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Titanfall 2 im Test: Bringt die Kampagne den Erfolg?

Vom Multiplayer-Shooter zum vollwertigen Action-Erlebnis: „Titanfall 2“ nimmt den Kampf mit „Battlefield 1“ und „Call of Duty: Infinite Warfare“ auf.

play3 Review: Titanfall 2 im Test: Bringt die Kampagne den Erfolg?

8.5

Als „Titanfall“ vor zwei Jahren erschien, erntete Respawn Entertainment dafür wohlwollende Kritik. Die findigen Schlachten mit Piloten und vor Waffen strotzenden Kampfrobotern machten in dem reinen Multiplayer-Titel eine Menge Freude. Allerdings enttäuschte der allzu geringe Spielumfang und so blieb „Titanfall“ eher ein hoffnungsvoller Newcomer als ein waschechter Mitkonkurrent im Shooter-Genre. Mit „Titanfall 2“ soll das anders werden: Dank Einzelspielerkampagne, aufgewerteten Mehrspieleroptionen und deutlich mehr Fleisch auf den virtuellen Rippen avanciert die Science-Fiction-Ballerei zur echten Alternative.

Was wir gut finden

Dynamisch, praktisch, gut

Die größte Stärke von „Titanfall 2“ bleibt die bereits aus dem Vorgänger bekannte, geradezu kompromisslose Geschwindigkeit und der unglaubliche Spielfluss. Gerade als Pilot merken wir förmlich, wie wir mit jeder Minute sicherer in unseren Aktionen werden und immer mehr wagen.

Titanfall 2 ist einer der kreativsten Shooter der jüngeren Vergangenheit.

Der Doppelsprung mit Hilfe der Schubdüsen ist von essentieller Wichtigkeit. Mit ihnen katapultiert ihr euch an Wände oder springt über weite Abgründe. Bei Rutschattacken verleihen sie euch ebenfalls mehr Schwung. Wer keine Lust hat, die Sprint-Taste die gesamte Zeit über gedrückt zu halten, kann den eigenen Piloten übrigens im Optionsmenü zum Dauerläufer machen.

„Titanfall 2“ steuert und spielt sich nahezu fehlerfrei. Ganz egal, ob ihr euch per Jetpack auf Titanen stürzt oder andere Spieler im Rutschen ausknockt, der Robo-Shooter fühlt sich klasse an. Auch die Steuerung der Titanen funktioniert absolut problemlos, bietet aber ein gänzlich anderes Spielerlebnis. Als riesiger Roboter fühlt man sich urplötzlich überlegen und möchte es mit jedem Widersacher aufnehmen. Keine gute Idee, wie sich mitunter herausstellt. Denn auch die Titanen können sehr schnell geknackt werden.

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Überraschung gelungen

Respawn gelingt es, diese Dynamik in die Kampagne zu retten. Mit Jack Cooper als Möchtegern-Pilot kämpft ihr gegen die Söldnertruppen des IMC. Auf euren Kampfroboter BT-7274 setzt ihr vor allem in Massenschlachten oder Boss-Kämpfen. Dann aber geht es heiß zur Sache: Gerade im mittleren Schwierigkeitsgrad ist BT noch einen Hauch zu stark und deshalb sollten erfahrene Action-Spieler direkt auf „Schwer“ durchstarten. Ebenfalls schön: Im Verlauf sammelt ihr insgesamt sieben neue Loadouts und könnte diese – etwas umständlich – im Pausenmenü wechseln. Gerade in den großen Schlachten macht der Tausch der Waffen, etwa vom flächendeckenden Scorch zum präzisen Northstar, absolut Sinn. Jede Konfiguration besitzt mehrere Spezialattacken, die sich mit der Zeit aufladen. Besonders cool: Die Schwertattacke des Ronin.

Als Pilot wiederum profitiert „Titanfall 2“ vom saftigen Waffen-Feedback und der großen Dynamik. Auch wenn die Gegner-KI vergleichsweise simpel gestrickt ist, so machen die Gefechte Laune. Doch wirkliches Highlight der Kampagne sind zweifellos die Levels selbst. Respawn drückt jedem der neun Einsätze einen eigenen Stempel auf und führt neue Gameplay-Elemente ein. In knackigen Umgebungsrätseln klettert ihr durch eine opulent präsentierte Häuserfabrik, kraxelt durch eine Kläranlage oder manipuliert sogar die Zeit in einem der kreativsten Level der jüngeren Vergangenheit.

Dazu besitzt Jack Cooper auch noch eine Tarnfunktion, mit deren Hilfe ihr sogar Stealth-Takedowns durchführt. Doch diese werdet ihr nur selten benutzen und lieber auf die flotten Shootouts setzen.

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Gewohnte Qualität

Im Online-Sektor zeigt sich „Titanfall 2“ dagegen konventionell und baut auf dem soliden Grundgerüst des Vorgängers auf, bietet aber deutlich mehr Umfang und Individualisierungsmöglichkeiten. Feste Soldatenklassen wie etwa in „Battlefield 1“ gibt es hier nicht. Stattdessen rüstet ihr euren Piloten individuell aus und legt verschiedene Loadouts mit Hilfe von Kits, Boosts, Primär-, Sekundär- und natürlich Anti-Titan-Waffen fest. Einige der Gadgets waren für unseren Geschmack noch ein wenig zu mächtig: Die Tarnfunktion beispielsweise machte es einem gerade in der Anfangsphase zu leicht. Auf der anderen Seite aber bieten Map-Hacks zum Markieren von Widersacher oder auch ein Kletterhaken reichlich Chancen, den eigenen Stil auf das Schlachtfeld zu bringen.

In Puncto Spielmodi bietet „Titanfall 2“ bewährte Optionen wie Capture-the-Flag, Titan vs. Titan oder Hardpoint, bei dem ihr in Acht-Mann-Teams Zielbereiche erobern und einnehmen müsst. Den frischesten Eindruck hinterlässt Bounty Hunt. Dort erhaltet ihr Geld für jeden Abschuss, müsst die Kohle aber im Anschluss noch in einen nur phasenweise geöffneten Tresor bringen. In diesem Spielmodus entstehen schöne taktische Spielereien, da der ansonsten in „Titanfall“ vorherrschende Offensivdrang ganz schnell in den frustrierenden Bankrott führen kann.

Obwohl es auch klassische Deathmatch-Optionen wie Pilots vs. Pilots gibt, so dominieren doch die Einsätze mit Hilfe der Titanen. Erneut habt ihr die Wahl, ob ihr die Giganten selbst kontrolliert oder sie automatisch durch die Straßen marodieren lasst. Speziell in strategisch aufwendigeren Varianten wie Capture-the-Flag machen sich die Titanen als metallene Wachhunde ganz ausgezeichnet. Bekannte Elemente wie etwa das Reiten der Roboter oder auch das Zerstören mit Hilfe von Granaten sind weiterhin mit dabei. Die sechs freischaltbaren Titanen lassen sich obendrein ebenfalls mit zusätzlichen Ausrüstungsgegenständen verbessern, sodass die Langzeitmotivation deutlich höher ausfällt als noch beim Vorgänger.

Was wir schlecht finden

Schwächen in der Geschichte

So schön die Kampagne spielerisch sein mag, so hat sie gerade in Puncto Story ihre Macken. Jack Cooper bleibt als Held absolut blass und bietet trotz einiger netter Sprüche keinerlei Tiefe. Kurioserweise fällt es deutlich schwerer sich mit ihm zu identifizieren als mit Roboter BT. Die Maschine besitzt wenigstens so etwas wie Identität, während Cooper völlig austauschbar wirkt.

Gleiches gilt im übrigen für die Schurken des IMC. Zwar trefft ihr im Verlauf auf einige Endbosse, doch diese bleiben bis auf wenige Ausnahmen ebenfalls Randfiguren. Somit sind nicht nur die Boss-Kämpfe vergleichsweise effektarm, sondern auch die Bösewichte selbst. Die IMC hätte zwar das Potenzial zum fiesen Antagonisten, liefert aber keine Argumente, wieso man sie fürchten sollte. Da wundert es kaum, dass auch das Ende enttäuscht und keinerlei Überraschungen bietet.

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Die deutsche Synchro

„Titanfall 2“ gibt sich in Puncto Präsentation nur wenig Blöße. Die Areale sind hübsch, die Effekte stimmig. Doch gerade bei der Darstellung der Gesichter patzt Respawn Entertainment und liefert maskenhafte Fratzen ab. Dazu passend ist die deutsche Synchronisation nur guter Durchschnitt, einige Sprecher – wie etwa bei Captain Lastimosa – passen nicht zu ihren Alter Egos.

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Keine großen Überraschungen

Im Mehrspielermodus geht Respawn Entertainment keine Experimente ein. Und vielleicht ist genau dieses Stagnieren auf hohem Niveau der Grund, weshalb Kenner des Vorgängers ein wenig enttäuscht sein werden. Echte Innovationen abseits der berühmten „Mehr von allem“-Formel gibt es leider nicht.

8.5

Wertung und Fazit

PRO
  • überraschend gute Kampagne
  • deutlich größerer Umfang als beim Vorgänger
  • gewohnt starker Multiplayer
CONTRA
  • schwaches Charakterdesign
  • durchschnittliche Synchronisation
  • verbesserungswürdiges Balancing der Gadgets

Titanfall 2 im Test: Bringt die Kampagne den Erfolg?

Kommentare

EVILution_komAH

EVILution_komAH

25. Oktober 2016 um 18:30 Uhr
Charly-Fairplay

Charly-Fairplay

25. Oktober 2016 um 20:54 Uhr
freedonnaad

freedonnaad

27. Oktober 2016 um 00:50 Uhr