Seit ziemlich genau zwei Wochen ist die Neuauflage der populären Bankräuber-Action mittlerweile auf dem Markt. Genügend Zeit also, um sich ein abschließendes Urteil bilden zu können zu einem Spiel, das nun endlich auch auf PS4 Koop-Enthusiasten weltweit fasziniert. In diesem Sinne: Feuer frei für die „Crimewave Edition“ von „Payday 2“.
Was wir cool finden
Das grundlegende Spielprinzip dieses Koop-Shooters aus Ego-Perspektive rockt wie schon vor knapp 20 Monaten als die Ursprungsfassung für PS3 erschien. Als Mitglied einer 4-köpfigen Gangsterbande zieht ihr für dubiose Gestalten der Unterwelt einen Raubüberfall nach dem anderen durch, immer mit dem Ziel vor Augen, so richtig Kasse zu machen. Die Einsätze reichen von Einbrüchen in kleinere, schlecht gesicherte Juwelierläden bis hin zum großen Coup in einer rund um die Uhr bewachten Gemäldegalerie oder einer hermetisch abgeriegelten Großbank. Dem gegenüber stehen Aufträge, die ebenfalls ordentlich Rendite abwerfen, jedoch andere Ziele in den Vordergrund rücken. Etwa die Manipulation von Wahlautomaten, um einem korrupten Politiker beim Aufstieg in der Nahrungskette zu helfen. Oder es geht darum, Schutzgelderpressungen Nachdruck zu verleihen, indem ihr zahlreiche Edelboutiquen eines Einkaufszentrums nach allen Regeln der Ganovenkunst verwüstet.
Vollgestopft mit Content
Das Schöne an der „Crimewave Edition“: Im Vergleich zur Ursprungsversion fällt sie fast doppelt so umfangreich aus, da ein Großteil der bisher veröffentlichten Bezahl- und Gratis-DLCs gleich mit auf die Disk gepresst wurde. Mit dabei sind unter anderem der „Armoured Transport Heist“, der „The Big Bank Heist“, der „Bomb Heist“, der „Election Day Heist“, der „Hoxton Breakout Heist“, der „White XMAS Heist“ sowie zwei echte Empfehlungen für Fans von Videospielen des hippen Indie-Publishers Devolver Digital. Wir sprechen natürlich vom „Hotline Miami Crossover DLC“, wo ihr Halsabschneider der russischen Mafia in einem Motel mal so richtig aufmischt. Außerdem gemeint ist der „The Shadow Raid Heist“, ein Nur-Schleichen-Einsatz, der von Elementen aus „Shadow Warrior“ inspiriert wurde. Echte Profis können hier – sofern sie nicht entdeckt werden und auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad namens „Death Wish“ spielen – über zehn Millionen Dollar kassieren.
Womit wir schon beim nächsten Motivationskick wären. Denn viele Einsätze lassen sich in „Payday 2“ nicht nur mit Waffengewalt sondern oft auch auf die leise Tour lösen – was in der Regel höher belohnt wird. Praktisch in diesem Zusammenhang: die neue Vorausplanungs-Phase (siehe Screenshot oben). Auf einer Art Reißbrett der Missionsumgebung dürft ihr im Austausch gegen Geld und sogenannte Gefallen Vorteile freischalten, die euch die Durchführung des aktuellen Auftrags erleichtern. Das können zum Beispiel abgeschaltete Kameras sein, zusätzliche Abwurfpunkte für ergatterte Beute, ein von einem Kontaktmann raffiniert versteckter Koffer mit weiteren Granaten oder ein geschickt neben einer Mauer geparktes Fahrzeug, welches als Treppe später sicher gute Dienste leitet.
Vier Köpfe für ein Halleluja
Die über 50 Inhalts-Updates bescheren der Crimewave Edition zudem vier neue Charaktere, die in der Ursprungsversion erst via DLC nachgerüstet wurden. Zum Beispiel Clover, die erste Bankräuberin in „Payday 2“. Oder Dragan, ein korrupter Interpol-Agent, der für eine bosnische Schmuggel-Expertin namens „The Butcher“ die Drecksarbeit erledigt. John Wick wiederum ist das Resultat einer verrückten Cross-Promotion zwischen Overkill Software und den Machern des gleichnamigen Kinofilms mit Keanu Reeves in der Hauptrolle. Dass John Wick dem durch „The Matrix“ berühmt gewordenen Hollywood-Star auch im Spiel sehr ähnelt, bleibt demnach kein Zufall. Nicht zu vergessen Hoxton, ein echtes Serien-Urgestein. Laut Story vom FBI zwischen Teil eins und zwei verhaftet, kommt er durch die Anstrengungen seiner alten Gang nach der Mission „Hoxton Breakout“ wieder auf freien Fuß.
Einziger Wehrmutstropfen: Obwohl die Charaktere grundverschieden aussehen und mit individuellen Synchronsprechern auftrumpfen, spielen sie sich im Grundzustand praktisch identisch. Erst wenn jeder im Team seinen Helden unter Berücksichtigung der insgesamt fünf Skill-Trees auflevelt, sind spürbare Unterschiede festzustellen. Apropos Skill-Tree: Der zu PS3-Zeiten via DLC nachgerüstete Fähigkeitenbaum „Flüchtling“ ist ebenfalls direkt in die „Crimewave Edition“ integriert und bietet 18 neue Heldenfähigkeiten, viele davon maßgeschneidert auf bekennende Stealth-Spezialisten.
Neue Reize für Ohren und Augen
Weitere Lorbeeren gibt’s für die sechs beiliegenden Waffenpacks sowie die gelungene Jukebox-Funktion. Damit dürft ihr im Gegensatz zur Ursprungsfassung exakt festlegen, welche Songs aus dem mitreißenden Soundtrack von Audio-Guru Simon Viklund in der nächsten Mission abgespielt werden. Wer mag darf ferner Playlists anlegen.
Und technisch? Spielt die „Crimewave Edition“ vor allem ihren 1080p-Trumpf aus. Der Hersteller selbst behauptet zudem, die Texturen wären über das komplette Spiel hinweg erneuert worden. Exakt überprüfen können wir das freilich nicht, fest steht aber, dass diverse Wandgrafiken (etwa Gemälde in Galerien) im Vergleich zur 720p-Fassung auf PS3 eine leicht verbesserte Figur machen. Fest steht außerdem, dass die Bildrate nun deutlich stabiler läuft als auf PS3, was der Präzision beim Zielen spürbar entgegen kommt. Auf den Punkt gebracht: „Payday 2“ sieht auf PS4 definitiv besser aus und läuft geschmeidiger, von einem optischen Quantensprung kann jedoch nicht die Rede. Dafür benötigt es dann doch mal ein nennenswertes Engine-Upgrade.
Was wir weniger cool finden
Schon im Vorfeld der Veröffentlichung wurde viel über die fehlende Spielstand-Transfer-Funktion von PS3 auf PS4 gemeckert und auch heute hat sich daran nichts geändert. Egal ob nun Laie oder Profi – PS4-Umsteiger müssen ganz von vorne beginnen. Das ist umso ärgerlicher, weil konkurrierende PS4-Remakes zeigen, dass so etwas technisch bei Weitem kein Ding der Unmöglichkeit darstellt. Des Weiteren hätten wir uns liebend gerne eine Splitscreen-Funktion gewünscht. Zugegeben, in diesen Tagen keine Selbstverständlichkeit mehr, aber angeboten hätte sie sich bei einem so Koop-lastigen Titel zweifelsohne.
Achtung, Bug-Alarm!
Viel schlimmer als die nicht vorhandenen Gimmicks wiegen jedoch die vielen kleinen Programmfehler mit denen „Payday 2“ trotz so langer Marktpräsenz noch immer zu kämpfen hat. Da wären zum Beispiel nervige Clipping-Bugs, allen voran Waffen, die durch Wände ragen – besonders auffällig wenn der Waffenträger gar nicht im selben Raum wie die Spielfigur steht. Oder nehmen wir gewisse Spezialeinheiten, die ihrem Job so engagiert nachgehen, dass sie zuweilen – völlig ungehindert von allen Gesetzen der Physik – schnurstracks durch Hindernisse laufen. Nicht minder nervtötend: Sprengladungen, die bereits am Zielobjekt kleben aber nicht detonieren; oder Taschen, die sich grundlos nicht mehr aufheben lassen. Die Liste ließe sich noch ein ganzes Weilchen fortführen.
Nun ja, und dass die Künstliche Intelligenz den IQ einer Nacktschnecke hat, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Das gilt sowohl für gegnerische KI-Einheiten, die euch vornehmlich durch ihre schiere Masse in Bedrängnis bringen, als auch für KI-gesteuerte Teammitglieder (etwa im Offline-Modus). Letztere verteidigen sich zwar einigermaßen effektiv gegen Feinde und kriegen sogar eine vernünftige Wiederbelebung hin. Darüber hinaus solltet ihr aber keine gewieften Spielzüge erwarten. Bestes Gegenmittel: drei Freunde mit Spiel und Headset zusammentrommeln und „Payday 2“ so spielen, wie es eigentlich von den Entwicklern gedacht ist – online zu viert im Team. Dann nämlich kommt auch der Faktor „menschliche Gier“ zur Geltung, der vielen Missionen mit hoher Beute noch mal eine ganz neue Dimension verleiht.
System: PlayStation 4
Vertrieb: 505 Games
Entwickler: Overkill Software / Starbreeze Studios / Lion Game Lion
Releasedatum: 11. Juni 2015
USK: ab 18 Jahren
Offizielle Homepage: http://www.overkillsoftware.com/games/payday-2/
Kommentare
generalTT
26. Juni 2015 um 18:03 UhrIch hänge schon wieder an der Nadel
lol ich ruf jetzt bullen
BVBCHRIS
26. Juni 2015 um 18:49 Uhrja das ist echt nen blöder spruch. :/
Old_Stallone
26. Juni 2015 um 19:00 Uhrwarum? damit jetzt nicht irgendwelche Junkies traurig sind, weil sie sich auf den Schlips getreten fühlen? 😀 schlimmer ist es alles viel zu ernst zu nehmen 😛
polteran
26. Juni 2015 um 20:05 UhrWenn der Spielspaß sich hauptsächlich auf das Zocken mit drei Freunden bezieht, müsste die Bewertung noch niedriger sein.
Nnoo1987
26. Juni 2015 um 21:56 UhrDas Spiel ist auf Opiaten viel zu hektisch.. ich mein das ganze Geflimmer und die aggressiven Farben <.<
Bei Dishonored versinkt man wortwörtlich im Spiel