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TEST: L.A. Noire (plus Gameplay-Videos)

play3 Review: TEST: L.A. Noire (plus Gameplay-Videos)

8.5

Cole Phelbs. Er ist der neue Held des Los Angeles‘ Police Department. Ihm wurde der Silver Star für seine verdienstvollen Taten im Zweiten Weltkrieg verliehen. Jetzt will er der Stadt etwas zurück geben. Will L.A. zu einem besseren Ort machen. Doch was ihn in „L.A. Noire“ erwartet, sind die Untiefen der menschlichen Psyche. Die grausigen Grenzen des Vorstellbaren.

Team Bondi schickt euch in „L.A. Noire“ auf die Suche nach dem Black-Dhalia-Mörder. Der Werwolf von Los Angeles hinterlässt eine blutige Spur toter Frauen, die auf das Entsetzlichste von ihm entstellt wurden. „L.A. Noire“ ist kein Spiel für zarte Gemüter und ist dennoch etwas Besonderes. Denn selten wurde auf der Klaviatur der Gefühle derart virtuos gespielt wie in „L.A. Noire“.

Was wir cool finden

Stadt der Extreme
Wieder einmal fängt uns ein Rockstar-Spiel in einem kleinen virtuellen Universum ein. „L.A. Noire“ erschafft ein glaubwürdiges und in sich stimmiges Gesamtkunstwerk einer Großstadt der fünfziger Jahre. Nach dem Zweiten Weltkrieg scheint hier alles im Umbruch – Architektur, Moral und das Leben im Allgemeinen. Hier leben Arm und Reich neben einander her. Drogendeals, Gewalt und exzessiver Alkoholkonsum gehören quasi zum Alltag. Team Bondi hat ganze Arbeit geleistet, um eben diese Extreme auch ausreichend in Bild und Ton einzufangen.

Atmosphärisch ist „L.A. Noire“ sicherlich eines der packendsten Spiele der vergangenen Monate. Das liegt nicht zuletzt an dem brillanten Soundtrack. Kaum steigen wir ins Auto, rauschen uns Swing- und Jazz-Melodien um die Ohren. Was würde besser passen?
Urteil: Sehr gut

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Wie aus dem Gesicht geschnitten
Sind wir hier in einem Videospiel oder in einem echten Krimi? Das haben wir uns immer wieder gefragt. Denn gerade die Gesichtsanimation von „L.A. Noire“ sind einfach atemberaubend. Nie wurden Mimik und Emotionen derart realistisch und glaubwürdig dargestellt. Bei Wutausbrüchen sehen wir, wie bei den Figuren Adern am Hals hervortreten. Trauer und Schmerz spüren wir förmlich durch die Scheibe unseres Plasma-Fernsehers hindurch.

So erscheinen die Figuren menschlicher und dadurch glaubwürdiger als in den meisten anderen Spielen. Unterstützt wird dieser Eindruck durch die brillante englische Sprachausgabe. Eine deutsche Tonspur gibt es nicht. Leider werden einige Spieler auf die passablen Untertitel zurück greifen müssen. Die Sprachausgabe ist allerdings derart gelungen und lippensynchron, dass eine deutsche Version wahrscheinlich ohnehin eine herbe Enttäuschung geworden wäre.
Urteil: Sehr gut

Figuren mit Geschichte
„L.A. Noire“ kreiert im Spielverlauf einige denkwürdige Figuren und zeichnet dabei ein tolles Bild der amerikanischen Gesellschaft der fünfziger Jahre. Da treffen in Dialogen politische Meinungen aufeinander. Rassenkonflikte werden ohne Scheu thematisiert. Und auch heiße Eisen wie häusliche Gewalt, Alkoholismus und Pädophilie werden auf harte und nicht gekünstelte Weise angesprochen. Die Charaktere wirken lebendig und greifbar. Sie erzeugen augenblicklich Emotionen und bestärken diese noch durch schonungslose Ehrlichkeit. Jede Spielfigur besitzt ihre eigene Geschichte und einen Hintergrund, der in wenigen prägnanten Sätzen oder Filmausschnitten dargestellt wird. Genau diese Art der Charakterdarstellung erwarten wir von einem modernen Videospiel.
Urteil: Sehr gut

Rätseln, raten, richtig liegen
Wie ihr spätestens dem Kritikpunkt „Another day, another dollar“ entnehmen werdet, beginnt ein Gros der Missionen nahezu identisch. Ihr sucht am Tatort nach Indizien, sprecht mit Zeugen und Verdächtigen. Was anfangs träge und so gar nicht spannend beginnt, entwickelt sich in jedem Fall zu einem kleinen, eigenständigen Krimi. Denn sobald ihr die ersten Fakten kennt, arbeiten bereits die Rädchen im Kopf: Wie passen Täter und Opfer zusammen? Was könnte das Motiv sein? Welche Beweise benötige ich noch, um die Übeltäter zu überführen?

Die Aufträge gewinnen so rasch an Fahrt und erzeugen eine Eigendynamik, die wiederum für eine gehörige Portion Motivation sorgt. Gerade die Verhöre werden dabei zur nervlichen Zerreißprobe. Hier greift ihr an entscheidender Stelle ein und stellt die Antworten eures Gegenübers in Frage. Bezichtigt ihr jemanden der Lüge, müsst ihr diese Anschuldigung aber mit einem handfesten Argument aus eurem Notizbuch bekräftigen können. Andernfalls schmettert der Verdächtige eure Argumente gnadenlos ab.

Leider ist das Verhörsystem nicht so flexibel, wie wir es uns gewünscht hätten. Es gibt für die meisten Fragen lediglich eine richtige Antwort. Diese zu finden, ist aufgrund offener Formulierungen und unklarer Notizen nicht immer leicht. Eine falsche Antwort kostet zwar nicht den Fall, wohl aber Erfahrungspunkte.

Für jeden Aufstieg erhaltet ihr Intuitionspunkte – die „Wer wird Millionär“-Joker von „L.A. Noire“. Im Gespräch streicht ihr einfach eine falsche Antwort weg oder deckt zu Beginn einer Untersuchung alle Objekte am Tatort auf. Leider spielt das Intuitionssystem irgendwann kaum mehr eine Rolle. Es ist eben da, ist aber lange nicht so wichtig, wie es Rockstar propagiert hat. Wer bei Untersuchungen und Dialogen nur halbwegs aufpasst, wird die Hilfe daher kaum benötigen.
Urteil: Gut

Ein Hauch von Action
Wir sagen es gleich: In „L.A. Noire“ geht es leise zu. Hier wird nur selten geballert. Aber wenn, dann ähnlich störrisch wie in „Red Dead Redemption“. Das Deckungssystem mit der R1-Taste funktioniert zwar, ist aber insgesamt ein wenig träge. Die übrige Steuerung der Actionsequenzen funktioniert dagegen recht ordentlich. Das Handling der Fahrzeuge erweist sich dagegen als gewöhnungsbedürftig. Die Boliden reagieren sehr sensibel auf Bewegungen und fühlen sich daher ein wenig zu leicht an. Wir hätten gerade bei den schweren Old-Mobiles mehr spürbares Gewicht erwartet. Trotzdem: Nach einigen Kilometern habt ihr euch auch daran gewöhnt.

Erwartet keine abgedrehten Überraschungen. Das Hinaufklettern von Häusern und gelegentliche Schlägereien sind das Höchste der Gefühle. Wer möchte, kann die Actionpassagen sogar komplett ausschalten und sich ganz auf die Detektivarbeit konzentrieren.
Urteil: Befriedigend

Was wir weniger cool finden

Open-World light
Wir haben es von den PR-Kollegen von Rockstar oft genug gehört: „L.A. Noire“ will kein neues „GTA“ sein. Und trotzdem muss es sich den einen oder anderen Vergleich gefallen lassen. Schließlich bietet auch „L.A. Noire“ eine riesige frei befahrbare Großstadt. Doch das Leben tobt hier leider nicht. Zwar flanieren auf den Bürgersteigen Menschen und auch der zivile Verkehr fließt vor sich hin, doch echter Trubel sieht anders es.

Die Stadt ist eine Art Kulisse, die zur Inszenierung der Atmosphäre und der Missionen dient. Da wundert es auch nicht, dass ihr kaum außerplanmäßige Aktivitäten starten dürft. In 50 Straßenmissionen etwa nehmt ihr kleinere Kriminelle in Verfolgungsjagden und Schießereien fest. Hier ist das Gameplay deutlich actionreicher, entfallen doch die Untersuchungen des Tatorts. Stattdessen jagt ihr gesuchte Verbrecher und Räuber jeglicher Art.

Daneben könnt ihr nur noch nach 30 Wahrzeichen der Stadt suchen und durch die Straßen cruisen. Das ist zwar insgesamt recht nett, aber wir hätten uns gewünscht, dass wir auch außerhalb des Dienstplans ein wenig die City unsicher machen dürfen. Zu eurer Beruhigung: „L.A. Noire“ ist trotzdem kein Quickie. Allein die Hauptgeschichte nimmt rund 20 Stunden in Anspruch.
Urteil: Befriedigend

Another day, another dollar
Die wohl größte Schwäche von „L.A. Noire“ ist die mangelnde Abwechslung. Spätestens nach der Hälfte der insgesamt 21 Einsätze wiederholen sich die Abläufe merklich: Wir holen uns den Job im Revier ab und fahren zum Tatort. Dort sprechen wir mit dem Gerichtsmediziner und schauen uns anschließend um. Gerade die Untersuchung des Schauplatzes ist oftmals enorm mühsam, da einige Objekte geradezu winzig klein sind.

Häufig verließen wir uns auf die akustischen Hilfezeichen, die leise aber doch deutlich auf potenzielle Indizien hinweisen. An einigen Stellen haben wir uns dabei ertappt, wie wir uns blind auf die Klavier-Tipps verlassen haben. Die Suchaktionen sind daher ein eher notwendiges Übel, denn spannende Detektivarbeit. Gelegentlich kommt man sich sogar wie ein Müllmann in Uniform vor. Zumindest dann, wenn man im Spiel zum zehnten Mal Zigarettenstummel oder schmutzige Kaffeetassen untersucht.

Doch nicht nur die Untersuchungen spielen sich recht monoton. Auch die Fälle selbst durchbrechen nur selten diese Monotonie. Die Verfolgungsjagden – wahlweise zu Fuß oder mit dem Auto – laufen sich sprichwörtlich nach dem dritten Mal tot. Einlagen wie das Balancieren über Abgründen, gelegentliche Schlägereien und Schießereien werden sparsamer eingesetzt. Der Beruf eines Polizisten ist eben doch nur zur Hälfte spannende Kriminalarbeit. Die andere Hälfte ist mal mehr und mal minder unterhaltsame Routine.
Urteil: Ausreichend

System: PlayStation 3
Vertrieb: Rockstar
Entwickler: Team Bondi
USK: ab 16 Jahren
Release: 20.05.2011
Offizielle Homepage: http://www.rockstargames.com/lanoire/

8.5

Wertung und Fazit

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Kommentare

Warhammer

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17. Mai 2011 um 23:17 Uhr
Warhammer

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17. Mai 2011 um 23:32 Uhr
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17. Mai 2011 um 23:36 Uhr
generalTT

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17. Mai 2011 um 23:44 Uhr
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18. Mai 2011 um 00:03 Uhr
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18. Mai 2011 um 00:50 Uhr
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