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Review

TEST: Abzû – Ein wunderschöner Ausflug ins Meer

Die Kombination aus einem bombastischen, sphärischen Soundtrack und der wundervollen Grafik entstehen einzigartige Bilder, bei denen einem Schauer über den Rücken laufen.

play3 Review: TEST: Abzû – Ein wunderschöner Ausflug ins Meer

9.0

20.000 Meilen unter dem Meer: Giant Squid, hinter dem Studio steckt einer der Macher von „Journey“ und „Flower“, lassen mit „Abzû“ erneut die Grenzen zwischen Spiel und Kunst verschwimmen. Die Tauchfahrt in die Welt von „Abzû“ mag zwar kurz sein, schafft aber denkwürdige Momente.

In Zeiten, in denen Videospiele wieder vermehrt in der Diskussion stehen, ist das Erscheinen eines Titels wie „Abzû“ eine wahre Wohltat. Wie schon bei „Journey“ und „Flower“ (damals noch bei That Game Company tätig) erschafft Entwickler Matt Navara und sein neues Studio Giant Squid erneut ein etwas anderes Spielerlebnis: Ruhig, wunderschön und geistreich. Die Erwartungen an den Unterwasser-Trip sind hoch, denn Giant Squid hat sich längst einen Namen mit ungewöhnlichen Konzepten und alternativen Grafikideen gemacht.

Was wir gut finden

Die Reise in eine fremde Welt

Kein Intro, keine Vorgeschichte, keine opulenten Charaktere – nur ein Taucher, der im weiten Ozean schwimmt. „Abzû“ verzichtet auf klassisches Story-Telling und entlässt euch stattdessen nach wenigen Sekunden in die Spielwelt. Kurze Einblendungen weisen euch in die grundlegende Steuerung ein. Danach gibt es keine Bildschirmbefehle mehr.

Das ist aber auch gar nicht nötig. Denn „Abzû“ erklärt sich wunderbar von selbst. Hier gibt es keine waghalsigen Action-Momente. Stattdessen tauchen wir geradezu verträumt durch die Ozeane. Wir wissen weder, was unser Ziel ist, noch warum wir überhaupt da sind oder wen wir da gerade steuern. Aber genau darum geht es letztlich auch. Nämlich um das Auseinandersetzen der vielen optischen Eindrücke und dem sprichwörtlichen Abtauchen in die Unterwasserwelt.

Wunderschön und künstlerisch, aber leider allzu kurz!

Dabei ist „Abzû“ kein realistisch anmutendes Spiel, sondern setzt auf stilisierte Comic-Grafik. Sie offenbart zwar viele Details, lässt aber genauso viel Platz für eigene Interpretationen. Wir waren beispielsweise der gesamten Spielzeit über der Meinung, dass wir einen weiblichen Hauptcharakter steuern. Ob das wirklich so ist, verraten wir an dieser Stelle natürlich nicht. Schließlich dreht sich „Abzû“ nicht nur um das Finden der Sammelobjekte, sondern auch darum, herauszufinden, was mit dieser Welt passiert ist.

Coral

Viel zu entdecken

Im Vergleich zu anderen aktuellen Spielen scheucht euch „Abzû“ nicht durch die insgesamt sieben Abschnitte, sondern ermutigt euch langsam vorzugehen. Nur wenn ihr euch ein wenig Zeit nehmt und auch die hintersten Ecken der Gebiete absucht, werdet ihr Augenzeuge einzigartiger Momente.

So erweckt ihr beispielsweise an kleinen Kratern Fischschwärme zum Leben und beobachtet, wie sich Haie und Rochen manifestieren und zur Oberfläche schwimmen. Darüber hinaus entdeckt ihr immer wieder Schneckenhäuser und Statuen, die ihr zur Meditation benutzen könnt. Mit ihrer Hilfe schlüpft ihr in die umher schwimmenden Fische hinein und könnt sie beobachten.

Die Geschichte ist letztlich auch nicht viel mehr als ein großes Puzzle. Im Verlauf erkundet ihr fremdartige Tempel und bastelt so Stück für Stück die Vergangenheit wieder zusammen. Am Ende werdet ihr ziemlich überrascht sein.

Reef

Eine Flut der Emotionen

Die vielleicht schönsten Augenblicke erschafft „Abzû“ aber mit Hilfe der „Mitschwimmen“-Funktion. Dann hängt sich euer Taucher nämlich an einen der Meeresbewohner und lässt sich von ihm ziehen. Wir wollen an dieser Stelle nicht zu viel spoilern: Aber in „Abzû“ macht ihr mit allen möglichen Flossenträgern Bekanntschaft.

Die Kombination aus einem bombastischen, sphärischen Soundtrack und der wundervollen Grafik entstehen einzigartige Bilder, bei denen einem Schauer über den Rücken laufen. „Abzû“ bringt einen zum Nachdenken, gönnt Pausen. Selbst wenn der Abspann über den Bildschirm flimmert, bleibt es einem daher im Gedächtnis. Was ist da gerade passiert? Was sind die Hintergründe dieser Spielwelt? Diese Überlegungen flammen im Kopf auf und beschäftigen einen auch Stunden nach dem Spielen noch.

Was wir schlecht finden

Kurzer Badespaß

Ähnlich wie „Journey“ oder „Flower“ erweist sich auch „Abzû“ als enorm kurzes Vergnügen. Beim ersten Durchmarsch hatten wir das Abenteuer nach knapp zweieinhalb Stunden beendet. Der zweite Versuch dauerte letztlich drei Stunden. Natürlich kommt es bei „Abzû“ darauf an, wie viel Zeit ihr euch beim Erkunden der Areale nehmt. Doch im Gegensatz zu „Journey“ ist die Spielwelt hier geradliniger und strickt in einzelne Bereiche eingeteilt.

Shark

Die Sache mit der Spieltiefe

Allerdings solltet ihr nur wenig Spieltiefe erwarten. Ihr taucht, interagiert an Schlüsselstellen mit der Umgebung oder schickt eine kleine Tauchdrohne aus, um Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Wirklich kompliziert ist das zweifellos nicht. „Hier wird wieder klar, was „Abzû“ möchte, man soll sich mit der gesamten Wasserwelt gedanklich auseinandersetzen. Und das passiert auch.

Dazu gesellen sich im späteren Verlauf kleinere Schalterrätsel, die gleichermaßen einfach wie nachvollziehbar sind. Ein wenig unpassend wirken dagegen die gelegentlichen Geschicklichkeitssequenzen, in denen ihr Unterwasserminen ausweichen müsst.

HumpbackWhales

Kleinere Kameraprobleme

Letztlich hat es einen Grund, warum in den vergangenen Jahren so wenig Unterwasserspiele den Markt eroberten. Denn trotz des eher gemächlichen Tempos fällt es mitunter schwer, die Übersicht zu behalten. Gerade die Kameranavigation mit dem rechten Analog-Stick ist gelegentlich chaotisch. Da es aber in „Abzû“ keinerlei Gefahren oder gar Bildschirmtode gibt, sind diese kleinen Probleme zu vernachlässigen.

9.0

Wertung und Fazit

PRO
  • ein Spiel mit Botschaft
  • wunderschöne Spielwelt,
  • tolle Atmosphäre
  • viel zum Entdecken
CONTRA
  • kurze Spielzeit
  • geradliniger als "Journey"
  • kleinere Übersichtsprobleme

TEST: Abzû – Ein wunderschöner Ausflug ins Meer

Ein Titel wie „Abzû“ wandert stets zwischen Videospiel und Kunst. Darum fällt es um so schwerer, ein derart emotionales und subjektives Erlebnis mit einer treffenden Wertung zu versehen. Im Vergleich zu "herkömmlichen" Spielen bietet „Abzû“ einen vergleichsweise knappen Umfang und wenig Spieltiefe. Gerade die kurze Spielzeit des Hauptstrangs von circa drei Stunden scheint allzu knapp bemessen - lässt man das Erkunden der Umgebung mal außen vor, welches noch weitere Stunden verschlingen kann. Allerdings weichen diese Zweifel ratzfatz der Begeisterung über das gerade Erlebte: „Abzû“ ist wie „Journey“ oder „Flower“ kein traditionelles Spiel. Vielmehr entlässt es einen in eine fremde Welt, die es zu erkunden und zu ergründen gilt. Mit jeder Minute bastelt man sich so die Geschichte dahinter zusammen und zieht automatisch Parallelen zum tatsächlichen Zeitgeschehen. „Abzû“ ist somit weit mehr als nur ein Spiel. Es ist ein Denkanstoß, ein virtuelles Abenteuer und das vielleicht schönste Aquarium in der Geschichte der Unterhaltungselektronik.

Kommentare

16bitCupcake

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02. August 2016 um 09:15 Uhr
Plastik Gitarre

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02. August 2016 um 09:24 Uhr
Lichtenauer

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02. August 2016 um 14:07 Uhr
Frauenarzt

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02. August 2016 um 14:50 Uhr
matschbirne007

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02. August 2016 um 16:47 Uhr
xjohndoex86

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02. August 2016 um 17:35 Uhr
Mustang&Sally

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02. August 2016 um 21:00 Uhr
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