Genie und Wahnsinn liegt bei dem polnischen Entwicklerstudio Techland dicht beieinander. Waren die frühen „Call of Juarez“-Spiele noch rassige Western-Shooter, zerstörte Techland die eigene Marke mit dem modernen und gleichermaßen schlechten „Call of Juarez: The Cartel“. Erst vor Kurzem lieferten die Polen zudem das uninspirierte „Dead Island: Riptide“ aus, welches lediglich im Koop seine Stärken zeigt.
Der PSN-Titel „Call of Juarez: Gunslinger“ kommt dagegen wie eine Spiel gewordene Entschuldigung daher. Mit vielen Anspielungen auf Westernfilme und einem herrlich ironischen Unterton. Ob aber unter der hübschen Comic-Fassade auch ein rassiger Shooter steckt?
Was wir cool finden
Ein Lügenmärchen!
Silas Greaves, der verbissene Kopfgeldjäger und Protagonist von „Call of Juaerez: Gunslinger“, erzählt seine (Rache-)Geschichte wie einst Baron Münchhausen. Mit finsterer Stimme erklärt er den Weg durch die Level und lügt, dass sich die Balken biegen. In diesen Momenten verändert sich plötzlich die gesamte Spielwelt. Dann wachsen aus dem kargen Winterboden plötzlich rote Ahornbäume. Scheunen ragen hervor und gelegentlich verschwinden sogar die Gegner vor euren Augen. So ist „Call of Juarez: Gunslinger“ ein ungeheuer lustiges Spiel, da es sich und seine Geschichte nicht zu ernst nimmt.
An einer Stelle beispielsweise schläft Steve, einer von Greaves Zuhörern ein, weil der Marsch durch einen Sumpf so furchtbar langweilig ist. Dann dröhnt plötzlich ein lautes Schnarchen aus den Boxen und Silas baut seine Geschichte kurzerhand in Sekunden um. Plötzlich tritt euch ein ganzes Heer von Apachen entgegen. Steve wacht auf und fragt, wo denn die Indianer herkommen und Greaves meint nur trocken, dass er ihn nur wach machen wollte. Dieser Humor steht „Call of Juarez: Gunslinger“ ausgesprochen gut und bildet einen schönen Kontrast zu dem insgesamt eintönigen Geballer, das die Missionen bestimmt. Dazu passt übrigens auch die hübsch Cel-Shading-Optik, die den Comiccharakter des Spiels unterstreicht. „Gunslinger“ ist kein optische Highlight, wirkt aber in sich stimmig.
Die Geschichte selbst ist unterdessen sehr episodenhaft. Einen echten roten Faden gibt es hier nicht. Stattdessen springt ihr von einem Abenteuer zum nächsten. Unterbrochen wird die Kampagne durch gezeichnete Standbilder, die Silas Greaves in geselliger Runde zeigen. „Call of Juarez: Gunslinger“ wurde zudem nicht synchronisiert. Alle Dialoge laufen in sehr gelungener englischer Sprachausgabe ab.
Stumpf ist Trumpf!
„Call of Juarez: Gunslinger“ ist ein geradliniger Shooter. Die Areale besitzen zwar oftmals mehrere Wege zum Ziel, sind aber nicht so groß wie beispielsweise in „Crysis 3“. Verlaufen ist nahezu unmöglich. Einige Wege offenbaren hingegen versteckte Geheimnisse oder erleichtern durch bessere Positionen auf dem Schlachtfeld das nachfolgende Gefecht. Rätsel oder dergleichen gibt es allerdings nicht. Vielmehr scheucht euch das Spiel von einer Schießerei zur nächsten. Die Steuerung erweist sich dabei als erfreulich direkt, sodass die flotten Kämpfe einen Heidenspaß machen. Durch Zeitlupeneffekte verdeutlicht „Call of Juarez: Gunslinger“, dass Silas ein rassiger Revolverheld ist, den niemand stoppen und der sogar Kugeln ausweichen kann.
Wenn man mit zwei Revolvern eine Horde Pistoleros umlegt, kommt echte Wild-West-Atmosphäre auf. „Call of Juarez: Gunslinger“ bedient sich dabei wirklich aller Klischees und versucht erst gar nicht, Anspruch in das Gameplay zu bringen. Hier heißt es „schießen oder erschossen werden“ und genau deshalb ist „Gunslinger“ auch ein launiger, wie stumpfer Spaß.
Spannende Ideen, gut umgesetzt
Besagte Griffe in die Wild-West-Mottenkisten offenbaren im Spielverlauf immer wieder schöne Momente. Etwa wenn Silas Greaves über die schmalen Planken einer Eisenbahnbrücke balanciert und sich dabei über seine Höhenangst auslässt. Durch die Episodenhaftigkeit der Erzählung ist „Gunslinger“ abwechslungsreich. Mal kämpft ihr euch durch Indianerhöhlen, dann wieder durch kleinere Städte, später sogar durch Sümpfe. In diesen Feuchtgebieten streicht „Gunslinger“ sogar das Wegpunktsystem, da sich Silas hier verläuft und sich nicht mehr an den Weg erinnern kann. Diese Art der Selbstreferenzialität ist erfrischend.
Außerdem tut das einfache, aber effektive Charaktersystem dem Spiel sehr gut. Über Abschüsse mausert ihr Erfahrungspunkte – inklusive Einblendungen auf dem Bildschirm – und verbessert so die Eigenschaften auf den Talentbäumen Revolverheld (beidhändiger Desperado), Ranger (Scharfschütze auf große Distanz) und Trapper (Nahkämpfer). So aktiviert ihr beispielsweise beidhändiges Feuern mit den Revolvern, sorgt für Zeitlupeneffekte beim Anvisieren oder für schnelleres Nachladen. Diese Funktionen geben dem Actionspiel zusätzliche Würze und die aufpoppenden Highscores bei Abschüssen motivieren ungemein.
Was wir weniger cool finden
Doofe Duelle
Jeder Western-Fan liebt sie: Die Duelle. Zwei Männer im Kampf um Leben und Tod. Zusammen gekniffene Augen. Lockere Hände. Und zwei Pistole, die beinahe gleichzeitig empor schnellen. Nicht selten sind die Shoot-Outs die Höhepunkte der Filme. In „Call of Juarez: Gunslinger“ tretet ihr auch immer wieder in Duellen an. Gegen wen, das wird aus Spoiler-Gründen an dieser Stelle nicht verraten.
Techland verwandelt diese tollen Momente aber leider in fummelige und nur schwer nachzuvollziehende Mini-Spiele. So steht ihr eurem Kontrahenten gegenüber. Mit dem rechten Stick zieht ihr ein Fadenkreuz auf ihn und erhöht somit euren Fokus, der als Prozentzahl am unteren Bildschirmrand hochläuft. Mit dem linken Stick kontrolliert ihr die Hand eures Helden und damit dessen Fingerfertigkeit beim Ziehen.
Auch hier läuft eine Prozentzahl hoch, so lange Hand korrekt über der Waffe ruht. Irgendwann beginnt dann euer Gamepad zu vibrieren. Euer Zeichen zum Angriff. Ihr entscheidet: Zieht ihr als erstes, gilt das Duell als unehrenhaft und ihr erhaltet keinen Bonus. Schießt ihr später, ist das Risiko eines Neustarts enorm groß.
Irgendwie verkommen die eigentlich so spannenden Duelle hier zu einer Mischung aus Matheaufgabe und doofem Reaktionstest. Weder aufregend, noch herausfordernd. Die Steuerung ist fummelig und das stupide Dirigieren des sich schwammig bewegenden Fadenkreuzes wirkt unnötig künstlich. Und die damit verbundenen vielen Neustarts – zumindest, wenn man ehrenhaft kämpfen will – stören den Spielablauf gewaltig. Schade drum!
Geklonte Cowboys
Eigentlich geht’s bei „Call of Juaerez: Gunslinger“ ausschließlich darum, böse Buben möglichst schnell und flink ins Jenseits zu schicken. Aber etwas mehr Mühe hätte sich Techland dann doch mit den Charaktermodellen geben können. Es gibt gefühlt zwei verschiedene Apachen, drei unterschiedliche Cowboys, einen Schrotflintenburschen und dazu natürlich die Endgegner. Ständig wiederholen sich die Gegnertypen und so wirklich clever agieren sie auch nicht.
Die Schildläufer strecken die Köpfe immer brav abwechselnd links und rechts aus ihrer Deckung. Und die normalen Ganoven denken häufig noch nicht mal dran, ihre Position zu wechseln und reagieren sehr verdutzt, wenn man sie plötzlich von der Seite angreift. Keine Frage, die Gegner sind nur Kanonenfutter. Das lassen wir bei einem Spiel wie „Gunslinger“ zwar gerade noch so durchgehen, ändert aber nichts daran, dass mehr Abwechslung und eine stärkere Gegner-KI dem Spiel gut getan hätten.
Das kostet Nerven!
„Call of Juaerez: Gunslinger“ könnte so schön sein, hätte es nicht auch seine Macken. Einige Stellen übersteht ihr nur durch Ausprobieren. Die Daltons beispielsweise stellen euch eine Falle und lassen Baumstämme einen Abhang hinunter rollen. Die Versteckpositionen für diese Einlage sind leider kaum erkennbar und so hangelt man sich von einem Kontrollpunkt zum nächstes. Gleiches bei einem Endgegnerkampf mit einer Gatling-Gun. Hier springt ihr von einer Deckung zur nächsten und geht drauf, sobald ihr auch nur eine Sekunde die Nase rausstreckt. An einigen Stellen häufen sich die unnötigen Neustarts einfach, sodass einem schnell der Spaß vergeht.
Außerdem ist die Interaktivität mit der Umgebung teils mangelhaft. Selbst halbhohe Kisten könnt ihr nicht überspringen. Bei Stürzen aus zwei Metern Höhe färbt sich der Bildschirm bereits blutrot. Gelegentlich bleibt Silas am Inventar hängen oder eure Spielfigur ragt in Objekte hinein. Den Vogel schießen allerdings die Schildsoldaten ab, deren Holzplanken problemlos einem Bündel Dynamit standhalten. Diese kleinen Aussetzer und Fehler häufen sich in „Call of Juarez: Gunslinger“ leider und sorgen dafür, dass der zuweilen aufkommende Spielfluss immer wieder den Bach runtergeht.
System: PlayStation 3
Vertrieb: Ubisoft
Entwickler: Techland
Releasedatum: 22. Mai 2013
USK: ab 16 Jahren
Offizielle Homepage:http://www.ubi.com/DE/Games/Info.aspx?pId=11124
Kommentare
ResiEvil90
21. Mai 2013 um 16:11 Uhrkann man mal ausprobieren 🙂
austrian
21. Mai 2013 um 16:21 UhrFür 15 Euronen kann man da wohl nicht viel falsch machen.
Zum Preis passt auch die Spielzeit von ca. 6 Stunden.
BVBCHRIS
21. Mai 2013 um 16:44 Uhrsuper und das video startet wieder von alleine.
Nekro-Shin
21. Mai 2013 um 16:46 Uhrich werd mir das holen das schaut ganz witzig aus ^^
Johnny09
21. Mai 2013 um 16:59 UhrGibts das im Moment nicht kostenlos bei PS+?
MikEGameR
21. Mai 2013 um 17:15 Uhr@Johnny09 nein…..es kommt morgen erst raus?!… Also ich werds mir holen aber zur sicherheit erst die demo zocken 😀
Zocker1984
21. Mai 2013 um 17:20 UhrSchaut wirklich irgendwie witzig aus
Schwanewedi
21. Mai 2013 um 17:27 UhrSinnloses geballer ohne sein Hirn zu benutzen. Hört sich nach einem heilen shooter der Generation doom a.M. Werde ich mal an testen
GalataSaray!
21. Mai 2013 um 17:31 UhrSchade schade kein MP! Sachen gibts, die muss man nicht verstehen….
RED-LIGHT
21. Mai 2013 um 18:38 UhrLangweilig öde Spiel vergessen. So einfach geht es!!
Doomguy
21. Mai 2013 um 18:45 UhrHabs mir auf Steam vorbestellt, da man dann Bound in Blood gratis bekommt. Freu mich schon riesig auf morgen, wenn ich es zocken kann 😀
Hendl
21. Mai 2013 um 18:54 Uhr…und wieder ein game weniger, das ich zocke….
Ace-of-Bornheim
21. Mai 2013 um 21:17 UhrDann mach ich wohl ab morgen mal auf Hobby Cowboy! Kaufe ich direkt. Liebe stumpfes Geballer ohne Emotionen.
TGameR
21. Mai 2013 um 21:45 UhrWarum wird „Call of Juarez: The Cartel“ eigentlich als Zerstörer der Serie angesehen? Auch wenn es die Allgemeinheit vielleicht so meint, liegt es letztendlich im Auge des Betrachters und es gibt Leute, die mit dem Spiel Spaß hatten. Das liegt unter anderem daran, dass die Story wie auch bei „Bound in Blood“ im Gegensatz zu hier eine wichtige Rolle spielte.
Wenn ich allein schon „stumpfer Spaß“ (was nach den Trailern abzusehen war) im Artikel lese, sinkt mein Interesse bezüglich des neuen Ablegers. Jedenfalls ist es nicht das, was die Serie ausmacht.
Setting und Humor hin oder her – was ist zum Beispiel mit dem Soundtrack?
Dieser war zumindest bei den Vorgängern sehr stimmig und hat maßgeblich zur Atmosphäre beigetragen. Jedenfalls hätte man sich dem hier auch noch widmen können…
Ace-of-Bornheim
22. Mai 2013 um 00:16 UhrEs gibt die Demo schon im Ami Store. Gleich mal testen…
Ace-of-Bornheim
22. Mai 2013 um 01:43 UhrAlso ich hab eben die Demo angezockt und mir macht es sehr viel Spass! Die Schiessereien dürften jeden Shooterfreund gefallen. Zockt die Demo und entscheidet euch! Ich kauf’s auf jeden Fall!
BioTemplar
22. Mai 2013 um 11:07 UhrWOLLT IHR MICH VERARSCHEN? COD UND BF bekommt immer hohe bewertung und ein richtig guter Shooter bekommt geringere Wertung oderwas? Obwohl ich Anti-Shooter bin ist Call of Juarez und Army of Two viel besser als COD und BF
kuw
22. Mai 2013 um 16:41 Uhr@bio ähm nein
Darmwinder
22. Mai 2013 um 21:12 Uhrhat das schon jemand gespielt? wie isses? lohnt es sich zu kaufen?
Twisted M_fan
22. Mai 2013 um 22:25 Uhrspiel ist super finde ich,es hat für den preis eine lange spieldauer etwa 6-7 stunden und die grafik ist auch wirklich gut.sound ist sehr gut und vorallem in zeitlupe kopfschüsse vergeben macht bock.multiplayer gibt es leider keinen,aber dafür immer hin ein Arcade modus den ich noch nicht gespielt habe.
hier mal ein guter test den von Play3 kann ich nicht ernst nehmen.
://www.xboxfront.de/news-2763-35808-Call-of-Juarez-Gunslinger-Xbox-360.html
attitude2011
23. Mai 2013 um 01:05 UhrHabe es mir heute geladen und bin positiv überrascht. Schöner Western Flair und das rumballern macht einfach Spaß. Für knapp 12Euro ein absoluter kauftipp. Der Humor ist zudem auch wirklich geil. Spielerisc natürlich einfältig aber wem das nichts ausmacht sollte zugreifen.
M'Aiq the Liar
23. Mai 2013 um 02:06 Uhr@Play3
Geklonte Cowboys ? in Far Cry 3 laufen auch Geklonte Gegner umher das wurde aber nicht bemängelt .
EVILution_komAH
23. Mai 2013 um 10:49 UhrLasst mal jemanden testen der auch zocken kann ^
Die Duelle so schlecht zu machen nur weil man zu dämlich ist, ist schon arm..
Das mit den Dalton’s & der Gatling Gun ist auch nicht nachvollziehbar,
beides beim ersten Versuch geschafft..
Geklonte Gegner? Wurde hier vl Bioshock Infinite getestet? Wem das so vorkommt, der ist einfach zu langsam.. Ich seh nur wunderschöne Blutfontänen..
Game; Genial für zwischendurch ^
Play3: FAIL!
ArthurKane
23. Mai 2013 um 19:03 UhrSehr guter shooter,sehr gute grafik..das abfeuern der waffen bringt enorm spass…..für 15 euro kann man nichts verkehrt machen.und solide blutig…
BioTemplar
24. Mai 2013 um 00:14 Uhr@kuw
Klappe, die Erwachsenen unterhalten sich gerade
ArthurKane
25. Mai 2013 um 08:08 UhrDas mit der catling war nicht schwer zu schaffen…und überhaupt geiles spiel…..
RED-LIGHT
25. Mai 2013 um 18:56 UhrHab die Demo gezockt, macht auf ne gewisse Art und Weisse Spaß. Story ist Müll, das Gameplay ist wie in Bound in Blood nur halt alles Comic Optik. Wenn man die Gegner wegschießt spritzt ein bisschen zu viel Blut, aber das haben sie ganz klar wieder für die gewaltgeilen Amis gemacht. Für ein PSn Spiel völlig ok, hatte es mir schlimmer vorgestellt.
Sonie
26. Mai 2013 um 16:11 UhrTypisches PS Spiel eben.
samonuske
29. Mai 2013 um 10:46 UhrAlso ich fand die Demo mehr als nur solala. Also da fand ich Far Cry Blood Dragon stimmiger.
KoelschBloot
31. Mai 2013 um 13:17 Uhr@ EVILution_komAH : Muß dir absolut beipflichten !
Die Duelle sind schon so in Ordnung wie sie sind. @ OB : Wenn mans nicht kann – es schlecht zu machen ist echt das allerletzte …
Die Demo hat echt Laune gemacht.
sonic
09. Juni 2013 um 23:37 Uhrich habs mir vorgestern gemeinsam mit blood dragon geolt
und nachdem ich das fast durch hab werd ich wohl bald mit gunslinger anfnagen 😀