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Review

TEST: Saints Row

play3 Review: TEST: Saints Row: The Third

8.5

Laut, schrill und absolut over-the-top: „Saints Row: The Third“ spuckt allen guten Manieren und Konventionen mitten ins Gesicht. Das Open-World-Actionspiel glänzt mit absolut schrägem Humor und coolen Gameplay-Ideen. Wir haben uns in Steelport herumgetrieben und sind dabei aus dem Lachen und dem Staunen nicht mehr herausgekommen.

Eine Anmerkung sei zunächst erlaubt: Wir haben die deutsche Version von „Saints Row: The Third“ getestet. Diese verfügt zwar über englische Sprachausgabe mit Untertiteln, wurde allerdings auch hier und da ein wenig gekürzt. So fehlt etwa der „Whorde Mode“ im Mehrspieler-Modus und die Interaktion mit Zivilisten wurde deutlich entschärft. Wir können sie nicht als menschlichen Schutzschild benutzen und gehen wir mit ihnen allzu rabiat um, schaut – im Vergleich zur US-Fassung – sehr schnell die Polente vorbei. An Blut-Effekten wurde aber nicht gespart!

Was wir cool finden

Der unverkennbare Humor
Wir geben es ja zu: Die ersten Minuten sind wir einfach nur durch Steelport gerannt und haben unachtsamen Fußgänger saftig in die Nüsse geschlagen. Warum? Weil es geht! „Saints Row: The Third“ ist eine Spielwiese voller präpupertärem und postsenilem Humor. Und genau deshalb muss man das Open-World-Game eigentlich auch mögen. Es nimmt sich zu keiner Sekunden ernst und spielt diese Trumpfkarte immer wieder gewinnbringend aus. Egal, ob nun in der haarsträubenden Dialogen die „F-Bomb“ ein ums andere Mal explodiert. Oder in den Nebenmissionen, in denen wir etwa Menschen aus der Kanone platzend gegen Wände schießen oder auf sonstige Methoden Chaos und Zerstörung anrichten. „Saints Row: The Third“ ist angenehm anders und setzt sich somit von der bierernsten Action-Konkurrenz wohlwollend ab.
Urteil: Sehr gut

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Ein riesiger Sandkasten
In „Saints Row: The Third“ verschlägt es euch nach Steelport. Hier müsst ihr die Saints wieder zum alten Ruhm führen. Das Spiel beginnt allerdings – im Gegensatz zum großen Konkurrenten „GTA IV“ – mit einem Charaktereditor. Hier könnt ihr euch euren eigenen Hauptcharakter erstellen. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Ob cooler Mafiosi, Nackedei oder Alien … mit ein wenig Zeit kreiert ihr mühelos die Spielfigur. Anschließend landet ihr in Steelport und seht euch mit einem umfangreichen Open-World-Szenario konfrontiert. Folgt ihr lediglich der Hauptstoryline, seid ihr 10 bis 15 Stunden beschäftigt. Allerdings verpasst ihr dann auch einen Großteil des Spaßes. Denn „Saints Row“ bietet eine ganze Menge mehr.

Anfangs führt euch das Spiel noch behutsam in die Open-World-Mechanismen ein und stellt euch einige Sidequests vor. So müsst ihr etwa euren Partner aus der Luft mit einem Raketenwerfer und später auf dem Boden mit dem MG verteidigen. Natürlich könnt ihr auch auch Gebäude wie Waffen und Klamottenläden kaufen, um damit die Viertel unter eure Kontrolle zu bringen. Praktischerweise bekommt ihr dann in regelmäßigen Abständen Mieteinnahmen ähnlich wie bei „Assassin’s Creed“. Oder ihr legt euch gleich mit anderen Banden an und radiert sie einer nach der anderen aus. Natürlich könnt ihr geklaute Autos aufmotzen oder eure Charakter verändern. Gefällt euch die Figur aus dem Editor zu Beginn irgendwann nicht mehr, hilft etwa einfach ein Gang zum örtlichen Schönheitschirurgen.

Für das Erledigen von Aufträgen – egal, ob aus der Hauptquest oder Nebenjobs – bekommt ihr Respektpunkte. Mit diesen schaltet ihr nach und nach Extras frei und vergrößert etwa den Schaden den euer Held einstecken kann oder welche Munition ihr mit euren Waffen verballern dürft. Praktischerweise ist euer Fortschritt in der Kampagne diesmal nicht mehr an das Erfahrungslevel gekoppelt. Ihr könnt euch also aussuchen, ob ihr euch abseits der Story-Pfade herumtreibt oder glatt der Geschichte folgt. So oder so gibt es in Steelport herrlich viel zu entdecken. Online könnt ihr übrigens auch zu zweit die Kampagne von „Saints Row“ spielen. Dies funktionierte im Test ganz gut. Allerdings müsst ihr und euer Mitspieler gleich weit in der Geschichte fortgeschritten sein. Hier ist also ein wenig Koordination erforderlich. Zudem ist die deutsche Version nicht mit der internationalen Fassung kompatibel.
Urteil: Gut

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Verrückt, einfach verrückt!
„Saints Row“ geizt wahrlich nicht mit coolen Momenten und unkonventionellen Einfällen. Gleich in den ersten Missionen crashen wir nach einem Fallschirmsprung eine Gangsterparty und sprengen im Anschluss eine Reihe von Panzern mit einer Raketendrohne. Im Verlauf versenken wir noch einen Flugzeugträger, rasen mit einem Düsenjet durch die Stadt und versuchen uns in Prof. Genkis abgedrehter Spielshow. In dieser Nebenmission ballern wir uns durch eine Reihe von Räumen, die nur so vor Fallen und Gegnern strotzen. Kapern wir dagegen eines der bunten Mobile auf der Straße, katapultieren wir damit aufgesaugte Fußgänger durch die Gegend. „Saints Row“ ist sich für eine bekloppte Idee und für keinen müden Gag zu schade. Hatten wir erwähnt, dass es auch Zombies gibt?

Die Action ist zuweilen absolut übertrieben und nimmt dabei keinerlei Rücksicht auf die Realität. „Saints Row“ entspricht eher einer aufgedrehten Comic-Version von „GTA IV“. Hier ist alles lauter, schriller und ein wenig verrückter. Beim Melee-Combat wird im Anschluss wild posiert. Schläge in den Schritt eurer Widersacher gehören zum Standard. Und natürlich könnt ihr eure Widersacher auch mit einem gigantischen Dildo-Schläger züchtigen oder ihn mit Riesenfäusten zu einem Häufchen Fleischmatsch zerquetschen.
Urteil: Gut

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Technik mit Haken und Ösen
„Saints Row“ hat sich technisch zweifellos weiterentwickelt. Steelport sieht insgesamt recht hübsch aus, gerade die Lichteffekte und die Spielgeschwindigkeit sind ordentlich. Leider wird die Stadt nur von geklonten Menschen bewohnt, sodass man sich sehr schnell an den Zivilisten satt gesehen hat. Was uns sonst noch an Steelport nicht gefällt, erfahrt ihr weiter unten im Text. Der Grafik-Stil passt mit seinem Plastik-Look insgesamt gut zur gesamten Spielidee und die witzig animierten Charaktere sind immer wieder einen Lacher wert.

Ebenfalls gut gefielen uns da die ausufernden Schlachten mit ihren irrwitzigen (und nicht immer logischen) Physik-Effekten und den wilden Explosionen. Leider läuft „The Third“ gerade bei größeren Schlachten im offenen Gelände nicht immer hundertprozentig flüssig. Die Ruckler sind dabei lange nicht so schlimm, wie beim Vorgänger, sollten aber dennoch nicht unerwähnt bleiben. Was uns an der insgesamt soliden Stadtoptik störte, war ein leichtes Flimmern bei weiter entfernten Objekten. Oberleitungen etwa wirkten dadurch nicht wie ein Kabel, sondern eher treppenförmig.

Akustisch macht „Saints Row“ eine deutlich bessere Figur. Sowohl die englische Sprachausgabe, als auch die Radiosender sind klasse. Die Dialoge sprühen vor witzigen Einfällen und die Musik passt mit ihren vielfältigen Richtungen ebenfalls zu jedem Geschmack.
Urteil: Befriedigend

Was wir weniger cool finden

Mit dem Kopf durch die Wand
Wie schon in unseren Previews bleibt auch im Test der Vollversion das Kampfsystem der Hauptkritikpunkt des Spiels. Natürlich machen die absolut übertriebenen Kampf derbe Spaß, aber eine etwas ausgefeiltere Spielmechanik hätten wir uns trotzdem gewünscht. So können wir uns zwar ducken, aber leider nicht aktiv in Deckung gehen. Gerade bei größeren Gegnerhorden hätten wir diese Option gerne gehabt, um die Massen zunächst aus der Sicherheit einer Mauer zu dezimieren. Überhaupt fühlen sich die Schießereien durch den überspitzten Humor und die übertriebene Action weniger wertig an als in vergleichbaren Spielen. Nachdem wir eine Horde von 30 Mann innerhalb von wenigen Minuten mit Granaten und MGs umgemäht haben, fühlt sich dies spätestens nach zwei Stunden Spielzeit absolut gewöhnlich an.

Das liegt nicht zuletzt an der ziemlich doofen Gegner-KI. Die Burschen sehen nicht nur immer wieder gleich aus, sie handeln auch so, als würden sie sich alle maximal ein einziges Gehirn teilen. Sie gehen nicht in Deckung, wechseln kaum die Position und warten eigentlich nur darauf, dass wir sie entweder über den Haufen ballern oder als menschlichen Schutzschild herzlich in den Arm nehmen. Die Schurken agieren eher nach dem Motto „Masse statt Klasse“ und so gewinnen die etwas kniffeligeren Missionen ihren Schwierigkeitsgrad durch wahre Unmengen von schwer bewaffneten Vasallen und weniger durch clevere Winkelzüge. Zu Auto sind die Kleinkriminellen ebenfalls nicht besonders clever: Sie verfolgen einen selbst in überfüllte Gassen oder sprangen uns bei einer Verfolgungsjagd sogar in den Fluss hinterher. Logisch ist das nicht, aber dafür zumindest immer mal wieder ganz lustig.
Urteil: Ausreichend

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Stilles Steelport
Keine Frage, „Saints Row: The Third“ hat sich im Vergleich zu seinem Vorgänger technisch deutlich weiter entwickelt. Aber wenn wir zwischen einem Sightseeing-Trip in Liberty City oder Steelport wählen könnten, dann würden wir die Heimat von Nico Bellic wählen. Den Steelport konnte uns in Sachen virtuellen Leben und coolem Städtedesign leider nicht so wirklich begeistern. Die Straßenzüge wirken trotz Fußgängern und fahrenden Autos irgendwie unnatürlich und trotz der NPCs leblos. Der Architektur mangelt es ebenfalls an der Kreativität, die uns beim Missionsdesign erfreut hat. Es fehlen hier viel zu oft die schönen Details und die netten Eigenheiten, die die einzelnen Viertel von „GTA IV“ auszeichneten. Von Steelport bleibt einem leider kaum ein besonderer Ort im Gedächtnis. Schade eigentlich!
Urteil: Ausreichend

System: Playstation 3
Vertrieb: THQ
Entwickler: Volition
Erscheinungstermin: erhältlich
USK: ab 18 Jahre
Offizielle Homepage: http://www.saintsrow.com/

8.5

Wertung und Fazit

TEST: Saints Row: The Third

Kommentare

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Platinmanni

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