Die ersten vier Teile von „Colin McRae Rally“ – das Original von 1998 im Speziellen – haben bei Genre-Fans bis heute einen großen Stein im Brett. Spätestens mit dem Erscheinen von „Colin McRae: Dirt“ im Jahre 2007 vollzieht die Reihe dann allerdings einen schleichenden Sinneswandel. Hipper, bunter und mehr Trendsport-Elemente – so lautet die von der Community zunehmend kritisch beäugte Marschrichtung.
Mit dem überraschenden Release der Steam-Early-Access-Fassung von „DIRT Rally“ für PC am 27. April 2015 ziehen die britischen Rennspiel-Profis von Codemasters schließlich die Notbremse. Und konzentrieren sich wieder auf das, was seit den Crash- und Gymkhana-Orgien aus „Dirt: Showdown“ und Co. endgültig in den Hintergrund gerückt war: kompromissloses Rallye-Vergnügen.
Zurück zu den Wurzeln
Der Spielspaßmotor von „DIRT Rally“ bleibt natürlich auch in der Konsolenfassung unangetastet. Während euch ein Co-Pilot mit präzisen Informationen zum anstehenden Streckenverkauf versorgt, brettert ihr mit Vollgas über typische Rallye-Strecken und versucht eine möglichst flotte Zeit hinzulegen. Wichtigste Grundregel: Konzentriert fahren und einen kühlen Kopf bewahren, denn eine eingeblendete Ideallinie existiert hier genauso wenig wie die aus vielen anderen Rennspielen bekannte Rückspulfunktion.
Zusätzliche Schwierigkeit: Wer seinen Wagen auf die Piste zurücksetzen lässt – etwa weil er ihn nach einem Verbremser ungünstig in einem Streckenrandobjekt verkeilt hat –, wird mit Strafsekunden geahndet. Ramponiert ihr eurer Gefährt gar bis zur Fahruntauglichkeit oder bugsiert es in eine tiefe Schlucht, hilft nur noch der Etappen-Neustart – was wiederum die Siegprämie schmälert.
Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste
Doch nicht nur kleine und große Aus- und Abflüge in Richtung der Streckenrandbegrenzung ziehen deutliche Konsequenzen nach sich. Platzt euch beispielsweise der Hinterreifen, weil ihr einen fiesen Felsbrocken auf der Strecke übersehen habt, werden Grip und Fahrverhalten übel in Mitleidenschaft gezogen. Eine, unter anderem nach harten Aufsetzern splitternde Frontscheibe kann ebenfalls schnell zum echten Problem werden – vor allem wenn ihr bevorzugt aus der Cockpit-Perspektive spielt und nun dicke Risse im Glas die Sicht verschlechtern.
Speziell im Karrieremodus sind Schäden jeglicher Art so gut es geht zu vermeiden, denn zwischen den Etappen steht euch nur ein begrenztes Zeitkontingent für Reparaturen zur Verfügung. Ist das aufgebraucht, können die Mechaniker ihren Job erst nach Abschluss der Etappe fortsetzen. Ihr müsst also sehr genau abwägen, welche Instandsetzungsarbeiten auf der Prioritätenliste ganz oben stehen. Alternativ nehmt ihr für teures Geld bessere Techniker unter Vertrag, die solche Arbeiten zackiger erledigen.
Schön zudem die Auswirkungen verschiedener Tageszeiten und Wetterbedingungen. Regen und Schnee zum Beispiel haben spürbare Veränderungen der Bodenhaftung zur Folge. Wer hingegen des Nachts seine Frontscheinwerfer zerdeppert, muss sich nicht wundern, wenn es plötzlich zappenduster wird und die Jagd nach der ultimativen Bestzeit zur nervenaufreibenden Zitterpartie im Mondschein mutiert.
Berauschendes Fahrgefühl
Dass „DIRT Rally“ den Arcade-Elementen zuletzt veröffentlichter Rallye-Racer aus dem Hause Codemasters endgültig Lebewohl sagt, merkt ihr nicht zuletzt beim Handling der Fahrzeuge. Ob man nun ein 240 PS starkes Heckantrieb-Monster wie den Lancia Stratos durch matschige Waldwege in Finnland scheucht, mit einem 100 PS Mini Cooper eine Asphaltstraße im deutschen Baumholder entlang rast oder den 1200 kg schweren, Allrad-getriebenen Ford Fiesta RS Rally über staubige Feldwege in Griechenland peitscht, hat massive Auswirkungen aufs Fahrgefühl.
Traktionskontrolle und ABS könnt ihr auf Wunsch zwar aktivieren, dennoch sollten sich Newcomer speziell am Anfang auf einige Frusterlebnisse einstellen. Das Faszinierende an „DIRT Rally“: Genau wie bei einem „Assetto Corsa“ schreibt man Versagen nie dem Spiel, sondern stets sich selbst zu – was wiederum ungemein anspornt, es beim nächsten Mal besser zu machen.
Der Content für Konsoleros im Überblick
Wenn die Konsolenversion am 5. April erscheint, bietet sie nicht nur sämtlichen Content der PC-Fassung, sondern auch zahlreiche Inhalte, welche PC-Nutzern erst nach Einspielen eines zeitgleich erhältlichen Gratis-Updates vergönnt sind. Zwei neue Rallycross-Serien und sieben weitere Fahrzeuge zum Beispiel (Peugeot 208 T16 Pikes Peak, Opel Corsa Super 1600, Peugeot 207 S1600, Renault Clio S1600, Renault 5 Turbo, Renault Alpine A110, Mini Classic Rallycross). Dazu gibt’s die Schotterversion der klassischen „Pikes Peak“ Hillclimb-Strecke, 21 Tutorial-Videos für Offroad-Grünschnäbel sowie drei kultige Fahrzeuglackierungen im Colin-McRae-Stil.
Alles zusammengerechnet kommt ihr so auf insgesamt 46 Fahrzeuge, sechs Locations, über 70 Etappen, drei zentrale Spielmodi (Rallye, Rallyecross und Hillclimb), drei Rallycross-Strecken (plus Varianten) und mehrere spannende Versionen des Hillclimb-Klassikers Pikes Peak.
Echte Rallye-Enthusiasten, die gleich bei der Erstauflage des Spiels zuschlagen, belohnt Codemasters übrigens mit der sogenannten „Legend Edition“. Highlight hierbei ist der als Blu-ray beiliegende Dokumentarfilm „Colin McRae – Rally Legend“. In Spielfilmlänge geht’s darin um den emotionalen Werdegang der britischen Rally-Ikone Colin McRae. Also derjenigen Person, die Codemasters seit 1998 über viele Jahre hinweg inspirierte – und letztlich am 15. September 2007 im Alter von gerade einmal 39 Jahren bei einem Hubschrauberunglück zusammen mit seinem Sohn und zwei Freunden tragisch verunglückte.
1080p sind Ehrensache
Technisch hinterließ die gezeigte PS4-Version einen guten bis sehr guten Eindruck. Sei es nun die knapp 20 Kilometer lange, mit tollen Fernsicht-Passagen gespickte US-Hillclimb Strecke Pikes Peak oder die mitreißenden Rallycross-Rundkurs-Rennen mit fünf weiteren KI-Fahrer auf der Strecke – „DIRT Rally“ lief in knackscharfer Full-HD-Auflösung bei butterweichen 60 Bildern pro Sekunde und ließ sich sowohl mit dem Dualshock-4-Controller als auch mit dem zur Verfügung gestellten Logitech G29 Lenkrad blendend steuern.
Überhaupt legt man – wie uns Paul Coleman, seines Zeichen Chief Games Designer der Rennspiel-Abteilung bei Codemasters im Gespräch versicherte – viel Wert auf die einwandfreie Einbindung von möglichst vielen Lenkrad-Typen. Laut ständig aktualisierter Liste auf der offiziellen Webseite beläuft sich die Zahl bereits jetzt systemübergreifend auf insgesamt 37 verschiedene Modelle. Weitere sollen folgen. Super. Genauso wie die Tatsache, dass sich alle Tasten auf Lenkrad oder Controller frei belegen lassen und die Vielfalt an Einstellungsmöglichkeiten ziemlich genau der der PC-Fassung entspricht.
Werkstatt todo-Liste
Weniger vorbildlich: die Ladezeiten der Vorabversion. Sie stellten unsere Geduld vor jedem Rennen mindestens 50 bis 60 Sekunden auf die Probe, sollen nach Abschluss sämtlicher Optimierungsarbeiten aber noch deutlich straffer ausfallen. Hoffentlich, denn das Däumchendrehen zwischen zwei Strecken stört den ansonsten schönen Spielfluss gewaltig.
Nachbessern sollte Codemasters außerdem beim Schattenwurf der Fahrzeuge und Umgebungsobjekte. Der wirkte in den Wiederholungen der Konsolenfassung teils noch seltsam ausgefranst und bei Weitem nicht so sanft wie in der PC-Fassung. Ach ja, gegen abspeicherbare Wiederholungen hätten wir ebenfalls nichts einzuwenden.
System: PS4
Genre: Rennsimulation
Vertrieb: Koch Media
Entwickler: Codemasters
Releasedatum: 5. April 2016
USK: ab 6 Jahren
Webseite: http://www.codemasters.com/game/dirt-rally/
Weitere Meldungen zu Codemasters, Colin McRae, Ego Engine, PS Version, Paul Coleman, Rally, Rallye, Simulation.
Diese News im PlayStation Forum diskutieren
(*) Bei Links zu Amazon, Media Markt, Saturn und einigen anderen Händlern handelt es sich in der Regel um Affiliate-Links. Bei einem Einkauf erhalten wir eine kleine Provision, mit der wir die kostenlos nutzbare Seite finanzieren können. Ihr habt dabei keine Nachteile.
Kommentare
bulku
21. Februar 2016 um 19:52 UhrDa freuen sich mein t300rs und ich drauf,Project Cars Assetto Corsa und Dirt Rally wenn sich jetzt nicht lohnt sich ein lenker zu besorgen wann dann…
Cult_Society
21. Februar 2016 um 19:54 UhrDas war bei Dirt 3 schon übel Online 1 min gefahren 10 min gewartet bisher weiter ging !
Zockerfreak
21. Februar 2016 um 20:10 UhrLießt sich richtig gut,freu mich schon drauf.Der April wird richtig teuer.
Syndroid
21. Februar 2016 um 20:34 Uhr„70“ Etappen hört sich viel an. aber es sind im Grunde nur 12 einzigartige Strecken mit jeweils 12km. Zusätzlich noch 3 RX Kurse und Pikes Peak.
Die vergleichsweise wenigen Länder und Rallyestrecken, ist der einzige Kritikpunkt, den ich an dem Spiel hab. Dafür bleibt es aber selbst nach 100h noch anspruchsvoll.
skywalker1980
21. Februar 2016 um 21:44 UhrGeil, geil geil… Ob S1 pikes peak und Lancia Stratos auch dabei sind!??
Zockefreak: nur so am Rande: etwas liest sich…😉
skywalker1980
21. Februar 2016 um 21:47 Uhr…den Stratos hab ich wohl überlesen… Peugeot 205 Turbo: Yesssss!
HannibalGT500
22. Februar 2016 um 04:51 UhrIch kanns auch nur empfehlen, eine Perle für Rally-Puristen.
Bin mal auf die Leaderboards von Pikes Peak gespannt bei der PS4. Auf dem PC häng ich in der Top 10. Mal sehen ob sich ein Paar Mitsreiter hier finden 🙂
Frauenarzt
22. Februar 2016 um 13:31 UhrOhne Lenkrad wohl nicht zu empfehlen.
Da werd ichs wohl lieber stehen lassen.
Rnk
22. Februar 2016 um 16:31 Uhr„Überhaupt legt man – wie uns Paul Coleman, seines Zeichen Chief Games Designer der Rennspiel-Abteilung bei Codemasters im Gespräch versicherte – viel Wert auf die einwandfreie Einbindung von möglichst vielen Lenkrad-Typen.“
Driveclub Entwickler: bitte nachmachen – danke.
chris-ti-an
22. Februar 2016 um 17:50 Uhr@ Rnk
Oder WRC5 Entwickler^^
Niklasdiver
22. Februar 2016 um 18:31 Uhr@Frauenarzt: Spiele es momentan am PC, es steuert und fühlt sich auch mit einem pad sehr gut an 😉
senninhus
23. Februar 2016 um 17:16 UhrHatte mir schon sehnsüchtig das eine und andere Video der PC-Fassung angesehen… Wunderbar, dass die Serie zu ihren Wurzeln zurückkehrt 🙂
skywalker1980
25. Februar 2016 um 01:17 UhrLieber wäre mir der Lancia Stratos mit Allrad und um die 500PS mit Turbo und Kompressor! Leider haben sie den 240Ps Hinterradler genommen…. Naja, man kann halt net alles haben…