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TEST: Outlast – Wir haben die Hosen gestrichen voll!

play3 Review: TEST: Outlast – Wir haben die Hosen gestrichen voll!

8.0

„Prince of Persia“, „Splinter Cell“ und „Assassin’s Creed“ – Die Mitarbeiter von Red Barrells Games hatten bereits einige Hochkaräter auf dem Kerbholz, ehe sie sich mit einem eigenen Entwicklerstudio selbständig machten.

Mit kaum mehr als zehn Kollegen erschuf Red Barrells Games das Horrorspiel „Outlast“. Dieses erschien im vergangenen Jahr als Indie-Titel auf der PC-Download-Plattform Steam und kam im Februar als kostenloses Game für Playstation-Plus-Abonennten auf der Playstation 4 heraus. Endlich sind wir dazu gekommen, den Horror-Trip zu zocken. Und wie schon in der Überschrift erwähnt – das Spiel ist krass… extrem krass.

„Outlast“ beweist: Survival-Horror ist nicht tot! Es ist ein faszinierendes und erschreckendes Indiz dafür, dass mit der richtigen Idee und einer gelungenen Umsetzung jeder noch so abgebrühte Gamer Spaß am Schrecken haben kann.

Was wir cool finden

Ein Journalist und seine Kamera
Der unabhängige Journalist Miles Upshur ist einer großen Geschichte auf der Spur. Auf eine Nachricht eines Informanten hin steigt er – lediglich mit einer Kamera und einem Block bewaffnet – in die Mount-Massive-Nervenheilanstalt ein. Er vermutet dort erschreckende Dinge, doch was ihn in dem finsteren Gemäuer erwartet, ist sprichwörtlich die Hölle auf Erden. Blut, Leichen, unmenschliche Experimente und vor allem geisteskranke, mordende Monster.

Ihr steuert Miles aus der Ego-Perspektive, besitzt aber keine Waffen oder nennenswerte Hilfsmittel. Bereits nach wenigen Minuten in Mount Massive wird daher klar. Ihr müsst entkommen! Irgendwie! Miles einziges Werkzeug ist dabei seine Kamera. Mit ihr könnt ihr nicht nur wichtige Momente aufzeichnen und damit neue Informationen gewinnen, mit ihrem Nachtsichtmodus könnt ihr auch in völliger Dunkelheit sehen.

Allerdings ist das grün-schwarze Bild sehr pixelig und der Sucher des Camcorders reicht kaum weiter als drei oder vier Meter. Die grobe Körnung der Nachsicht verhindert, dass ihr auf Distanz überhaupt irgend etwas erkennt. So ist dieser Sichtmodus Segen und Fluch zugleich. Er verschafft euch ein trügerisches Gefühl der Sicherheit, ist aber zugleich derart eingeschränkt, dass er einen kaum vor drohenden Gefahren warnen kann. Die optische Umsetzung ist absolut gelungen und erinnert an Filme wie „Paranormal Activity“ oder „Blair Witch Project“. Durch den Nachtsichtmodus verbraucht die Kamera zudem Energie, die ihr in Form von Batterien finden müsst. Der einzige Weg zum Überleben ist also, alle Gebiete möglichst präzise abzusuchen. Selbst wenn es euch in Gefahr bringt.

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Schockeffekte am laufenden Band
„Outlast“ ist kein leiser, psychologischer Horror. Stattdessen jagt hier ein Schreckmoment den nächsten. Das Spiel kreiert ein ständiges Gefühl der Gefahr. Mal durch seinen herrlich schaurigen Soundtrack, mal durch kleine Geräusche im Hintergrund oder durch vollkommene Dunkelheit. Als Miles Upshur gleich zu Beginn eine Tür öffnet und urplötzlich eine aufgeknüpfte Leiche zu einem lauten Klirren vor ihm baumelt, ist mir bereits das erste Mal das Herz in die Hose gerutscht.

Und das Beste an „Outlast“: Es geht genau in diesem Stil weiter. Miles wird gejagt, verprügelt, verstümmelt und in den Wahnsinn getrieben. „Outlast“ ist nicht zimperlich, wenn es um die Darstellung virtueller Grausamkeiten geht. In Kloschüsseln schwimmende Leichenteile sind da noch kleine Fische.

Allerdings muss man dem Spiel auch ein Kompliment für seine Inszenierung und die grafische Umsetzung machen. Zu keinem Zeitpunkt merkt man „Outlast“ an, dass es als Indie-Spiel lediglich von zehn Mann programmiert wurde. Knackig scharfe Texturen, widerliche Monster-Modelle und schöne Lichteffekte erzeugen eine tolle Stimmung und lassen auch die gelegentlichen Bildfehler vergessen.

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Machtlos, hilflos, kraftlos!
„Outlast“ kreiert ein unglaubliches Gefühl der Körperlichkeit und ähnlich wie in Found-Footage-Filmen wie „Blair Witch Project“ und „Cloverfield“ fiel es mir ausgesprochen leicht, in die Welt des Videospiels mit Haut und Haaren einzutauchen. Ähnlich wie in „Thief“ spielen dabei die Hände des Charakters eine entscheidende Rolle. Im Sprint schwingt Miles die Arme in Panik, beim Benutzen der Kamera nimmt er das Gerät hoch und hält es sich vor das Gesicht. Durch das Schwanken und Wackeln der Kameraperspektive entsteht der Eindruck von Dynamik, aber auch von Panik und Dringlichkeit. Unterstützt wird dieses Element noch durch den Sound: Miles schnauft, schreit und keucht unter den Strapazen. Die Fülle an Geräuschen ist beeindruckend und erzeugt unweigerlich eine gewisse Nähe zur Spielfigur.

Das Motiv der Machtlosigkeit zieht sich durch die gesamten sechs bis acht Spielstunden von „Outlast“. Es gibt keine Waffen! Nur gelegentlich setzt sich Miles in Zwischensequenzen mit Button-Mashing oder Stick-Gerüttel in Rangeleien durch. Aber „Outlast“ macht von Anfang an klar: Du bist schwach. Du hast keine Chance. Du wirst drauf gehen!

Daher ist die Flucht vor Messer schwingenden Irren und wahnsinnigen Doktoren die einzige Alternative. In Sekundenbruchteilen muss ich mich entscheiden: Welchen Weg nehme ich? Krieche ich unter das Bett? Oder doch in den Schrank? Die Stealth-Mechanik ist simpel und die Steuerung absolut eingängig. Ein brillanter Schachzug ist die Möglichkeit, sich im Sprinten umschauen zu können. Über die Schultertasten werft ihr einen Blick zurück und seht dem Grauen ins Gesicht. Auch durch diese Steuerungsoption wird die Körperlichkeit in „Outlast“ noch einmal auf einfache, aber geniale Weise betont.

Was wir weniger cool finden

Ich kann nicht mehr!
Spielt „Outlast“ niemals am helllichten Tag! Sondern nur in einem abgedunkelten Raum und mit einer voll aufgedrehten Anlage oder dicken Kopfhörern. Nur dann entfaltet das Horror-Game seinen ganzen Reiz. Allerdings ist die Anspannung zuweilen hart an der Grenze. Die konstanten Wechsel zwischen ruhigen Momenten und absoluter Panik sind meisterlich in Szene gesetzt, werden aber Zartbesaitete überfordern. „Outlast“ erfordert eine gewisse Leidensfähigkeit, eine Lust daran sich immer wieder zu erschrecken und sich mit den eigenen Ängsten auseinanderzusetzen. Die Art der Gewaltdarstellung ist drastisch: Ganz egal, ob verstümmelte Leichen oder abgetrennte Körperteile – „Outlast“ ist ein Spiel für Freunde des Found-Footage-Horrors mit derben Schreckeffekten. Psychologie gibt es kaum, auch die Geschichte rückt in den Hintergrund. Daher ist „Outlast“ wirklich nur etwas für Fans der härteren Grusel-Gangart und das ist sicherlich nicht jeder PS4-User.

Über den Autor: Olaf ist bereits seit dem Jahr 2000 als freier Redakteur im Bereich der Video- und Computerspiele tätig. So schrieb er u.a. von 2005 bis 2007 für die Printmagazine „play THE PLAYSTATION“ und die Schwestermagazin „Playstation – Das offizielle Magazin“ und „Games Aktuell“. Heute arbeitet er u.a. für „COMPUTER BILD Spiele“ und „www.spieletipps.de“ oder schreibt Specials und Tests für „playBlu“ von Computec.

System: PlayStation 4
Vertrieb: The Red Barrells
Entwickler: The Red Barrells
Releasedatum: erhältlich
USK: ab 18
Offizielle Homepage:http://redbarrelsgames.com/

8.0

Wertung und Fazit

TEST: Outlast – Wir haben die Hosen gestrichen voll!

Kommentare

dieselstorm

dieselstorm

15. März 2014 um 22:56 Uhr
dieselstorm

dieselstorm

15. März 2014 um 22:56 Uhr
dieselstorm

dieselstorm

15. März 2014 um 22:59 Uhr
Dr.Manhattan

Dr.Manhattan

15. März 2014 um 23:14 Uhr
Blockmonsta

Blockmonsta

16. März 2014 um 04:59 Uhr
Hans Detlef

Hans Detlef

16. März 2014 um 16:22 Uhr
Cerberus755

Cerberus755

16. März 2014 um 22:07 Uhr