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The Tomorrow Children - Alles zum Wohl der Gemeinschaft:

Schon mal was von Q-Games gehört? Der in Kyoto ansässige Spieleentwickler machte sich erstmals während der PlayStation-3-Ära mit kreativen Indie-Spielen des Labels „Pixeljunk“ einen Namen.

Sei es nun das Tower-Defense-Spiel „PixelJunk Monsters“, der Puzzle-Plattformer „PixelJunk Eden“ oder die Sidescrolling-Ballerei „PixelJunk Shooter“ – die farbenfrohen und technisch überzeugenden Download-Titel waren fast immer ein Garant für jede Menge Kurzweil.

Mit „The Tomorrow Childern“ ging nun am 6. September die Early-Access-Version des ersten PS4-Free-2-Play-Online-Spiels der Japaner an den Start. Ein hochgradig ungewöhnliches Projekt, das Elemente aus „Minecraft“ und ähnlichen Sandox-Survival-Spielen mit Themen wie dem Kommunismus, der Post-Apokalypse sowie dem Kalten Krieg verschmelzen lässt.

Ein Klon blickt auf seine ständig wachsende Stadt. Ein Klon blickt auf eine ständig wachsende Stadt.

Die Menschheit am Abgrund

Allein die Hintergrundgeschichte ist äußerst bizarr. Im Jahr 1967 schlägt ein geheimes wissenschaftliches Experiment der Soviets fehl und führt zu einer Katastrophe apokalyptischen Ausmaßes. Nahezu sämtliche physikalische Materie verschwindet und formt das sogenannte Void (zu Deutsch „die Leere“), welches sich überall auf der Oberfläche des Planeten ausbreitet. Doch die Menschheit – einfallsreich wie immer – gibt nicht auf und findet einen Weg, ihre physikalische Form nach und nach wiederherzustellen. Mittel zum Zweck sind sogenannte Projektionsklon, Holzpuppen-ähnliche, virtuelle Lebensformen, die in der Lage sind, den gefährlichen Bedingungen des Voids zu trotzen.

Das Mammutprojekt der Klonbienen

Ihr seid einer dieser „Projektionsklone“ und habt nun die ehrenvolle Aufgabe, der Welt wieder Leben einzuhauchen. Zwei Dinge stehen dabei im Fokus. Zum einen müsst ihr mithelfen, Städte aus dem Boden zu stampfen.
Zu diesem Zweck bereist ihr prozedural generierte Inseln im Void und baut mit Spitzhacke, Schaufel, Motorsäge und anderen Werkzeugen Ressourcen wie Metalle, Kohle, Holz und Nahrungsmittel ab. Die Ressourcen schafft ihr im Anschluss in die angrenzende Stadt, wo sie dann an Werkbänken zu Werkzeugen, Fahrzeuge, Vorrichtungen, Gebäuden und anderen nützlichen Dingen weiterverarbeitet werden.

Mit der Spitzhacke auf Ressourcenjagd. Malochen für die Gemeinschaft: Mit der Spitzhacke auf Ressourcenjagd.

Laufbandgeneratoren und Wärmeenergiestationen etwa versorgen die Stadt mit Strom. Laternen erleuchten die Umgebung und schützen vor den Gefahren der Dunkelheit. Sitzbänke geben anderen Klons die Möglichkeit, sich auszuruhen. Bibliotheksterminals gewähren Neuankömmlingen Zugriff auf nützliches Basiswissen. Geschütztürme helfen bei der Stadtverteidigung und so weiter. Witzig in diesem Zusammenhang: Sobald in der Stadt ein Arbeitsministerium errichtet wurde, können die Klones hier regelmäßig antanzen und sich bereits geleistete Arbeit in Form von Rationscoupons entlohnen lassen – sozusagen die Basiswährung des Spiels.

Puppen, die die Welt bedeuten

Abseits des Stadtaufbaus und der Stadtverteidigung seid ihr verpflichtet, die überall in der Spielwelt verteilten Matroschka-Puppen zu finden und heil zurück in die Stadt zu bringen. Sie nämlich beinhalten die Seelen verblichener Bürger und stellen aus genau diesem Grund das wichtigste, mit allen Mitteln zu schützende Gut in „The Tomorrow Children“ dar. Doch Obacht: Die Puppen sind im Gegensatz zu anderen Sammelobjekten sehr fragil, müssen also mit äußerst Vorsicht transportiert werden. Zerschellt eine Puppe versehentlich am Boden, ist sie unwiederbringlich verloren.

Laufbandgeneratoren erzeugen Strom - sofern ihr euch in einem Minispiel fleißig abstrampelt Laufbandgeneratoren erzeugen Strom – sofern ihr euch in einem Minispiel fleißig abstrampelt.

Nett gemacht: Um einen Bürger zurück ins Leben zu rufen, konstruiert ihr zunächst einen sogenannten Rettungsapparat, platziert die Puppe dann auf einem Podest eben dieser seltsamen Maschine und wartet ab, bis ein neuer NPC jubelnd in der Stadt materialisiert. Womit wir schließlich auch beim übergeordneten Spielziel wären: Letztendlich besteht eure Mission – und auch die aller anderen Online-Mitstreiter in einer Stadt – darin, jeweils 500 NPC-Bürger anzusiedeln. Gelingt dies, feiern die Anwohner ein Fest und es geht auf zur nächsten Stadt-Rekonstruktion.

Kollektives Problemlösen

Alle arbeiten zum Wohle der Gemeinschaft: Diese kommunistische Grundidee zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Spiel – auch im Hinblick auf verschiedene Gameplay-Mechaniken. Rohstoffe etwa lassen sich deutlich effizienter abbauen und in die Stadt schaffen, wenn mehrere Online-Spieler zusammenarbeiten und sich Arbeitsabläufe aufteilen. Frei nach dem Motto: Einer zersägt die Bäume, einer transportiert das Holz zur nächsten Ladezone, einer schützt die malochenden Arbeiter vor anrückendem Feindpack.

Bald hat die seltsame Fliege rechts im Bild nichts mehr zu lachen. Gleich hat die seltsame Fliege rechts im Bild nichts mehr zu lachen.

Apropos Gegnerpack: Je mehr eure Stadt wächst und gedeiht, desto häufiger wird sie unter anderem zum Ziel turmhoher Kaijus. Die Godzilla-ähnlichen Kreaturen stolzieren zwar ziemlich gemächlich durch die Gegend, können mit ihren gigantischen Pranken sowie gebündelten Energieangriffen jedoch gehörig Schaden anrichten. Obendrein stecken sie richtig viele Treffer weg, weshalb auch hier gilt: Wer gemeinsam handelt – in diesem Fall also zum Beispiel Geschütztürme bemannt oder mit Raketenwerfern draufhält – ist klar im Vorteil. Motivierend: Liegt der Kaiju erst einmal am Boden, nimmt sein Körper eine kristalline Form an und verwandelt sich in eine Insel, die ihr sogleich nach Rohstoffen absuchen könnt.

Besser dran dank Freiheitsdollars

Wie eingangs erwähnt, spielen allerdings auch Elemente aus dem Kalten Krieg eine Rolle, hier vor allem thematisiert durch die Einflussnahme des Westens auf den Warenmarkt. Konkreter: Nach einiger Spielzeit wird euch ein Händler im Vertrauen von einem Schwarzmarkt für besonders nützliche und wertvolle Gegenstände berichten. Das Problem: Um hier einkaufen zu können, braucht ihr sogenannte Freiheitsdollar. Die liegen streckenweise in der Gegend herum, können aber auch im Tausch gegen harte Euros erworben werden. Ausreichend Freiheitsdollar auf der hohen Kante, könnt ihr euch dann zum Beispiel noch bessere Motorsägen, noch effektivere Steinpickel und oder gar ein EagleCorp-Jetpack leisten – ein ziemlich praktisches Utensil zum pfeilschnellen Überwinden größer Höhenunterschiede.

Screenshot des Schwarzmarkt-Bildschirms. Screenshot des Schwarzmarkt-Bildschirms.

Des Weiteren dienen Freiheitsdollar dazu, nach dem Heldentod an Ort und Stelle ins Spiel zurückkehren (statt umständlich in der Stadt) sowie dazu, zeitraubende Tätigkeiten zu überspringen. Ihr wollt einen wichtigen Gegenstand craften, habt aber keine Lust, zum x-ten Mal das damit verbundene Schiebepuzzle zu lösen? Ihr müsst ein qualmendes Gebäude reparieren, wollt aber das damit verbunden Tastendrück-Minispiel auslassen? In solchen und anderen Fällen wirken Freiheitsdollar wahre Wunder.

Die Kehrseite der Medaille

Klingt soweit alles ziemlich interessant? Zunächst schon. Leider braucht es aufgrund der lächerlich kurzen Tutorials ein ganzes Weilchen, bis man die zahlreichen Mechaniken durchschaut hat. Überhaupt tut das Spiel wenig, den Nutzer an die Hand zu nehmen – was gleichwohl ganz gut zur Survival-Thematik passt.

Der derzeit größte Schwachpunkt von „The Tomorrow Children“: Viele Tätigkeiten sind extrem repetitiv und langwierig. Um beispielsweise Metall aus einem Fels zu schlagen, müsst zu Spielbeginn sekundenlang auf die Gesteinsmasse schlagen. Einmal abgebaut, füllt sich euer Rucksack-Inventar zudem rasend schnell, was letztlich in einer Menge Backtracking resultiert.

The Tomorrow Children™_20160917111231 Nicht nur die Crafting-Minispiele werden mit der Zeit immer zeitraubender.

Hinzu kommt die Wartezeiten-Problematik. Wer zu Spielbeginn das nahezu alles verschlingende Void überqueren möchte wird, um eine Rohstoff-Insel zu erreichen, ist in der Regel auf einen schwebenden Bus angewiesen. Der allerdings verkehrt nur zu vorgegebenen Zeiten, was wiederum in jeder Menge Däumchendrehen an Bushaltestellen resultiert. Aber auch das zeitraubende Wiederbeleben von Puppen und diverse andere Dinge zehren an der Geduld des Spielers.

Ebenfalls störend: Die von uns begutachtete Early-Access-Fassung lief leider nicht immer rund. Das äußerte sich dann sowohl in Server-Time-outs als auch mehreren Komplettabstürzen. Plus: Mit gerade einmal 11 Einträgen lässt die Trophäen-Liste bisher sehr zu wünschen übrig.

the-tomorrow-children-bild-02 Das cool animierte Jetpack gestaltet Ausflüge kreuz und quer durch die Spielwelt deutlich angenehmer.

Dranbleiben könnte sich lohnen

Die gute Nachricht: Mit steigender Spieldauer und Erfahrung findet ihr Workarounds für zumindest einige dieser Unannehmlichkeiten. Das Jetpack etwa ist ein sehr probates Mittel, das Void zu überqueren. Oder ihr spart auf einen Vibrationsstampfer und baut Brücken in Richtung der gewünschten Rohstoff-Insel und werdet unabhängiger vom Bus.

Wer das Spiel auf einer Metaebene betrachtet, könnte außerdem argumentieren: Warten und Warteliste waren nun Mal Alltag im Kommunismus. So gesehen passt das regelmäßige Ausharren auf gewisse Weise also doch ins Bild. Weil es sich um eine Early-Access-Fassung handelt und das Spiel zum finalen Release (derzeit gibt es nur das 20 Euro teure Founder’s Pack mit zahlreichen Ingame-Extras) der Kategorie Free-2-Play zuzuordnen ist, wollen wir zudem in Sachen Stabilität, Features und Balancing bisher noch ein Auge zudrücken.

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Kommentare

luciferangel8874

luciferangel8874

20. September 2016 um 21:50 Uhr
SirHolzkopf

SirHolzkopf

21. September 2016 um 11:55 Uhr