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PS4-TEST: Project Cars

play3 Review: PS4-TEST: Project Cars

8.5

Mehr als 1 Million verkaufte Einheiten und eine Metacritic-Wertung von 9.0 – so lautete das selbsterklärte Ziel der „Need for Speed: Shift“-Macher als sie „Projekt Cars“ erstmals ankündigten. Nach zahlreichen Terminverschiebungen rollt das in enger Zusammenarbeit mit der Community und namhaften Motorsport-Größen entwickelte Rennspiel nun endlich über die Startlinie. Doch wie gut ist die vorab als „Forza“- und „Gran Turismo“- Schreck gefeierte Simulation wirklich?

Project Cars PS4 Screenshot 01

Was wir cool finden

Tanzt ganz nach deiner Pfeife
Dass sich „Project Cars“ in jeder Hinsicht von seinen Mitbewerbern abheben will, zeigt sich bereits im Hauptmenü. Während bei „Gran Turismo“ und Co. zentrale Inhalte meist erst zeitaufwändig freigeschaltet werden müssen, reicht hier ein Klick auf „Schnelles Rennwochenende“ und alle Strecken (32 zum Start in verschiedenen Varianten) und Fahrzeuge (66 zum Start) stehen umgehend zur Verfügung. Das gilt im Übrigen auch für den Mehrspieler-Modus. Selbst hier dürft ihr direkt zu Spielbeginn mit PS-Monstern wie dem als Gratis-Download erhältlichen „Lykan Hypersport“ durchstarten.

Wer noch tiefer in die Materie einsteigen möchte, konfiguriert Rundenzahl, Gegnerstärke, Wetterbedingungen, Datum, Zeitverlauf, Fahrhilfen, Wirkungsgrad des Schadensmodells, Benzinverbrauch, Reifenabnutzung und viele weitere Option bis ins Detail.

Project Cars PS4 screenshot 04

Konfiguritis
Doch das ist erst der Anfang. Ihr möchtet jeder Taste auf dem Controller eine neue Funktion zuweisen? Kein Problem! Die Anordnung der Einzelelemente im HUD passt euch nicht? Na dann positioniert sie doch einfach um! Grafikschmankerl wie Regentropfen, Hitzeflimmern, Sonnenreflektion und aufwirbelnde Schmutzpartikel sind euch ein Dorn im Auge? Nicht meckern, abschalten! Ein individuelles Tuning-Setup für jeden Flitzer gefällig? Gerne doch, dank der Option „Meine Werkstatt“ ein Kinderspiel.

Ja, selbst für die Empfindlichkeit von Stoßenstangen-, Motorhauben-, Wagendach-, Verfolger-, Cockpit-, Rücksitz- und Helmkamera gibt es unabhängige Regler. Auf den Punkt gebracht: Hier bleibt nichts dem Zufall überlassen. Der ein oder andere mag das Kontrollwahn nennen, Genre-Kenner jedoch werden die unglaubliche Vielfalt der Einstellungsmöglichkeiten lieben und in zukünftigen Rennspielen nicht mehr missen wollen.

Project Cars PS4 Screenshot 03

Tiger im Tank
So richtig Gas gibt „Project Cars“ allerdings erst auf der Straße. Spätestens wenn die virtuelle Kamera auf weltbekannten Rennstrecken wie Road America, Imola, Monza, Silverstone, Laguna Seca, Brands Hatch, dem Hockenheimring, der Nordschleife oder in Oschersleben kurz übers Fahrerfeld zoomt, die Sonne langsam am Horizont verschwindet und wenig später erste Regentropfen vom Himmel prasseln, kriegen bekennende Motorsport-Enthusiasten eine Gänsehaut.

Das Herz geht ihnen schließlich auf, wenn sie dann endlich selbst losbrettern dürfen. Vorzugsweise mit einem guten Force-Feedback-Lenkrad in der Hand bei voll aufgedrehter Motorsound-Kulisse und zugeschalteter Helmkamera-Perspektive. Zusätzliche Nervenkitzel verspricht das mehrstufig regulierbare Schadensmodell. Vor allem auf „Voller Schaden“ bedeuten heftige Kollisionen mit anderen Fahrzeugen oder starren Objekten am Streckenrand meist das Aus oder zumindest das spürbare Versagen der in Mitleidenschaft gezogenen Fahrzeugkomponenten. Prima: Optisch wird das Schicksal unfallgeplagter Boliden angemessen inszeniert; meist durch rasant durch die Gegend fliegende Motorhauben, Heckspoiler, Seitenverkleidungen und dergleichen mehr.

Project Cars PS4 Screenshot 05

Verblüffend glaubhaft
Weiterer Motivator: die ausgereifte, vor jedem Rennen auf einer Skala von 0 (Einsteiger) bis 100 (Ass) in 10er-Schritten anpassbare Künstliche Intelligenz. Bereits ab einem Wert von 40 ist volle Konzentration gefragt und werden allzu heftige Fahrfehler eurerseits gnadenlos bestraft. Wer wirklich wissen will, was in ihm steckt, wählt Werte zwischen 80 und 100 – schweißnasse Hände vorprogrammiert! Schön zudem, dass sich regelmäßig Positionskämpfer der KI-Gegner untereinander beobachten lassen und viele KI-Fahrer zu diesem Zweck auch gerne mal mutig von der Ideallinie abweichen.

Project Cars PS4 Screenshot 06

Bis der Grafikchip glüht!
Grafisch ist das in 1080p laufende „Projekt Cars“ in den meisten Lebenslagen eine echte Augenweide. Die Fahrzeugmodelle strotzen nur so vor Polygonen und hoch aufgelösten Texturen und bieten je nach Kameraeinstellung tolle Details. Aus der Rücksitz- und Cockpitperspektive zum Beispiel lässt sich genau beobachten, was sich im Rückspiegel tut, wie Drehzahlmesser und Tachonadel ausschlagen, wie der Fahrer den Kopf situationsbedingt neigt, mit dem rechten Fuß Gas und Bremse bedient usw.

Noch beeindruckender wird’s, wenn man bei Tagesanbruch einer Baumformation entgegen rast und Sonnenstrahlen sich majestätisch einen Weg durchs Geäst bahnen (siehe Screenshot unten). Regen schindet ebenfalls mächtig Eindruck. Zum einen weil er in allen Cockpit-Perspektiven realistisch die Sicht behindert (Scheibenwischer an!). Zum anderen weil sich die Umgebung dann in den Pfützen auf der Fahrbahn spiegelt, was einfach irre aussieht. Nicht zu vergessen die fantastischen Lichteffekte bei Nachtfahrten. Und wenn dann auch noch ein Sturm oder Gewitter aufzieht, schmilzt der Grafikfan endgültig dahin.

Project Cars PS4 Screenshot 07

Feinfühlig
Den nächsten Volltreffer landen die Briten in Sachen Steuerung. Die wird im Spiel nicht nur äußerst präzise abgefragt, sondern lässt sich auf Wunsch auch noch in 15 Bereichen feinjustieren. Doch selbst mit der Standardeinstellung erzielt man nach einigen Aufwärmrunden erste Erfolge – mit dem Gamepad ebenso wie mit dem Lenkrad. Hinzu kommt: Das Abschalten einzelner Fahrhilfen macht sich – ganz zur Freunde der Simulationsfraktion – sofort bemerkbar.

Und wo wir gerade beim Thema Controller sind. Hin und wieder meldet sich über den intern verbauten Controller-Lautsprecher der Kollege aus der Box zu Wort. Etwa um Tadel der Rennleitung an euch weiterzugeben, wenn ihr mal wieder eine unrechtmäßige Abkürzung genommen habt. Nette Idee! Die Vibrationseffekte? Ebenfalls nicht vor schlechten Eltern, wenngleich in keiner Weise vergleichbar mit dem Aha-Erlebnis eines guten Force-Feedback-Lenkrads.

Was wir weniger cool finden

Project Cars PS4 Screenshot 02

Mehr Kalender als Karriere
„Project Cars“ kann zweifelsohne als ganz hervorragende Renn-Simulation bezeichnet werden, hier und da driften die Briten jedoch von der angepeilten Ideallinie ab. Allem voran beim sehr nüchtern vorgetragenen Karriere-Modus. Nachdem ihr Fahrername, Nationalität, auf dem Fahrzeug dargestellte Startnummer und euren virtuellen Twitter-Namen festgelegt habt, gilt es, eins von drei historischen Zielen zu erreichen. „Zero to Hero“ etwa macht euch zum Kart-Fahrer, der sich dann innerhalb von zehn Saisons bis an die Spitze des Le Mans Prototype 1 World Championships hochkämpfen muss.

Im Kern eine spannende Idee, die viel Ausdauer erfordert – nur eben viel zu dröge präsentiert wird. Ihr klickt euch durch höflich formulierte Sponsorenverträge, wählt in einem Kalender aus verschiedenen Renn-Events, lasst das (sich regelmäßig wiederholende) Social-Media-Feedback eurer virtuellen Twitter-Freunde Revue passieren und dann geht’s auch schon auf die Piste. Zwischen den Rennen ein Budget verwalten? Den Look eures Fahrzeugs pimpen? Smalltalk mit der Presse führen? Mit einem 3D-Avatar durch virtuelle Garagen und Mannschaftsquartiere flanieren? Auf all diese Dinge wird hier leider verzichtet. Nun ja, ist eben eine beinharte Simulation!

Project Cars PS4 Screenshot 08

Ohne Splitscreen- und Rückspul-Funktion
Wer sich regelmäßig mit Konkurrenz-Racern austobt, wird darüber hinaus diverse Features und Komfortfunktionen vermissen. Die fast schon zum Standard gewordene Rückspul-Funktion bei Fahrfehlern zum Beispiel. Auch auf einen Splitscreen-Modus, deutsche Sprachausgabe (deutsche Untertitel sind vorhanden!) und ein deutschsprachiges Digital-Handbuch verzichtet Slightly Mad. In Kauf nehmen müsst ihr darüber hinaus recht lange Ladezeiten vor einem Rennen und wenn man ein gespeichertes Replay-Video aus dem Höhepunkte-Menü lädt. Beinharte Fahrzeug-Fetischisten bemängeln ferner den zwar handverlesenen, aber eben doch nicht allzu üppig dimensionierten Fuhrpark – der sich, wie eingangs erwähnt, auch optisch nicht anpassen lässt.

Schelte gibt’s außerdem für die Tatsache, dass sich zahlreiche Optionsmenüs nicht direkt im Rennen sondern nur übers Hauptmenü aufrufen lassen. Last but not least möchten wir auf einige Situationen hinweisen, bei denen es zu leichten Aussetzern der Bildrate kommt. So erging es uns unter anderem in der Zuschauerperspektive des Simulationsmodus – meist dann, wenn ein Dutzend KI-Gegner sich in einer Kurve hitzige Überholmanöver liefern. Oder nehmen wir das komplette Punkt-zu-Punkt-Rennen auf Azure Coast: Fährt man dieses bei starkem Regen mit der dort möglichen Maximalzahl von 31 KI-Gegnern, wirkt die Bildrate zäher als sonst und unschönes Tearing tritt auf.

8.5

Wertung und Fazit

PS4-TEST: Project Cars

Kommentare

attitude2011

attitude2011

11. Mai 2015 um 13:03 Uhr
Schlauberger

Schlauberger

11. Mai 2015 um 23:07 Uhr
Abarth1368

Abarth1368

12. Mai 2015 um 15:33 Uhr
Abarth1368

Abarth1368

12. Mai 2015 um 22:09 Uhr
TripleoldSnake

TripleoldSnake

13. Mai 2015 um 15:21 Uhr