Drei lange Jahre hat Treyarch an „Black Ops 3“ geschraubt. Jetzt ist das Mammutprojekt endlich fertig. Auf einer Review-Veranstaltung in London konnte sich play3.de noch vor Spielveröffentlichung durch die komplette Story-Kampagne ballern und den zahlreichen Mehrspieler-Modi ausführlich auf den Zahn fühlen. Wie uns das Gesamtpaket gefallen hat, verrät dieser Test der PS4-Fassung.
Chronologisch betrachtet spielt „Black Ops 3“ etwa 40 Jahre nach Teil zwei. Bedingt durch immer knapper werdende Ressourcen, dramatische Überbevölkerung und heftige Wetterumschwünge befindet sich die Welt einmal mehr im Ausnahmezustand. Ein neuer Kalter Krieg flammt auf, bei dem der Spieler serientypisch als Mitglied einer Black-Ops-Einheit hinter feindlichen Linien mitmischt.
Was wir cool finden
Wie sich der Plot konkret entfaltet, wollen wir freilich nicht vorweg greifen. Vielleicht aber so viel: Die Story folgt dem Zwiebelprinzip, gliedert sich also in mehrere Schichten, die schon bald zahlreiche Interpretationsmöglichkeiten zulassen. Das wird vor allem dann deutlich, wenn ihr euch im Safehouse im Personal Data Vault umschaut. Hier nämlich bündeln die Macher eine Vielzahl von Hintergrund-Dokumenten mit spannenden Details zu einzelnen Persönlichkeiten, Ereignissen, Waffensystemen und vielem mehr. Gleichzeitig sind es aber auch Dokumente, die Fragen aufwerfen und neugierig stimmen. Die Folge: Plötzlich will man es ganz genau wissen, startet bereits absolvierte Level noch mal neu und entdeckt dabei weitere Details, die anfangs überhaupt keine Rolle spielten.
Mehr Platz, weniger Schlauchlevel
Während die erste Mission der Kampagne spielerisch kaum Neues zu bieten hat, wird spätestens im zweiten Level klar, dass Treyarch zahlreiche Hebel in Bewegung setzt, um aus dem vielfach kritisierten Schlauchlevel-Korsett auszubrechen. Heißt konkret: In angenehm regelmäßigen Abständen wird die Action in weitläufige Areale verlagert, für die die Entwickler keinen konkreten Lösungsweg vorgeben. Ihr könnt euren Feind also flankieren, frontal angreifen oder – je nach Levelaufbau – sogar aus der Reserve in andere Levelbereiche locken.
Letztgenannte Taktik erweist sich vor allem im Duell mit massiv gepanzerten Kommandeuren als hilfreich und untermauert gleichzeitig die neuen Tricks der KI. Die nämlich verabschiedet sich spürbar von der stumpfen Schießbudenmentalität der Vergangenheit und macht nun – vor allem in höheren Schwierigkeitsgraden – aktiv Jagd auf euch. Ein schönes Beispiel hierfür ist das Finale von Hypocenter, dem fünften von insgesamt elf sehr umfangreichen Kampagnen-Szenarien. In einem riesigen Areal voll mit flackernden Bildschirmen strömen euch Dutzende Roboter entgegen, derweil ihr fieberhaft versucht, Garanten in das Belüftungssystem eines Großrechners zu verfrachten. Adrenalin pur – nicht nur für Solo-Spieler.
Vier Freunde, eine Mission
Womit wir auch schon beim nächsten wichtigen Motivationsfaktor wären. Denn ähnlich wie schon damals in „World at War“ dürft ihr die Kampagne endlich wieder im Koop-Modus angehen. Das klappt entweder klassisch via Playstation Network mit bis zu vier Spielern oder am geteilten Bildschirm mit zwei Personen. Genau wie im Zombies-Modus – mehr dazu später – skaliert die Stärke der Feindeinheiten dabei dynamisch je nach Teilnehmerzahl.
Interessant in diesem Zusammenhang: Um einen steten Spielfluss zu garantieren, teleportiert das Game zu weit im Level zurückgebliebene Spieler nach einer gewissen Zeit wieder in die Nähe desjenigen Teilnehmers, der eine Zwischensequenz getriggert hat. Blöd nur, dass die Nachzügler während des kurzen Synchronisierungsvorgangs zuweilen Teile von Zwischensequenzen verpassen.
Wesentlich hilfreicher: Mit der jederzeit an- und abschaltbaren Tac-Ansicht könnt ihr euch sowohl im Solo-Spiel als auch im Koop-Modus die Position von Gegnern, anfliegenden Granaten usw. anzeigen lassen. Zunächst wirkt das Ganze ein bisschen ungewohnt, schon bald aber lernt man die taktischen Vorteile zu schätzen und will diesen Sichtmodus nicht mehr missen.
Deine Geschichte, dein Held
Dass die Kampagne in der Mehrzahl der Fälle voranpeitscht, hat jedoch noch nicht nur mit dem Koop-Modus, den weitläufigeren Arealen und der besseren Feind-KI zu tun. Richtig Laune macht auch das für COD-Kampagnen-Verhältnise erstaunlich komplexe System zum Aufleveln des eigenen Helden. Herzstück der Mechanik sind die praktischen Cyberkern-Fähigkeiten, von denen ihr im Spielverlauf insgesamt 21 freischalten dürft. Die Fähigkeiten selbst verteilen sich auf drei Talentbäume. Welcher im aktuellen Level aktiv sein soll, müsst ihr vor jeder Schlacht nach sorgfältiger Analyse der zur Verfügung gestellten Aufklärungsdaten entscheiden. Remote Hijack zum Übernehmen feindlicher Roboter und Drohnen bringt zum Beispiel gar nichts, wenn die Nachrichten-Abteilung meldet, dass ihr es in einem Level nur mit Widersachern aus Fleisch und Blut zu tun bekommt. Um die Balance zu wahren, verfügt jede Fähigkeit zudem über eine gewisse Cooldown-Zeit. Im Sekundentakt Schwärme von Nano-Drohnen aufs Schlachtfeld entsenden ist demnach nicht möglich.
Spürbar gesteigerter Wiederspielwert
Um eine neue Cyberkern-Fähigkeit freizuschalten, benötigt ihr sogenannte Fabrication Kits. Die wiederum gibt es nur, wenn ihr bestimmte Herausforderungen innerhalb jeder Mission absolviert. Im ersten Level gilt es beispielsweise, fünf Roboter mit einer Explosion in die ewigen Jagdgründe zu schicken. Da es einem allerdings nur selten gelingt, alle 16 Herausforderungen in einem Leveldurchgang abzuarbeiten, bleiben motivierende Anreize jede Mission noch ein weiteres Mal zu spielen – nicht zuletzt weil euer Held so immer mächtiger und vielseitiger wird.
Einen kleinen Orden darf sich Treyarch darüber hinaus für die sehr ordentliche Spielzeit ans Revers heften. Alle Tode rausgerechnet (!!!) brauchte play3.de letztendlich knapp neun Stunden, um die Kampagne zu meistern. Die erste Hälfte absolvierten wir dabei im Solo-Modus auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad, die zweite Hälfte mit drei menschlichen Mitstreitern auf der dritten Schwierigkeitsstufe. Interessant wird’s aber erst, wenn man nicht die Brutto-Spielzeit rechnet – sprich alle Tode berücksichtigt. Hier kommt unsere Stoppuhr letztlich auf einen Wert von über 11 Stunden. Wer sich obendrein auf das Sammeln versteckter Gegenstände und das Abschließen aller Herausforderungen konzentriert, darf noch viele Stunden dazurechnen.
Witzige Überraschungen
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Profis können die Kampagne durchaus auch in 7-8 Stunden beenden. Der Ottonormal-Shooter-Spieler aber wird hier ziemlich sicher mehr als zehn Stunden unterhalten. Besonders cool: Hat man die Kampagne erstmals abgehakt, schaltet sich der Nightmares-Modus frei. Gemeint ist eine Neuinterpretation der Kampagne, die Treyarch in eine völlig eigenständige Geschichte einbettet. Der Clou: Statt gegen Söldner zieht ihr vorrangig gegen Untote in die Schlacht. Ob und wie all das mit der Story zusammenhängt, sei an dieser Stelle allerdings nicht verraten. Die Langzeitmotivation erhöht „Nightmares“ aber allemal.
Und es gibt noch mehr Überraschungen. „Dead Ops Arcade 2“ zum Beispiel, die Fortsetzung der bereits aus „Black Ops“ bekannten Top-Down-Twin-Stick-Ballerei. Ein gewisses Extra vorausgesetzt, dürft ihr die Action erstmals sogar aus First-Person-Perspektive erleben. Ergänzt man nun noch die 2-Spieler-Koop-Funktionalität, bleibt ein nettes Bonusspiel mit erstaunlich hohem Funfaktor.
Immer schussbereit
Abseits der Kampagne mit all ihren Easter Eggs sorgt der Mehrspieler-Modus für glühende Daumen. Wichtigste Neuerung diesmal: Das überarbeitete Bewegungssystem und das „Weapons Up“-Konzept. In „Black Ops 3“ macht es keinen Unterschied mehr ob ihr taucht, klettert, am Boden entlang rutscht oder spektakulär an Wänden entlang rennt – eure Waffe ist immer nutzbar. Die Shoot-outs auf insgesamt zwölf sehr abwechslungsreichen Karten gewinnen damit nochmals an Tempo und Dynamik. Schön gemacht: In einer Art Trainings-Simulation namens Freerun-Modus dürft ihr die neuen Wallrun- und Tauch-Mechaniken bis zum Abwinken einstudieren und dabei neue Bestzeiten aufstellen, die obendrein mit denen von PSN-Freunden abgeglichen werden.
Helden mit Ecken und Kanten
Gut gefallen hat uns ferner das Spezialisten-Konzept: Statt namenloser 08/15-Söldner stehen diesmal neun Charaktere mit jeweils eigener Biografie, sehr unterschiedlichem Aussehen und individuellen Fähigkeiten zur Auswahl. Krystof „Firebreak“ Hejek zum Beispiel bringt Widersacher mit seinem Flammenwerfer ins Schwitzen; Erin „Battery“ Baker schwört auf ihren „War Machine“ getauften Granatwerfer und Spectre überzeugt mit kurzzeitiger Unsichtbarkeit. Doch keine Sorge: Individuelle Waffen- und Perk-Loadouts dürft ihr euch natürlich auch weiterhin auf Basis des bewährten Pick-10-Systems zusammenstellen – die eben genannten Spezialfähigkeiten sind immer nur in zeitlichen Abständen verfügbar und sollen nicht zuletzt taktisches Teamplay forcieren.
Spaßbringer Safeguard
Und die Spielmodi? Hier geht Treyarch kaum Risiko und bietet abseits von zehn bewährten COD-Modi wie Abschuss bestätigt, Uplink usw. mit „Safeguard“ lediglich eine wirklich neue Spielvariante. Die allerdings dreht vor allem mit mittelgroßen Teams richtig auf. Das Grundkonzept: Mannschaft A muss einen Roboter innerhalb eines Zeitlimits zu einem Zielort geleiten. Der Roboter selbst bewegt sich nur, wenn mindestens ein Teammitglied daneben steht. Kommt die Blechbüchse schließlich am Bestimmungsort an, entscheidet das Eskort-Team die Runde für sich. Team B hält derweil dagegen, vorzugsweise indem es den Roboter durch heftigen Beschuss zeitweise lahmlegt oder gegnerische Soldaten von ihm fernhält.
Die Schatten des Bösen
Abgerundet wird der Mehrspieler-Komplex von einem verdammt launigen 4-Spieler-Überlebens-Modus, den Treyarch „Shadows of Evil“ tauft und in der fiktiven 1940er-Jahre-Großstadt Morg City ansiedelt. Die Stars des Geschehens? Jede Menge Zombies und vier charismatische Hauptfiguren (ein Boxer, ein Magier, eine Hollywood-Diva und ein Cop) mit düsterer Vergangenheit. So düster, dass sie nun alle auf der Abschussliste eines gewissen Shadowman stehen.
Was folgt ist prima austarierte Zombie-Action mit fordernden Feindtypen, atmosphärischer 40er-Jahre-Musik, stimmiger Grafik und vielen versteckten Geheimnissen, die euch mit zunehmender Spieldauer immer besser abschneiden lassen. Kleiner Tipp: Wer vorab einen Blick auf spätere Bereiche der Zombie-Karte werfen möchte, startet am besten mal den gelungenen Theater-Modus, lädt eine Wiederholung in den Speicher, pausiert das Geschehen und fliegt dann mit der frei schwebenden Kamera durchs Level.
Technisch macht „Black Ops 3“ seine Sache gut. Die Gesichter wirken sehr plastisch, die Weitsicht gefällt und das Spiel von Licht und Schatten überzeugt. Echte „Mir klappt die Kinnlade runter“-Momente können wir allerdings nicht attestierten. Und: An ganz wenigen, wirklich belebten Stellen unterschritt die Bildrate im Online-Koop während des Review-Events die bewährten 60 fps. Nichts Dramatisches, aber erwähnt sei es trotzdem.
Was wir weniger cool finden
So tiefsinnig die Story der Kampagne auch sein mag, wer kaum Zeit im Data Vault verbringt, Zwischensequenzen nur am Rande verfolgt und auch den Ingame-Gesprächen der Helden untereinander wenig Beachtung schenkt, der wird inhaltlich früher oder später den roten Faden verlieren und der Geschichte nicht mehr optimal folgen können. Das etwas in die Länge gezogene Ende wirkt dann ebenfalls weniger intensiv. Zuhören lohnt also. Nicht sonderlich schlimm, aber auf Dauer nervig: Beißt ihr im Zombie-Modus ins Gras, gelangt ihr zunächst zurück ins Zombies-Hauptmenü. Der eigentliche Level-Ladevorgang dauert dann noch mal knapp 30 Sekunden – unnötige Wartezeit, die man sicherlich noch amüsanter hätte gestalten können.
Modi-Recycling
Darüber hinaus stört das Modi-Recycling im Multiplayer. Gerade mal eine Spielvariante (nämlich Safeguard) ist wirklich neu. Uplink hingegen kennen COD-Fans aus „Advanced Warfare“ und auch die übrigen Modi sind altbewährt. Dagegen ist prinzipiell nichts einzuwenden, 1-2 weitere Modi-Ideen hätten es aber schon sein dürfen. Nicht zu vergessen die Sache mit der deutschen Sprachausgabe. Die geht größtenteils in Ordnung, wirkt zuweilen aber „over acted“, sprich die Sprecher dramatisieren mehr als sie müssten. Die gute Nachricht: Wer möchte, schaltet durch einen System-Sprachenwechsel einfach auf die Originalstimmen um.
Finger weg von der PS3-Version
Last but not least möchten wir an dieser Stelle ausdrücklich vor der PS3-Fassung warnen. Die kostet nicht ganz preiswerte 60 Euro (UVP), bietet dafür aber überhaupt keine Kampagne und drosselt die Bildrate in den verbleibenden Modi „Multiplayer“ und „Zombies“ auf gerade mal 30 Bilder pro Sekunde. Eine herbe Enttäuschung! Einziger Lichtblick: Der PS3-Fassug liegt ein Download-Code für das erste „Black Ops“ bei.
System: PS4 (getestet), PS3
Vertrieb: Activision
Entwickler: Treyarch
Releasedatum: 6. November 2015
USK: ab 18 Jahren
Offizielle Homepage: https://www.callofduty.com/
Kommentare
Twisted M_fan
07. November 2015 um 20:06 Uhr@MarcoNix
Du scheinst halt völlig frei von Anspruch und Qualität zu sein.
Nein und ich habe keine PS4 die ist ja auch sooo wahnsinnig teuer zzzz….
Hab noch viel spaß mit der ach so tollen Kampagne und Behinderte Zombie Modus.
Dracula-Killer
07. November 2015 um 20:23 Uhr@ Smoff
Zur Zeit werden ja viele PS3-Titel auch für die PS4 veröffentlicht !
Wieso sollte denn Activision sowas nicht machen?
Ich denke, Activision könnte den kompletten Multiplayer-Modus von CoD MODERN WARFARE 2 neu für die PS4 (im PSN) veröffentlichen! Den Sigleplayer-Modus brauchen wir nicht!
Denn, wie gesagt, der Multiplayer-Modus von CoD Modern Warfare 2 ist der beste Multiplayer in der gesamten CoD-Reihe, und hat die besten Multiplayer-Maps!
Smoff
09. November 2015 um 00:52 UhrEher werden singleplayer games remastered als multiplayer…. bei multiplayer muss man mehr investieren und man müsste sicher sein das es ähnlich gute Umsätze wie bie3 macht;)
Glaub mir, das wird es net.
Smoff
09. November 2015 um 00:53 UhrBo3