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PS4-TEST: Assassin's Creed Chronicles - China

play3 Review: PS4-TEST: Assassin’s Creed Chronicles – China

7.5

Das erste „Assassin’s Creed“ nach dem „Unity“-Debakel: Ubisoft startet in Kooperation mit den Climax Studios die „Chronicles“-Trilogie. Den Anfang macht „China“ mit der von Ezio Auditore ausgebildeten Shao Jun in der Hauptrolle.

Im Herbst folgen dann „India“ und „Russia“. Für 9,99 Euro gibt es hier zwischen fünf und sieben Stunden 2.5D-Stealth-Gameplay in exotischem Setting, aber auch mit einigen Schwachstellen.

Was wir cool finden

Schöne Bilder mit viel nicht genutztem Potenzial
„Assassin’s Creed Chronicles“ weicht stilistisch stark von den großen Teilen der Serie ab. Vorbei mit „Fotorealismus“ und 3D. Stattdessen gibt es handgezeichnete Hintergründe und 2.5D-Plattform-Schleicherei. Dadurch erzeugt bereits „China“ eine ganz eigene Atmosphäre, die wohl mit den beiden Extra-Teilen „India“ und „Russia“ noch weiter forciert wird.

So schafft das Spiel immer wieder wirklich malerisch Momente. Etwa wenn Shao Jun aus dem brennenden Hafen flüchtet oder wenn sie todesmutig von hohen Punkten der Karte in die Tiefe stürzt. Auch die Zwischensequenzen passen sich diesem Stil gekonnt an und wirken wie frisch mit einem Tuschekasten gezeichnet.

Allerdings reizt „Assassin’s Creed Chronicles“ längst nicht seine Möglichkeiten aus. Im Vergleich zu dem tollen Grafikstil wirkt die Level-Architektur vergleichsweise bieder. So vermissten wir beispielsweise wirklich prunkvolle Bauten. Stattdessen gehen selbst Tempel und Klöster in Braun- und Grautönen unter und so wirkt „China“ oftmals düsterer als es eigentlich hätte sein müssen.

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Alte Fähigkeiten, neu interpretiert
Die große Kunst bei dem kleinen „Assassin’s Creed“ liegt aber darin, die bekannten Tugenden auf die 2.5D-Umgebung umzumünzen. Als Schülerin von Ezio Auditore klettert Shao Jun behände Mauern empor, vollführt unentdeckt Attentat, springt von hohen Positionen in Heuballen oder nutzt die Adlersicht, um Laufwege und Positionen der Feinde auszuspähen.

Das Waffenarsenal ist trotz aller Anpassungen ein bisschen kleiner als gewohnt. Letztlich gibt es nur vier Werkzeuge, sowie Schwert bzw. versteckte Klinge und den Wurfpfeil. Mit Blendgranaten betäubt Shao Jun ihre Widersacher. Mit Lärmpfeilen lenkt sie deren Aufmerksamkeit ab und Wurfmesser dienen zur Interaktion mit der Umgebung.

Insgesamt funktioniert „Assassin’s Creed Chronicles“ recht gut. Die Steuerung ist angenehm direkt und durch die Gadgets gibt es stets Wahlmöglichkeiten, wie man tatsächlich vorgehen möchte. Das Spiel kategorisiert eure Aktionen in die Rubriken Schatten, Assassine und Kriegerin. Wer leise agiert bekommt am meisten Bonuspunkte und schaltet damit Vergünstigungen wie etwa einen zusätzlichen Lebensenergiebalken oder schnellere Regeneration frei.

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Solider Assassinen-Schleicher
Als Stealth-Game gibt sich „Assassin’s Creed Chronicles“ fordernd und dennoch fair. Verschiedene Gegnertypen verfügen über unterschiedliche Aufmerksamkeitsstufen. Der Otto-Normal-Wachmann bekommt nur das mit, was in seiner Nähe oder seinem Sichtkegel geschieht. Sucher dagegen spüren Shao Jun auch auf, wenn sie sich beispielsweise unter der Decke oder hinter Säulen versteckt. Praktisch: Spät im Spiel schaltet ihr die Helix-Leiste frei. Ist sie aufgefüllt, huscht Shao Jun für kurze Zeit auf Tastendruck von einem Versteck zum nächsten.

Damit ihr in der 2.5D-Welt nicht die Übersicht zwischen den Ebenen verliert, markiert „Assassin’s Creed Chronicles“ diese mit verschiedenen Farben. Grün steht für Versteckmöglichkeiten, rot für den Weg durch die Areale. Besonders bei den schnellen Plattformpassagen zeigt die direkte Steuerung, was „Assassin’s Creed Chronicles“ kann. Der Spielfluss ist klasse und sorgt nicht selten dafür, dass sich ein gewisser Übermut einschleicht.

Dieser rächt sich aber schnell: Neustarts gehören nämlich zum Alltag des Assassinenlebens. Ein Mal im falschen Moment losgelaufen oder vielleicht in die falsche Richtung gedrückt, schon schalten die Wachen in den Alarmzustand. „Assassin’s Creed Chronicles“ fordert ein gerüttet Maß an Geduld und zwingt euch dazu, Laufwege und Zeitfenster zu beobachten. Freunde von 2D-Stealth-Games wie „Mark of the Ninja“ fühlen sich deshalb hier gut aufgehoben. Wer sagt, ihm ist das Spiel zu leicht: Nach dem ersten Durchspielen schaltet ihr New Game+ in zwei Varianten frei.

Was wir weniger cool finden

Eine Geschichte zum Vergessen
Fast alle „Assassin’s Creed“-Spiele erzählen eine vollkommen überladene, aber in sich spannende Geschichte. Grund dafür sind die häufig eingestreuten und oftmals sehr langen Zwischensequenzen, in denen die Figuren ausgiebig dargestellt und ihre Charakterzüge umrissen werden.

Genau das gelingt „Assassin’s Creed Chronicles – China“ leider nicht. Zwar sind die gemalten Einspieler wunderhübsch, aber der Plot rund um den alten Konflikt zwischen Templern und Assassinen hinterlässt leider keinen bleibenden Eindruck. Bis auf Shao Jun bleiben alle Figuren – wie etwa ihr Lehrmeister – nur Klischees und entwickeln keine wirkliche Tiefe. Auch der Konflikt innerhalb der Geschichte nimmt viel zu langsam Fahrt auf und wird erst gegen Ende des Spiels greifbar.

Dadurch fühlt sich „Assassin’s Creed Chronicles – China“ leider wie eine Aneinanderreihung netter und fordernder Einzelmissionen an. Einen wirklichen Drang, das Ende des Plots zu erfahren, verspürt man allerdings nicht.

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Lass das Kämpfen besser sein!
„Assassin’s Creed Chronicles“ ist ein Stealth-Game und sollte auch entsprechend gehandhabt werden. Motivierende Kills gelingen euch hier nur aus dem Verborgenen oder mit Hilfe von Shao Juns Rutschattacke. Wirklich in die Offensive geht ihr aber besser nicht.

Denn dafür spielt sich das Kampfsystem viel zu verkopft und umständlich. Besonders mit mehreren Feinden vor euch erinnern die Kämpfe an einen Besuch beim Arbeitsamt: Die Kollegen stehen brav in einer Reihe und warten darauf, bis sie dran kommen. Blocks und Konter machen weder sonderlich viel Spaß, noch vermittelt Shao Jun mit ihren Standardschlägen das Gefühl, dass man als Assassine 08/15-Wachen überlegen ist.

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Kleinere Steuerungs- und KI-Probleme
So flüssig sich „Assassin’s Creed Chronicles“ über weite Strecken spielt, einige Macken hat das Spiel dennoch. Besonders beim Klettern an Decken und Dachbalken reagiert Shao Jun oftmals allzu sensibel, was beispielsweise dazu führt, dass sie durch Fenster steigt und damit in die Sichtkegel der Wachen gerät. Die Perspektive spielt einem hier immer wieder einen Streich und macht die Navigation zwischen 2D-Plattformen und den Ebenen schwer.

Gleichzeitig aber agieren auch die Wachen teils sehr merkwürdig. Gerade beim Einsatz von Lärmpfeilen verhalten sie sich wie ein aufgeschreckter Hühnerhaufen. Über Kisten springen die Burschen nur in Ausnahmefällen, blicken aber gerne stundenlang an Decken oder hören auf dem normalen Schwierigkeitsgrad nicht, wenn drei Meter weiter ein Kamerad draufgeht. Speziell der bereits angesprochene Rutsch-Kill ist in „Assassin’s Creed Chronicles“ viel zu mächtig und sorgt dafür, dass man deutlich aggressiver und weniger vorsichtig vorgeht.

System: PlayStation 4
Vertrieb: Ubisoft
Entwickler: Ubisoft Montreal / Climax Studios
Releasedatum: 24. April 2015 („China“), Herbst 2015 („India“, „Russia“)
USK: ab 16
Offizielle Homepage: http://assassinscreed.ubi.com/de-de/home/

7.5

Wertung und Fazit

PS4-TEST: Assassin’s Creed Chronicles – China

Kommentare

attitude2011

attitude2011

21. April 2015 um 09:47 Uhr