Die Wege von Capcom und dem Prügel-Primus „Street Fighter“ sind unergründlich. Allein in den vergangenen Jahren verwirrte der japanische Publisher seine Kunden und veröffentlichte den vierten Teil der Serie als „Super Street Fighter IV“, als „Arcade“- oder als „Ultra“-Edition.
Will der geneigte Fan hier Schritt halten, musste er auf das Kleingedruckte achten. Denn alle Neuveröffentlichungen brachten zusätzliche Ergänzungen und Kämpfer mit sich. Doch eins hatten sie alle gemein: Das wahrscheinlich beste Beat’em Up-Gameplay auf dem Markt. „Street Fighter IV“ war ein Muss für Freunde der gepflegten Rauferei.
Umso euphorischer reagierte die Community auf die Ankündigung des fünften Teils. Und umso energischer strafen die Fans derzeit das fertige Produkt „Street Fighter V“ wegen Server-Problemen und dem merkwürdig-innovativen Verkaufsmodell ab. Denn das seit dem 16. Februar 2016 erhältliche Spiel ist nur das Grundgerüst und wird in den kommenden Monaten durch kostenlose Inhalte, sowie den 30 Euro teuren Season-Pass ergänzt.
Was wir cool finden
Für Onliner gemacht
Capcom legt mit der aktuellen Version von „Street Fighter V“ den Fokus eindeutig auf eSport und den Online-Betrieb. Daher ist es umso ärgerlicher, dass in den ersten Tagen seit dem Release viele Spieler mit Server-Problemen zu kämpfen hatten. Allerdings arbeitet das Team um Producer Yoshinori Ono fieberhaft an der Performance und diese Mühen zeigen – zumindest in unserem Test – Wirkung. Seit dem Launch läuft das Spiel deutlich stabiler. Lags gab es im Test kaum. Lediglich die Ladezeiten sind eine Spur zu lang und gelegentlich trennt das Spiel die Verbindung aus dem Nichts.
Trotzdem lässt „Street Fighter V“ gerade im Multiplayer-Betrieb die Muskeln spielen. Besonders praktisch ist das dynamische Matchmaking. Ihr müsst also nicht auf den Bildschirm starren, bis sich ein Gegner gefunden hat. Vielmehr legt ihr Parameter für den nächsten Kampf fest und könnt euch dann in den Einzelspielermodi die Zeit vertreiben. Hat das System einen Widersacher entdeckt, unterbricht es den Solo-Kampf und startet das Online-Match.
Zentrale Anlaufstelle für das Matchmaking ist das CFN (Capcom Fighters Network). Hier legt ihr die Voreinstellungen für den nächsten Kampf fest und entscheidet, ob ihr in Freundschaftskämpfen oder Ranglisten-Matches antreten wollt. Leider ist auch hier der Umfang noch überschaubar: Kämpferlounges erlauben aktuell nur einen Teilnehmer. Turniere oder Ligen sind noch nicht verfügbar. Trotzdem: Online macht „Street Fighter V“ am meisten Spaß.
Unkaputtbares Kampfsystem
Grund dafür ist das weiterhin sehr gelungene und zudem für den aktuellen Ableger angepasste Gameplay. Einsteiger erlernen mit dem Tutorial und dem Trainingsmodus die Grundlagen. Kenner der Serie finden sich dagegen schnell zurecht und stolpern dennoch über einige Veränderungen. Über die Aktionstaste führt ihr beispielsweise leichte, mittlere und schwere Attacken aus. Geblockt wird weiterhin über die Richtungstasten oder den Analog-Stick. Gefühlt ist „Street Fighter V“ einen Tick langsamer als seine Vorgänger und bietet gleichzeitig größere Zeitfenster, um Treffer zu platzieren. Dadurch werden gezielte Blocks und vor allem gut abgepasste Ausweichmanöver umso wichtiger.
Statt der Ultra Moves gibt es nun die so genannten Critical Arts, die ihr nach Auffüllen der entsprechenden Energieleiste abfeuert. Hinzu kommt der neue V-Gauge, der eurem Kämpfer vorübergehend einen Angriffsbonus und spezielle V-Angriffe beschert.
Grundsätzlich sind Charaktere und Moves gut zueinander ausbalanciert. Angriffe richten im Vergleich zum Vorgänger mehr Schaden an. Blockt ihr beispielsweise einen Critical Arts, erleidet ihr dennoch deutlich mehr Schaden als gewohnt. Gleichzeitig aber sind die Angriffe auch zeit- und vor allem raumaufwendiger. Aktionen wie Kens Wirbelangriff gehen über den halben Bildschirm und lassen ihn – falls die Attacke daneben geht – für Sekundenbruchteile schutzlos zurück.
Klein, aber fein
Die Kämpfe sind weiterhin schnell und vor allem gut spielbar. Trotzdem bleiben sie taktisch anspruchsvoll und motivieren dazu, sich zusätzliche Fertigkeiten anzueignen. Die Kämpferauswahl ist mit 16 Charakteren – im Vergleich zu 44 aus „Ultra Street Fighter 4“ – klein, aber dennoch fein. Die Kampfstile unterstreichen die Figuren und ihre Eigenarten. Wenn sich beispielsweise der russische Wrestler Zangief und die leichtgewichtige Chun-Li gegenüberstehen, geht es um den klassischen Kampf zwischen Kraft gegen Geschwindigkeit. Entsprechend muss man die Recken auch einsetzen.
Inder Dhalsim hält seine Widersacher weiterhin mit Flammenbällen und dehnbaren Gliedmaßen auf Distanz. Ryu und Ken sind dagegen die Allrounder in der Runde. Einige Wermutstropfen gibt es in der hübsch umgesetzten und gleichermaßen gelungenen Kämpferauswahl aber dennoch: Wir vermissten das Blitz-Monster Blanka wirklich sehr und wundern uns gleichzeitig über die absurden Formen der Wrestlerin R. Mika. Ihre Rundungen ziehen das Spiel absolut ins Lächerliche.
Was wir weniger cool finden
Da fehlt doch was!
Allerdings täuschen auch die Freude über das wirklich gelungene Gameplay, die schöne Technik und die gute Balance nicht darüber hinweg, dass „Street Fighter V“ in seiner jetzigen Form – also kurz nach dem Release – noch sehr überschaubaren Umfang und begrenzte Möglichkeiten bietet. Das Versprechen, dass dort in Zukunft noch viel mehr Inhalt kommen wird, ist sicherlich löblich, hinterlässt aber gleichzeitig einen faden Beigeschmack.
Capcom bindet somit die Käufer des Spiels langfristig an sich. Das hat auf der einen Seite den Vorteil, dass ihr das Spiel immer wieder einlegen werdet. Auf der anderen Seite allerdings ist der Status Quo leider auch ernüchternd und richtet sich in erster Linie an kompetitive Online-Spieler.
Kaum Substanz für Einzelspieler
Wer gerne alleine „Street Fighter V“ spielen möchte, schaut aktuell dagegen in die Röhre. Zwar bekommt jede der 16 Figuren eine eigene kleine Kampagne. Doch diese besteht meist nur aus zwei bis drei Kämpfen, die mit langweiligen und uninteressanten Mini-Geschichten zusammengehalten werden.
Statt eines Arcade-Modus gibt es nur eine Survival-Variante, in der ihr gegen 30, 50 und 100 Gegner in Folge antretet. Wirklich viele Spielmodi bietet „Street Fighter V“ daher nicht. Für Juni wurde bereits ein umfangreicher Story-Mode angekündigt.
System: Playstation 4
Vertrieb: Capcom
Entwickler: Capcom
Releasedatum: 16. Februar 2016
USK: ab 12 Jahren
Offizielle Homepage: http://www.streetfighter.com
Kommentare
bastardo
21. Februar 2016 um 17:54 UhrStandart Modes als DLC nach zu reichen sollte NICHT mit einer der höheren Wertungen belohnt werden!
Das was hier für 70€ abgeliefert wurde ist eine technisch saubere (wenn man die langen Ladezeiten mal aussen vor lässt) Betaversion und nicht mehr.
Und genau dies sollte man nicht unterstützen indem man es durch hohe Wertungen unterstützt.
Kekekorea
21. Februar 2016 um 18:04 UhrBastardo: du hast doch nicht allen ernstes gedacht das SF5 den selben Umfang besitzt wie SF4 mit allen DLCs?
Es war von vorne rein klar das nur ein paar Kämpfer kommen und der Rest dann per DLC nachgereicht wird.
Aber gut, manche zocken eh kein SF (also richtig … Online mit Ranking und co) und wissen eh nicht was Sache is.
Der Test is in der Sache auch witzlos. Ich kenn keinen der SF jemals wegen des Story Modus zockt. Das Spiel ist ein reines Onlinegame wie schon SF4
VincentV
21. Februar 2016 um 18:05 UhrNur das die Modes eben gratis kommen. Somit sind sie auch im Kaufpreis mit drin.
Vaiel
21. Februar 2016 um 18:05 UhrZitat: “ Wir würden euch empfehlen, noch ein paar Monate zu warten,…“
Aber eine 8.0 /10 vergeben?
Sorry, aber was soll das?
LukeCage
21. Februar 2016 um 18:23 Uhr„Da fehlt doch was!“
da fehlt so einiges…ne 8 zu geben ist hier ne Frechheit.Vom Gameplay her ist ja alles ok aber,es fehlt der Arcade Modus,Vs Modus,keine Online Lobby mit mehreren spielern möglich etc… und der story modus ist wohl der grösste witz! von mir bekommt das game ne 4 von 10.
Die user bewertungen auf Metacritic.com sagen doch schon alles!!!
Badman1975
21. Februar 2016 um 18:26 UhrDa könnte man meinen es ist das erste street fighter……. wieviele teile gibt es schon ? Und dann so etwas abzuliefern ist unterste schublade sorry…….. viel zu hoch bewertet…..
bastardo
21. Februar 2016 um 18:29 Uhr@ Kekekorea
Das es nur 16 Kämpfer gibt war von vorn herein klar und dort besteht auch kein Problem.
Das Problem besteht das,wie ich oben geschrieben habe, Standart Modes einfach fehlen und das Spiel mehr als unfertig auf den Markt gebracht wurde.
Selbst online ist eine Lounge mit nur 2 Spieler möglich was dies also derzeit auch komplett überflüssig macht. Und wenn SF5 ein reines Onlinegame wäre wäre dies noch schlimmer denn Online hat SF5 noch weniger zu bieten!
Und mir ist auch bewusst das man Beat em ups kompetitiv spielt aber im Gegensatz zu dir diffamiere ich Leute die dies nicht Online vollziehen nicht als Ahnungslos
kilevox
21. Februar 2016 um 19:24 UhrIn einem pvp game gibt es kaum substanz für solo spieler, sowas aber auch!?
Syndroid
21. Februar 2016 um 23:13 Uhr@kilevox
Fightinggames haben schon immer was für Solospieler geboten.
Dieses Genre gibt nicht erst seit gestern. Und nur weil heute alles Online abläuft und mitunter dreiste DLC vermarktungs Politik an der Tagesordnung, ist das keine Rechtfertigung.
animefreak18
22. Februar 2016 um 00:07 UhrIm Vergleich zu tekken eh scheise!!!
HatsuneMiku
22. Februar 2016 um 00:12 UhrEin Beat’em Up ohne Arcade-Modus ?
Und dann 8 von 10 ?
Zu einem Beat’em Up gehörte schon immer Arcade- und Vs- Mode, da gibt es auch nichts dran schönzureden.
Grade die SF Reihe wurde mit SFII auf den Arcade-Automaten groß.
Und klar es soll ja noch ein Arcade-Modus nachgereicht werden, aber bewerten solllte man doch das Game welches man auch aktuell für sein Geld bekommt.
ChuckNorriss
22. Februar 2016 um 01:21 Uhr8.0 gehts noch?
Snoopy007
22. Februar 2016 um 01:25 UhrWarum bekommt das Spiel wohl eine gute Bewertung?? Weil die Portale sowie Zeitschriften Geld von Capcom bekommen. Machen ja auch immerhin Werbung für das Spiel. So sieht es aus. Denen geht es genauso nur noch ums Geld wie den Entwicklern. Und beide machen mein Hobby kaputt, indem unseriöse Geschäftsmodelle unterstützt werden. Hier bezahlt man für ein unvollständiges Spiel. Was die Versprechen angehen, das kostenlose Zusatzinhalte kommen….Ich kauf mir doch nicht ein Spiel für teuer Geld und warte dann bis es vollständig ist!?
Das erinnert mich an das Lego Hobbit Spiel, wo auch versprochen wurde das der dritte Teil noch kommt, was dann aber wohl aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr kam. Könnte uns hier auch erwarten wenn es floppt. Wenn das Schule macht, spielen wir bald nur noch unvollständige Spiele oder derzeit aktuell nur noch Episoden….traurig ist das.
Die Zukunft der Gamer sieht ziemlich beschissen aus. Was man heutzutage alles ertragen muss…Dlcs, Season Pass, Mikrotransaktionen, F2P, Episoden und nun unvollständige Spiele.
Tayfun187x
22. Februar 2016 um 02:59 Uhrgenau so siehts aus der über mir hat 100% recht nur geldgeile hundesöhne auf der welt und die zukunft sind generell beschissen aus nicht nur für gamer der ganze planet geht den bach runter ich will wieder zurück in die 90er wieder ein kind sein wo die welt noch nicht so verhurt war
Royavi
22. Februar 2016 um 07:59 UhrMan kann auch übertreiben. Einfach mal ein Snickers essen…
Gibt noch genug Marken die sich lohnen und auch in Zukunft unser Hobby zu nem tollen Erlebnis machen.
Taxless
22. Februar 2016 um 08:26 UhrDa kommt mal ein Exklusiv Titel für die PS4 und alle sind am Flamen -.- Flasche Konsole oder was?
Maria
22. Februar 2016 um 09:28 UhrMomentaufnhame hin oder her. Es fehlt unglaublich viel Inhalt. Von daher ist 8/10 schon zu hoch bewertet. Ich gebe ne 6 aber nur weil das Kampfsystem an sich SF typisch gut ist.
consolfreak1982
21. April 2016 um 07:04 Uhrnormalerweise gebe ich auf Wertungen nicht viel – was ein Hit ist und was nicht entscheide ich für mich selbst. Aber so manche Bewertung – wie diese hier – lässt mich dann doch den Kopf schütteln. Für mich persönlich in keinster Weise nachvollziehbar, und ich sehe mich als jemand, der durchaus eine Ahnung von Videospielen in Allgemeinen, Kampfspielen im Besonderen, und Street Fighter im Speziellen hat.
Wie Maria über mir schreibt – die positiven Aspekte wie die Grafik oder das grundlegende Gameplay/Kampfsystem sind hochwertig, alles (!) andere jedoch definitiv nicht. Hier muss ich Vergleiche mit Genrekollegen machen:
MORTAL KOMBAT X, GUILTY GEAR XRD, NARUTO: NINJA STORM 4, DEAD OR ALIVE 5 – all diese Games bieten umfangreiche Spielmodi sowohl im Single als auch Multiplayer und bieten den – mittlerweile – Genrestandard an Modi und Inhalt (freischaltbares zb.). Auch das kommende TEKKEN bzw. KING OF FIGHTERS werden mit Sicherheit weit mehr an Content beinhalten.
Das man nun krampfhaft versucht, dieses unfertige Spiel im Nachhinein Stück für Stück zu erweitern/ergänzen finde ich persönlich mal wieder als CAPCOM typisch. Nur zu, ich wette drauf, in einem halben bis dreiviertel Jahr wird SF5 Super Ultra Tournament Edition angekündigt … es war immer schon so und es wird auch so bleiben. Warum? Weil es funktioniert. Die Leute kaufen es dann doch.
Auch wenn es mich traurig macht, ich werde dem Game fern bleiben – der Turnier Aspekt, der von CAPCOM ja andauernd soooo betont und gelobt wird, interesseiert mich Nüsse. Ich spiele alleine, ab und an online, und vielleicht mal gegen meine Freunde auf der Couch.
Alleine zocken? Bei quasi Null Inhalt nach knapp 4 Stunden uninteressant (sobald ich mich an der Grafik satt gesehen habe).
Online zocken? Ja klar, trotz meiner sehr guten Internetverbindung ewige Wartezeiten, dazu die Rage Quitter die zu Anfangs ungestraft davon kamen – nein danke, zwei Mal probiert, nie wieder angefasst.
Und sonst? Nichts. Gar nichts.
8/10? Nie im Leben. Das höchste der Gefühle wäre – wie Maria schrieb – 6/10, da hau ich aber noch einen Punkt drauf weil ich Fanboy bin und mit SF2 auf dem SNES meine Leidenschaft für Beat em Ups entfacht wurde.
Traurig aber wahr – SF ist mit Teil 4 vorerst für mich komplett in die Bedeutungslosigkeit gerutscht. Da freue ich mich umso mehr auf das bald erscheinende GUILTY GEAR Revelator, KOF14 und TEKKEN.