Konami hat sich für das neue Pro Evolution Soccer 2012 mächtig ins Zeug gelegt und erneut eine Generalüberholung seines Fußball-Flaggschiffs versprochen. Der Test zeigt es, das ist dem japanischen PES-Productions-Team wirklich außerordentlich gut gelungen. In beinahe jedem Bereich finden sich einschneidende Veränderungen, die vielleicht nicht für ein Spiel sorgen, dass grundlegend anders aussieht, aber sich unnachahmlich gut spielt. Was für ein Comeback von Pro Evo!
https://www.youtube.com/watch?v=4fEbO5Qb8g4
Was wir cool finden
Moderner, direkter Fußball
Insgesamt kann man „PES 2012“ definitiv als den Titel der Reihe bezeichnen, bei dem sich im Vergleich zum direkten Vorgänger am meisten getan hat. Das zieht sich durch alle Disziplinen dieser Sportsimulation, macht sich aber vor allem in Sachen Kontrollen bemerkbar. Kurzum: Wie sich „PES 2012“ anfühlt, das ist einfach einmalig. Die PES Productions haben die Verzögerung zwischen Controller-Eingabe und Ausführung der Aktion auf dem Bildschirm auf ein Minimum heruntergefahren und dem Kick damit einen direkteren, modernen Anstrich verpasst.
Nicht länger sind Dribbelstafetten zu einem gewissen Teil Ratespiele, bei denen ihr wegen der hohen Reaktionszeit schätzen müsst, was euer Gegenüber wohl anstellen wird, ihr könnt endlich auch spontan und kurz entschlossen auf die Bewegungen der gegnerischen Mannschaft reagieren. Jede Aktion ist in nur Sekundenbruchteile entfernt. Auf Anhieb kommt ein schnelles, befriedigendes und fließendes Zusammenspiel auf.
Ebenfalls toll ist das in vier Stufen justierbare Pass-System, das auf niedrigeren Einstellungen auf optimale Weise eure Zuspiele immer genau so kommen lässt, wie ihr es beabsichtigt habt. Schraubt ihr die Hilfe etwas hoch, erlebt ihr stellenweise immer noch Momente, in denen der gespielte Pass anders ausfällt als ihr ihn beabsichtigt habt, aber im allgemeinen errät die Engine immer ziemlich gut, was ihr vor hattet. Schön auch, wie es mittlerweile möglich ist, den Ball einfach nur kurz und trocken für einen aufrückenden Teamkollegen abtropfen zu lassen, damit dieser abzieht. Hier entwickelt sich schnell eine Spielkultur, wie sie aktuell die Deutsche Nationalmannschaft an den Tag legt. Effizient, direkt und attraktiv. Und dass die Bälle einmal mehr wunderbar stramm durch die Luft sausen, ist ja bei „PES“ seit jeher Ehrensache.
Dribbelkünstler kontert auszukontern ist dadurch nicht mehr so leicht wie zuvor. Mit der etwas modifizierten Verteidigungshaltung – nun macht ihr bei gehaltener Tackling-Taste („X“) zusammen mit dem „Jockeying“ („R2“) die Räume eng und bewegt euch nach etwas Übung sehr wirkungsvoll in die Schusslinie oder Dribbellinie und jagt dem Angreifer das Leder ab. Timing ist alles – und durch die neue, schnellere Steuerung entbrennen so spannende Duelle.
Urteil: Sehr Gut
https://www.youtube.com/watch?v=8-UYhfcMJyc
Kollegen mit Köpfchen
Der Spielablauf wäre allerdings nicht annähernd so fließend und angriffsorientiert, wenn die Mitspieler hier nicht mitmachen würden. Und das tun sie – und wie! Je nachdem, wie offensiv ihr eure Mannschaft eingestellt habt, seht ihr mit die cleversten Flügelsprints und Freilauf-Aktionen, die euch KI-Mitspieler je in einer Sportsimulation präsentiert haben.
Außenverteidiger rücken nach, wenn ihr euch in der Gegner-Hälfte festfahrt, Flügelmittelfeldspieler schneiden zur Ablenkung in die Mitte und wenn sich wider Erwarten mal keiner wie gewünscht rührt, ordnet ihr mit dem rechten Stick manuell einen Angriffslauf an, was sich nach kurzer Umgewöhnung als Feature herausstellt, das man nie mehr missen möchte. Man kann die Kollegen sogar komplett steuern, doch das ist einerseits sehr schwer und andererseits erledigen sie ihre Aufgabe auf euren Befehl hin meist schon überaus anständig von selbst.
Durch die tolle Mit- und auch Gegenspieler-KI entwickelt sich schon bald das natürliche Ebben und Branden eines echten Fußballspiels, mit einzelnen Nadelstichen um Schwachstellen des Opponenten auszunutzen oder Verteidiger von ihrem Posten zu locken, damit jemand anders in die geschaffene Lücke stoßen kann. Es sieht gut aus und ist rein spielerisch eine wahre Freude – gerade wenn man selbst vielleicht schon das eine oder andere Mal im Verein gegen einen Ball getreten hat.
Dass zudem auch die Schiedsrichter nun maßvoller zur Trillerpfeife greifen, Notbremsen aber durchaus als solche erkennen und auch bei Bällen, die man unmöglich erreicht, nicht trotzdem noch Abseits pfeift verdient ebenfalls Lob.
Urteil: Sehr Gut
https://www.youtube.com/watch?v=PCYZ90w9-Ck
Bewegung im Spiel
Wir mussten lange überlegen, wann wir das letzte Mal ein Sportspiel-„Update“ gesehen haben, in dem uns so viele neue Animationen geboten wurden. Uns ist keines eingefallen. Auf dem Platz gibt es ungezählte neue Ballannahmen – geglückte wie wundervoll verunglückte –, Last-Moment-Befreiungsschläge, Kopfbälle und unwirsche Bewschwerden beim Schiedsrichter. Das alles sorgt dafür, dass Aktion und Reaktion noch glaubwürdiger ineinander greifen. Natürlich sind die „PES“-Athleten nach wie vor von Hand animiert und werden nicht etwa per Motion-Capturing-Verfahren belebt. Soll heißen, dass es hier und dort nach wie vor ein paar etwas roboterartige Bewegungsabläufe gibt. Insgesamt stimmt aber einfach das Feedback, das man von seinen Recken erhält, zu jeder Sekunde.
Die Spieler holen sich den Ball zum Einwurf, beim Wechsel von Freistoßschützen seht ihr den Auserkorenen herbeieilen und Grätschen, Stürze und Flugkopfbälle sahen in einem „PES“ nie besser aus. Man muss sich schon ein bisschen fragen, warum nicht in den Jahren zuvor schon so viele neue Bewegungsabläufe hinzu kommen sind. Denn bei den Spielern hört diese neue „Belebung“ nicht auf: Zwar ist das Publikum immer noch nicht besonders fein gezeichnet, aber vor jeder Partie laufen Platzwarte übers Grün und stopfen Löcher.
Am Spielfeldrand toben die Trainer wie die Derwische und hinter den Banden stehen auch endlich bewegte Personen und Kameras und nicht länger nur die berüchtigten Pappaufsteller. Insgesamt gewinnt das Fußballspektakel in Bewegung deutlich hinzu. Ein sehr ansehnlicher Titel, der erneut auch in Sachen Spielergesichter überzeugt.
Urteil: Sehr Gut.
https://www.youtube.com/watch?v=8dXvAxHuHVA
Der neue Standard?
„PES 2012“ bietet erstmals die Möglichkeit, mit dem rechten Stick direkt den gewünschten Spieler auszuwählen. Das transformiert nicht nur das oftmals ebenso panische wie sinnlose rotieren durch die verfügbaren Spieler per Schultertaste, wann immer sich mal wieder ein Stürmer-Superstar im aussichtsreichen Anlauf auf den eigenen Kasten befindet, es lockert auch die Standardsituationen enorm auf.
Zwar sind Eckbälle und Freistöße auch ohne dieses Feature mittlerweile genau so wie sie sein sollten, denn auch hier legt die KI einen beachtlichen Bewegungsdrang an den Tag. Sie läuft sich frei und sorgt für ordentlich Alarm im Strafraum. Durch das manuelle Wählen eines Spielers darf man sich nun aber auch selbst freilaufen und ist so nicht mehr dem Wechsel-Automatismus des Spiels ausgeliefert, bei dem man damals nie so genau wusste, welcher der drei denkbaren Spieler einem da jetzt gleich für den Kopfball zugeteilt wird.
Von der statischen Ballwarterei der Vorgänger ist jedenfalls keine Spur mehr und es ist eine Wonne, mit einem Dummy-Lauf eine Lücke in das Abwehrollwerk zu reißen und die Pille dann doch einem anderen Spieler zuzuschieben.
Urteil: Sehr Gut
Dickes Paket
Mit der überarbeiteten Meister-Liga, die nun erstmals auch mit animierten Co-Trainern, Transfer-Präsentationen und Ansprachen an die Mannschaft daherkommt, haben „PES“-Fans seit jeher das ganze Jahr über zu tun. Dies wird in der Saison 2011/2012 nicht anders sein, wirkt der Modus doch allein durch die neue Aufmachung und Struktur bedeutend frischer – auch wenn Konami in Sachen Präsentation noch ein paar Dinge lernen könnte und einige Dinge etwas befremdlich sind.
Dass ein 16-jähriges Talent, das soeben in die 1. Mannschaft befördert wurde, meinte, die Nummer 10 von uns einfordern zu können war schon ein starkes Stück. Ebenso wie die Tatsache, dass einige Spieler auch bei miserabler Form noch sauer sind, wenn man sie nicht einsetzt. Trotzdem überwiegt erneut der Spaß, sich langsam aber sicher in der Liga hochzuarbeiten und vor allem neue Talente zu entdecken und verpflichten. Kleiner Wermutstropfen: Ihr startet in jedem Fall in der zweiten Liga gegen Fantasieteams und immer mit ausgedachten Spielern an eurer Seite. Original-Kader sind in dieser Meister-Liga-Ausgabe tabu.
Daneben kehren die umfassenden Community-Features zurück und das motivierende Herausforderungstraining der PS2-Ära – wenn gleich die Rückkehr von letzterem auch in etwas abgespeckter Form erfolgt. Trotzdem gut ihn wieder zu haben. Im nächsten Jahr, dann bitte etwas umfangreicher. Be A Legend, sozusagen die Rollenspiel-Variante der Meister-Liga, ist ebenfalls wieder mit dabei und ausgesprochen unterhaltsam und Spieler, die im letzten Jahr nichts anderes gemacht haben, als Hunderte Stunden in die Online-Meister-Liga zu versenken, brauchen sich für dieses Jahr ebenfalls nichts weiter vornehmen.
Urteil: Gut
Was wir weniger cool finden
Altes Leid
„Wichtig ist aufm Platz“ heißt eine alte Fußballweisheit und sie greift auch im Fall von „PES“. Dennoch könnte Konami durchaus mal an der Soundkulisse arbeiten. Die ist zwar immer noch vertretbar, vor allem weil man mittlerweile das Gefühl hat, die Zuschauer reagieren endlich mal auf Spiel-Ereignisse, trotzdem klingt es immer noch nicht so recht nach Stadion. Insgesamt ist das Spiel auch optisch ein wenig nüchterner präsentiert als die Konkurrenz – trotz all der Animationen und Veränderungen am Rande. Dieses Themas wird sich Konami aber zweifellos in einer der nächsten Ausgaben annehmen.
Schlecht ist die Aufmachung sicher nicht, eher zweckmäßig, und wenn man bedenkt, wie viel sich auf dem Rasen getan hat, mag man gar nicht meckern, aber das ist schließlich mein Job. Der Mangel an offiziell lizenzierten Teams, vor allem aus Deutschland – hier sind nur Bayern München und Bayer Leverkusen im Angebot –, dürfte ja mittlerweile bekannt sein. Nach all den Jahren ist das aber nicht mehr als eine Fußnote in einem „PES“-Test. EA hat die Exklusivrechte an der Bundesliga, was kann Konami da schon machen?
Urteil: Befriedigend
https://www.youtube.com/watch?v=8dXvAxHuHVA
Calamity Hands
Kommen wir nun zum einzigen wirklichen Kritikpunkt von „PES 2012“: Den Torhütern. Ein leidiges Thema, aber eines, über das wir sprechen müssen. Im Allgemeinen spielen die Schlussmänner tüchtig mit, überraschen ein ums andere Mal durch echte Heldentaten und sind endlich sogar in der Lage, bei Abschlägen nicht mehr den Spieler auf der entgegengesetzten Seite des Feldes anzuspielen, die man eigentlich anvisiert hatte.
Ihrer relativen Schwäche bei den satten Fernschüssen kann man durch eine enger stehende Verteidigung zwar sehr effektiv entgegen wirken. Trotzdem leisten sie sich einige Klopper, die zum Zähneknirschen verleiten. Oft genug passiert es, dass ihnen ein eigentlich ungefährlicher Schuss durch die ausgestreckten Arme rutscht oder dass sie – überrascht von einem Abpraller nicht mehr reagieren können.
Das klingt vielleicht realistisch, sieht oft aber sehr unglücklich aus. Gerade im Nahbereich sind Neuer, Adler und Co. oft erschreckend unfähig, noch irgendein Körperteil an den Ball zu bringen. Man kann den Patch quasi schon herangaloppieren hören.
Urteil: Ausreichend
System: PlayStation 3
Publisher: Konami
Entwickler: Konami
Release: 29. September
USK: Ab 0 Jahren
Offizielle Homepage: http://www.konami-pes2012.com/
Kommentare
Steamkiller
26. September 2011 um 16:59 UhrDa wurden wohl einige Negative Aspekte einfach unterm Tisch gekehrt!
Ron67
03. Oktober 2011 um 16:11 Uhr@***GoTtK�NiG***
was mir nach wenigen spielen in fifa 12 auffiel,wie immer zu viele alutreffer pro spiel.
lizenzen:schau mal in fifa 12 richtig hin da findest ne menge teams die auch keine echte oder gar keine haben.fängt schon bei den nationalmannschaften an,die hälfte der teams hat keine lizenz und rennt in 0815 trikots rum.
auch werden in fifa zig namen nicht erwähnt,so wie es schon immer war egal ob euro,wm oder fifa.
spieler grafik ist in fifa etwas besser geworden,die zuschauer hingegen erinnern mich wenn man sie aus der nähe sieht an super nes niveau.