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ANGESPIELT: L.A. Noire

Manche Spiele brauchen eine Reifezeit wie ein guter Wein: Bereits 2003 geisterten Gerüchte über ein Krimispiel von „Getaway“-Schöpfer Brendan McNamara durch die Presse. Doch bis auf einen kurzen Emotion-Trailer gab es bis 2007 kein handfestes Material.

Erst durch die Übernahme durch Rockstar bekam „L.A. Noire“ endlich Konturen. In den vergangenen Jahren machte das finstere Krimispiel große Fortschritt und erscheint Mitte Mai endlich für Playstation 3. Wir spielten bei Rockstar in München erstmals eine Mission komplett durch!

Job mit Aufstiegschancen
1947. Die Welt ist im Umbruch. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehren viele junge Soldaten in eine veränderte Heimat zurück. Einer von ihnen ist Cole Phelps. Der junge Mann ist geprägt von der Gräueltaten des Krieges. Er will etwas Gutes tun, will der Gesellschaft etwas zurück geben. Daher zieht es ihn zur Polizei.

Cole durchläuft in der Geschichte von „L.A. Noire“ eine ganze Bullenkarriere. Er beginnt beim Streifendienst, arbeitet sich dann langsam nach oben. Dabei ermittelt er in Fällen für die Sitte, das Drogen- oder das Morddezernat. Hier begrüßt ihn sein neue Vorgesetzter Donelly auch mit den süffisanten Worten: „Willkommen im Team, Junge. Du hast es geschafft.“ Und weist ihm seinem neuen Kollegen Rusty Galloway zu. Der erfahrene Cop hat offensichtlich keine Lust auf einen neuen Partner und staucht den Neuankömmling direkt mit einigen harschen Sprüchen zusammen.

Den roten Faden für die chronologisch ablaufenden Missionen bildet der reale Mordfall „Black Dahlia“. In dieser ungelösten Tat wurde die junge Frau Elizabeth Short am 15. Januar 1947 Opfer eines bestialischen Verbrechens. Der bis heute nicht gefundene Täter zerstückelte Short und ließ sie nackt außerhalb einer verlassenen Siedlung zurück. Auf diese Geschichte nehmen die Dialoge in „L.A. Noire“ immer wieder Bezug und die Suche nach dem so genannten „Werwolf-Killer“ ist die oberste Aufgabe in dem Krimi-Game.

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Ermittlungen am Tatort
Unser Auftrag hört auf den Titel „The Silk-Stocking-Murder“ – also „Der Seidenstrumpfmörder“ – und wird formschön mit einem nostalgischen schwarz-weiß Zusammenschnitt eingeleitet. Als wir den Tatort betreten, bietet sich uns ein Bild des Grauens: Eine junge Frau liegt Blut überströmt am Boden. Der Schädel wurde mit einem schweren, stumpfen Gegenstand eingeschlagen. Auf ihrem nackten Körper stehen die Worte „Kiss the blood, BD“.

Wir untersuchen die Umgebung nach Beweisstücken und Indizien. Jedes Mal, wenn wir über ein Objekt stolpern, erklingt ein kurzes Pianoklimpern und das Gamepad vibriert. Beim Inspizieren der Leiche begutachten wir ihren Kopf und die Hände. Mit dem rechten Analogstock drehen wir die ausgewählten Regionen und entdecken, dass der Ehering roh von der rechten Hand abgerissen wurde. Wir schlendern den Tatort entlang und entdecken neben etlichem Müll eine Spur aus Blut. Der Killer spielt offensichtlich mit der Polizei. Wie bei einer Schnitzeljagd folgen wir dem roten Pfad auf das Dach eines nahe gelegenen Hauses. Hier liegt die Handtasche und darin befindet sich u.a. die vollständige Adresse des Opfers. Zudem lagert hier auch das Handwerkszeug des Mörders: ein Eimer mit Blut und ein Pinsel. Ekelig!

Die Ermittlungsarbeiten erinnern stark an klassische Adventures oder die Rätselpassagen aus „Heavy Rain“. Das Absuchen ist wenig aufregend, aber die Atmosphäre authentisch. Stecken wir einmal fest, befragen wir unsere Kollegen oder Galloway ruft uns zum nächsten Fundstück. Alle wichtigen Indizien trägt Phelps schließlich in seinen Block ein. Abhängig davon, wie genau wir den Tatort untersuchen, haben wir in Verhören deutlich bessere Argumente, erhalten aber bei Abschluss eines Falls auch eine bessere Bewertung. Übrigens könnt ihr die Hilfefunktionen – also das Rumblen und die Klaviereinspieler – auch ausschalten. Dadurch wird die Spurensuche ein wenig realistischer.

Reine Verhandlungssache
So nimmt der Fall langsam Fahrt auf und wir setzen uns ins Oldsmobile, um zur Vermieterin des Opfers zu düsen. „L.A. Noire“ bietet zwar eine offene Spielwelt, ist aber kein Sandbox-Game wie „GTA IV“. Die Stadt ist lediglich der Schauplatz, nicht aber eine Spielwiese mit hunderten von Nebenaufgaben. Aber: Ihr könnt Missionen auch unterbrechen, um nach Denkmälern zu suchen oder per Funk übermittelte Fälle zu lösen. Diese Sidequests scheinen aber eher ein netter Kompromiss, denn ein dauerhafter Zeitvertreib zu sein. Die Fahrphysik ist derweil recht gelungen, auch wenn die Boliden sehr direkt auf Lenkmanöver reagieren. Bei Crashes nimmt die Karosserie Schaden, Objekte wie Laternen oder Parkuhren sind ebenfalls zerstörbar. Für das Überfahren von Fußgängern gibt es Punktabzug. Schließlich ist Phelps einer von den Guten.

Bei der alten Miss Lapenti angekommen, zeigt „L.A. Noire“ seine ganze Stärke. Denn die Dialoge und die Verhöre sind dank mit MotionScan aufgenommenen Gesichtsanimationen unglaublich gut gelungen. In Gesprächen müsst ihr anhand der Mimik und Gestik der Figuren erkennen, ob diese lügen oder die Wahrheit sagen. Die gute Frau Lapenti etwa weicht unseren Blick bei der Frage nach Unruhe im Haus immer wieder aus und verzieht dabei die Augen. Zu dumm, dass wir zuvor ein eingeschlagenes Fenster entdeckt haben. Bei den Dialogen haben wir stets drei Antwortmöglichkeiten: Wahrheit, Zweifel oder Lüge. Wir bezichtigen Ms. Lapenti der Lüge und untermauern dies mit einem Argument aus dem Notizbuch. Hätten wir zuvor nicht das Fenster untersucht, würde Lapenti nun das Gespräch abbrechen. Das heißt: Wir müssen unsere Vermutungen stets mit Fakten untermauern – eine clevere Gameplay-Idee.

Der Menüpunkt „Zweifel“ dagegen ist eher eine Art Bauchgefühl. Phelps bohrt dann noch einmal nach, ohne stichhaltige Beweise zu haben. Abhängig davon, wie oft wir mit unseren Antworten richtig liegen, erhalten wir Erfahrungspunkte. Mit jedem Levelaufstieg bekommen wir Intuitionspunkte hinzu. Wie beim 50/50-Joker können wir nun eine Antwort ausschließen und so das Risiko in unklaren Situationen minimieren. In unserem Fall stellt sich heraus, dass das Opfer immer wieder Streit mit ihrem Latino-Ehemann Angel hatte.

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Raue Zeiten
Wir düsen also zu Angels Apartment und geraten sogleich in eine handfeste Schlägerei. Durch das Halten der Quadrattaste weichen wir aus und verpassen dem Gauner mit X eigene Schwinger. Nach einigen Treffern legen wir ihn durch einen Druck auf den Kreis-Button formschön schlafen. „L.A. Noire“ ist weit mehr als nur eine spannende Geschichte, Spurensuche und Verhöre. Denn immer wieder lockern Actioneinlagen die Missionen auf: Im Verlauf von „Der Seidenstrumpfmörder“ etwa machen den Täter – den wir natürlich nicht verraten – in einer kurzen Verfolgungsjagd dingfest. Während wir das Fahrzeug steuern, ballert Galloway aus dem Fenster.

Wie uns die Rockstar-Leute berichten, werden auch handfeste Schießereien ihren Weg in das Spiel finden. Ein Deckungssystem , ähnlich zu dem von „Grand Theft Auto“, soll den Kämpfen Tiefgang verleihen. So kann Phelps auch blind über die Deckung hinweg schießen. Mal sehen, wie sich diese Passagen tatsächlich spielen.

System: PlayStation 3
Vertrieb: Rockstar
Entwickler: Team Bondi
USK: tba
Release: 20.05.2011
Offizielle Homepage: http://www.rockstargames.com/lanoire/

Einschätzung: sehr gut

„L.A. Noire“ ist ein etwas anderes Spiel. Leise, atmosphärisch und erwachsen. Bereits in unserer kurzen Session konnten wir spüren, wie viel Mühe Team Bondi in sein Artdesign und in die Charaktere gesteckt haben. Gerade die Mimik der Figuren stellt alles Dagewesene in den Schatten. Da verziehen sich kleinste Muskeln, Adern treten bei Aufregung hervor und Augen rollen. Doch trotz aller Begeisterung über das „seriöse“ Gameplay, sind wir doch gespannt, wie sich gerade die Spurensuche über die mehr als 20 Missionen entwickelt. Denn tatsächlich wirkte dieser Teil der Missionen ein wenig langatmig – trotz guter Atmosphäre und Hilfefunktionen. Dennoch ist „L.A. Noire“ sicherlich ein Spiel, das gerade Freunde innovativer Ideen und außergewöhnlicher Szenarien anspricht. Es besitzt bereits jetzt eine unglaubliche Stimmung, die es hoffentlich über die gesamte Spielzeit hinweg beibehält. Denn dann könnte „L.A. Noire“ ein wirklich spannendes Krimiabenteuer für Erwachsene werden.

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Kommentare

TROUBLEMAKERXXX

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22. März 2011 um 07:20 Uhr
lil_chuckie

lil_chuckie

22. März 2011 um 10:14 Uhr
CloudStrife

CloudStrife

22. März 2011 um 21:53 Uhr
Malekith24

Malekith24

30. März 2011 um 16:20 Uhr