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TEST: Okami HD - Ein Wolf zum Verlieben

In den vergangenen Jahren stellte die Videospiel-Industrie mehrfach auf schmerzhafte Art und Weise unter Beweis, dass Kreativität und Hingabe nicht immer belohnt werden. Zu den prominentesten Opfern gehören hier die Japaner von Clover, die ein spielerisches Feuerwerk nach dem anderen abbrannten, aufgrund der schwachen Absatzzahlen der hauseigenen Titel jedoch im März 2007 von Capcom geschlossen wurden.

Der wohl bekannteste Titel des Studios trug den Namen „Okami“, fand nach der Veröffentlichung auf der PS2 beziehungsweise der Wii nun auch den Weg auf die PS3 und ist ab sofort für 19,99 Euro im PlayStation Store erhältlich. Warum das Werk von Producer Atsushi Inaba auch heute noch zu begeistern weiß und wie kaum ein anderer Titel die Eigenheiten der japanischen Videospiel-Industrie feiert, erfahrt ihr bei uns.

Was wir cool finden

Oh du einzigartiges Japan:

„Okami“ gehörte zu den Titeln, bei denen man sich gar nicht erst um gängige Trends scherte. Das Entwicklerteam rund um Designer Hideki Kamiya („Devil May Cry“, „Bayonetta“) verschrieb sich hier voll und ganz einem individuellen Stil, mit dem es vorzüglich gelang, gewagte moderne Elemente mit Eigenheiten aus der traditionellen japanischen Mythologie anzureichern und die beiden gegensätzlichen Ausrichtungen unter einen Hut zu bringen. Euch verschlägt es in das virtuelle Japan, das seinen magischen Segen verliert, nachdem der achtköpfige Dämon Orochi mit dem Ziel, ganz Nippon zu vernichten, aus der Verbannung zurückkehrte.

Die entsprechenden Folgen lassen nicht lange auf sich warten: Flüsse trocknen aus, Bäume verrotten und Dämonen, die Jagd auf alles und jeden machen, sorgen für Angst und Schrecken. Kurzum: Japan stirbt. Und nachdem die Menschen die Hoffnung bereits aufgegeben haben, kehrt eines Tages die mächtige Göttin Amaterasu, die als Begründerin des japanischen Kaiserhauses gilt und die Sonne wie das Licht personifiziert, zurück, um dem Schrecken eine Ende zu machen und das Böse endgültig aus Nippon zu verbannen.

Optisch punktet „Okami“ mit seinem ganz eigenen Stil, der auch heute noch begeistern kann. So erinnert die Spielwelt schnell an japanische Tuschezeichnungen mit dicken Konturen, mit denen die Grafiker von Clover stilistisch einen Volltreffer landeten. An allen Ecken und Enden lockt die Liebe zum Detail, die kräftigen Farben und optischen Gegensätze sorgen für eine ganz besondere Atmosphäre und spätestens wenn einer der Wächtersprösslinge von euch befreit wird, wird vielen endgültig die Kinnlade herunterklappen.

Blumen sprießen, Flüsse erwachen zu neuem Leben und mit einem beeindruckenden Effektfeuerwerk werden ganze ehemals noch verdorrte und verkohlte Areale in ein farbenprächtiges Blütenmeer verwandelt – auf der PS3 sogar stilecht in 1080p.

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Punkt, Punkt, Komma, Strich:

Spielerisch lässt sich „Okami“ am ehesten mit der „The Legend of Zelda“-Reihe vergleichen. Ihr durchkämmt eine offene Welt, treibt nach eigenem Gusto die Geschichte voran und stellt euch den abwechslungsreichen Bossen und Rätseln, die in den Dungeons auf euch warten. So weit, so gut. Allerdings würde man den Jungs von Clover hier definitiv Unrecht tun, wenn man das Abenteuer von Amaterasu als einen simplen Klon des großen Vorbildes abstempelt. Spielerisch gab sich „Okami“ im Jahre 2007 so frisch und abwechslungsreich, wie sich ein Videospiel nur geben konnte. Und das lag nicht nur daran, dass man die Kontrolle über eine Wölfin übernahm. Insbesondere die innovative Pinsel-Mechanik sorgte seinerzeit für frische Impulse.

Im Laufe ihres Abenteuers trifft Amaterasu in regelmäßigen Abständen auf weitere Götter, die ihr neue magische Fähigkeiten vermachen, die mit einem überdimensionalen Pinsel eingesetzt werden können. Auf diesem Wege repariert ihr zerstörte Brücken, macht die Nacht zum Tage, sorgt für eine kräftige Windböe, springt an zunächst unerreichbar geglaubte Orte oder zaubert eine Bombe auf den Bildschirm, mit der ein ehemals versperrter Tunnel frei gesprengt wird. Insgesamt warten mehr als ein Dutzend abwechslungsreicher Fertigkeiten auf ihren Einsatz. Wer seinerzeit den Kunstunterricht geschwänzt haben sollte, kann beruhigt sein. Die besagten Fähigkeiten lassen sich wahlweise mit dem Analog-Stick oder mit PlayStation Move recht unkompliziert einsetzen und setzten meist nur wenige Pinselstriche voraus.

Hinzukommt, dass sich die Spielmechanik hier recht großzügig gibt und auch den einen oder anderen Fehler verzeiht. Ein Lob verdienen sich die Entwickler zudem für die Art und Weise, wie das einzigartige Konzept in die Welt von „Okami“ eingebunden wurde. Nichts wirkt aufgesetzt, mit ein wenig Nachdenken kommt man meist schnell auf die Lösung und spielerisch wirkt einfach alles wie aus einem Guss.

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Kreativ, farbenfroh und abwechslungsreich:

Je nachdem, welche Vorgehensweise ihr an den Tag legt, bringt es bereits die Kampagne von „Okami“ auf eine Länge von 30 bis 40 Stunden. Doch auch abseits der Handlung lädt das farbenfohe Nippon zum fröhlichen Forschen und Erkunden ein. Dadurch wird nicht nur das Spielgeschehen an sich angenehm aufgepeppt, gleichzeitig warten hier verschiedene exklusive Belohnungen, virtuelles Kleingeld, das in verschiedene hilfreiche Gegenstände investiert werden kann, und Status-Verbesserungen für Amaterasu.

Auch bei den Nebenaufgaben punktet das Werk aus dem Hause Clover mit seinem Abwechslungsreichtum und der Liebe zum Detail. Schnappt euch eine Angelrute und versucht jeden Fisch in Nippon an Land zu ziehen, streift durch die Welt und füttert Tiere, die sich auf ihre ganz eigene Art und Weise erkenntlich zeigen, grabt mit einem alten Mann nach Wasserquellen, erforscht Areale, die erst nach dem Freischalten einer bestimmten Fertigkeit zugänglich sind, oder sichert euch zusätzliche Tantiemen, indem ihr nachts gesuchte Monster jagt und diese zur Strecke bringt.

Und wem das immer noch nicht reichen sollte, der darf 99 in ganz Japan verstreute Perlen aufstöbern oder sich mit besonders hartnäckigen optionalen Bossen messen. Den Trophy-Huntern unter euch sei gesagt: Seid ihr auf die Platin-Trophäe aus, bleibt euch nichts anderes übrig, als die Welt von „Okami“ bis in den letzten Winkel zu erforschen und sämtliche Nebenaufgaben zu meistern. Ein Umstand, den man angesichts der malerischen Aufmachung und der spielerischen Abwechslung nur zu gerne in Kauf nimmt.

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Hier, willst du auch mal?

Da „Okami“ ein optischer Hingucker ist, dürften Außenstehende schnell auf den Titel aufmerksam werden. Was das angeht, scheinen sich die Entwickler von Clover ebenfalls so ihre Gedanken gemacht zu haben. Auch auf die Gefahr hin, dass die erfahrenen „Dark Souls“-Ritter unter unseren Lesern jetzt entnervt mit den Augen rollen: „Okami“ richtet sich mit seinem lockeren Schwierigkeitsgrad und der umkomplizierten Steuerung an nahezu alle Zielgruppen – egal ob Gelegenheitsspieler oder Hardcore Gamer.

Natürlich könnte man dem Titel jetzt vorwerfen, dass zumindest die Standardgegner, die an allen Ecken und Enden auf euch warten, zu wenig Gegenwehr leisten und in der Regel innerhalb kürzester Zeit in das virtuelle Nirwana befördert werden können. Das wäre allerdings nur die halbe Wahrheit. Hier wartet nun einmal kein Abenteuer, das euch im Stile der „Souls“-Reihe alles abfordert. Viel mehr stehen hier der Spielfluss, das audiovisuelle Gesamterlebnis und die innovative Pinsel-Mechanik im Vordergrund. Und genau diese Mischung ist es, die aus „Okami“ etwas Besonderes macht und erfreulicherweise dafür sorgt, dass Stolpersteine und unnötige Wiederholungen im Spielverlauf ausbleiben.

Dies soll allerdings nicht bedeuten, dass das Core-Publikum gänzlich auf der Strecke bleibt. Neben den bereits angesprochenen Sidequests abseits der Handlung warten verschiedene knackige Bonus-Bosse, die es zum Teil durchaus in sich haben und euer Talent am Controller auf eine harte Probe stellen können. Somit kommen Vielspieler ebenfalls auf ihre Kosten und dürfen sich über die eine oder andere Herausforderung freuen.

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Was wir weniger cool finden

Nobody is perfect:

„Okami“ gehört zu den Titeln, bei denen man die Fehler schon mit einer Lupe suchen muss. Manch einer legte dem Abenteuer seinerzeit die Länge der Kampagne zur Last, die gelegentlich ein wenig künstlich gestreckt wirken soll. Allerdings kann man hier geteilter Meinung sein. Ich persönlich habe die stellenweise ruhigeren Abschnitte zwar genossen, kann es aber genauso so verstehen, dass der mitunter unnötige Leerlauf vor allem Action-Liebhabern sauer aufstößt.

Als relativ nervtötend erweist sich nach wenigen Stunden leider die Art und Weise, wie die Dialoge in Szene gesetzt wurden. Da man sich hier voll und ganz dem außergewöhnlichen Artstyle verschrieb, ist nachvollziehbar, dass man bewusst auf menschliche Sprecher verzichtete und eine Fantasiesprache implementierte. Aber musste es unbedingt dieser unverständliche und penetrante Kauderwelsch sein, der meine Nerven bereits im Intro auf eine harte Probe stellte und sich aus unerklärlichen Gründen nicht einmal abschalten lässt?

Zu guter Letzt sei noch unser Begleiter Issun angemerkt, der offensichtlich bei Navy aus „Ocarina of Time“ in die Lehre ging und keine Gelegenheit auslässt, uns mit mehr oder weniger klugen Ratschlägen zu penetrieren und uns regelmäßig mit der Nase auf die Lösung eines Rätsels zu stoßen. Anfänger werden sich über die Hilfe freuen, während erfahrene Spieler hier wohl den Standpunkt vertreten dürften, dass man sie nicht bei jeder Gelegenheit an die Hand nehmen muss.

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System: Playstation 3
Vertrieb: Capcom
Entwickler: HexaDrive
Releasedatum: Erhältlich
USK: Ab 12

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Kommentare

LittleNacho

LittleNacho

02. November 2012 um 19:15 Uhr
Schwanewedi

Schwanewedi

02. November 2012 um 19:42 Uhr
xjohndoex86

xjohndoex86

03. November 2012 um 00:36 Uhr
lecker bier

lecker bier

03. November 2012 um 08:42 Uhr
xjohndoex86

xjohndoex86

03. November 2012 um 10:15 Uhr
Twisted M_fan

Twisted M_fan

03. November 2012 um 15:20 Uhr
Twisted M_fan

Twisted M_fan

03. November 2012 um 19:55 Uhr
xjohndoex86

xjohndoex86

03. November 2012 um 21:35 Uhr