Survival-Horror ist tot. Zumindest im Mainstream. „Resident Evil“ ist ein Schatten seiner selbst. „Silent Hill“ hat seine besten PSone-Tage auch schon längst hinter sich. Und von „Dead Space“ kann ich an dieser Stelle nicht schreiben, ohne dass bittere Krokodilstränen auf meine Tastatur tropfen.
Doch während der Bildschirm-Grusel bei den großen Publishern – Bethesda Zenimax und „The Evil Within“ mal Außen vor gelassen – irgendwo im Reich des Vergessens verschwindet, finden gerade Indie-Entwickler zunehmend Spaß am virtuellen Zähneklappern.
Spiele wie „Outlast“ oder auch das YouTube-Phänomen „Slender“ haben in den vergangenen Jahren für Furore gesorgt. Und wo Aufsehen erregt wird, da kommen auch die Trittbrettfahrer. Zu diesen gehört leider auch „Daylight“, das vielleicht langweiligste Gruselspiel des Jahres und eine wahre Verschwendung an der Unreal-4-Engine.
Was wir cool finden
Die ersten Minuten …
Als Sarah zu sich kommt, weiß sie nicht, wo sie ist. Ihren linken Unterarm zieren merkwürdige Muster. Um sie herum ist alles dunkel. Nur ihr Handy dient ihr als Lichtquelle und GPS-Karte in einem. Eine finstere Stimme knarzt durch das Smartphone und beauftragt sie damit, in der Nervenheilanstalt nach Relikten zu suchen.
Ich gebe zu, dass mich „Daylight“ in den ersten Minuten mächtig neugierig gemacht hat. Das Herumstöbern in totaler Finsternis ist aufgrund der gelungenen Umgebungsgeräusche speziell in einem abgedunkelten Raum durchaus atmosphärisch – zumindest zu Beginn. Und auch die Suche nach Notizen und Objekten ist interessant, da so die Hintergrundgeschichte erzählt wird.
Als Hilfsmittel klaubt Sarah grüne Leuchtstäbe auf. Diese heben praktischerweise benutzbare Objekte wie Schränke hervor und erleichtern so die Orientierung. Mit Fackeln wehrt die gute Frau dagegen die gelegentlich auftauchenden Geister ab, die ihr auf den Fersen sind. Keine Frage, „Daylight“ ist in den Anfangsminuten am stärksten und das kann sogar für den einen oder anderen kleinen Schrecken sorgen. Doch leider hält diese Stimmung kaum länger als eine halbe Stunde.
Seid meine Geister!
„Daylight“ lässt euch euer Spiel direkt auf Twitch.tv streamen. Hier können dann Zuschauer im Chat euer Spiel beeinflussen und beispielsweise Geräusche durch bestimmte Befehle erzeugen. Diese Idee ist prinzipiell toll, allerdings ist die Umsetzung in „Daylight“ ausgesprochen schwierig. Schließlich braucht man erst mal Zuschauer, damit das System funktioniert. Außerdem wirkt diese Art der Interaktion aus dem Zusammenhang gerissen. Wenn ich mein Spiel bewusst streame und auf seltsame Geräusche hoffe, dann ist es nicht mehr gruselig. Schließlich entsteht Angst in erster Linie aus dem Unbekannten heraus. Wenn ich aber der Community oder meinen Freunden bereits im Vorfeld sage, sie sollen mich erschrecken, dann klappt es garantiert nicht. Trotzdem verdient sich „Daylight“ mit dem Twitch-Feature ein Fleiß-Bienchen für eine nette, aber in dieser Form nicht praktikable Idee.
Was wir weniger cool finden
Kein Nervenkitzel!
Doch nachdem mir anfänglich noch einige leichte Schauer über den Rücken liefen und ich mich in der finsteren Umgebung sehr unsicher fühlte, kehrt in „Daylight“ alsbald die pure Langeweile ein. Denn das Spiel verpasst die Gelegenheit, ein Gefühl der Bedrohung zu kreieren. Wieso besitzt Sarah ein Handy mit Endlos-Akku? Warum finde ich so viele Fackeln und Leuchtstäbe? Und warum ist dieser Geist so verdammt langsam? Wenn ich mich nicht vollkommen blöd anstelle, haben die Schatten eigentlich keine Chance, mich zu erwischen.
Die Warnsignale sind mit plötzlichem Flackern von Lampen und dem verpixelten Handy-Display überdeutlich. Kommt mir das Schreckgespenst dann doch einmal zu nahe, renne ich einfach weg. Schließlich sind die Geister nicht clever genug, mir zu folgen. Wo ich beispielsweise in „Outlast“ vor Axt schwingenden Monstern unter Betten flüchte, laufe ich in „Daylight“ einfach nur zwei Räume weiter und bin gerettet. Das Spiel führt sich mit seinen unzähligen inkonsequent umgesetzten Ideen selbst ad absurdum.
Gelangweilt geht die Welt zu Grunde
In „Daylight“ sind zudem alle Areale zufallsbasiert. Das hat den Vorteil, dass sich jede Partie anders spielt, weil die Umgebung neu ausgewürfelt wird. Allerdings baut General Zufall keine sonderlich spannenden Levels. Vielmehr merkt man dem Spiel an, dass es wie mit Baukästen zusammen geschustert wurde.
Ganz egal, ob Gänge in Krankenhäusern und Abwasserkanälen oder ein finstere Wald – „Daylight“ wirkt in sich uninspiriert, hässlich und ideenlos. Die auftauchenden Schreckmomente – etwa plötzlich umfallende Leitern oder sich zu knallende Türen – sind ebenso einfallslos wie albern. Schließlich kommentiert die gute Sarah diese paranormalen Ereignisse immer wieder mit den gleichen, sich wiederholenden Phrasen, die nur selten in den Kontext passen.
Echter Grusel kommt in „Daylight“ zu keinem Zeitpunkt auf. Eher solide Langeweile aufgrund der schäbigen Kulisse und des ideenlosen, schamlos bei „Slender“ gestohlenen Spieldesigns.
Über den Autor:Olaf ist bereits seit dem Jahr 2000 als freier Redakteur im Bereich der Video- und Computerspiele tätig. So schrieb er u.a. von 2005 bis 2007 für die Printmagazine „play THE PLAYSTATION“ und die Schwestermagazin „Playstation – Das offizielle Magazin“ und „Games Aktuell“. Heute arbeitet er u.a. für „COMPUTER BILD Spiele“ und „www.spieletipps.de“ oder schreibt Specials und Tests für „playBlu“ von Computec.
System: PlayStation 4
Vertrieb: Atlus Games
Entwickler: Zombies Studios
Releasedatum: erhältlich
USK: ab 16
Offizielle Homepage:http://www.playdaylight.com/
Kommentare
Professor_D
06. Mai 2014 um 18:06 UhrDa war Outlast schon heftiger. Aber an Dead Space kommt sowieso kein Spiel ran.
Ridgewalker
06. Mai 2014 um 18:12 UhrHey, die No Angels waren nicht gruselig……!!!
fbstyler
06. Mai 2014 um 18:16 Uhrhaha was ein drecksspiel
Uncle Drew
06. Mai 2014 um 18:17 UhrGuter Test.
Habe ich doch gesagt dass Spiel fühlt sich wie eine schlechte Demo zu einem unfertigen Spiel an.
Was für ein Schund, nur Mercenary Kings ist schlechter
patsche
06. Mai 2014 um 18:17 UhrSag ich doch!
patsche
06. Mai 2014 um 18:21 UhrGruslig find ich den Preis den man für dieses Spiel haben möchte, brrrrrr.
theHitman
06. Mai 2014 um 18:22 Uhr@Professor_D
Dann zock mal Condemned, da vergisst du dein Dead Space schnell 😀
Eye85
06. Mai 2014 um 18:35 Uhran Dead Space kommt kein spiel ran? Aha……..
ein Horror Titel ist DS auch nicht.
MeckerHannes
06. Mai 2014 um 18:37 UhrAll trust in Bethesda (The Evil Within)!
hhamlet90
06. Mai 2014 um 18:39 UhrPuh ich hätte mir das fast gekauft ^^ besser nicht
Shaft
06. Mai 2014 um 18:40 Uhr„Condemned“
ich liebe die szene mit den schaufensterpuppen.
spider2000
06. Mai 2014 um 18:45 Uhrich habe es ja auch gespielt, genau meine meinung, es war nicht gut.
aber jetzt wird erstmal Outlast whistleblower gezockt, was auf alle fälle viel besser ist.
wer fragt, wo ich den schon her habe.
den gibt es schon auf gog.com, ist eine alternative zu steam.
MAGMASCHWINGER
06. Mai 2014 um 19:11 UhrWie gut das mich der 1 wöchige Rabatt nicht angelockt hat. 🙂
skywalker1980
06. Mai 2014 um 19:16 UhrNaja, die NoAngels gehörten ja auch zu den fürchterlichsten Dingen, die ich damals sehen musste…
BLACKSTER
06. Mai 2014 um 19:30 UhrUnd dann beschweren sich welche über MGS GZ 😀
nico2409
06. Mai 2014 um 19:41 Uhroutlast war saugeil auch wenn manche behaupten, es wäre banal auf dauer geworden. für mich das beste horror-game seit dead space 1 und wir reden hier von einer zeitspanne von fast 6 jahren wo nichts großes in dem genre passiert ist.
cosanos
06. Mai 2014 um 19:48 Uhroh ja condemned war gar nicht so übel.. Ich glaub ich muss es mal wieder raus holen aus den Schrank 😉
Agima
06. Mai 2014 um 20:29 UhrIch Depp habe es gekauft, ca. 1 Stunde durchgehalten, und gelangweilt die PS4 ausgemacht, traurig.
Wird wieder von der Platte geputzt.
Syndroid
06. Mai 2014 um 20:38 UhrDass Daylight ein Schuss in den Ofen wird, war mir fast schon klar nachdem ich vom Random Generated Content hörte.
Silent Hill 1+2 sind mMn immernoch die gruseligsten Spiele. Gefolgt von Condemned 1+2. Und einige Indie Games.
Outlast wurde, nachdem man das Gamedesign geschnallt hat, nicht mehr gruselig.
Freue mich zwar schon auf Evil Withn, glaube aber auch nicht das es mich das Fürchten lehren wird.
Was Horrorgames und Grusel angeht, zähle ich in Zukunft auf VR.
golgarta2905
06. Mai 2014 um 20:51 UhrVöllig zu recht beim ersten mal geht es noch,aber das auch noch
mehrmals hintereinander zu spielen,nein danke.
Zockerfreak
06. Mai 2014 um 21:10 UhrImmerhin waren die No Angels erfolgreicher und authentischer als der Casting Müll von heute 😉
tim5980
06. Mai 2014 um 21:36 UhrNaja gibt schlimmerer spiele aber fürn 10ner ist es schon okay
White-Knight
06. Mai 2014 um 21:45 UhrCondemned 1+2 ist schon echt gruselig gewesen damals. Hatte nach einiger Zeit zocken schon Angst gehabt. Musste einige Tage aussetzen um wieder mit dem Spiel zu beschäftigen. Echt krankes Spiel.
orochi50mar
06. Mai 2014 um 23:26 UhrNaja also langweiliger als Silent Hill Shattered Memories und die ,,tollen“ Nebenmissionen von Downpour kann es ja nicht sein.
Heiko
06. Mai 2014 um 23:35 Uhr„Condemned“ habe ich leider nie gespielt. Aber „Dead Space“ 1+2 hat mich nachhaltig beeindruckt. Was für eine Atmosphäre… *schwelg* Ich hoffe, die Serie wird fortgesetzt und findet wieder zu ihren Wurzeln. Bei Teil 3 habe habe ich mich von der Meinung der großen Masse leiten lassen und die Finger davon gelassen. Tja, schade, dass „Daylight“ nicht das geworden ist, was es werden wollte. Ich hatte auf einen „Outlast“-Clon gehofft…
KingzWayz
06. Mai 2014 um 23:45 UhrCondamnet 1 war so erwachsen, bitter, verlassen, schockierend, düster, nerven zerreißend, absolut vollkommen, einfach dieses setting, diese stille zwischen durch und diese authentische Räume, und packende Nahkampf system.
K1LLSH8DY
07. Mai 2014 um 00:16 Uhrlol, was für ein test. „ich hab outlast gezockt, mich kann nichts mehr gruseln“. alles klar, haun’se rein!
Blackfire
07. Mai 2014 um 01:43 UhrWO IST MEIN CONDEMNED 3?
schlammpudding
07. Mai 2014 um 05:55 UhrCondemned 2 – die Szene mit dem Bären in der Hütte! Mega! ;D
Darkthrone
07. Mai 2014 um 09:02 UhrCondemned 2 ist wirklich um einiges besser. Da können auch Kollegen wie Dead Space in Sachen Panik Horror einpacken.
Im Übrigen mal wieder ein Armutszeugnis von Test von diesen Praktikanten. No Angels? Wir wissen ja alle das ihr hier so professionell seid wie ein COD Spieler aber … irgendwie schafft ihr es immer noch schlechter zu werden als vorher.
Respekt!
Uncle Drew
08. Mai 2014 um 16:22 UhrCondemned ist ausgestorben wurde nicht genug supported, deswegen kam nie condemned 3
Seven Eleven
08. August 2014 um 01:26 UhrOutlast war doch hochgradig beschissen und langweilig.
Seven Eleven
08. August 2014 um 01:27 UhrCondemned 2 ist immernoch KING of Horror