Er ist Genie, Verrückter und der berühmteste Detektiv aller Zeiten. Sherlock Holmes ist dank den Verfilmungen mit Benedict Cumberbatch und Robert Downey Jr. aktuell populär wie selten zuvor. Und dennoch ist das Timing von „Crimes & Punishments“ alles andere als ideal. Nach etlichen Release-Verschiebungen dorht das Detektivabenteuer des französischen Entwicklerteam Frogwares zwischen AAA-Titeln wie „FIFA 15“, „Destiny“ und „GTA V“ unterzugehen. Warum ihr vielleicht doch einen Abstecher in die Baker Street 221B wagen solltet, verrät unser Test!
Was wir cool finden
Sherlock in HD
Für ein Detektiv-Abenteuer verfügt „Sherlock Holmes: Crimes & Punishments“ über eine außergewöhnlich gute Präsentation. Speziell in den unzähligen Dialogen und Nahaufnahmen kommt die erstklassige Darstellung von Gesichtern zum Tragen. Die Texturen sind hier knackscharf und zeigen jede Pore, jede Unebenheit. Die englischen Dialoge sind lippensynchron und vermitteln ein gelungenes Gefühl für das Setting des Spiels.
Die Umgebungsdetails sind ebenfalls nicht zu unterschätzen. Gerade in den unterirdischen Tempelanlagen im dritten Fall zeigt „Crimes & Punishments“, dass detaillierte Architekturen ebenfalls drin sind. Leider wird dieses hohe Niveau nicht konsequent gehalten. Die Animationen der Charaktere sind in der Third-Person-Ansicht immer wieder hölzern und auch die Mimik hätte eine Spur natürlicher ausfallen dürfen. Wer genauer hinschaut, erblickt auch gelegentlich Matschtexturen in der Umgebung. Dennoch ist Präsentation von „Sherlock Holmes: Crimes & Punishments“ in sich stimmig und überrascht gelegentlich mit liebevollen Details.
Nette Mini-Spiel-Einfälle …
Während der sechs Fälle tut „Sherlock Holmes: Crimes & Punishments“ wirklich alles, damit zwischen Verhören und Beweissuche nicht zu viel Routine aufkommt. Daher streuen die Entwickler immer wieder kleine Mini-Spiele ein. Mal müsst ihr Chemikalien zusammen mischen, um verblichene Schrift wieder kenntlich zu machen. An anderer Stelle steuert ihr sogar den Spürhund Toby und folgt einer wichtigen Fährte. Und in dem angesprochenen Tempel gibt es sogar ein kleines Schalterrätsel. Fast alle dieser Mini-Spiele und Gameplay-Elemente passen gut zum jeweiligen Fall und lassen sich bei Bedarf überspringen. Wer also lediglich dem Plot folgen will, kann diese Abkürzung wählen, wird aber gleichzeitig auch um die Genugtuung der Lösung dieser Rätsel gebracht.
Der Gärtner ist nicht der Mörder!
„Crimes & Punishments“ ist kein staubtrockenes Abenteuer. Natürlich sucht ihr Fakten und Indizien, allerdings lockert das Spiel die Detektivarbeit auch immer wieder auf. Mit Hilfe von Sherlocks Spürsinn entdeckt ihr etwa farbig hervor gehobene, versteckte Gegenstände. In der Back Street durchforstet ihr das Archiv nach Informationen oder ruft den Straßenjungen Wiggins zur Verstärkung. All diese Puzzle-Teile setzt ihr schließlich im Herleitungsmodus zusammen und kommt zu einem Ergebnis. Ähnlich wie in den aktuellen Kinofilmen vernetzt ihr über Textafeln und Entscheidungen einzelne Synapsen miteinander und kommt so zu Tatmotiven und Tätern.
Habt ihr schließlich eine logische Kette erstellt, entscheidet ihr, ob ihr milde oder gnadenlos richtet. Ein echtes Moralsystem gibt es nicht, vielmehr müsst ihr es mit euch selbst ausmachen, ob ihr beispielsweise den verwirrten Garrow lebenslang in die Klapsmühle steckt. Ob ihr mit eurer Lösung übrigens richtig gelegen habt, seht ihr lediglich auf Knopfdruck. Praktischerweise könnt ihr zum Ende auch noch einmal zur Entscheidungsfindung zurückspringen und so womöglich einen anderen Täter beschuldigen.
Was wir weniger cool finden
Hin und her!
Die längeren Fälle von „Sherlock Holmes“ ziehen sich streckenweise wie Kaugummi. Schuld daran ist das häufige Pendeln zwischen mehreren Orten – etwa dem Tatort und der Baker Street. Durch die ständigen Ladepausen gerät der Spielfluss immer wieder ins Stocken. Frogwares versucht dies zwar mit interaktiven Ladebildschirmen – ihr könnt euer Notizbuch und Herleitungsbildschirm aufrufen – zu überbrücken, aber so ganz klappt das nicht. Stattdessen nerven die Pausen und lassen einen tatenlos vor dem Bildschirm zurück. Das gelegentliche Backtracking und erneute Absuchen von Arealen ist dem „Flow“ ebenfalls alles andere als zuträglich.
Starre Strukturen
Leider gönnt einem „Sherlock Holmes: Crimes & Punishments“ nicht so viele Freiheiten, wie es einem zunächst suggeriert. Denn wie in so vielen Adventures zuvor, wiederholen sich auch hier die Abläufe sehr schnell: Zunächst sprecht ihr mit Zeugen oder Tatbeteiligten, scannt euren Gegenüber und kreiert so Profile. Anschließend sucht ihr den Tatort nach Spuren und Hinweisen ab. Diese kombiniert ihr und kommt so einer möglichen Lösung immer näher. Leider krankt auch „Crimes & Punishments“ an einer zu starren Missionsstruktur. Indizienketten könnt ihr erst abschließen, wenn ihr bestimmte Objekte oder Beweise gefunden habt. Die Lösung einiger Fälle ist dazu sehr offensichtlich und zwei Morde ähneln sich sogar stark.
… die aber auch etwas bemüht wirken
Tatsächlich ist es eine gute Idee, dass man die Mini-Spiele überspringen kann. Denn einige davon – etwa das Zusammenmischen bestimmter Chemikalien in einem der ersten Fälle – sind einfach stinklangweilig und obendrein auch noch schlecht erklärt. Sie wirken wundersam bemüht und passen daher nur bedingt zum Rest des Spiels.
System: Playstation 4
Vertrieb: Focus Home Interactive
Entwickler: Frogwares
Releasedatum: 30. September 2014
USK: ab 12
Offizielle Homepage: http://www.sherlockholmes-thegame.com/
Kommentare
samonuske
30. September 2014 um 12:13 UhrGrafik wird hoch gelobt , aber Rätsel werden negative bewertet. Hallo das ist sherlock Holmes und nicht irgendein Pipi Rätselspiel. Da dauert halt mal ein Rätsel länger und amn muss an mehrere Orte. Gott man merkt das solche so spiele anscheined nicht spielen. Gottseidank müssen die keine Point and Click Adventure ala Black Mirror , Geheimakte ect. Testen, die wüsste ja gar nicht mehr weiter. Und die Ladezeiten sind wohl mehr als kurz.
Magatama
30. September 2014 um 13:04 UhrBezug zu den eher schwachen Robert Downey Jr.-Ami-Filmen wäre eher ein Negativum. Das wirklich coole neue Holmes-Ding ist die englische Serie mit Benedict Cumberbatch.
skywalker1980
30. September 2014 um 13:06 UhrSamonuske: genau… und das in der heutigen Zeit, wo man sofort, wenn man nicht weiterkommt alles im Netz findet… In Zeiten ohne Internet musste man sich wirklich anstrengen, oder schauen, daß man jemanden findet, der das geschafft hat…
Möchte mal die Leute sehen, die nur mit Internet aufgewachsen sind, wäre jenes mal nicht mehr verfügbar… In deren linken Augen würde plötzlich „Game“, im rechten „Over“ aufleuchten, und aus den Ohren der Rauch der explodierenden „Glühbirne im Kopf“, aufsteigen… ^^
skywalker1980
30. September 2014 um 13:08 UhrMagatama: absolut richtig. Naja, die wollten halt den Iron-Man Hype weiter ausnutzen… Finde die Filme auch nicht besonders gut. Quasi ein seelenloser ADHS-Anfall…
Seven Eleven
30. September 2014 um 13:17 UhrBald jammern die ersten warum es keine deutsche Sprachausgabe hat. wetten?
Maria
30. September 2014 um 13:30 UhrMöchte mal die Generation Internet sehen, wie sie Maniac Mansion ohne Internet durchspielen 😉
st0nie
30. September 2014 um 13:57 UhrEs hat keine deutsche sprachausgabe?? Oo
Darkthrone
30. September 2014 um 15:37 UhrWer spielt bitte überhaupt mit deutscher Sprachausgabe? In fast allen Fällen ist diese die schlechtere Wahl.
Ich spiele generell auf Englisch mit Untertiteln. Hat meistens die beste Atmosphäre. Alleine schon bei Infamous und Last of Us finde ich es überragend.
Zum Spiel kann ich nur sagen durchaus solide wie es aussieht. Pyramiden Game oder Videothek.
Kekekorea
30. September 2014 um 15:44 Uhr@samonuske: Heutzutage kann man rätsel eh in kein Spiel mehr implentieren.
Früher hat man in Titeln wie Monkey Island selbst lange rumprobiert bis man weiterkam. Heute kommt man fünf Minuten nicht weiter und geht zu Youtube und sucht sich eine Komplettlösung. Kann man sehr gut mitverfolgen in jedem x-beliebigen Spiel. Besonders auffällig war es in Eldar Scrolls Online und Wildstar wo eh jeder addons installiert wo man alles auf der Karte angezeigt bekommt oder sogar kleine rätsel sofort angezeigt bekommt.
Ich mag solche Rätsel Spielchen sehr. Nur weis die heutige Internet-Generation eben nicht das man mit solchen Methoden eben das Spiel versaut und einen wichtigen Kernelement eines Spieles damit zerstört.
Andi_Ogris
30. September 2014 um 16:24 UhrWas mich wundert: Im Fazit wird eigentlich nur gelobt und trotzdem nur eine 7.5 ?? Prinzipiell egal aber iwie doch seltsam 🙂
Seven Eleven
30. September 2014 um 16:29 UhrManiac mansion.sabber.ewig gebraucht.bei manchen adventures hab ich damals die hotline angerufen.hihi
edel
30. September 2014 um 16:56 UhrFinde den Titel interessant, mal was anderes unter den Action-Games und das ganze sieht auch noch qualitativ hochwertig aus, … schön mit Rätseln.
PS: Mein lieblings odschool Point ´n Click Adventure ist mit der Monkey Island Reihe, Day of the Tentacle (Nachfolger von MM).
BonsaiCreature
30. September 2014 um 19:06 UhrKeine deutsche Sprachausgabe?
Egal…die Bildschirmtxt. sind deutsch.
Fand zuletzt Yakuza 4 einfach zu anstrengend….zu lang aus der Schule und nie genutzt = ups ich nix verstehen ^^
Peeta83
30. September 2014 um 19:17 Uhrsagt mal stimmt es dass es nur deutsche bildschirmtexte gibt aber keine deutsche sprachausgabe? zumindest die pc fassung soll so sein… damit ist das spiel bereits unten durch da ich keine lust hab so viel zu lesen statt zu spielen
BonsaiCreature
30. September 2014 um 19:19 UhrSo ist es….Ton ist nur auf Englisch
Ridgewalker
30. September 2014 um 19:28 UhrDas mit den ladezeiten ist quatsch. So lang sind sie nicht und man im notizblock alle Fakten schön bequem nachlesen.
M.Adling
07. Oktober 2014 um 00:04 UhrEs lebe Zak Mc Kracken