Der Nürburgring. Eigentlich hätte es F1-Weltmeister Sebastian Vettels großer Moment werden sollen. Schließlich ist der Heim-Grand-Prix für jeden Formel 1-Piloten etwas ganz Besonderes. Doch irgend wie lief es nicht am Rennwochenende. Hamilton und selbst Teamkollege Webber schoben sich vor unseren Vettel. Stattdessen musste sich der Heppenheimer mit dem vierten Platz begnügen.
Wir beobachteten das Geschehen live von der Tribüne. Denn Koch Media und Codemasters hatten zum „Formel 1 2011“-Event geladen. So hatten wir an einem langen Rennwochenende ausreichend Gelegenheit zum Spielen der neuen Simulation und sprachen zwischen vorbei rasenden F1-Boliden mit Senior Producer Paul Jeal.
Atmosphäre, Presse und Konkurrenzkampf
Gerade einmal vor knapp einem Jahr erschien „Formel 1 2010“ und schlug damals ein, wie eine Bombe. „Wir verkauften rund 2,5 Millionen Versionen weltweit. Ich sehe derzeit keinen Grund, warum Formel 1 nicht wie FIFA eine jährliche Serie werden könnte,“ bestätigt uns Paul Jeal auf Nachfrage. Gerade einmal neun Monate hatten die Entwickler von Codemasters Zeit, um ihre Vision von „Formel 1 2011“ in die Tat umzusetzen. Im Prinzip habe man gleich nach der Fertigstellung des Vorgängers mit den Arbeiten begonnen, bestätigt uns Paul im Interview.
Kann ein solcher „Schnellschuss“ überhaupt bahnbrechende Neuerungen beinhalten? Wahrscheinlich nicht! Aber darum geht es Codemasters in diesem Jahr auch nur teilweise. Vielmehr möchte man ein perfekteres Spiel produzieren, als man es zuletzt getan hat. Und daher haben sich Paul und sein Team auch die Kritikpunkte von Fans und Journalisten gut angehört. Die Singleplayer-Karriere wird diesmal weit mehr sein, als nur die blanke Ansammlung von Einzelrennen mit einigen kleinen Optionen dazwischen. Stattdessen zaubert euch „Formel 1 2011“ den Rennzirkus auf den Bildschirm. Ähnlich wie in der „DiRT“-Serie ist der Team-Wagen zentraler Anlaufpunkt. Zu Beginn startet ihr bei einem der schwächeren Teams und arbeitet euch dann langsam nach oben.
Wie in „FIFA“ spielt nun die Presse eine gewichtige Rolle. In Interviews werdet ihr zu eurer Meinung über euren Teamkameraden und den Rennstall selbst gefragt. Sprecht ihr euch allzu harsch gegen eure Kameraden aus, sorgt das für Unmut. Dieser entlädt sich womöglich in deutlich mehr Motivation. So ist der Kampf um die Nummer 1 im Team ausgesprochen wichtig. Schließlich bekommt ihr nur dann bessere Reifen, zusätzliche Informationen und leistungsfähigeres Equipment zum Tuning. Die Konstrukteure greifen auch in den Rennverlauf ein. Über den Teamfunk erhaltet ihr nun mehr Details über eure Konkurrenten und den Status eures Boliden – eben, wie wir es sonst aus dem TV kennen.
Codemasters setzt diesmal auf mehr Atmosphäre. Egal, ob nun Jubelfeiern nach einem gelungenen Rennen oder große Enttäuschung bei Niederlage – Zusätzliche Zwischensequenzen hübschen das Rennwochenende merklich auf und sorgen für Stimmung. Welche Szenen tatsächlich eingespielt werden, ist wiederum von der Ansprüchen eures Arbeitgebers abhängig. Bei Red Bull etwa wird man sich kaum über einen fünften Platz freuen, während Lotus ordentlich die Sektkorken knallen lässt. In die Zwischensequenzen eingreifen könnt ihr aber leider nicht.
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Auf der Strecke
Niemand sollte bei „Formel 1 2011“ bahnbrechende Veränderungen erwarten. Es sind eher Feinheiten, die den Spielspaß beim Vorgänger getrübt haben, die tatsächlich ausgebügelt werden. Optisch sieht die Rennsimulation noch immer erstklassig aus. Codemasters hat merklich an der Ausleuchtung der Areale gearbeitet und zudem läuft das Spiel bereits jetzt deutlich stabiler. Monaco etwa glänzt noch immer mit seiner tollen Kulisse. Wenn wir durch den Tunnel in den Yacht-Hafen einbiegen, läuft uns ein kleiner Schauer über den Rücken. Sehr schön: Framerate-Einbrüche konnten wir nicht entdecken.
Das Fahrverhalten bleibt ebenfalls anspruchsvoll wie selten zuvor. Fahrhilfen erleichtern Einsteigern die Anfang erleichtern. Traktionskontrollen, ABS und Ideallinien sind nützliche Features. Denn die Boliden reagieren penibelst genau auf Fehler und hektische Lenkbewegungen. Poltern wir etwa bei Regen über nasse Curbs und geben dabei zu viel Gas, drehen wie uns schneller, als wir „Vettel“ schreien können. In den höheren Schwierigkeitsgraden ist daher wirklich viel Feingefühl am Gas- und Bremspedal gefragt. Ein vernünftiges Lenkrad sei für „Formel 1 2011“ in jedem Fall empfohlen.
Formel 1-Experten werden zudem die unterschiedlichen Fahreigenschaften der Boliden auffallen. Codemasters hat massiv an den Modellen gearbeitet, wodurch sich ein Lotus deutlich von einem Ferrari unterscheiden soll. Auch die Leistung der Fahrzeuge ist nun sehr verschieden. Ein besonderes Highlight stellen einmal mehr die grandiosen Regenrennen dar. Die Wassereffekte auf Strecken, Fahrzeugen und Helmen sind einfach eine Augenweide. Auf der Piste erkennen wir riesige Pfützen, Schlieren auf der Kamera erschweren uns die Übersicht. Hier kommen selbst Profis ins schwitzen.
Das Schadensmodell erwies sich in unserer Preview-Session noch als recht genügsam. Da brach mal eine Nase ab oder ein Heckspoiler ging flöten, aber echte Chaos-Crashes oder umher fliegende Reifen konnten wir selbst bei heftigsten Karambolagen nicht herauf beschwören. Übrigens: Es wird keine Safety-Car-Phasen oder gar Rennabbrüche geben. Wer allerdings im Schwierigkeitsgrad „Realistisch“ zu oft abkürzt und Schikanen ignoriert, wird disqualifiziert.
Weiterhin baut Codemasters zwei aktuelle Spielereien in „Formel 1 2011“ ein: KERS und DRS. Über die Buttons verstellt ihr via DRS euren Heckflügel und sorgt für weniger Abtrieb. Das kann gerade bei Überholmanövern oder in bestimmten Kurven das notwendige Zehntel bringen. KERS dagegen verleiht euch einen kurzzeitigen Geschwindigkeitsschub, mit dem ihr für einige Sekunden flotter über die Piste brettert.
Im Multiplayer Gas geben
So genial das Fahrverhalten inzwischen auch sein mag, so haben wir dennoch ein paar Kritikpunkte im Marschgepäck. Der groß angepriesene Splitscreen-Modus für zwei Spieler konnte uns nicht überzeugen. Zum einen empfinden wir es als Schande, dass wir lediglich einzelne Grand-Prix-Events oder eben einige Rennwochenenden in Folge fahren dürfen. Warum gibt es den Koop-Modus lediglich für Online-Spieler? Zum anderen verliert „Formel 1 2011“ merklich an grafischer Brillanz, sobald wir mit dem geteilten Bildschirm auf die Strecke gehen. Uns sind hier besonders das massive Kantenflimmern und deutlich reduzierten Details aufgefallen. So ist der Splitscreen-Modus dank seiner stabilen Bildrate zwar durchaus gut spielbar, aber ein Hochgenuss ist diese Spielart bislang nicht.
Online treten dagegen 16 Spieler (plus acht KI-Fahrer) im Koop-Modus gegeneinander an. Hier geht es selbstverständlich um die Fahrer- und die Konstrukteursmeisterschaft. Aber: Es herrscht auch Konkurrenzkampf innerhalb des Teams. Schließlich erhält die Nummer 1 eines Rennstalls die besseren Infos und das stärkere Equipment. Wir sind gespannt, wie sich dieser Spielmodus entwickelt, sobald das Spiel im September erscheint.
System: PlayStation 3
Vertrieb: Codemasters
Entwickler: Codemasters
Erscheinungstermin: 23. September 2011
USK: ohne Altersbeschränkung
Offizielle Homepage: http://www.formula1-game.com/
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Kommentare
Nick1
27. Juli 2011 um 11:37 Uhr@ Mileena
Im Regen benutzen die Fahrer normalerweise keine Abreißvisiere, die würden nämlich nichts bringen 😉
Das klingt doch alles sehr gut. Das mit dem SafetyCar sehe ich jetzt nicht so ernst, denn dies wäre auch sehr schwer zu realisieren. Ich freue mich hingegen richtig auf KERS und DRS, wenn es so realisiert wird, wie es auch in der Realität eingesetzt wird und werden darf.
General Kong
27. Juli 2011 um 12:12 Uhr@ tormaxIsback : Danke für die ausführliche erklärung auch was dass SC angeht.
@ big ron : Dir natürlich auch für dass mitdiskutieren , immer gut zwei meinungen zu hören.
Ich denke ich werde erstmal mit dem Controller zocken und wenn ich genug gespart hab von meinem ausbildungsgehalt dann kauf ich mir gleich nen Rennsitz mit allem was dazu gehört 😀
big ron
27. Juli 2011 um 12:38 Uhr@tormaxIsback
Bei deiner Meinung, dass man mit Lenkrad um einiges besser steuern kann, stimme ich voll und ganz zu. Es ist eben ein deutlich besseres Gefühl, wenn man längere Bewegungsradien und starkes FFB hat. So bekommt man mehr Rückmeldung und kann früher reagieren.
Wenn es aber dazu kommt, dass der Wagen mal stark ausbricht, ist der Controller bei der Reaktion deutlich im Vorteil, weil der kurze Weg des Analogsticks viel schneller beim Lenkradanschlag ist als ein Lenkrad.