KOMMENTAR: Die ersten Tage mit der PS4

Ein persönlicher Kommentar und zugleich sehr persönlicher Erfahrungsbericht über die ersten Tage mit der PlayStation4 von PLAY3.DE-Redaktionsmitglied Dirk.

E-MAIL AM DONNERSTAG ABEND & UND DER KRIEG IM VORFELD
Seit letzten Freitag haben wir die PS4 hier im Büro stehen.

Überraschend schneite am Abend zuvor eine Mail von Sonys PR-Agentur rein, dass die Konsole am nächsten Tag vor 10.00 Uhr bei uns eintrudeln würde. Ein gekonnter PR-Schachzug, um den Launch der Xbox One am Freitag, den 21.11.2013, zu torpedieren.

Ich muss sagen, ab diesem Moment war ich aufgeregt. Das passiert mir mit meinen zarten 39 Lenzen nur noch selten – ich hab schon viele Konsolen kommen und gehen sehen. Doch dieses Mal ging mir ganz schön die Pumpe. Ich bin PSone-Zocker der ersten Stunde, hab’ die PS1 ab 1999, den PS2-Launch und den PS3-Launch auf Redakteurs- und Chefredakteursseite miterlebt. Weder PS2 und PS3 zogen mich so in ihren Bann wie damals die PSone.

Und ob ihr das nun glauben wollt oder nicht, genauso wie einst die PS1 mich am meisten von allen Konsolen anfixte, geht es mir dieses Mal mit der PS4 ebenso.

Die PS2 musste sich immer wieder Vergleiche mit Dreamcast und Xbox gefallen lassen – und zog den Kürzeren, auch wenn sie sich im Markt behauptete. Dasselbe passierte mit der PS3. Die Xbox 360 war unkomplizierter, hatte den besseren Online-Service, das coolere Image usw.

Nun ist alles anders. Mit dieser Konsole hat Sony – unsere ist übrigens Made in Japan – den ganz großen Wurf gelandet. Die Xbox One hat schon im Vorfeld einen derben Image schaden erlitten – aufgrund einer gnadenlosen und direkten PR- und Marketingstrategie von Sony für die PS4. All das rührt auch daher, da nicht mehr Japaner an den Strippen bei der neuen Sony-Kiste ziehen, sondern Amerikaner.
Einer davon ist Marc Cerny (siehe Bild unten), dem ich früher schon wegen seines Spiels „Marble Madness“ unbewusst Bewunderung schenkte.

Und wie wir wissen, muss für diese Nation alles einfach zu bedienen und trotzdem eine Eierlegende-Wollmichsau sein. Bis dato hörte man noch keine Entwickler jammern, dass die Entwicklung auf PS4 kompliziert und sündhaft teuer sei. All das waren ja immer die Flaschenhälse bei PS2 und PS3 mit ihrer Emotion Engine, welche made in Japan war und vom geschassten PlayStation-Papa Ken Kutaragi mitentwickelt wurde.

Das Ende vom Lied war. Die Hardwareentwicklung kostete ein Heidengeld und Sony manövrierte sich dadurch selbst in eine Sackgasse. Die Geschäftszahlen sprachen Bände.

SO MUSS PLAYSTATION SEIN!
Kommen wir wieder direkt auf die PS4 zu sprechen: Die Konsole lässt sich supereinfach in Betrieb nehmen. Ihr steckt die Konsole an TV und Strom an. Und los geht’s…

Vorausgesetzt ihr stellt euch nicht so deppert wie ich an – ich fand auf Anhieb nicht den On/Off-Button. Dieser ist so formschön und dezent in das Gehäuse an der Vorderseite integriert, dass man diesen schon mal übersieht. D’OH oder besser gesagt: Function follows form.

Wenn ihr einen PSN-Account habt, dann loggt ihr euch ein – und ab geht’s. Hier und da lädt noch ein kleines Update runter, aber das merkt man kaum, denn alles passiert angenehm im Hintergrund. PS+ solltet ihr euch holen, sonst könnt ihr bei „FIFA 14“ im FUT-Mode beispielsweise nicht online zocken. Dafür gibt’s auch generell gleich zwei Spiele für lau: „Resogun“ und „Contrast“. Nur zum Vergleich; Drüben bei der Xbox One gibt’s solche Schmankerl noch nicht.

Altvertraut, das hat mich ja fast schon ein wenig geschockt, ist das Geräusch, wenn man die Konsole einschaltet. Es ist das Piepsen, das man auch von der PS3 kennt. Neulich hat mir ein Kumpel erzählt, dass genau dieses Piepsen von seiner Frau so arg gehasst ist, da sie, obwohl sie auf der Couch pennte, genau immer aufwachte, wenn er „heimlich“ zocken wollte. Nun muss die Gute wieder mit demselben Piepsen auskommen.

Liebe Sonys, an dieser Stelle muss ich etwas nörgeln. Die Willkommens-Symphonie der Konsole ist mir zu stereotyp. Gerne hätte ich mir etwas markantes gewünscht. So etwas, wie einst bei der PS1. Dieser Startklang ist Kult und eine Erkennungsmelodie für die Ewigkeit.

Denn ansonsten ist die Konsole sehr leise. Klar, man hört ein Lüftergeräusch oder das Starten einer Disc. Aber alles ist ungefähr auf dem Niveau der PS Slim. Das krasse Gegenteil zu den leisen Geräuschen der PS4 ist das Jumbo-Jet-artige Lüftergeräusch der ersten Xbox-360-Generation. Auch die Wärmeentwicklung hält sich bei der PS4 in Grenzen. Ich würde die Temperatur in Vollbetrieb als handwarm beschreiben. Spiegeleier könnt ihr definitiv nicht darauf braten, auch dient die PS4 nicht als Raumerhitzer.

Sony hat in der Tat in Sachen Hardware alle Hausaufgaben gemacht! Gleiches gilt für die neue Menüführung. Nur das Nötigste wird prominent angezeigt, der Rest rückt in den Hintergrund, ist aber dennoch einfach zugänglich. Besonders toll finde ich den Newsstream, der vom Aufbau her Facebook ähnelt. Hier sieht man die eigenen Aktivitäten und die der PSN-Freude. Auch die damit verbundenen Privatssphären-Settings erinnern mich an Facebook und werden sicherlich in Zukunft noch das ein oder andere Update erfahren.

KURZER BLICK INS GRÜNE LAGER DER KONKURRENZ
Übrigens, ich hab’ letzten Freitag auch die Xbox One ausgepackt und ich muss sagen, hier fand ich im Gegensatz dazu eine chaotische Menüstruktur vor. Irgendwie werde ich generell den Eindruck nicht los, dass Microsoft einfach noch nicht so weit war, eine runde Konsole samt runden Menüs abzuliefern.

Microsoft musste wohl auf Teufel-komm-raus mit der Xbox One auf den Markt um nicht gegen die PS4 abzustinken im Hinblick auf wichtige Marktanteile in Nordamerika und Europa. Diesen Eindruck hatte ich immer in der Vergangenheit von einer PS2 und einer PS3. Alleine schon die Online-Möglichkeiten dieser beiden Sony-Konsolen sahen immer nur die Rücklichter der Microsoft-Kisten. Doch dieses Mal ist es anders…

VERLIEBT IN DEN PLAYSTATION-4-CONTROLLER
Ok, kommen wir zum Controller. Die Peripherie rockt so richtig, auch wenn der Abstand zwischen den beiden Griffhörnchen offenbar etwas breiter ist. Nach 2-3 Stunden merkt man das nicht mehr, danach waren meine Hände mit dem Sony-Joypad regelrecht verwachsen.

Eine harte Umstellung kommt dennoch auf euch zu, ich hab sie schon hinter mir: Es gibt keinen START-Button mehr. Bei Spielen wie FIFA 14 wollte ich dauernd mit dem rechten Daumen in die Mitte des Joypads drücken, um im FUT-Modus ein Spiel zu starten. Pustekuchen! Da ist nix mehr! Stattdessen ist dort ja das Touchpad, das ihr z.B. bei „Killzone Shadow Fall“ für die Owl-Drohne benötigt.

Mit dem Option-Button, der oberhalb der Quadrat- und Dreieck-Buttons liegt, führt ihr nun die Aktionen durch, die früher der START-Button übernahm. Nach 18 Jahren PlayStation-Joypad in nahezu unveränderter ist das für mich echt die gewöhnungsbedürftigste Angelegenheit gewesen. Und die wird es auch für euch sein…

Auch cool ist der eingebaute Lautsprecher in den Controller. Auch denn das Ganze nix neues ist und die Wii bzw. Wii U bereits bietet, kommen Games wie „Resogun“ oder „Knack“ besser rüber, wenn Sprachausgabe oder Geräusche, die die Aktion des Charakters bestätigen, aus dem Controller-Lautsprechern blechern dröhnen.

Unterbewusst hab‘ ich die soften Analogsticks als sehr angenehm und bequem wahrgenommen. Steuert man mit den Daumenspitzen ein Spiel, egal ob Shooter oder Sportspiel, hat man jetzt einfach mehr Grip.

Noch nicht ganz klar ist mir, was die Farbwechsel mittels der eingebauten Lichts langfristig bewirken sollen. Das Ambilight der Philips-TVs – mein Nachbar hat so ein Teil – ist ja recht effektvoll und macht etwas mehr Stimmung in der Bude. Nur kann das der PS4-Controller-Licht nicht leisten. Lassen wir uns hier einfach mal überraschen, was die Zukunft und so manche ausgefallene Game-Design-Ideen noch mit sich bringen werden. Als farbliche Spielanzeige taugt mir das Farbspiel nicht, da es im unteren Bereich der Controller-Rückseite passiert und ich das nicht direkt sehe.

Ich suchte regelrecht nach der PS4. Ein Grund dafür ist auch die SHARE-Funktion, wenn ich zocke. Schwuppdiwupp ist die Konsole mit Facebook verbunden sowie mit den Videostream-Plattformen Twitch oder UStream und ich werde zum Broadcaster. Geil ist auch, dass mein Facebook-Profilbild nun mein PSN-Icon ist. Da hat jemand mal bei Sony mitgedacht. Both thumbs up, Freunde!
Drücke ich nun zwei Mal schnell den SHARE-Button hintereinander zeichnet es 15 Minuten lang meine Zockerei auf. Im Anschluss kann ich das Video editieren, z.B. kürzen. So habe z.B. ein geiles Blitztor bei „FIFA 14“ direkt mit meinen Facebook-Freunden geteilt.

Schade ist nur, dass man diese Gameplay-Sequenzen aktuell nur im PS4-Newsstream oder eben auf Facebook teilen kann. Hier muss Sony nachbessern, denn dieses Feature hat unglaublich viel Potential, das aktuell nicht ausgeschöpft wird.

Gleiches gilt auch für die Livestreams. Derzeit kann man nur streamen und nichts recorden. Sony hat hier schon Besserung gelobt und liefert ein Update nach dem Launch, damit man z.B. Let’s Plays live veranstalten kann, aber auch für den Rest der Menschheit, die diesem Live-Event nicht beiwohnen können, sich die Übertragung als Archiv-Aufnahme zu einem x-beliebigen Zeitpunkt reinziehen können.

Unterm Strich lässt sich auch hier sagen. Beide Features sind bis auf unsere Anmerkungen technisch perfekt umgesetzt und ebenso babyleicht bedienbar.

MEIN GANZ PERSÖNLICHES FAZIT:
Sony hat dieses Mal alles richtig gemacht. Es gibt keinen Grund zum Meckern bzw. zum großartigen Vorschlägemachen. Die Konsole, die Benutzeroberfläche, die Features und der Controller wirken auch mich perfekt. Ich bin begeistert! Ich bin wieder von der PlayStation gefangen – so wie es einst bei der PSone der Fall war. Die zweite und dritte Edition waren Maschinen, die sich gut verkauften und deren Games sehr gut waren, aber für mich auch einen ungewollten, negativen Beigeschmack hatten. Das ist nun alles wie weggeblasen.

Als PlayStation-Konsolero durch und durch wünsche ich der PS4 den größtmöglichen Erfolg, so dass für uns alle jahrelanger Entertainment- und Spielspaß entsteht und ein ehrlich verdienter Meilenstein der Videospielgeschichte entsteht. Glückwunsch, Sony!

Eins sollte uns dennoch klar sein: Diese Konsole macht nur Fun, wenn die Spiele grandios sind. Und ob die das wirklich – zumindest das Launch-Lineup – erfahrt ihr in unserer Test-Rubrik schon jetzt und auch in den nächsten Tagen.

P.S.
Ach ja, bevor ich’s vergesse: Ihr habt uns in den letzten Tagen regelrecht Löcher in den Bauch gefragt, wie gut oder schlecht das Remote Play mit der PS Vita funzt. Hierzu erstellen wir in Kürze ein Video. Stay tuned!

ÜBER DEN AUTOR:
Dirk war von 1999 bis 2007 festangestellter Videospielejournalist beim CyPress Verlag. Zuerst als Redakteur, später als Chefredakteur war er für das Print-Magazin „play THE PLAYSTATION“ tätig, aber ebenso wie für die Schwestermagazine „PlayStation – Das Offizielle Magazin“, „PlayStation 2 – Das Offizielle Magazin und „Games Aktuell“ schrieb er diverse Beiträge. Dirk ist nun geschäftsführender Gesellschafter von PLAY3.DE.

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