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PS4-Test: Watch Dogs

play3 Review: PS4-Test: Watch Dogs

8.3

Fünf Jahre Entwicklungszeit, komplett neue Engine, explosive Grundthematik, über 50 Millionen Dollar schweres Budget, über 80 Branchen-Awards noch vor der Veröffentlichung – der Hype um Ubisofts Offene-Welt-Mammutprojekt „Watch Dogs“ war gigantisch. Nicht wenige priesen den erstmals auf der E3 2012 präsentierten Titel vorab gar als „potenziellen GTA-Killer“.

Doch dann der Schock knapp vier Wochen vor dem ursprünglich geplanten Veröffentlichungstermin im November 2013: Das Team von Ubisoft Montreal braucht mehr Zeit, um den nötigen Feinschliff hinzubekommen – „Watch Dogs“ erscheint erst im Frühjahr 2014. Es dauerte nicht lange, bis sich das Studio mit unangenehmen Diskussionen zum tatsächlichen Status Quo des Projekts sowie einem von der Webcommunity beobachteten Grafik-Downgrading konfrontiert sah. Stürzt das einst funkelnde Kartenhaus plötzlich in sich zusammen? Hat Ubisoft die Tragweite des Projekts unterschätzt?

Watch Dogs PS4 Screenshot

Beide Fragen kann play3.de – jetzt wo uns das fertige Spiel endlich vorliegt – guten Gewissens mit Nein beantworten. Nichtsdestotrotz ist „Watch Dogs“ nicht der erwarte Überflieger, geschweige denn ein GTA-Killer geworden. Doch der Reihe nach…

Was wir cool finden

Viel zu tun
Im Fokus der Ereignisse steht Aiden Pearce. Geboren im nordirischen Belfast verschlägt es ihn im Kindesalter in die Vereinigten Staaten, wo er sich schnell einen Ruf in der Hacker- und Ganovenszene macht. Bis eines Tages ein tragischer Verkehrsunfall sein Leben komplett aus der Bahn wirft. Schon in den ersten Spielminuten erfährt man, dass seine 6-jährige Nichte Lena Pearce dabei ums Leben kommt. Seither ist Aiden besessen davon, Schaden vom Rest seiner Familie abzuwenden und die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen. Kollateralschäden nimmt der Enddreißiger dabei billigend in Kauf…

Aufs Gameplay übertragen resultiert daraus eine knapp 15-stündige Hauptstory, die Ubisoft mit dutzenden Nebenmission, zahlreichen Minispielen sowie einem pfiffigen Online-Modus anreichert. Wer wirklich alles sehen und erleben will, kann mit „Watch Dogs“ gut und gerne 40 Stunden verbringen. Um lediglich dem roten Storyfaden zu folgen, reicht es jedoch die 39 auf insgesamt fünf Akte verteilen Storymissionen sukzessive abzuarbeiten. Nicht wissen was zu tun ist? Dank praktischer Missions-Checkliste, übersichtlicher Automap und dem in der Mehrzahl der Fälle zuverlässigen Navigationssystem kein Thema.

Watch Dogs PS4 Screenshot

Pulsierende Metropole
Als Setting für Aidens Rachefeldzug fungiert die von Anfang an frei erkundbare US-Metropole Chicago. Ihre detailliert ausstaffierten Straßenschluchten, Kanäle, Brücken, Hinterhöfe, Hochhäuser, Industriebezirke, Wohngegenden etc. sind Aidens Spielwiese. Und was für eine! Wer sich einige Minuten Zeit nimmt und einfach mal nur durch die Gegend schlendert, merkt, wie viel Leben abseits des dichten Verkehrs in dieser Stadt steckt. Passanten quasseln hektisch am Handy, Liebespaare turteln in schummrigen Ecken, Fitness-Begeisterte folgen ihrer täglichen Jogging-Route, Trauernde lassen ihren Emotionen auf dem Friedhof freien Lauf. Wieder andere rappen, führen Selbstgespräche, diskutieren im Lieblingscafé, flanieren mit Heißgetränk in der Hand durch eine Einkaufsstraße und vieles mehr.

Wie üblich im Genre greift dabei ein Tag-/Nacht-Rhythmus, der zuweilen für wirklich Postkarten-reife Bilder sorgt. Einfach toll, wenn die Sonne im Zenit steht und ihre Lichtstrahlen durch das vom Wind raschelnde Geäst tänzeln. Oder nachts, wenn eine gefühlte Million Lichter die Skyline der City erhellen und das Mondlicht vom Lake Michigan reflektiert wird.

Watch Dogs PS4 Screenshot

Hack‘ doch was du willst!
Das Spannende und Neuartige bei „Watch Dogs“: Dank stets mitgeführtem Hightech-Smartphone kann Aiden viele Objekte in seiner Umgebung zu seinem Vorteil manipulieren – sofern sie im gigantischen Netzwerk des mächtigen Stadtüberwachungssystems ctOS hängen. Euch klebt mal wieder eine Armada aggressiver Polizeiwagen am Nummernschild? Einfach im richtigen Moment ein Quintett der überall im Boden installierten Beton-Hebepoller per Knopfdruck nach oben fahren – den Rest erledigt die Aufprallgeschwindigkeit. Das nötige Hacking-Talent vorausgesetzt, können Ampeln, Gasleitungen, Klappbrücken, Bodenplatten, Hebebühnen, Fahrstühle, Headsets, Überwachungskameras, Alarmanlagen, digitale Straßenschilder, Handys, von Personen transportierte Sprengstoffe und vieles mehr auf ähnliche Weise manipuliert werden.

Überhaupt ist ein Großteil der Story-Missionen so angelegt, dass Aiden durch Schleichen im Verborgenen und geschicktes Anzapfen der Geräte und Apparaturen in seiner Umgebung effizienter und stressfreier vorankommt, als wenn er mit Sturmgewehr im Anschlag die Szenerie stürmt und so nur noch mehr Wachpersonal auf den Plan ruft. Die Rambo-Variante führt natürlich ebenfalls zum Erfolg, nicht zuletzt weil das Deckungssystem hervorragend funktioniert und die Steuerung sehr präzise abgefragt wird.

Watch Dogs PS4 Screenshot

Einen eher zwiegespaltenen Eindruck hinterlässt dagegen die Feind-KI. Ist genügend Raum zum Manövrieren vorhanden, beherrscht sie effektives Flankieren durchaus und lässt auch sonst nicht so schnell locker. Allerdings kann man immer wieder beobachten, wie sich – vor allem in Parkhäusern und engen Gassen – Polizeiwagen dümmlich verkanten oder Gegner minutenlang unbeirrt ein Stockwerk absuchen, obwohl Aiden schon eine Etage tiefer geflohen ist.

Gläserner Bürger
Aidens Smartphone kann aber noch mehr als Cops und Halsabschneidern das Leben schwer machen. Wer die sogenannte Profiler-App aktiviert und anschließend die Personen in seiner direkten Umgebung scannt, staunt oft nicht schlecht. Denn jeder Bürger in „Watch Dogs“ verfügt über seine ganz einige, wenn auch sehr kompakt zusammengefasste Identität. „Ist IT-Fachmann, spielt gerne Rayman auf dem Handy und hat ein Jahreseinkommen von 89,000 Dollar“ heißt es da zum Beispiel. Und es geht noch intimer: Etwa wenn Personen in einem abgefangenen Telefonat angeregt über die Bettgeschichten vom Vorabend tratschen oder bizarre Eheprobleme diskutieren. Besonders frivole Hacker zapfen sogar die Laptop-Webcams in Gebäuden an und staunen nicht schlecht, womit sich andere Mitmenschen so ihre Freizeit vertreiben. Das passt gut zum „ich scher‘ mich einen feuchten Kehricht um deine Privatspähre“-Ansatz, wurde aber, wie so vieles im Spiel, nicht zu Ende gedacht…

Was wir weniger cool finden

Von wegen NSA-Kritiker
Denn abseits des Wissens um die Befindlichkeiten und kleinen dunklen Geheimnisse eines jeden Bürgers, kann man mit diesen Informationen wenig anfangen. Okay, hier und da darf man die Konten anderer am Geldautomat leerräumen oder ihnen MP3-Tracks abluchsen – das war’s dann aber auch schon. Die Identität anderer Personen übernehmen? Einen Tag in ihrer Haut erleben? Zum fiesen Stalker werden? Oder zum Retter in der Not, der zum Beispiel in einer Nebenmission Geld für die Operation eines todkranken NPCs sammelt? Diese, zugegeben sehr komplexen Pfade, traut sich „Watch Dogs“ nicht zu beschreiten.

Watch Dogs PS4 Screenshot

Anders formuliert: Das gesamte Feld der seit den Snowden-Enthüllungen so brisanten Überwachungsstaat-Thematik wird einfach viel zu seicht beackert. Es ist fast wie mit einem Lehrer, der den Zeigefinger hebt, um seinen Schülern eine intensiv vorbereitete Moralpredigt zu erteilen, dann aber nach drei bis vier Sätzen stotternd aufgibt. Während „GTA 5“ die versteckte Sozialkritik mit viel Satire, Humor und einem Hang zum Übertriebenen scheinbar mühelos hinbekommt, stolpert „Watch Dogs“ immer wieder über die eigenen Füße.

Ein Grund hierfür ist sicherlich auch die nicht konsequent ausgearbeitete Figur des Hauptdarstellers. Er selbst schiebt sich zwar die Schuld für den Tod seiner Nichte Lena in die Schuhe, seine innere Zerrissenheit und Verzweiflung mag man ihm jedoch nur selten richtig abkaufen. Während einer Szene vor Lenas Grab vergießt er keine Träne; er zittert nicht und scheint auch sonst nicht in der Lage, seiner Trauer angemessen Ausdruck zu verleihen. Genau in solchen Passagen aber hätten mehr Emotionen nicht geschadet. „Beyond: Two Souls“ und „Heavy Rain“ machen es vor!

Watch Dogs PS4 Screenshot

Viele kleine Stolperfallen
Hinzu kommen zahlreiche handwerkliche Ungereimtheiten. Wie etwa kann es sein, dass die Polizei Aiden das Handy nicht abnimmt, bevor es man ihn in eine Zelle sperrt? Und vor allem: Woher kommt die Shotgun, die er dann ebenfalls in eben dieser Zelle hervorkramt? Auch unverständlich: Wieso werden hunderte, wenn nicht tausende Dialoge prima eingedeutscht, die ständigen Ansagen des Hochbahn-Fahrers aber ertönen weiter auf Englisch? Oder auf dem Friedhof: Eine Frau schluchzt ob des Todes ihres Angehörigen und sagt im selben Moment in total lockerem Tonfall, man solle sie doch bitte in Ruhe lassen. Das Weinen in ihrer Stimme? Plötzlich völlig verflogen.

Schnitzer dieser Art findet man immer wieder. Dazu zählen so Kleinigkeiten, dass Aiden sich selbst nicht im Spiegel sehen kann, sondern nur Wasserschlieren, die die Scheibe bedecken. Alles kein Beinbruch, aber doch Dinge, die zeigen, dass Ubisoft irgendwann die Zeit ausging.

Hauptsache viel Content?
Ob’s an der Fülle an Minispielen und Nebenbeschäftigungen lag, die das Team noch mit auf die Disk stopfte? Oder stopfen musste, um „GTA 5“ Paroli zu bieten? Poker, Schach, Wetttrinken, Kleinganoven jagen, Sehenswürdigkeiten finden, Autos und Pixelmünzen sammeln (Cash Run) etc. – alles schön und gut, aber so richtig frisch fühlen sich eigentlich nur die sogenannte Digital Trips an. Dabei handelt es sich um vier Minigames, die man am ehesten mit den Drogentrips aus „GTA 5“ vergleichen kann.

Watch Dogs PS4 Screenshot

In „Spider-Tank“ zum Beispiel kontrolliert ihr einen schwer bewaffneten, sehr manövrierfähigen Spinnenroboter und stürzt die Nachbarschaft ins Chaos. „Madness“ richtet sich dagegen an die „Carmageddon“-Fraktion und pflanzt euch ins Cockpit einer vierrädrigen Höllenmaschine, mit der ihr möglichst viele Passanten mit brennenden Köpfen aufs Korn nehmt. „Psychedelic“ treibst noch bunter und lässt dich im Flug von einer Riesenblume zur nächsten springen. Play3.de-Favorit bleibt gleichwohl „Alone“: In einer Licht-aus-Version von Chicago gilt es, Generatoren zu aktivieren und vor alptraumhaften Robotern mit Kamera und Suchscheinwerfer auf dem Kopf zu fliehen. Ein echter Nervenkitzel!

Dass der Fuhrpark weitaus kleiner ausfällt als in „GTA 5“ und komplett auf Fluggerätschaften verzichtet, mag Genre-Liebhabern sauer aufstoßen. Dafür geht die Fahrzeugphysik in Ordnung, auch wenn wir uns noch mehr spürbare Unterschiede innerhalb einer Fahrzeuggruppe gewünscht hätten.

Und in noch einem Punkt zieht „Watch Dogs“ im Vergleich mit Genre-Primus „GTA 5“ den Kürzeren: Echte Radiosender mit eigenen Schwerpunkten und echter Moderation gibt es nicht. Vielmehr setzen die Macher auf eine gut getroffene Auswahl an Musikstücken aus den Genres Soul, Hip-Hop, Blues, Rock, Punkrock, Jazz Elektro und Folk, die man nach eigenem Gusto in einer Playlist zusammenstellen kann.

System: PS3, PS4
Vertrieb: Ubisoft
Entwickler: Ubisoft Montreal
Releasedatum: 27. Mai 2014
USK: ab 18 Jahren
Offizielle Homepage: watchdogs.ubi.com

8.3

Wertung und Fazit

PS4-Test: Watch Dogs

Kommentare

Mai'q der l�gnr

Mai'q der l�gnr

28. Mai 2014 um 21:38 Uhr
Nacktenschrank

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28. Mai 2014 um 21:46 Uhr
Nacktenschrank

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28. Mai 2014 um 22:00 Uhr
Der illuminati

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28. Mai 2014 um 22:00 Uhr
DarkRyuHayabusa

DarkRyuHayabusa

28. Mai 2014 um 22:00 Uhr
spider2000

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28. Mai 2014 um 22:01 Uhr
Nacktenschrank

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28. Mai 2014 um 22:17 Uhr
Nacktenschrank

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28. Mai 2014 um 22:22 Uhr
BioTemplar

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28. Mai 2014 um 22:23 Uhr
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28. Mai 2014 um 23:06 Uhr
Plastik Gitarre

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28. Mai 2014 um 23:35 Uhr
xjohndoex86

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29. Mai 2014 um 09:26 Uhr
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29. Mai 2014 um 09:58 Uhr
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29. Mai 2014 um 16:47 Uhr
Albert Wesker

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29. Mai 2014 um 20:02 Uhr
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31. Mai 2014 um 10:34 Uhr
sniperboy88

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01. Juni 2014 um 04:05 Uhr