Den meisten unter euch dürfen die Beat’em Up-Experten von Arc System Works vor allem aufgrund von Titeln wie „BlazBlue“ oder „Guilty Gear“ in Erinnerung geblieben sein. Schließlich verdeutlichten die Japaner mit diesen Werken auf eindrucksvolle Art und Weise, dass zweidimensionale Prügler allen Unkenrufen zum Trotz noch lange nicht zum alten Eisen gehören. Kombiniert man diese Begebenheit mit der Tatsache, dass „Persona 4: Arena Ultimax“, dem aktuellen Titel von Arc System Works, die legendäre Rollenspiel-Marke aus dem Hause Atlus zugrunde liegt, kann doch eigentlich nichts schief gehen oder?
Was wir cool finden
Knackig, komplex und vielseitig: Die Kampfmechanik:
Seit jeher gelten die Jungs und Mädels von Arc System Works als Meister ihres Fachs. Ein Ruf, den sie mit „Persona 4: Arena“ noch einmal untermauerten. Abwechslungsreiche Stile, eine punktgenaue Abfrage der eigenen Eingaben und eine anspruchsvolle Kampfmechanik mit zahlreichen Combos, Kontermöglichkein und individuellen Strategien zeichneten den Titel aus. Es versteht sich wohl von selbst, dass Arc System Works in diesem Bereich auch bei „Persona 4: Arena Ultimax“ nichts dem Zufall überließ. Im Gegenteil: An allen Ecken und Enden wurde noch einmal optimiert und geschraubt.
Zu den größten Neuerungen gehört die Tatsache, dass fast alle der zur Verfügung stehenden Charaktere in „Persona 4: Arena Ultimax“ mit einer Schattenvarinate aufwarten, mit denen der taktische Anspruch noch einmal erhöht wird. Die Besonderheit der Schattenversionen liegt darin, dass diese nicht nur weniger Schaden verursachen, sondern darüber hinaus auch mehr Schaden einstecken als ihre lebenden Pendants. Auf der anderen Seite ist es mit den Schattenversionen der diversen Recken möglich, die teilweise gefüllte SP-Anzeige in die nächste Runde zu übernehmen. Gelingt es euch, diese zur Gänze zu füllen, spielen die Schattenversionen ihre wahre Stärke aus. Drückt ihr gleichzeitig die Viereck-, Dreieck- und Kreistaste, löst ihr auf diesem Wege die „Schattenraserei“ genannte Fertigkeit aus, die euch in die Lage versetzt, Fertigkeitenboosts und SP-Attacken unbegrenzt einzusetzen. Da ihr jedoch weiterhin mehr Schaden kassiert, als es bei einem lebenden Charakter der Fall ist, halten sich Belohnung und Risiko die Waage.
Eine weitere Eigenheit, die allerdings schon aus dem Vorgänger bekannt ist: Neben klassischen Attacken wie dem Wurf, dem Tritt oder dem Schlag setzen die Streiter in „Persona 4: Arena Ultimax“ ihre Personas ein, die ebenfalls mit schwachen und starken Attacken mitmischen können. Wie lange euch die Personas zur Seite stehen, ist von eurem Kampfstil abhängig. Stecken die Personas eine bestimmte Anzahl an Treffern ein, verschwinden sie vom Schlachtfeld und stehen vorübergehend nicht mehr zur Verfügung. Ebenfalls aus dem Vorgänger bekannt sind die verschiedenen Zustandsveränderungen. Während das Gift beispielsweise stetig an eurer Energieleiste knabbert, können Zustände wie die Panik sogar dazu führen, dass euer komplettes Steuerungs-Layout über den Haufen geworfen wird. Das Ganze klingt in Kombination mit den zahlreichen SP-Attacken unfassbar kompliziert? Seid beruhigt: Zum einen wurde „Persona 4: Arena Ultimax“ mit einem vorbildlichen Tutorial versehen, das euch sämtliche Eigenheiten des rasanten Prüglers ausführlich vorstellt.
Zum anderen greift die mittlerweile ausgelutschte Binsenweisheit „Leicht zu erlernen, aber schwer zu meistern“ bei „Persona 4: Arena Ultimax“ wie bei keinem anderen Titel der näheren Vergangenheit. Mit ein wenig Übung und Sitzfleisch gehen die Eigenheiten des Spiels nach und nach in Fleisch und Blut über und verdeutlichen, dass zweidimensionale Beat’em Ups ihren 3D-Kollegen in Sachen Komplexität in nichts nachstehen müssen.
Spiel-Modi? Hier kommt jeder auf seine Kosten:
Ein Prügler steht und fällt natürlich mit der Langzeitmotivation. Und in diesem Bereich gibt es bei „Persona 4: Arena Ultimax definitiv nichts zu beanstanden. Neben dem umfangreichen und mitunter recht langatmigen Story-Modus, wartet beispielsweise der klassische Arcade-Modus auf euch, in dem ihr euch mit einem Charakter eurer Wahl durch mehrere Arenen prügelt, eurem Widersacher seine Grenzen aufzeigt und euch gleichzeitig auf die Jagd nach einem neuen Highscore macht. Es darf etwas taktischer sein? Dann unternehmt doch einen Abstecher in den Golden-Arena-Modus. Dieser setzt euch zahlreiche Ebenenen vor die Nase, die darauf warten, in klassischer Survival-Manier von euch gemeistert zu werden. Sprich: Die eigene Energieleiste wird nach einem erfolgreich abgeschlossenen Kampf wenig bis gar nicht wieder aufgefüllt.
Um der mitunter knapp 100 Ebenen Herr zu werden, greift ihr in „Persona 4: Arena Ultimax“ auf leichte Rollenspiel-Elemente zurück und verbessert euren Helden nach erfolgreichen Kämpfen in verschiedenen Kategorien. Darüber hinaus schaltet ihr nach und nach abwechslungsreiche Fertigkeiten frei, von denen bis zu vier gleichzeitig angelegt beziehungsweise aktiviert werden können. Ihr steht nicht auf Kämpfe gegen die CPU und möchtet lieber menschlichen Kontrahenten zeigen, wer der Herr am Controller ist? Dank der kompetitiven Mehrspieler-Komponente ist dies ebenfalls jederzeit möglich – sowohl on- wie auch offline.
Lobend hervorheben möchten wir an dieser Stelle die Performance des Online-Multiplayers. Insbesondere die Duelle gegen Spieler aus Europa flimmerten butterweich und ohne sprübare Lags über unseren Bildschirm. Wer von einem „Persona 4: Arena Ultimax“-Meister durch die virtuelle Arena geprügelt wird, sollte die Schuld also nicht am Spiel beziehungsweise dem Netcode suchen.
Fan-Service par excellence:
Selbst Zeitgenossen, die mit der „Persona“-Reihe bisher so gar nichts am Hut hatten, bekommen mit „Persona 4: Arena Ultimax“ einen rasanten und vielseitigen Hau-drauf-Titel kredenzt, der kaum Wünsche offen lässt. Wer nicht nur eine Schwäche für Beat’em Ups mitbringt, sondern sich darüber hinaus zu den „Persona“-Fans zählt, dürfte sich schon kurz nach dem Startbildschirm im Paradies wähnen.
So sind in „Persona 4: Arena Ultimax“ nicht nur die Charaktere des Vorgängers mit von der Partie, gleichzeitig hielt der Antagonist Sho Minazuki in zwei Versionen Einzug – einmal mit Persona und einmal ohne. Zu den weiteren Neuzugängen gehören bekannte Gesichter wie Rise Kujikawa, Junpei, Yukari und Ken. Zudem dürfen sich Anhänger der zugrunde liegenden Reihe über den umfangreichen, wenn auch etwas langatmigen Story-Modus freuen, der die Geschichte, die eine Woche nach den Geschehnissen von „Persona 4: Arena“ einsetzt, aus der Sicht der „Persona 4“- und der „Persona 3“-Helden beleuchtet.
Und dann wären da auch noch die vielen kleinen Verweise auf die „Persona“-Reihe – sei es der Level-Up-Bildschirm im Golden-Arena-Modus, der schnell an sein Pendant aus den Rollenspielen erinnert, die allgemeine Aufmachung von „Persona 4: Arena Ultimax“ oder der Soundtrack, der mit dem einen oder anderen bekannten Ohrwurm aufwartet. Selten machte der Abstecher einer Marke in ein komplett neues Genre solch einen runden Gesamteindruck.
Was wir weniger cool finden
Die Sache mit der Ein-Tasten-Auto-Combo:
Versteht uns nicht falsch. An für sich begrüßen wir Maßnahmen, die es auch Anfängern ermöglichen, sich in einem komplexen Beat’em Up zurechtzufinden beziehungsweise mitzumischen. Im Falle von „Persona 4: Areana Ultimax“ ging das Ganze bis zu einem gewissen Grad jedoch in die Hose. So haben Anfänger in „Persona 4: Areana Ultimax“ die Möglichkeit, auf unkomplizierte Art und Weise eine immer stärker werdende Combo zu starten, indem sie mehrfach die Quadrat-Taste drücken. Nicht einmal auf das Timing muss hier geachtet werden.
Was auf der einen Seite nach einer sinnvollen Hilfe für Neulinge klingen mag, entpuppt sich in der Praxis mitunter leider als ein Störenfried der ärgerlichen Art. In unserem Test kristallisierte sich nicht nur heraus, dass es ohne weiteres möglich ist, den Arcade-Modus auf dem schweren Grad zu meistern, indem man ausschließlich auf die Ein-Tasten-Auto-Combo setzt, auch im kompetitiven Mehrspieler-Modus kann diese immer wieder dafür sorgen, dass Duelle durch simples Button-Mashing entschieden werden – sowohl online als auch offline. Während im lokalen Multiplayer entsprechende Absprachen getroffen werden können, wünschen wir uns zumindest für die Online-Variante eine Funktion, mit der die besagte Ein-Tasten-Auto-Combo deaktiviert werden kann.
Story-Modus mit unnötigen Längen:
Okay, wir geben gerne zu, dass es auf den ersten Blick vermessen klingen mag, den Story-Modus eines Beat’em Ups zu kritisieren. Allerdings macht dieser in „Persona 4: Areana Ultimax“ schnell deutlich, dass die Jungs von Arc System Works diesem im Verlauf der Entwicklung große Aufmerksamkeit zukommen ließen. Folgerichtig muss er sich einem kritischen Blick stellen und macht dabei nicht immer eine gute Figur. Positiv hervorzuheben ist zunächst, dass der Story-Modus von „Persona 4: Areana Ultimax“ in einer ungemein liebevollen Visuell Novel-Aufmachung präsentiert wird und die Handlung sowohl aus der Sicht der „Persona 4“-Recken als auch der „Persona 3“-Charaktere präsentiert wird.
Doch genau hier liegt gleichzeitig der sprichwörtliche Hase im Pfeffer. Der Handlung gelingt es nicht nur viel zu selten, über die gängigen Klischee-Geschichten, mit denen japanische Rollenspiele immer wieder zu kämpfen haben, hinauszukommen, hinzukommt, dass der Story-Modus viel zu langatmig präsentiert wird und euch mitunter Minuten lang vor die Aufgabe stellt, auf die X-Taste zu drücken, ehe ihr zum nächsten Kampf gelangt – wenn in einem ausgewählten Kapitel überhaupt einer stattfindet. Zumal man spätestens beim Durchlauf mit den „Persona 3“-Charakteren das Gefühl vermittelt bekommt, sämtliche Dialoge schon zig Mal erlebt zu haben. Da wird der schnelle Vorlauf doch glatt zum besten Freund.
System: PlayStation 3
Vertrieb: Sega
Entwickler: Arc System Works
Releasedatum: 21. November 2014
USK: Ab 12
Kommentare
Grizzly
21. Dezember 2014 um 16:38 UhrHättet Ihr euch sparen können.
Verschwendete Zeit!
Devilcry
21. Dezember 2014 um 19:39 UhrSchade, dass ich keine Prügelspiele mag, die Story würde mich interessieren.
freudesam
27. Januar 2015 um 14:23 UhrIch werde es mal testen, hört sich nicht schlecht an.
Danke für den Test.