
Ihr seid in „Bulletstorm“ nie allein unterwegs. Anfangs habt ihr den mürrischen Cyborg Ishi an eure Seite. Später folgen noch Trishka und ein Kollege, den wir an dieser Stelle nicht verraten möchten. So hübsch es auch sein mag, gemeinsam zu ballern, so unnütz sind die Kameraden gleichzeitig auch. Sie feuern nur gelegentlich auf eure Gegner. Echte Treffer landen sie aber nur allzu selten. Wenn überhaupt, dann treten sie ihre Opfer lieber zu Boden oder in andere Objekte. Trotzdem macht es eigentlich – außer in den Zwischensequenzen und bei den witzigen Ingame-Dialogen – kaum einen Unterschied, ob ihr nun mit Ishi und Co. unterwegs seid oder eben nicht. Schließlich haben sie keine handfeste Funktion. Sie heilen euch nicht und geben euch nicht mal anständig Rückendeckung. Gelegentlich gelingt es ihnen noch nicht einmal, mit euch Schritt zu halten.
Urteil: Ausreichend

kickinass

Die Schere am Werk
Uns war bereits bei der Ankündigung von „Bulletstorm“ klar, dass ein solches Spiel nicht ohne Einschränkungen auf den deutschen Markt kommen würde. Und normalerweise haben wir kein Problem mit derlei Anpassungen. Schließlich machen Blut- und Splatterffekte noch lange kein gutes Spiel. Bei „Bulletstorm“ allerdings greifen die Veränderungen tief in das Gameplay ein und beeinflussen dadurch massiv den Spielspaß. Zunächst fehlt in der deutschen Fassung jegliche Darstellung von Blut, sowie jede weitere Präsentation von derberer Gewalt. Das wäre nicht weiter tragisch, würden Zwischensequenzen und Spiel nicht darunter leiden. Beim ersten Auftritt von Trishka etwa vermöbelt diese einen Crib-Mutanten. Das Schlimme ist nicht, dass in dieser brutalen Szene Blut fehlt, sondern, dass es auffällt. Einige Filmszenen enden sogar früher, noch bevor die richtig „schlimmen“ Szenen kommen.

In einer früheren Mission steuern wir einen riesigen Dinosaurier und ballern unsere Widersacher mit einem Bordgeschütz über den Haufen. Resultat: Die Gegner verschwinden einfach. Keine umher fliegenden Körper. Keine Alternativ-Effekte. Die Bursche lösen sich mit einem Fingerschnippen in Luft auf.

Das Skill-Kill-System leidet ebenfalls unter der „Beschneidung“. Einige Aktion fehlen schlichtwegs im Arsenal. Andere wirken albern. Etwa wenn wir eine Horde Gegner in den Rotor eines Helikopters schubsen und diese lediglich durch die Luft gewirbelt werden. Manche Trefferregionen des Körpermodell scheinen zudem außer Kraft gesetzt worden zu sein. Erledigte Gegner verschwinden dagegen oftmals bzw. werden vom Boden förmlich aufgesogen. Die Schnitte haben also deutlichen Einfluss auf das Gameplay und besonders auf die Atmosphäre. „Bulletstorm“ macht zwar dennoch Spaß, allerdings hatten wir immer wieder das Gefühl, etwas zu verpassen. Und das schmälert doch das Spielvergnügen deutlich!
Urteil: Ungenügend

System: PlayStation 3
Vertrieb: Electronic Arts
Entwickler: People can fly
USK: ab 18 Jahren
Offizielle Homepage: http://www.electronic-arts.de/spiele/bulletstorm

7.5

Wertung und Fazit

TEST: Bulletstorm (plus 15 Minuten Gameplay-Video)

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