„Dark Souls 2“ ist Geschichte. „Dragon Age: Inquisition“ und „The Witcher 3: Wild Hunt“ lassen noch auf sich warten. Da kommt das Action-Rollenspiel „Bound By Flame“ gerade recht! Mit seinem rauen Fantasy-Stil sieht es aus wie der kleine Bruder von „Dragon Age“ und stammt obendrein von dem durchaus talentierten französischen Entwicklerstudio Spiders (bekannt durch „Of Orcs and Men“). Aber kann „Bound By Flame“ auch mit den großen Produktionen mithalten?
Was wir cool finden
Spannendes Kampfsystem, aber …
Action-Rollenspiele – lassen wir „Dark Souls 2“ mal außen vor – tendieren dazu, Superhelden in schimmernder Rüstung zu kreieren. „Bound By Flame“ macht dies nicht! Ganz im Gegenteil, pures Button-Mashing führt hier auf kürzestem Wege direkt zum Ladebildschirm. Denn die Gegner sind zahlreich, zäh und obendrein ganz schön mächtig. Söldner Vulcan sackt meist nach spätestens fünf Treffern zusammen.
Daher fordert „Bound By Flame“ Geduld und gutes Timing. Praktischerweise gibt es direkt zwei Kampfstile, mit denen ihr den Monstern zu Leibe rücken könnt. Mit dem Zweihänder richtet ihr schweren Schaden an, pariert Attacken und tretet Schilde aus dem Weg. Allerdings seid ihr auch unbeweglich und könnt nicht schleichen. Als Waldläufer dagegen attackiert ihr Feinde unbemerkt mit zwei Dolchen, fügt schnellen Schaden zu und könnt obendrein einen Satz nach hinten machen, um Angriffen zu entkommen.
Dazu lernt ihr nach etwa einer Stunde die ersten Magie-Fertigkeiten. Diese sind mit Feuerbällen und Schockwellen zwar stereotyp, bleiben aber trotzdem eine schöne Ergänzung. Als ebenso praktisch erweisen sich Sprengfallen. In den eng gebauten Abschnitten lockt ihr Feinde geschickt in ihr Verderben. „Bound By Flame“ spielt sich verhältnismäßig schwer, aber fordert mit starken Feinden und seinem tiefen Kampfsystem.
Solides Crafting
Die schlechte Nachricht zuerst: In „Bound By Flame“ gibt es wenig nützliches Loot. Wer hier eine Flut von Objekten wie in „Diablo 3“ erwartet, hat das falsche Spiel gekauft. Waffen oder Rüstungsgegenstände entdeckt ihr selten, daher bringen solche Entdeckungen echte Glücksgefühle hoch.
Viel wichtiger sind allerdings die Ressourcen. Rohstoffe wie Leder, Metalle oder Blut findet ihr unter Steinen, in Kisten oder gar nach erfolgreichen Kämpfen. Mit ihnen könnt ihr im Crafting-Menü Gegenstände herstellen oder Waffen und Rüstung aufwerten. Tatsächlich spielt das Crafting hier eine besondere Rolle. Denn ihr könnt noch während des laufenden Gefechts Munition für die Armbrust oder Sprengfallen anfertigen und somit auf die Feinde reagieren. Das Crafting ist somit taktisches Mittel im Kampf und Spielfortschritt in einem. Eine clevere Idee!
Schönes Monster-Design in schlauchigen Levels
„Bound By Flame“ ist kein Open-World-Rollenspiel. Ganz im Gegenteil, die Areale sind vergleichsweise eng gebaut und die Navigation von einer Aufgabe zur nächsten dank der übersichtlichen Mini-Map vergleichsweise simpel. Viel zu entdecken gibt es im Gegenzug allerdings auch nicht. Wirklich cooles Loot sucht man meist vergebens.
Doch so eintönig speziell die Sumpfgebiete zu Beginn des Spiels auch sein mögen, so beherbergen sie zumindest einigen Kreaturen, die weit über den 08/15-Höhlentroll hinaus gehen. Ganz egal, ob seltsam deformierte Fleisch fressende Pflanzen, mutierte Oktopus-Käfer oder widerliche Bossgegner – das Monsterdesign von „Bound By Flame“ ist gut gelungen. Nicht zuletzt, weil die Biester auch ganz schön aggressiv zu Werke gehen.
Was wir weniger cool finden
… mit zu vielen Ecken und Kanten
Allerdings werden die schlauchigen Levels einem in den Kämpfen immer wieder zum Verhängnis. Nicht selten bleibt Vulcan nämlich an irgendwelche Objekten hängen oder steht gar vor unsichtbaren Wänden. Warum er beispielsweise nicht frei klettern oder gar springen darf, ist mir ein echtes Rätsel. Stattdessen sind solche Aktionen nur an vorgegebenen Stellen möglich.
Insgesamt fühlt sich „Bound by Flame“ etwas ungelenk an. Das Fehlen echter Meidbewegungen beim Tragen des Zweihänders nervt. Und gelingt es mehreren Feinden gar, mich in die Ecke zu drängen, habe ich kaum eine Chance mich aus dieser Situation zu befreien. „Bound by Flame“ besitzt nicht diese gnadenlose Eleganz eines „Dark Souls 2“, sondern wirkt eher wie sein etwas unbeholfener Cousin vom Lande.
Müdes Charaktersystem
Enttäuschend fällt das RPG-System aus. Es gibt nämlich keine Attribute oder Charaktereigenschaften. Mit einem Levelaufstieg verteilt ihr Punkte in den Fähigkeitenbäumchen für den Schwertmeister, den Waldläufer und den Pyromanen. Klingt aufregender, als es tatsächlich ist. Denn letztlich könnt ihr nur vier Fertigkeiten auf einmal nutzen und die meisten der besagten Upgrades verbessern lediglich bereits vorhandene Fertigkeiten. Erst wenn ihr einen Baum bis zur Spitze aufgefüllt habt, erhaltet ihr Zugriff auf eine Super-Kraft und schnetzelt Feinde als Waldläufer etwa in Zeitlupe nieder.
Ähnlich inkonsequent ist das Moralsystem. Denn entgegen aller Vermutungen verwandelt sich Vulcan nicht schleichend in einen Dämon. Vielmehr gibt es einige Schlüsselstellen im Spiel die darüber entscheiden, ob ihr als Feuerdämon oder als guter Junge unterwegs seid. Als Pyromane ist es deutlich spannender, allerdings ist euer Held auch anfälliger für Attacken der Feinde. Schließlich wird es einem Feuerdämon ziemlich heiß unter dem Kettenharnisch.
Unsympathische Figuren mit Wachsmasken
Eine Welt vor dem Abgrund. Ein Held – halb Mensch und halb Dämon. „Bound By Flame“ klingt aufregend, verpasst aber die Chance, echte Emotionen zu erzeugen. Die Geschichte wirkt an vielen Stellen überstürzt. Taten haben kaum spürbar Konsequenzen, die Figuren wirken übertrieben rau und ungehobelt. Was bei „Gothic“ oder „Risen“ gut funktioniert, führt in „Bound By Flame“ nur zu Gleichgültigkeit. Der Konflikt erscheint nebensächlich und die Charaktere ungeheuer unsympathisch. Kein Grund, sich in deren Welt hinein zu versetzen.
Dabei spielt auch die Grafik eine entscheidende Rolle. Obwohl die Gesichter der Hauptfiguren annehmbar detailreich texturiert wurden, führt sie die nicht vorhandene Mimik direkt in das berüchtigte Uncanny-Valley. Sprich: Die Charaktere wirken künstlich und ihre Gesichter wie Masken. Dazu ist auch noch die deutsche Synchronisation unterdurchschnittlich gelungen, sodass es irgendwann kaum mehr einen Grund gibt, sich die Gespräche en Detail anzuhören.
Unnütze Kameraden
Im Spielverlauf trefft ihr fünf Begleiter, die euch im Kampf gegen die weißen Horden begleiten. Wer jetzt aber denkt, ihr schart eine kleine Armee um euch und schnetzelt euch durch riesige Gegnermassen, sieht sich getäuscht. Denn stattdessen werdet ihr an Schlüsselstellen lediglich vor die Wahl gestellt, wen ihr mitnehmen wollt. Lediglich ein KI-Kollege steht euch im Regelfall zur Seite, an wenigen speziellen Stellen sind es gar zwei. Damit verspielt „Bound By Flame“ die Möglichkeit, ein Wir-Gefühl zu erzeugen.
Vielmehr sind die Begleiter absolut austauschbar. Die Dialoge sind langweilig und aufgrund der kaum vorhandenen KI halten sie meist lediglich als Prellbock für größere Monsterhorden her. Einzig die Hexe Edwen sticht aus der Masse hervor. Sie ist zwar ebenso unnütz wie ihre Kollegen, aber aufgrund der besten Charakterzeichnung deutlich interessanter.
Über den Autor:Olaf ist bereits seit dem Jahr 2000 als freier Redakteur im Bereich der Video- und Computerspiele tätig. So schrieb er u.a. von 2005 bis 2007 für die Printmagazine „play THE PLAYSTATION“ und die Schwestermagazin „Playstation – Das offizielle Magazin“ und „Games Aktuell“. Heute arbeitet er u.a. für „COMPUTER BILD Spiele“ und „www.spieletipps.de“ oder schreibt Specials und Tests für „playBlu“ von Computec.
System: PlayStation 4
Vertrieb: Focus Home Interactive
Entwickler: Spiders
Releasedatum: erhältlich
USK: ab 18
Offizielle Homepage:http://www.boundbyflame.com/
Kommentare
ovanix
19. Mai 2014 um 06:32 UhrUSK18?
Ist es nichts USK16?
Ridgewalker
19. Mai 2014 um 06:38 UhrHmmm.. Die user Bewertungen sind weit aus besser, also hört nicht auf diesen test.
Cerberus755
19. Mai 2014 um 07:06 UhrDer Test ließt sich nicht gut. Allerdings hätte ich durch die mäßigen Bewertungen damals fast die Ps3-Perle „Nier“ ausgelassen. :-/
alechander
19. Mai 2014 um 07:10 UhrMann seid ihr spät mit den Tests!
Nacktenschrank
19. Mai 2014 um 07:33 UhrZitat: „Das Fehlen echter Meidbewegungen beim Tragen des Zweihänders nervt.“
Entweder es ist noch zu früh und der Kaffee wirkt noch nicht, oder ich bin einfach doof, aber WZT sind Meidbewegungen???
Oder ist das ein Tippfehler? Aber was könnte es sonst heißen?
Das_Krokodil
19. Mai 2014 um 07:44 Uhr@Ridgewalker:
Die Bewertungen liegen fast alle in diesem Bereich. Der User-Score bei metacritic ist bei 6.0.
Aber auf User-Wertungen darf man nichts geben, z.B. Gibt einer 10 Punkte, um den negativen Kritiken entgegen zu wirken.
MeckerHannes
19. Mai 2014 um 07:49 Uhr@ Nacktenschrank
Meidbewegungen = Ausweichen
Das geht auf jeden Fall aus dem Kontext hervor 😉
nori95
19. Mai 2014 um 08:08 UhrKatastrophen-Spiel. Verkaufe es wieder
Droux
19. Mai 2014 um 08:25 Uhrdas spiel auch nur annähernd mit nier zu vergleichen is ne beileidigung 😉
bei nier wurd ja auch imho nur die technik bemängelt … hier darf man das gesammt paket bemängeln. für rpg spieler nicht unbedingt unspannend… wenn ihr aber noch nen gutes spiel aus der last gen nachzuholen habt, spielt lieber das 😉
Fakeman
19. Mai 2014 um 09:00 UhrIch trolle einfach mal und meine , dass nächste
PS4 Spiel , welches man in die Tonne kloppen
kann .
Wo bleibt die erste wirkliche PS4 – Perle ???
Lindsay Lohan
19. Mai 2014 um 09:07 Uhrunfassbar dass die sich trauen sowas rauszubringen
K1LLSH8DY
19. Mai 2014 um 09:17 Uhreinfach auf YouTube bei pc games nachschauen. dort wurde es getestet und zurecht schlecht bewertet.
die deutsche syncro ist alleine schon so dermaßen schlecht, sowas kann man heutzutage keinem anbieten.
Sveninho
19. Mai 2014 um 09:17 UhrIch fand es großartig, könnte es gestern auf Falke beenden. Die schlechten userwertungen kommen meist von Leuten, die es nicht mal ne Stunde gespielt haben. Am Anfang ist es ein wenig komisch: Die deutsche Synchro (besonders vom Hauptchara) ist einfach nur beschämend( Außnahmen gibt es hier leider wenige), die Grafik ist nicht wirklich prickelnd und die Story kann man eigentlich auch in die Tonne kloppen.
Das Kampfsysrem holt meiner Meinung nach einiges raus, sowie der gigantische Soundtrack. Allein wenn man im Hauptmenü verweilt und dem Soundtrack lauscht, bekommt man Gänsehaut.^^
Ich kann das Spiel auf jeden Fall nur wärmstens empfehlen. Man muss sich auch mal ne eigene Meinung bilden und nicht nur immer das nachplappern, was die Spielezeitschriften oder sonst wer sagt oder schreibt.
Fakeman
19. Mai 2014 um 10:04 Uhr@Sveninho
Also , verstehe ich das richtig ?
Weder die Dialoge , die Grafik und auch noch
nicht eimmal die Story können deiner Meinung nach
überzeugen und trotzdem sollte sich jeder selbst von
der Qualität des Spieles ein Bild machen .
Das kann ich jetzt aber nicht ganz verstehen !
Nachdem was Du hier schreibst , hat “ play3 “
dann doch Recht das Teil mit einer Sechser Wertung
abzuwatschen !
Und wenn es mich mal Lust auf einen gigantischen Sound
habe , greife ich dann lieber zu „Pink Floyd “ !
Sveninho
19. Mai 2014 um 10:32 Uhr@fakeman:
Richtig. Da meiner Meinung nach das Gameplay immer über all den anderen Faktoren (Grafik, Sound usw.) stehen sollte.
Außnahmen sind hier natürlich Beyond und Heavy Rain, da diese gezielt auf eine gute Story aus sind, darunter aber das Gameplay leidet.
Ich hab mir das Spiel auch nich blind gekauft, einfach mal bei ein paar livestreams vorbei schauen und sich selbst ein Bild von dem Spiel machen. Ich jedenfalls bereue den Kauf keineswegs.
Fakeman
19. Mai 2014 um 11:03 UhrSorry , nur das Gameplay ist mir dann doch etwas zu wenig .
Ich gucke bei einem Spiel ganz bestimmt nicht als erstes auf
die Grafik , fand “ Dragon Age Origins “ , war das beste
Rollenspiel für die PS3 und spiele zur Zeit mit Vorliebe
Minecraft , aber wenn nichts da ist , weder Story , gute
Dialoge , interessante Charaktere und für ein Next-Gen
Spiel noch nicht mal die Grafik punkten kann , was will
ich dann mit so einem Spiel ?
Dragonfighter
19. Mai 2014 um 11:48 Uhrder Test kommt ja sehr spät, hab das Spiel schon 2mal durch, auf Gut und Böse. Das Spiel ist okay, ,nicht mehr und nicht weniger!! Spass hatte ich, das ist das wichtigste!!
Ridgewalker
19. Mai 2014 um 15:01 UhrDie Engländer, User, bewerten besser. Anscheinend liegt es am syncro.
Katsura
19. Mai 2014 um 15:53 Uhrseid still ihr lappen
foley
19. Mai 2014 um 16:47 UhrHab das Spiel ca 13h gespielt bisher, bin gerade erst in Akt 2 von 3 und Spaß machen tut es allemal. Es ist aus meiner Sicht ein richtig gutes Spiel. Zum Glück verlass ich mich nicht mehr auf Testberichte. Leider wird das Spiel wie ich finde zu unrecht oft schlecht gemacht. Dabei ist gerade das gameplay mehr als gelungen . Dabei ist die Grafik mehr als gelungen und die Musik ist auch sehr ordentlich. Einzig die Synchro aber das kann bzw sollte man verschmerzen können.