Konami schockt die Branche: Erst legen die Japaner mit „PES 2016“ mächtig vor, dann ziehen sie sich aus der Produktion von AAA-Games zurück. Aber EA Sports darf sich nicht zu früh freuen.
„Pro Evolution Soccer“ wird weiterleben und wird – neben „Metal Gear Online“ – als einziger Franchise weiterhin von Konami betreut. Der Konkurrenzkampf zwischen „FIFA“ und „PES“ bleibt uns also zum Glück erhalten.
In diesem Jahr – soviel sei schon einmal gesagt – hat allerdings „Pro Evolution Soccer 2016“ die Nase vorne. Warum „FIFA 16“ diesmal nur der Titel des Vizemeisters bleibt, verraten wir im Test.
Was wir cool finden
Die Atmosphäre passt
„Pro Evolution Soccer 2016“ punktete auf dem Spielfeld, patzte aber in Puncto Präsentation. Bei „FIFA 16“ ist es – zumindest stellenweise – genau andersherum. EA Sports Fußballsimulation wirkt modern und gewohnt aufgeräumt. Neue Spielarten sucht man allerdings vergebens. Im Hauptmenü findet ihr weiterhin Optionen wie den Karrieremodus, Ultimate Team und natürlich die reichlich vorhandenen Online-Spielarten.
Im Gegensatz zu „Pro Evolution Soccer 2016“ bietet „FIFA 16“ aber weiterhin das bessere Lizenzpaket. Hier sind wirklich alle wichtigen Nationen mit erster und zweiter Liga vertreten. Die dritte Liga ist hingegen weiterhin nicht dabei, ebenso wie Hallenfußball. Dafür gibt es aber die überraschend versteckten Damennationalmannschaften als nette Alternative zum Herrenfußball.
Allein die Lizenzen, die stimmige Präsentation inklusive solidem deutschen Kommentar und der damit verbundene Wiedererkennungswert bleiben ein echter Kaufgrund für „FIFA 16“ und ein klares Argument gegen „Pro Evolution Soccer 2016“.
Veränderungen auf dem Platz
„FIFA 16“ spielt sich eine Spur langsamer als sein Vorgänger und insgesamt weniger leichtfüßig als „Pro Evolution Soccer 2016“. Gleichzeitig erfordert es weit mehr taktisches Verständnis und Übersicht als noch sein Vorgänger. Die Abwehrreihen stehen dichter und machen einem das Durchbrechen mit hohen Pässen oder schnellen Zuspielen schwerer. Stattdessen müsst ihr Spielzüge erkennen oder selbst mit Dribblings Lücken öffnen.
Als neue Allzweckwaffe dient nun der tödliche Pass mit Hilfe der linken Schultertaste. Diese Zuspiele haben mehr Wucht als normale tiefe Pässe und wollen mit viel Gefühl geschlagen werden. Gleichzeitig eröffnet diese Passart aber auch viele Möglichkeiten für den Spielaufbau – etwa über die Flügel oder im Zentrum.
„FIFA 16“ legt mehr Wert auf eine kontrollierte Defensive. Wer ballführende Spieler unwirsch angreift, wird schnell ausgetrickst. Vielmehr kommt es darauf an, den entscheidenden Moment für ein Tackling oder eine Grätsche abzupassen. Die Sensen spielen sich diesmal dynamischer und ermöglichen es euch, Bälle erst abzugrätschen und anschließend sofort zum Gegenangriff anzusetzen.
Generell wurde das Flügelspiel gestärkt, sodass gezielte Flanken – speziell aus dem Halbfeld – effektiver sind als noch im Vorgänger. Das Leder selbst fühlt sich wieder eine Spur schwerer an, was sich gerade bei Weitschüssen bemerkbar macht. Grundsätzlich spielt sich „FIFA 16“ allerdings nicht ganz so straff und direkt wie „Pro Evolution Soccer 2016“.
Vorsicht, Suchtgefahr!
Die großen Spielarten machen ebenfalls kleine Veränderungen durch: So bindet „FIFA 16“ die Skill-Games sehr gut in den Karrieremodus ein. Jede Woche könnt ihr nämlich fünf Profis in verschiedenen Disziplinen trainieren. So verbessert ihr gezielt einzelne Talente und seid nicht mehr auf die sehr zufällig wirkenden Auf- und Abwertungen der Vorgänger angewiesen. Wer keine Lust hat, Mini-Spiele vor jedem Spieltag abzuklappern, darf diese natürlich auch simulieren lassen. Diese Erweiterung der Karriere macht mächtig Laune, da man junge Spieler endlich gezielt aufbauen und für die große Bühne vorbereiten kann.
Ultimate Team wurde dagegen um den Draft erweitert: Dabei handelt es sich um eine Serie von maximal vier Spielen, die ihr im Idealfall allesamt gewinnen müsst. Denn je länger ihr unbesiegt bleibt, desto bessere Kartenpacks erhaltet ihr auch. So bekamen wir zwei Gold- und ein Premium-Gold-Packs für drei gewonnene Matches. Einen Haken hat die Sache allerdings: Der Draft kostet einen so genannten Token und diesen gibt es erst für 15.000 Münzen oder 300 FIFA-Punkte. Trotzdem ist der Draft eine schöne Ergänzung, da er Abwechslung ins Spiel bringt. Schließlich stellt euch der Draft eine neue Mannschaft mit frischen Talenten zur Verfügung, die ihr in der Mini-Serie zu einer Einheit formen müsst.
Was wir weniger cool finden
Jetzt lauft endlich mit!
„Pro Evolution Soccer 2016“ zelebrierte den Offensivfußball. „FIFA 16“ dagegen stärkt die Abwehr und krankt weiterhin an einer mittelmäßigen Mitspieler-KI. Viel zu oft lässt euch das eigene Team im Regen stehen. Bei schnellen Angriffen kommen Mittelfeld- und Flügelspieler oftmals nicht rechtzeitig mit und müssen weiterhin per Doppelpass über den Platz gezerrt werden. Das Problem ist zwar längst nicht so immanent wie noch in „FIFA 15“, bleibt aber ein echtes Ärgernis. Immer wieder verlaufen Tempogegenzüge im Sand, weil man plötzlich mit einem Angreifer einer Wand aus vier Verteidigern gegenüber steht.
Im Umkehrschluss zwingt einen „FIFA 16“ zum vermehrten Einsatz langer Dribblings, was angesichts der aktuellen Spielphilosophie moderner Clubs und Nationalmannschaften antiquiert wirkt. EA Sports muss dringend an seiner KI-Routine arbeiten. In der aktuellen Verfassung stößt „FIFA 16“ – trotz neuer Passoptionen – immer wieder an seine Grenzen.
Zu viel Gestolper
Leider greifen längst nicht alle Innovationen, die „FIFA 16“ mitbringt. Die Ballannahme beispielsweise sorgte bei uns für Stirnrunzeln. Das Leder verspringt den Profis nun, was neue Gelegenheiten kreieren soll. So spannend diese Momente sicherlich vor dem Tor sein können, so sorgen die häufigen, unkontrollierbaren Ballverluste speziell mit durchschnittlichen Mannschaften wie etwa Gladbach oder dem 1. FC Köln für Frust. Spieler mit einem mittleren 70er-Wert sind kaum in der Lage, einen flott geschlagenen Pass ohne Verspringen zu verarbeiten. Stattdessen verstolpern sie die Pille immer wieder, was einen gezielten Spielaufbau unnötig schwer macht.
Schiri, Telefon!
Gleichzeitig macht die neue Ballannahme den virtuellen Schiedsrichtern das Leben schwer. Denn wann ein Kicker das Leder wirklich unter Kontrolle hat, ist in „FIFA 16“ oftmals schwer zu erkennen. Im Gegensatz zu „PES 2016“ tendieren die „FIFA“-Referees eher zum Verpfeifen der Matches und stoppen das Spiel selbst bei kleineren Delikten.
System: Playstation 4
Vertrieb: EA Sports
Entwickler: EA Sports
Releasedatum: 24. September 2015
USK: ohne Altersbeschränkung
Offizielle Homepage: https://www.easports.com/fifa
Kommentare
Muzo62
23. September 2015 um 19:00 Uhrhahahahahaha was für ein geschwätz.
Muzo62
23. September 2015 um 19:05 Uhrunglaublich die tester flennen rum weil sie kein „erfolgserlebnis“ wie in pes haben 😀 nach den demos zu beiden spiele wusste ich das PES wie TITANFALL durch den „erfolgsgefühl“ besser bewertet wird xD