Gretchen, Doktor Faust und Rapunzel – Die japanischen Entwickler Gamer’s Republic greifen für „Knight’s Contract“ tief in die deutsche Bücherkiste. Ob diese Kreativität alleine ausreicht, um das Hack’n’Slay zu einem ernsthaften Konkurrenten für „God of War 3“ zu machen? Das erfahrt ihr in unserem Test!
Was wir cool finden
Spaßiges Kampfsystem mit Zauberei
Als klassisches Hack’n’Slay macht „Knight’s Contract“ eine gute Figur. Dabei ist es nicht ganz so dynamisch wie „God of War 3“ oder „Devil may cry“. Es erinnert vom Spieltempo eher an „Darksiders“. Heinrich bringt dabei die Muskeln und eine überdimensionale Sense. Gretchen kloppt auf Tastendruck mit Zaubersprüchen dazwischen. Diese sind bedeutend mächtiger als Heinrichs Standard-Attacken. Ein Klick und schon wirft Gretchen eine Zauber-Bärenfalle aus oder spießt die Monster mit einer aus dem Boden schießenden Riesenstachel auf.
Heinrich auf der anderen Seite ist der harte Krieger mit der groben Kelle. Mit leichten, schweren Angriffen und Finishing-Moves. Die Steuerung funktioniert ordentlich und unterscheidet sich kaum von der Konkurrenz. Durch Tastenkombinationen führt ihr natürlich Kombos aus. Doch gerade die Zusammenstellung von Gretchens Magie und Heinrichs Kraft ist das, was positiv bei „Knight’s Contract“ hervor sticht. Nicht zuletzt, weil Gretchen sogar Heinrichs Waffen kurzzeitig buffen kann.
Geradezu nebenbei levelt ihr Gretchens Fähigkeiten mit Hilfe von Orbs auf. Das kommt uns irgend wie bekannt vor und funktioniert aber daher auch ganz gut. „Knight’s Contract“ ist spielerisch sicherlich kein Innovationswunder. Doch die pure Kampfsystem ist durchaus gelungen.
Urteil: Gut
Was wir weniger cool finden
Eine Geschichte zwischen Leid und Mitleid
Germanisten rollen sich bei der freien Interpretation des deutschen Literaturklassikers die Zehennägel hoch. Doktor Faust ist ein wahnsinniger Alchemist. Heinrich – eigentlich der Vorname von Goethes Faust – ein unsterblicher Henker. Und das arme Gretchen eine wiedergeborene Hexe. Puh, da haben sich die Japaner aber mal fröhlich an unserem Kulturgut bedient.
Doch daran wollen wir „Knight’s Contract“ gar nicht messen. Uns stört vielmehr das Charakterdesign, welches nur selten echte Freude aufkommen lässt. Gerade Heinrich ist kein Held. Er ist ein gebrochener Mann. Sein Körper schreit nach dem Tod. Und er wird nicht müde, jede Hexe darum anzubetteln, ihn endlich von seinem Leid zu erlösen. Auch der Pakt mit Gretchen entsteht ausschließlich aufgrund von Heinrichs Todessehnsucht. So sind die Hexe und der Ritter durch den Pakt aneinander gebunden – ähnlich wie die Helden von „Enslaved“.
So faszinierend die Geschichte zu Beginn noch sein mag, so wird sie über die Spielzeit nur als Ausrede benutzt, um das blutige Geschehen notdürftig bei einander zu halten. Ein wenig mehr Tiefe und echte Emotionalität hätte Story und Charaktere vielleicht auf die positive Seite unserer Wertung gebracht.
Urteil: Befriedigend
Technik, KI und Übersicht
„Knight’s Contract“ hat viele unbearbeitete Baustellen. Besonders grafisch kann das Actionspiel lange nicht mit Genre-Primus „God of War 3“ mithalten. Das Monsterdesign ist zwar nicht hässlich, aber insgesamt doch zu altbacken und zu gewöhnlich. Gerade die Umgebungsgrafik lässt oft zu wünschen übrig. Wiederkehrende Texturen und unscharfe Oberflächen stören den Gesamteindruck ebenso wie die fehlende Interaktivität mit Objekten selbst. Die Levels wirken oftmals einfach langweilig, egal wie sehr sich die Entwickler an der deutschen Baukunst orientiert haben.
Die nächste Haltestelle ist die Gegner-KI. Kleinere Gegner fordern uns regelrecht zum Zuschlagen auf. Sie wehren sich nicht. Sie weichen nicht aus. Sie sind bloßes Kanonenfutter der öden Sorte. Selbst die Bosse erweisen sich zumeist eher als Geduldsprobe, denn als echte Herausforderung. Denn die finalen und zugegebenermaßen nett inszenierten Finishing-Moves werden mit Quick-Time-Events eingeleitet. Selten war die Button-Abfrage derart unpräzise und die Zeitfenster so unberechenbar. Das ständige Wiederholen der selben Aktionen ist die logische frustrierende Folge.
Zu allem Überfluss leidet das Spiel während der Kämpfe auch noch unter Übersichtsproblemen. Gerade in Innenräumen zoomt die Kamera gerne zu dicht heran, sodass ihr bis auf Heinrich und seine Riesensense nicht mehr viel erkennen könnt. Wenn dann noch Gretchen schreit, ist das Chaos nahezu perfekt.
Urteil: Ausreichend
Dumme, nervige Hexe
„Knight’s Contract“ entpuppt sich als eine rund zehn Stunden andauernde Escort-Mission. Hexe Gretchen ist zwar nicht wehrlos, aber derart verpeilt, dass sie nicht einmal den Weg aus ihrem eigenen Kleiderschrank finden würde. Heinrich ist zwar unverwundbar, sein Körper ist allerdings trotzdem angreifbar. Nach einigen Attacken bricht er in sich zusammen. Wird er kniend dann noch einmal von einem der Monster erwischt, zerreißt es ihn in seine Einzelteile. Wenn das nicht motiviert. Durch kräftiges Hämmern auf die X-Taste setzen wir ihn aber wieder zusammen.
Doch gerade in dieser Zeit läuft Gretchen bevorzugt Amok und rennt Mutanten-Rittern und Zombies direkt ins Schwert. Anstatt einfach das Weite zu suchen. Auch bei Bosskämpfen steht die Gute lieber blöde im Weg rum, als sich vor Monstern in Sicherheit zu bringen. Sie schafft es noch nicht einmal mit Heinrich einigermaßen Schritt zu halten. Bei den zuweilen langen Fußmärschen ertönt immer wieder ein verzweifeltes „Heinrich“, das uns zum Warten zwingt.
Und als ob diese Gameplay-Macken nicht schon schwerwiegend genug wären, können wir Heinrich und Gretchen nur heilen, indem wir die Hexe auf den Arm nehmen. Stellt euch einen dramatischen Endkampf mit einem riesigen Feuer-Streitwagen vor und der Held läuft im Kreis mit seiner Freundin auf dem Arm, damit sich der Energiebalken wieder füllt. Diese Art der Regeneration ist der Atmosphäre alles andere als zuträglich.
Alles in allem verkommen fast alle Mission schnell zur Arbeit. Dadurch rückt der Spaß an den ordentlich spielbaren Kämpfen und der soliden Kombos rasch in den Hintergrund. „Knight’s Contract“ ist über weite Strecken einfach eine mühsame Angelegenheit.
Urteil: Ungenügend
System: PlayStation 3
Vertrieb: Namco-Bandai
Entwickler: Gamer’s Republic
USK: ab 18 Jahren
Release: erhältlich
Offizielle Homepage: http://www.namcobandaigames.com/
Kommentare
sarcos
28. Februar 2011 um 16:17 UhrSchade, schade – der Trend setzt sich fort: die Japaner kriegen kaum noch anständige Spiele hin. Zu PS2-Zeiten war das mal ganz anders.
Wisst Ihr noch?
Powerqualle
28. Februar 2011 um 16:20 Uhr@sarcos
Sehe ich zwar nicht so, aber jedem das Seine. 😉
Dennoch, danke für den Test, Play3. Wollte mir das Spiel schon zulegen, aber jetzt warte ich wohl, bis es irgendwo für’n Zwanni zu haben ist.
Krimi
28. Februar 2011 um 16:25 UhrOh man…-.-
Valimar
28. Februar 2011 um 16:29 UhrAus Japan bezieh ich nur noch die richtigen Japano-RPGs alla Disgaea, Cross Edge und co.
Alle anderen Spiele sind leider ganz schön gefallen, da stimme ich zu.
Selbst Final Fantasy (ja FF XIII war schön, aber einfach net annähernd so gut, wie sies schon früher geschafft haben und das wird wohl bei FF XIII-2 net besser werden bei einem Jahr Entwicklungszeit) wird ein Durchschnittsrollenspiel und verliert seine Exclusivität, mal von der Multiplattformität abgesehen.
Das waren noch Zeiten damals……
redman_07
28. Februar 2011 um 16:31 Uhrer hat doch recht, japanische spiele sind meist nur mittelmäßig, das letzte gute was mir einfällt ist Yakuza 3, FF13 war für das was es vorher war einfach nur schlecht
d-fault
28. Februar 2011 um 16:31 UhrSchade, hatte mir deutlich mehr von dem Game erhofft…
Romeo
28. Februar 2011 um 16:33 UhrWow, hatte schon vor einiger Zeit etwas über dieses Game gelesen, hatte mich aber nicht so sehr interessiert. Aber dieser Trailer sieht gar nicht mal so schlecht aus.
Dennoch brauche ich nicht noch ein Spiel, was mir den letzten Nerv raubt (hatte schon in letzter Zeit zu viel davon: WET, Alpha Protocol, Assassins Creed 2 usw.)
DarkRyuHayabusa
28. Februar 2011 um 16:36 Uhr4.5 von 10 hätte ich auch gegeben das Spiel ist echt schlecht auch wenn es auf den ersten blick nicht so aussehen mag.
Bandai Namco ist eifach nur lecherlich bringen keine Tales of…. nach USA und EU aber so schlechte Spiele bringen die gerne hier her.
Und auf das neue Gundam von Banpresto brauchen wir auch nicht zu hoffen.
Tarorist
28. Februar 2011 um 17:02 Uhrhmmm..ne knallharte wertung…dachte das wird was…
@all:
japaner machen die besten games…nicht so viel quatsch labern…..
rohbier
28. Februar 2011 um 17:11 Uhroh man… hätte echt gehofft, dass es n gutes game wird.
schade drum
Romeo
28. Februar 2011 um 17:30 Uhr@Tarorist
Bei solchen Spielen wie Demons Souls gebe ich dir zu 100% Recht.
Laider sind aber nicht alle Japan-Games so erstklassig wie Demons Souls.
Romeo
28. Februar 2011 um 17:32 UhrOh Gott, „lAider“! Was ist nur heute los mit mir? 🙂
Shakedallic
28. Februar 2011 um 17:42 Uhrkann den test nicht wirklich nachvollziehen aber ist halt geschmackssache!
Also ich find das Game eigentlich ganz OK! Hätte ne 7.0 gegeben!
Meko187
28. Februar 2011 um 18:11 Uhrfinde das game auch gut aber was echt nervt ist die alte imemr auf dem rücken zu packen und rennen rennen rennen das würde hier gut erklährt stellt euch vor eich stretiwagen kommt auf euch zu und ihr müsst solange wegrennen bis die energie wieder voll ist frust pur
Orochi-Zero
28. Februar 2011 um 19:35 UhrUnd ich dachte, das Game wird richtig geil. Habe schon bei Gameone den Videotest gesehen und das Spiel ist aktuell sein Geld nicht wert.
Ich warte, bis es auch nur noch 15 EUR kostet.
K4m1
28. Februar 2011 um 21:28 Uhr@ sarcos & rest:
Stimme 100% zu, vor 5-10 Jahren kamen die besten Games noch aus Japan aber das ist heute anders. Irgendwie sind die jap. Entwickler nicht in der „aktuellen“ Generation angekommen, die Games aus Fernost sind überwiegend mittelmäßig bis schlecht. Quantum Theory und Trinity: Souls of Zill O’ll um weitere Beispiele zu nennen.
Bei Knights Contract hat mans aber wirklich kommen sehen. Beim Entwickler-Team Game Republic musste ich schon die Nase rümpfen, die haben nämlich auch Genji 2 verbrochen.
Magatama
01. März 2011 um 10:43 UhrWas das Problem zu sein scheint, ist die Einschätzung der Japaner, was wir Westler toll finden. In der Tat lässt Namco Bandai sehr geile Spiele wie Tales of Vesperia in Japan versauern und schüttet uns diesen unmotivierten Schnetzel-Brei hin. Wahrscheinlich schmeissen sie uns erstens mit den Amis in einen Topf und denken, dass nur noch Gewalt zieht, außerdem trauen sie uns anscheinend nicht zu, Gefallen an dem etwas Abgedrehten zu haben. Vielleicht verständlich bei dem Erfolg von Modern Warfare und den anderen hirnlosen Baller-Klonen. Aber sauschade für die Spieler, die gerne auch die guten Japan-Spiele zocken würden.