Detektiv Ronan O’Connors Tag hätte schlechter nicht laufen können. In einem Moment sprintet er bewaffnet einem vermummten Verbrecher hinterher, im nächsten schleudert der ihn durch ein Fenster im vierten Stock eines Wohnhauses in Salem, Massachuttes. Doch der tätowierte Cop hat Glück im Unglück, wacht nach kurzer Zeit wieder auf und marschiert humpelnd zurück zum Gebäude.
„Wie zum Teufel hab ich das überlebt?“ fragt sich der Kettenraucher, als ihm so langsam dämmert, was hier eigentlich passiert ist. Den ersten Hinweis gibt eine sich nicht öffnende Türe, den zweiten der Anblick des eigenen Körpers auf der nasskalten Straße. Spätestens jetzt weiß man: Ronans Seele wandelt bereits als eine Art Geist zwischen den Welten. Schlimmer noch: Plötzlich taucht derjenige auf, der ihn in diese missliche Lage gebracht hat und beendet sein Werk mit sieben Kugeln direkt in den Oberkörper des Polizisten – Exitus!
Zumindest für Ronans physisches Ich. Als Geist nämlich existiert er weiter. Was dann folgt, ist ein auf Mystery getrimmter Third-Person-Detektiv-Thriller mit zahlreichen Höhen, aber leider auch sehr vielen Tiefen…
Was wir cool finden
Entdeckerdrang
Soviel muss man „Murdered“ lassen: Das Intro funktioniert prima und macht sofort neugierig. Man will gleich wissen, was hier eigentlich vor sich geht und beginnt voller Tatendrang, die Umwelt nach Hinweisen abzusuchen. Wer hat mich da eben umgebracht? Was hat das kleine Geistermädchen im Hinterhof damit zu tun? Und wie zum Henker kann ich diese Zwischenwelt eigentlich verlassen? Zumindest letztgenannte Frage klärt sich binnen Minuten in einem der unzähligen, auch in der deutschen Version sehr gut vertonen Dialoge.
Schnell stößt Ronan auf den Geist seiner längst verstorbenen Frau Julia. Nicht immer lippensynchron aber doch bestimmt versichert sie ihm, dass seine geschundene Seele erst dann ihren Frieden findet und zu ihr ins Jenseits entschwinden kann, wenn er den Mord an seiner Person restlos aufklärt. Bis es allerdings soweit ist, sind angehende Sherlocks acht bis zehn Stunden beschäftigt.
Ein Großteil der Zeit vergeht mit dem Absuchen von optisch recht hübsch ausstaffierten Tatorten sowie dem Deduzieren der dort stattgefundenen Verbrechen. Denn in Salem – weltweit durch seine sogenannten Hexenprozesse von 1692 bekannt – liegt so einiges im Argen. Regelmäßig stoßt ihr auf immer neue Geister, die euch ihr Leid klagen und selbst gerne die Zwischenwelt verlassen würden. Ihre Geschichten oft schaurigen Geschichten sind in der Regel glaubhaft erzählt und sorgen für eine Fülle an Nebenmission.
Verdächtige wohin man geht
Die eigentliche Motivation am Ball zu bleiben, bezieht „Murdered“ jedoch aus der Tatsache, dass man bis kurz vor Spielende noch immer nicht weiß, wer nun eigentlich Ronan auf dem Gewissen hat. Der ihn verachtende Cop aus Kapitel eins? Oder doch der mysteriöse Serienkiller, der in Salem für Panik sorgt? Oder ist das womöglich ein und dieselbe Person? Man rätselt, sammelt neue Erinnerungsfragmente, kombiniert Aussagen und Hinweise und wird von der sich entfaltenden Story vorangetrieben.
Was wir weniger cool finden
Zu seicht, zu geradlinig
Das Problem dabei: Das gesamte Spielgeschehen läuft viel zu linear ab. Scheitern kann man eigentlich nur an den widerspenstigen Dämonen, die Ronan in zahlreichen Passagen nach der Seele trachten und erst hinterrücks angegriffen das Zeitliche segnen. Rätsel bei denen Hinweise kombiniert werden müssen, lassen sich dagegen – genügend in der Umgebung gesammelte Hinweise vorausgesetzt – mit der Versuch/Irrtum-Methode schnell knacken. Negative Konsequenzen bei zu häufig falschem Herleiten eines Verbrechens muss der Spieler nicht fürchten. Alternative Ende und sich mehr und mehr verästelnde Storyzweige sind nicht vorgesehen.
Richtig gefordert wird bei „Murdered“ eigentlich nur des Spielers Orientierungssinn. Als Geist in recht offenen Arealen durch Wände gehen zu können, ist eine prima Idee, kann aber anfangs auch verwirren. Insbesondere weil eine klassische Automap fehlt. Viel schwerwiegender wiegt allerdings die Tatsache, dass sich die Welt zu trist und leblos anfühlt. Für Nichtspieler-Charaktere scheint es nicht mehr als drei bis vier Grunddesigns zu geben, die zu allem Übel kaum variiert werden.
Auch fad und wenig detailverliebt: Dringt man in die Gedanken von weniger wichtigen NPCs ein, um Hinweise zu sammeln, plappert jeder seine zwei Aussagen runter und wiederholt sich dann – ständig. Dazu gesellt sich diverser Technik-Schluckauf: störende Ladezeiten, teils flackernde Texturen und einige extrem nervige Bugs. Etwa nicht rechtzeitig eingeblendete Objektbeschreibungen. Einmal kam es gar zu einem fiesen Programmfehler, der nur durch Laden des letzten Spielstands umschifft werden konnte.
System: PS3, PS4
Vertrieb: Square Enix
Entwickler: Airtight Games
Releasedatum: 6.6.2014
USK: ab 16 Jahren
Offizielle Homepage: http://eu.square-enix.com/en/games/murdered
Kommentare
Obi-Wan Nikobi
15. Juni 2014 um 18:13 UhrHabs durch und gleich weiterverkauft!!! Schlecht ist nicht, einmal geeeeht, ahahaha
Kabak
15. Juni 2014 um 18:26 UhrAlso ich muss sagen, dass Spiel ansich war gut, die Stimmung war in Ordnung, das Gameplay auch. Nur leider war es verdammt kurz.
Hentai Hinata
15. Juni 2014 um 18:27 Uhrda hätte man viel mehr draus machen können
Ridgewalker
15. Juni 2014 um 18:47 UhrIch finde das Spiel richtig gut. Verstehe ich nicht warum lieblos und trist. Jede Stadt ist um Mitternacht so. Play3 kann ja auch nur mit CoD und Co etwas anfangen.
Richi+Musha
15. Juni 2014 um 19:16 UhrWar zuerst auch sehr angetan, vor allem die Deutsche Syncro hat mir sehr gut gefallen aber im großen und ganzen wirkte das Spiel sehr unfertig und verschenkt Unmengen an Potenzial.
Hätte ne richtige Bombe werden können ist es aber leider nicht.
ovanix
15. Juni 2014 um 19:19 UhrSehr schade, das Spiel hatte ein sehr großes Potenzial.
Saleen
15. Juni 2014 um 21:05 Uhrmeine freundin spielt das schon seit ein paar tagen ^^ .. muss ja wohl urst fesseln anscheinend 😀 .. ich sollte mich auch mal dran versuchen wenn sie mal fertig wird xD
Wassillis
15. Juni 2014 um 21:54 UhrBraucht kein Mensch
skywalker1980
15. Juni 2014 um 23:27 UhrMehr als 70-75 würd ich nicht geben. Aber, wie SoeSi gemeint hat, kann ich nur bestätigen: man will immer mehr zu seinem und den Nebrnfällen wissen! Die Neugier wird ordentlich gefordert. Leider ist das ganze Spiel einer Ps4 unwürdig was vor allem Optik und Umfang betrifft. Ich bereue nicht, das Spiel gekauft zu haben, was ich wirklich sehr wohl bereue ist, daß ich Honk es um 70 Scheine gekauft hab… Mehr als 30 Euro würd ich keinesfalls mehr dafür hergeben!! L.A. Noire und H.R. sind wahrlich Meilen entfernt. Und das noch immer. Auf Ps3…!!
Wearl
23. Juni 2014 um 15:38 UhrMich hat die Story gefesselt, nur finde ich sie zu kurz. Das Sammeln der Objekte hat Spaß gemacht und die Eastereggs sind genial ^^
Nur, wie oben erwähnt, mehr Individualität (bei NPC’s zB) und Lebendigkeit hätten keineswegs geschadet.
Für mich ist Murdered storymäßig zu empfehlen, jedoch nicht für 70€. Ich hoffe trotzdem auf einen stärkeren Nachfolger.
knojo29
14. Juli 2014 um 17:08 Uhrfür eine Spielzeit von knapp 6 std ist das für das Geld viel zu wenig. Story ist cool aber andauernd das gleiche mehr Abwechslung und was sollte das mit den dummen Dämonen da ist viel mehr potenzial drin für 25 € kann man zuschlagen mehr ist das spiel nicht wert