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Test: inFamous 2

play3 Review: Test: inFamous 2

9.0

„Spider-Man“ trifft „LittleBigPlanet“: Entwickler Sucker Punch holt euch beim Superhelden-Game „InFamous 2“ mit ins Boot. Ihr dürft Nebenmissionen kreieren und anschließend online mit den anderen Spielern teilen. Wir konnten „InFamous 2“ bereits vor dem Release durchspielen. Ob das zweite Abenteuer von Cole McGrath endlich dem Potenzial gerecht wird?

Was wir cool finden

Create. Play. Share.
In New Marais – dem Schauplatz von „InFamous 2“ – sah es zum Zeitpunkt unseres Tests noch recht leer aus. Kein Wunder, das Spiel setzt ähnlich wie „LittleBigPlanet“ massiv auf User-Generated-Content. In unserer Version tauchten lediglich einige von Sucker Punch als Anschauungsmaterial online gestellte Zusatzaufgaben auf. Das Angebot reichte vom kreativen „Eine riesige Diskokugel will die Stadt zerstören“ bis zur „Sonic“-mäßigen Jagd nach Ringen. Wir gehen davon aus, dass wenige Tage nach Verkaufsstart bereits hunderte von User-Missionen online sein und somit den Wiederspielwert von „InFamous 2“ in astronomische Höhen treiben werden.

Der Editor selbst erinnert ebenfalls stark an „LittleBigPlanet“. Er wirkt anfangs ein wenig kompliziert und so sind die ersten selbst gebastelten Aufträge auch nicht mehr als Stückwerk. Arbeitet ihr euch allerdings ein wenig in die Materie hinein, bietet der Baukasten ungemein viel. Einzig auf Sprachausgabe müsst ihr verzichten. Textkästen und Sprechblasen ersetzen hier Missionsbriefings und Dialoge. Doch davon abgesehen könnt ihr erstaunlich umfangreiche Aufträge erschaffen. Die Tools reichen vom einfachen Setzen von Monstern bis hin zu kleineren Scripts und Trigger basierten Ereignissen. So lernt ihr Stück für Stück den Editor kennen und werdet merken, wie viele Möglichkeiten dahinter stecken.
Urteil: Sehr gut

Starke Technik, bis auf die Synchro
Kritiker schimpfen: „InFamous 2“ hat sich technisch kaum weiter entwickelt. Wir antworten: Doch, es ruckelt nämlich nicht mehr. So sieht das Actionspiel wie schon sein Vorgänger erstklassig aus. New Marais wirkt frisch und unverbraucht. Nach jedem Kapitel wird die Stadt in ein neues Licht getaucht. Die Physikeffekte während der Gefechte sind absolut spektakulär. Menschen fliegen durch die Luft, Fahrzeuge explodieren. Hier sollte niemand die Realität als Maßstab nehmen. „InFamous 2“ bietet Hollywood-Action vom Feinsten und die Filmfreunde nehmen es bekanntlich mit der Realität auch nicht immer so genau.

Ruckler konnten wir während unserer Testphase kaum entdecken, wohl aber einige Clipping-Fehler. Gerade in Finishing-Sequenzen fand sich Cole immer wieder in größeren Endgegnern wieder. Doch das trübt den Spielspaß nur marginal. Deutlich schlimmer fällt da die deutsche Synchronisation aus. Die Kommentare wirken einmal mehr nur mittelmäßig abgemischt und unmotiviert betont. Glücklicherweise befindet sich auch die englische Originalversion auf der Disk.
Urteil: (Gerade noch) sehr gut

Großer Umfang, viel Spielspaß!
„InFamous 2“ führt euch nach einem kurzen Intermezzo in Empire Bay nach New Marais. Die Metropole orientiert sich stark an dem realen New Orleans. Da hätten wir die knallbunten Kneipenviertel, aber auch nebelige Sumpfgebiete und Industrieanlagen. Über die Spielzeit von mindestens 20 Stunden schaltet ihr – ähnlich wie in „Red Dead Redemption“ – neue Regionen erst nach und nach frei.

Doch eins haben alle Regionen gemeinsam: Es gibt überall viel zu tun. Dabei splitten sich die Missionen in Story- und Nebenaufgaben. Die 40 Jobs starke Kampagne rankt sich dabei um die Ankunft der heran nahenden Bestie. Cole McGrath muss Explosionskerne finden, damit er stark genug ist, dem roten Riesen gegenüber zu treten.

Nebenjobs dagegen findet ihr förmlich am Wegesrand und sind besonders für das Aufleveln des Protagonisten von Nöten. Abhängig davon, ob ihr eure Figur eher als Saubermann oder als Übeltäter ausrichten möchtet, bekommt ihr unterschiedliche Aufträge angeboten. Als guter Cole arbeitet ihr etwa mit der Polizei zusammen oder rettet Menschen vor der Miliz. Als Schurke dagegen verprügelt ihr Straßenmusiker oder legt euch mit Demonstranten an. Die Qualität der Aufträge schwankt zwischen „unterhaltsam“ und „notwendiges Übel“.Glücklicherweise wurden sie von Sucker Punch angenehm kurz gehalten, sodass ihr auch nebenbei drei oder vier Missionen spielen könnt, ohne Stunden damit zuzubringen.

Denn New Marais bietet noch einige Kleinigkeiten mehr: Über das Abschießen von Tauben sammelt ihr etwa Informationen über die Hintergrundgeschichte. Mit Explosionsscherben erweitert ihr Coles Energiekapazität. Die Splitter sind dabei stets an etwa abgelegenen Orten versteckt und fordern die Kletterkünste des Helden heraus. Hier erinnert „InFamous 2“ ein wenig an „Assassin’s Creed: Brotherhood“. Inspiriert durch Parkour kraxelt und hangelt Cole wie Ezio zu besten Zeiten. Die Klettereien sind dabei nicht unbedingt anspruchsvoll, aber durchaus eine nette Abwechslung zum Heldenalltag. Im Gegensatz zu anderen Open-World-Spielen gibt es in „InFamous 2“ übrigens keine Fast-Travel-Optionen. Hier surft Cole lieber auf Oberleitungen und gelangt so schnell durch die Stadt – eine klasse Idee!
Urteil: Sehr gut

Wo rohe Kräfte sinnvoll walten …
Wie schon im ersten Teil spielt Cole auch in „InFamous 2“ den virtuellen Blitzableiter. Dabei ist das Arsenal anfangs noch recht überschaubar. Lediglich einen Standard-Stromschlag und eine Energiewelle sind im Repertoire des Superhelden vertreten. Erst mit der Zeit schaltet ihr über das Erfüllen von Nebenmissionen und das Erledigen von Stunts neue Aktionen frei.

Das Kampfsystem hat dabei zwei Gesichter. Unsere Kritik am Melee-Combat findet ihr weiter unten. Auf Distanz funktioniert „InFamous 2“ aber sehr ordentlich. Zwar kann Cole nicht aus der Hüfte schießen, dafür ist die Steuerung allerdings recht präzise und schnell erlernt. Das Deckungssystem ist in „inFamous 2“ zu vernachlässigen. Es ist zwar vorhanden, aber nicht zwingend notwendig und auch nicht sonderlich ausgereift. Stattdessen genügt es zumeist, sich mit Rollen und Sprüngen in Sicherheit zu bringen. Wirken die Gefechte mit der Miliz anfangs noch recht brav, packen Sucker Punch im Spielverlauf eine ordentliche Schippe drauf.

Da hebt Cole Autos mit seinen Superkräften in die Luft und schleudert sie krachend in die gegnerischen Horden. Oder er beschwört einen Ionensturm herauf, der Freund und Feind spektakulär davon reißt. In diesen Momenten erinnert „InFamous 2“ stark an Marvel-Filme wie „X-Men“.
Urteil: Gut

Engel links, Teufel rechts
Wie schon im Vorgänger entscheidet ihr darüber, ob ihr einen Superhelden oder einen Schurken steuert. All eure Taten haben Einfluss auf die Karma-Anzeige. Abhängig von eurer Gesinnung, schaltet ihr auch unterschiedliche Aktionen im Upgrade-System frei und bekommt andere Cutscenes serviert. Selbst die Spielwelt reagiert dynamisch auf eure Aktionen: Schlagt ihr unwirsch Passanten nieder, macht die Polizei Jagd auf euch, Menschen schimpfen über eure Anwesenheit oder bewerfen euch mit Steinen.

Diesmal bekommt ihr sogar zwei Gespielinnen an eure Seite gestellt: Die verbitterte Nix ist dabei eine kleine Teufelin, die gerne Menschenleben riskiert, um ihre Ziele zu erreichen. Ex-Agentin Kuo dagegen vertritt eher das biedere Saubermann-Image. Auch wenn beide Figuren designtechnisch eher Stereotypen entsprechen, erfüllen sie dennoch ihren Zweck. Besonders schön: In einigen Missionen kämpft ihr Seite an Seite und könnt sogar Kombo-Attacken vollführen. Kuo etwa legt Eisnebel über die Milizsoldaten und Cole sprengt danach mit einem Blitz die gefrorenen Widersacher.
Urteil: Gut

Was wir weniger cool finden

Frust beim Nahkampf
Die Schlachten von „InFamous 2“ überzeugten uns über weite Strecken. Die Nahkampfkloppereien mit dem Amp allerdings nicht. Denn im Infight dreht die Kamera wilde Kapriolen. Sie zoomt zu nah rein, dreht sich wild hinter den Protagonisten oder sogar hinter den Widersacher. Nur eines gelingt der Ansicht eigentlich nie: Das Geschehen aus dem passenden Blickwinkel zu präsentieren! Daher solltet ihr die Melee-Attacks gerade in knappen Gefechten tunlichst vermeiden. Ganz egal, wie toll doch die Ultra-Moves aussehen mögen.
Urteil: Ausreichend

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Zwangsarbeit in „InFamous 2“
Wir erwarten von einem Open-World-Spiel möglichst viele Freiheiten – auch bei dem Freischalten neuer Fähigkeiten und Kräften. In „InFamous 2“ jedoch werfen uns die Kollegen von Sucker Punch jedoch gleich mehrfach Stöcke zwischen die Beine. Mit jeder neuen Kraftstufe schaltet ihr neue Aktionen frei. Doch bevor ihr Aktionen wie etwa Gravitationsexplosion in das Repertoire einbauen dürft, müsst ihr Stunts absolvieren. Mal handelt es sich dabei um Umgebungskills – etwa indem ihr einen Gegner vom Dach schubst. Oder ihr müsst eine bestimmte Anzahl von Headshots landen. Erst wenn ihr diese zweite Hürde nach dem Levelaufstieg gemeistert habt, bittet euch „InFamous 2“ zur Kasse und lässt euch für die neuen Moves mit EXP bezahlen.

Noch schlimmer: Nicht frei geschaltete Kräfte sind Blockaden für spätere Erfahrungsstufen. Aktiviert ihr also nicht die zusätzlichen Funktionen von Level 2, bekommt ihr auch nicht die Moves von Stufe 3. Zwar werden viele ohnehin die Kräfte aktivieren sobald sie verfügbar sind, trotzdem hat ein derart von oben aufgedrücktes EXP-System wenig mit Open-World oder gar Benutzerfreundlichkeit zu tun. Schließlich sind einige Stunts – wie etwa das Zurückschleudern von Raketen mit einer Alpha-Explosion – nicht sonderlich leicht und kosten nur unnötig Nerven.

Gleiches gilt für die Abteilung der Health-Upgrades: Hier werdet ihr dazu verdonnert, eine bestimmte Anzahl von Nebenmissionen zu absolvieren. Erst braucht ihr 10 bestandene Sidequests, dann zwanzig, später dreißig. Den Rest könnt ihr euch ja denken. Sucker Punch hat offensichtlich nicht bedacht, dass Nebenmissionen auch nur dann wirklich Spaß machen, wenn sie auf freiwilliger Basis funktionieren. Wir jedenfalls fühlten uns immer wieder zu Nebenjobs verpflichtet und leisteten die Aufgaben geradezu gebetsmühlenartig ab.
Urteil: Ausreichend

System: Playstation 3
Vertrieb: Sony Computer Entertainment
Entwickler: Sucker Punch
USK: ab 16 Jahren
Release: 10.06.2011
Offizielle Homepage: http://www.infamousthegame.com/

9.0

Wertung und Fazit

Test: inFamous 2

Kommentare

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