Das 2004 veröffentlichte Action-Rollenspiel „Sacred“ war so etwas wie das Open-World-Pendant zu „Diablo 2“. Mit diesen Ansprüchen hat „Sacred 3“ leider nicht mehr viel zu tun. Stattdessen verwandelt das Frankfurter Entwicklerstudio Keen Games das Action-Rollenspiel in einen unkomplizierten Online-Dungeon-Crawler, der zwar in Sachen Komplexität der Konkurrenz hinter hinkt, aber für einige Stunden zumindest soliden Spielspaß bietet.
Was wir cool finden
Ancaria in all seiner Pracht
Auf den ersten Blick mutet „Sacred 3“ wie „Diablo 3“ an. Ihr betrachtet das Geschehen von schräg oben, die Kameraperspektive lässt sich nicht verändern. Nur an einigen Schlüsselstellen im Spiel dreht die Perspektive automatisch. Durch den vergleichsweise hohen Kamerawinkel gehen natürlich einige Details verloren, nichtsdestotrotz kann sich „Sacred 3“ absolut sehen lassen. Die Fantasy-Umgebung ist angenehm abwechslungsreich und die Szenarien wechseln zwischen finster ausgeleuchteten Kellern, dicht bewachsenen Waldgebieten und zerstörten Städten.
Auch wenn es nicht viele zerstörbare oder interaktive Objekte in „Sacred 3“ gibt, so erzeugen immer wieder eingestreute Zwischenereignisse wie Artilleriebeschuss hübsche Effekte und ein gewisses Gefühl der Bedrohung. Meine absolute Begeisterung entfacht die Präsentation von „Sacred 3“ dann aber doch nicht. Denn das Spiel neigt auf der Playstation 3 zu derben Ruckeleinlagen. Die stören zwar den Spielablauf kaum, fallen jedoch gerade in der Anfangsphase negativ auf.
Flotte Kämpfe, viele Feinde
Die Geschichte um Oberschurken Zane und die Zerstörung Ancarias gerät in „Sacred 3“ ins Hintertreffen. Stattdessen kloppt ihr euch durch etwa ein Dutzend große Story-Missionen – Dauer 20 bis 30 Minuten -, sowie durch mehr als 20 kleinere Instanzen. Die Einsatzgebiete wählt ihr direkt auf der Weltkarte aus und tatsächlich sind die Kämpfe ausgesprochen launig. Schuld daran ist vor allem die unkomplizierte Steuerung. Die Spezialfertigkeiten der vier Charakterklassen finden ihren Platz auf den Schultertasten. Mit dem X-Button zeigt ihr euren Standard-Angriff. Mit der Kreis-Taste weicht ihr aus oder blockt. Ja, ihr müsst in „Sacred 3“ euren Defensivstil wählen. Block oder Seitwärtsrolle sind nämlich Fertigkeiten im Spiel.
Die Steuerung läuft in dem Action-Rollenspiel butterweich. Nach wenigen Missionen kugelt man sich vor anrückenden Trollen aus dem Weg, bringt sich vor Keulenattacken in Sicherheit und lernt die Spezialkräfte seiner Helden zu nutzen. Mit der Seraphim etwa ist die Kombination aus Kettenblitz und Druckwelle perfekt, um Horden auszuschalten. Das Handling ist klasse und macht nicht zuletzt den Spaß am Spiel aus.
Unkomplizierter Multiplayer – on- und offline!
So richtig Freude bereitet „Sacred 3“ im Mehrspielermodus. Dieser läuft entweder mit zwei Spielern an einer Konsole oder mit bis zu vier Teilnehmern über das unkomplizierte Drop-In-Drop-Out-System. Gemeinsam Monsterhorden unschädlich machen, ist absolut unterhaltsam und macht aufgrund der puren Masse an Feinden richtig Laune.
Ein bisschen Teamwork gibt es zudem auch: Per Stoßgebet bufft ihr kurzfristig euren Kameraden oder belebt ihn wieder. Einige Tränke ziehen zudem einen Radius um die eigene Figur. Befindet sich der Kollege in diesem Kreis, profitiert er davon.
Allerdings ist „Sacred 3“ kein sonderlich schweres Spiel. Bereits auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad sind die Monsterwellen mit mehreren Spielern keine Herausforderung. Mein Tipp: Spätestens ab Charakter-Level 15 den maximalen Schwierigkeitsgrad auswählen.
Was wir weniger cool finden
Humor ist, wenn man trotzdem lacht!
Wir Deutschen haben einen ganz besonderen Sinn für Witze und Späße. Aber das Frankfurter Entwicklerteam Keen Games treibt es in „Sacred 3“ auf die Spitze. Trotz des vergleichsweise ernsten Szenarios – der Zerstörung von Ancaria – ist man nur von Komikern umgeben. Eure Touristenführerin Aria nervt ständig mit Sprüchen wie „Gut gemacht und jetzt das Ganze nochmal“. Sie ist sicher nicht unsympathisch, aber erst als sie -ACHTUNG, SPOILER – von Oberschurke Zane entführt wird, kommt so etwas wie Spannung und Dramatik auf.
Den Vogel schießt Keen Games aber mit den Schutzgeistern ab. Auf der Gameplay-Seite buffen diese Geistergestalten euren Helden und verbessern beispielsweise Angriffswerte oder erhöhen die Wahrscheinlichkeit auf kritische Schäden. Soweit eine gute Idee! Allerdings sind die Geister absolute Schwachköpfe und kommentieren jede eurer Aktionen. Da hätten wir etwa einen vollkommen panischen Drachen, der plötzlich „Aaaaaaaah … jetzt geht es mir besser“ brüllt. Oder einen Möchtegern-Macho, der die weiblichen Helden mit zweideutigen Anmachsprüchen bearbeitet und sie nach Treffern als „Sahnetörtchen“ tituliert. Nervig!
Monotoner Metzel-Alltag
Grundsätzlich sind alle Levels gleich aufgebaut: Es gibt ein Anfang und ein Ende. Dazwischen liegen jede Menge Monster und Kreaturen. Geheimnisse gibt es kaum. Nur gelegentlich verstecken sich Schatzkisten abseits der Route. Viel häufiger aber stellt euch das Spiel vor unsichtbare Wände und führt euch durch die allzu geradlinigen Abschnitte. „Höhepunkte“ des Leveldesign die ständigen Wellenangriffe mit gelegentlichem Schalterdrücken. Viel mehr als Fließbandmetzeln wird in „Sacred 3“ nicht geboten!
Kaum RPG-Tiefe
„Sacred 3“ ist zu leicht und zu simpel. Loot gibt es nicht. Stattdessen verbessern sich Waffen und Rüstung irgendwann automatisch. Zusätzliche Kampffertigkeiten und Power-Ups kauft ihr mit Gold, von dem es im Spielverlauf mehr als genug gibt. Die Charakterentwicklung ist simpel und linear. Nur selten gabeln sich Fähigkeitenbäume.
Insgesamt vermisse ich einfach die Spieltiefe, die mich abseits des munteren Kampfsystems bei der Stange hält. Mein Charakter ist zu schnell viel zu stark und unter den fehlenden Optionen leidet die Langzeitmotivation. Warum Keen Games von echtem Loot absieht, ist für mich ein absolutes Rätsel. Gerade im Mehrspielermodus wäre es klasse, zu sehen, wie andere Spieler ihre Charaktere ausrüsten und individualisieren.
Über den Autor:Olaf ist bereits seit dem Jahr 2000 als freier Redakteur im Bereich der Video- und Computerspiele tätig. So schrieb er u.a. von 2005 bis 2007 für die Printmagazine „play THE PLAYSTATION“ und die Schwestermagazin „Playstation – Das offizielle Magazin“ und „Games Aktuell“. Heute arbeitet er u.a. für „COMPUTER BILD Spiele“ und „www.spieletipps.de“ oder schreibt Specials und Tests für „playBlu“ von Computec.
System: Playstation 3
Vertrieb: Deep Silver
Entwickler: Keen Games
Releasedatum: erhältlich
USK: ab 16
Offizielle Homepage: http://sacred3.deepsilver.com/de/
Kommentare
waffel5
03. August 2014 um 11:24 Uhr“Trotzdem: Wer ein Spiel für schnelle und einfache Unterhaltung sucht, liegt hier sicherlich nicht daneben.“
Doch. Das Spiel ist seinen Preis nicht annährend Wert, wer dafür 50€ oder allgemein eine zweistellige Summe bezahlt, ist bescheuert.
edel
03. August 2014 um 11:30 UhrHätte man offentsichtlich ein Spin Off draus gemacht und sich dann an Baldur´s Gate Dark Alliance 1+2 und/oder Champions of Norrath orientiert und darauf aufgebaut oder eben gleich einen würdigen Nachfolger von Sacred 1+2 …., naja diesen Anspruch hatte man leider nicht. So bleibt es ein kurzer Arcade-Snack zum Vollpreis mit der verhunzten Sacred Franchise. Schade, aber es gibt mittlerweile auch bessere und günstigere Games.
Was nicht heissen soll, dass es niemanden Spass bringen kann.
Dragonfighter
03. August 2014 um 11:34 Uhrich habs gekauft. finds okay, spass machts…….
das man waffen, fähigkeiten und rüstung durch geld aufwertert, ist nicht gut.
SEBO
03. August 2014 um 11:37 UhrKostet doch nur 35€.
Hätte nicht gedacht, dass es noch stumpfer&eintöniger geht als bei Diablo 3.
Fakeman
03. August 2014 um 11:39 UhrIch habe auf dieses Spiel gewartet , was ich mir
lieber hätte sparen sollen .
Für mich die größe Enttäuschung seit langem ! 🙂
edel
03. August 2014 um 11:48 UhrGleich kommt Floppdriver und will uns erzählen das wir alle unrecht haben und nur er Recht hat … 😀
Mafiosi
03. August 2014 um 11:51 UhrIst das Geld nicht wert. Kann man irgendwann mal für ne 10er schießen.
samonuske
03. August 2014 um 11:51 UhrWir Deutschen haben einen ganz besonderen Sinn für Witze und Späße…
Genau keinen bzw. nur über andere zu lachen.
LDK-Boy
03. August 2014 um 12:04 Uhrhabs ausgeiehen und mir macht es spass..schòne bunte grafik …ruckeln tut es nicht bis jetzt.
redman_07
03. August 2014 um 12:05 Uhrstimme zu 95% zu, nur das diablo3 die selbe klasse hatte(im grunde ist es das identische spiel, skills in der reihenfolge vorgegeben, lassen sich leicht verändern[wenn auch hier nicht optisch] es gibt „kein“ loot).
für ein wochende mit nem kumpel sinnlos datteln, alles gut.
dizzy123
03. August 2014 um 12:14 UhrHat mich absolut enttäuscht
Ich habe mir sacred geholt ( zu meiner Schande ohne mich vorher zu informieren ) in der Hoffnung das es so wie Teil 1 und 2 wird als ich dann einen linearen dungeon klopper vor mir hatte dachte ich nur verdammt dumm gelaufen
edel
03. August 2014 um 12:58 Uhr@ dizzy123
Mein Beileid. Und genau das ist ja das Unding. Embargo, Release schnell vorgezogen, mit Sacred Franchise getäuscht und mit unterdurchschnittliche Qualität zum Vollpreis angeboten, in der Hoffnung das „die alten Fans“ drauf reinfallen.
Aber das will natürlich Floppdriver aka user „X“ nicht wahrhaben. 😉
Seven Eleven
03. August 2014 um 13:00 UhrAber Teil 1 war ganz anders als Teil 2 @ dizzy123
Teil 1 ist GOTTgleich
SEEWOLF
03. August 2014 um 13:58 Uhr@Fakeman
Und darüber freust Du Dich? 😉
Gentlii
03. August 2014 um 14:34 UhrIch bin von Sacred3 maßlos enttäuscht und fühle mich um meines Geldes beschissen. Und es soll bitteschön keiner solch Mist erzählen: „man hätte sich vorher ausgiebig informieren können“ ect. Bullshit ist das! Wenn ein Sacred drauf steht, erwarte ich ein Sacred, wie die vorherigen Teile. Nur größer, schicker und vielleicht noch spannender. Und nicht ein Spiel für 6 Jährige. Hier wurden die User eindeutig und vorsätzlich getäuscht.
Maria
03. August 2014 um 15:05 Uhr@redman_07
Wer diesen Schund mit D3 auf eine Stufe stellt, ist zu dumm D3 zu verstehen.
Skills in der Reihenfolge vorgegeben lol RTFM
Fakeman
03. August 2014 um 15:17 Uhr@SEEWOLF
Nö , freue mich nicht , war nur der verkehrte Smiley , sozusagen
ein Versehen .
Gibt es eigentlich auch einen Smiley der kotzt ?
Der wäre dann ideal gewesen ! 😉
SEEWOLF
03. August 2014 um 16:15 Uhr@Fakeman
In diversen Foren gibt es solche Smileys, doch hier gibt es wohl nur Standard. Das Du versehentlich das verkehrte Smiley verwendet hast, habe ich mir schon gedacht. Doch man weiß ja nie, ob nicht doch ein Gesinnungswandel der Grund gewesen wäre. 😉
ColeTrickel
03. August 2014 um 18:18 UhrAlso mir machts Spaß. Kenne aber auch Sacred 1 und 2 nicht…und wusste auch, worauf ich mich einlasse. Gab ja einige Vorschauartikel. Ist halt ein nettes Arcade-Aktion-Spiel für zwischendurch, mehr nicht. Die Level-Kulisse ist sehr hübsch und abwechslungsreich. Das Gameplay geht flott und geschmeidig von der Hand, was mir gefällt. Ich kann aber auch verstehen, wenn man sich als Serien-Fan vor den Kopf gestoßen fühlt. Ich würde ja auch blöd gucken, wenn meine Lieblingsreihe Dark Souls plötzlich ein 3D Beat em up wäre, überspitzt gesagt! Die Seele einer Reihe sollte trotz aller Änderungen immer bestehen bleiben.