Schon in der einführenden Präsentation wird eines ganz deutlich: Der Ego-Shooter „Homefront: The Revolution“ versteht sich nicht unbedingt als direktes Sequel zum ersten Teil aus der Feder der mittlerweile geschlossenen Kaos Studios. Im Gegenteil: Das Projekt wirkt vielmehr wie ein Neustart des bestehenden „Homefront“-Universums. Das beginnt schon bei der Hintergrundgeschichte. Weil die des ersten Teils vielen Fans zu hanebüchen erschien, wurde sie für „The Revolution“ schlichtweg komplett neu geschrieben.
Vom Smartphone-Champion zum Waffen-Exporteur
Aufhänger der Handlung sind die undurchsichtigen Machenschaften des gesamtkoreanischen Technik-Unternehmens APEX. Ein schickes Render-Video skizziert, wie der Hightech-Riese aus Nordkorea Schritt für Schritt zum führenden Mobilgeräte-Hersteller des Planeten aufsteigt. Kunden aus allen Erdteilen reißen sich förmlich um die schicke und leistungsstarke Hardware aus Fernost. Beflügelt von den immensen Absatzzahlen, dauert es nicht lange, bis Apex sein Produktportfolio in eine ganz neue Richtung weiterentwickelt. Nebst Smartphones und Tablets bietet man plötzlich auch hochmoderne Waffensysteme mit unschlagbarem Preis-Leistungs-Verhältnis an, die schon bald von den USA in großen Mengen gekauft werden. Was man in Washington nicht ahnt: Sämtliches APEX-Kriegsgerät – seien es nun futuristische Handfeuerwaffen oder Fahrzeuge – ist so designt, dass es sich mit Hilfe versteckter Backdoor-Mechanismen lahmlegen lässt.
Die Katastrophe nimmt ihren Lauf
Und dann, gerade als der Weltpolizist Amerika (auch weil es bei Nordkorea durch unzähligen Waffenkäufe tief in der Kreide steht) auf eine wirtschaftliche Depression zusteuert, drücken die Koreaner im Verborgenen auf den Aus-Schalter. Die Folgen sind dramatisch, denn von einem Moment auf den anderen wird ein Großteil des US-Arsenals unbrauchbar – was die Unruhen im Landesinneren nur weiter beflügelt.
Die Sicherheitslage eskaliert so sehr, dass Amerika letztlich sogar bereitwillig der Entsendung von Schutztruppen der Koreanischen Volksarmee (kurz KVA) zustimmt. Wer die Katastrophe zu verantworten hat, wird zu diesem Zeitpunkt übrigens so gut wie nicht mehr hinterfragt. Ein massiver Irrtum!
Denn kaum befinden sich genug KVA-Schutztruppen auf amerikanischem Boden, zeigen die vermeintlichen Friedensengel ihr wahres Gesicht. Vorgetäuschte Freundschaft schlägt in Feindseligkeit um; Feindseligkeit schließlich in brutale Terrorherrschaft…
Ethan Brady soll’s richten
Die Story selbst beginnt im Jahr 2029. Dreh- und Angelpunkt der Ereignisse ist Philadelphia, eine der Hochburgen des nun schon seit vier Jahren andauernden KVA-Regimes. Egal ob Stadtzentrum oder ein Großteil der Außenbezirke – die Millionenstadt am Delaware River gleicht einer mit Metallbarrieren, Sicherheitskameras und Wachtürmen gespickten Festung. Wer hier nicht nach der Pfeife der Besatzer tanzt, wird entweder in ein Internierungslager deportiert oder auf offener Straße erschossen. Schauriges Detail am Rande: Um ein Aufbegehren der Bevölkerung im Keim zu ersticken, verschleppt die KVA die Kinder fast aller Bürger in Umerziehungs-Einrichtungen.
Die einzig gute Nachricht: Trotz aller Tragödien und Widrigkeiten lassen sich die Unterdrückten vom Feind nicht brechen. Angeführt von Jack Powers, Sam Burnett und Dana Moore formiert sich im Untergrund eine Widerstandsbewegung, die der KVA immer häufiger empfindliche Nadelstiche zufügt.
Ihr selbst schlüpft in die Rolle von Jungspund Ethan Brady, den es nach einer aufwühlenden – und ziemlich blutigen – Auftaktsequenz mehr oder weniger aus Zufall ins Hauptquartier der Rebellen verschlägt. Dort hält man ihn zunächst für einen Spion der verhassten „Norks,“ erkennt dann jedoch schnell seinen Wert für die an Fahrt gewinnende Rebellion.
Überraschend starke Hauptfiguren
Wie einzelnen Story-Zahnräder ineinander greifen, wollen wir an dieser Stelle freilich nicht weiter vorweg greifen. Nur soviel: Entgegen all unserer Erwartungen, gelingt den Ex-„TimeSplitters“-Machern eine erstaunliche überzeugende Charakterzeichnung. Vor allem die mit allen Wassern gewaschene Dana Moore (siehe Screenshot oben) wächst einem dank frecher Attitüde und sehr gut gewählter (englischer) Synchronsprecherin schnell ans Herz. Aber auch ihre Landsleute Powers und Burnett hinterlassen einen sympathischen Eindruck und haben immer wieder einen coolen Spruch auf den Lippen.
Rot = Action
Das Interessante an „Homefront: The Revolution“ ist die Aufteilung der offenen Spielwelt in drei Zonentypen mit unterschiedlicher Bedrohungslage. Sogenannte „Red Zones“ zum Beispiel sind gezeichnet von einer Vielzahl vorangegangener Kriegshandlungen. Hier konnte die Rebellion bereits Boden gut machen und setzt nun alles daran, sich weiter auszubreiten. Ihr selbst unterstützt dieses Vorhaben, indem ihr die KVA immer wieder in einen typischen Guerillakrieg verwickelt und ihnen nach und nach einzelne Außenposten – und damit Stadtbezirke – abluchst.
Wie genau ihr dabei vorgeht, ist ganz euch überlassen. Wer mag kann zum Beispiel bis zu vier Rebellen-Kollegen rekrutieren und gemeinsam die nächste Basis stürmen. Alternativ deckt ihr euch mit Hack-Granaten ein und pirscht ins Innere einer Stellung vor. Dort angekommen dann einfach einen solchen Sprengkörper auf einen automatischen Geschützturm werfen und grinsend zuschauen, wie das Geschütz die eigenen Leute niedermäht. Auch immer wieder gern gesehen und höchst effektiv: Ein ferngesteuertes Spielzeugauto mit Sprengstoff beladen und dieses dann unbemerkt ins KVA-Getümmel bzw. unter einen gepanzerten Truppentransporter lenken.
Direktangriffe ohne taktisches Kalkül sind dagegen kaum von Erfolg gekrönt. Zum einen weil die KI recht treffsicher zurückschlägt. Zum anderen weil die überall umherfliegenden Seeker-Drohnen bei sich anbahnenden Schusswechseln meist fliegende Großkampfschiffe mit mächtigen Fernwaffen als Verstärkung herbeirufen. Prima in diesem Zusammenhang: Da die einzelnen Open-World-Areale ziemlich verwinkelt sind und viele Häuser betreten werden dürfen, bleibt stets genügend „Raum“, um einen Großalarm der KVA-Schwergen in einer dunklen Ecke auszusitzen.
Gelb = Schleichen
Als Kontrastprogramm zu den roten Zonen fungieren die sogenannten Yellow Zones. Hier fährt der Feind so viel Infanterie, Vehikel und autonome Drohnen auf, dass es reiner Selbstmord wäre, mit der Waffe im Anschlag auch nur irgendetwas erreichen zu wollen. Heißt aufs Gameplay übertragen: Statt rennend, ballernd und auf flotten Motorrädern sitzend, KVA-Patrouillen zu dezimieren, rückt vielmehr der subtile Guerillakrieg in den Mittelpunkt. Genauer gesagt geht’s darum, die vom Regime eingeschüchterten Bürger für den Kurs der Revoluzzer zu begeistern.
Das Ergebnis erinnert zuweilen an „Just Cause 3“, verzichtet gleichwohl auf den dortigen Krawall-Faktor. Propaganda-Lautsprecher sabotiert ihr hier also nicht mit Granaten oder Raketenwerfer-Beschuss, sondern lieber mit der stets mitgeführten Kneifzange. Um die lautlose Revolution in den gelben Zonen voranzutreiben, wollen außerdem ranghohe Offiziere im Schutz der Dunkelheit gemeuchelt, schikanierte Bürger gerettet und umherstehende Radios auf die Frequenz des Rebellensenders umprogrammiert werden. Wer fleißig KVA-Leichen plündert, sollte für bedürftige Bettler zudem immer wieder eine paar Dollars locker machen. Das unterstreicht die Absichten der Rebellion und zieht weitere Bürger auf die Seite der Widerständler.
Hat der sogenannte „Herzen und Verstand“-Indikator schließlich ein bestimmtes Level erreicht, begehren die Bewohner einer gelben Zone gegen ihre Peiniger auf – was bei Erfolg, „Just Cause 3“ lässt grüßen, sogar Veränderungen im Stadtbild nach sich zieht.
Grün = Story-Höhepunkte
Dritter im Leveldesign-Bunde sind die grünen Zonen. Hier ist die KVA-Präsenz so hoch, dass die Rebellen so gut wie keine Gegenangriffe wagen. Gleichzeitig sind diese Bereiche thematisch so besonders, dass Dambuster Studios hier vorrangig die wirklich großen Storymissionen ansiedelt. Eine davon ist Teil der Preview-Fassung und in der Tat ein echtes Feuerwerk aus Herzklopfmomenten und dramatischen Action-Passagen…
Brady und Powers sollen einen sechsrädrigen Schützenpanzer beschaffen (siehe Screenshot oben). Das Problem: Damit dieser sogenannte Goliath in die Hände der Rebellen fällt, müssen sie zunächst mit gefälschten Papieren an Bord eines Flugzeugträgers schleichen, dort eine Steuerungseinheit erbeuten und mit dieser – im Getümmel eines falschen Alarms – flüchten. Waffen gönnt man euch an dieser Stelle im Spiel übrigens keine, was den Einsatz umso nervenaufreibender gestaltet.
Unter Zuhilfenahme von Ablenkung stiftenden Knallkörpern rettet ihr euch schließlich raus in den Containerbereich, wo wenig später ein packender Stellungskrieg mit Scharfschützen, Flammenwerfern-Soldaten, autonom kämpfenden Kettenpanzern entbrennt. Anfangs fühlt ihr euch völlig überwältig von der schieren Masse an Gegnern, doch dann reaktiviert eure Kollegin endlich den Goliath und das Blatt wendet sich – Spannung pur und ein weiterer Beleg dafür, dass sich die Entwickler Abwechslung ganz groß auf die Fahne schreiben.
System: PS4
Genre: Ego-Shooter
Vertrieb: Deep Silver
Entwickler: Dambuster Studios
Releasedatum: 20. Mai 2016
USK: ab 18 Jahren
Webseite: https://www.homefront-game.com/de/
Weniger angetan war ich dagegen von der Tatsache, dass ständig von offener Welt die Rede ist, die offenen Gebiete streng genommen aber relativ kompakt ausfallen und in sich abgeschlossen sind. Ihr könnt also nicht – komplett ohne Ladeunterbrechungen – von einem Ende der Spielwelt zum nächsten laufen. Schade zudem, dass auf der gesamten Veranstaltung weit und breit weder eine PS4- noch eine Xbox-One-Fassung zu sehen, geschweige denn anzuspielen war. Stattdessen durfte ich an einem hochgezüchteten Highend-Rechner ran, der das Spiel zwar größtenteils geschmeidig und mit vielen Details stemmte (nur in einer Szene mit sehr hohem Feindaufkommen ruckelte es leicht), letztlich aber kaum Rückschlüsse auf die Qualität der Konsolenversion zuließ. Für ein „sehr gut“ reicht es somit noch nicht. Vorsichtiger Optimismus ist dennoch angebracht, nicht zuletzt weil die Kampagne laut Entwickler zwischen 20 und 30 Stunden Umfang bieten soll.
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Kommentare
Zockerfreak
15. Mai 2016 um 11:16 UhrKlingt doch erstmal gut.Freue mich auf Freitag 🙂
dieselstorm
15. Mai 2016 um 12:17 UhrHabe i.wie Lust es zu kaufen, aber traue dem ganzen noch nicht so ganz.
dieselstorm
15. Mai 2016 um 12:22 UhrWeiß jemand, ob es einen Splitscreen Modus gibt?
RiSiNGxSuN
15. Mai 2016 um 12:41 Uhr@diesestorm, ich weis was du meinst, einerseits haben sie die tolle Time Splitters reihe gemacht, andererseits halt auch Haze….xD
dieselstorm
15. Mai 2016 um 12:51 Uhr@risingsun
Haha, das trifft es ganz gut.
RiSiNGxSuN
15. Mai 2016 um 12:56 UhrDazu kommt natürlich noch das Crytek debakel, die Umbenennung des Studios Nr.3 und die Fusion mit einem Deep Silver Studio… wenn hier ein halbwegs brauchbarer Koop Shooter raus kommt dann größten Respekt an das Entwickler Team.
Ace-of-Bornheim
15. Mai 2016 um 18:20 UhrMan darf gespannt sein.
RompaStompa
15. Mai 2016 um 18:25 UhrDas Spiel hat eine durchgehend schwache Framerate. Nur in den Gebäuden läuft es gut, ansonsten durchgehend permanentes Stottern. Das Zielen wird dadurch nicht gerade einfacher. Optisch sehr durchwachsen. Manche Effekte und Texturen sehen sehr gut aus, andere sind sehr matschig. Hab es bereits. Macht Spaß. Ist sehr motivierend. Leider nicht sonderlich gut optimiert.
RiSiNGxSuN
16. Mai 2016 um 01:05 Uhr@Rompa, da wird der Day One Patch noch fehlen oder ? klingt für mich nach typischer 1.00 Version.
RompaStompa
16. Mai 2016 um 10:54 Uhr@RisingxSun: Ja, da wurde zumindest nichts vorher installiert. Es ist ohne Patch. Man kann sich ja mittlerweile Videos auf Youtube/Twitch anschauen und sich ne Meinung machen. Aber im Großen und Ganzen bockt das Spiel.
skywalker1980
16. Mai 2016 um 23:46 UhrGekauft.
ABWEHRBOLLWERK
06. Juni 2016 um 19:43 Uhr@Rompa
Jo dein letzter Satz trifft es, das Spiel bockt tatsächlich………Hätte ich nicht gedacht 😉