Als „Titanfall“ vor zwei Jahren erschien, erntete Respawn Entertainment dafür wohlwollende Kritik. Die findigen Schlachten mit Piloten und vor Waffen strotzenden Kampfrobotern machten in dem reinen Multiplayer-Titel eine Menge Freude. Allerdings enttäuschte der allzu geringe Spielumfang und so blieb „Titanfall“ eher ein hoffnungsvoller Newcomer als ein waschechter Mitkonkurrent im Shooter-Genre. Mit „Titanfall 2“ soll das anders werden: Dank Einzelspielerkampagne, aufgewerteten Mehrspieleroptionen und deutlich mehr Fleisch auf den virtuellen Rippen avanciert die Science-Fiction-Ballerei zur echten Alternative.
Dynamisch, praktisch, gut
Die größte Stärke von „Titanfall 2“ bleibt die bereits aus dem Vorgänger bekannte, geradezu kompromisslose Geschwindigkeit und der unglaubliche Spielfluss. Gerade als Pilot merken wir förmlich, wie wir mit jeder Minute sicherer in unseren Aktionen werden und immer mehr wagen.
Titanfall 2 ist einer der kreativsten Shooter der jüngeren Vergangenheit.
Der Doppelsprung mit Hilfe der Schubdüsen ist von essentieller Wichtigkeit. Mit ihnen katapultiert ihr euch an Wände oder springt über weite Abgründe. Bei Rutschattacken verleihen sie euch ebenfalls mehr Schwung. Wer keine Lust hat, die Sprint-Taste die gesamte Zeit über gedrückt zu halten, kann den eigenen Piloten übrigens im Optionsmenü zum Dauerläufer machen.
„Titanfall 2“ steuert und spielt sich nahezu fehlerfrei. Ganz egal, ob ihr euch per Jetpack auf Titanen stürzt oder andere Spieler im Rutschen ausknockt, der Robo-Shooter fühlt sich klasse an. Auch die Steuerung der Titanen funktioniert absolut problemlos, bietet aber ein gänzlich anderes Spielerlebnis. Als riesiger Roboter fühlt man sich urplötzlich überlegen und möchte es mit jedem Widersacher aufnehmen. Keine gute Idee, wie sich mitunter herausstellt. Denn auch die Titanen können sehr schnell geknackt werden.
Überraschung gelungen
Respawn gelingt es, diese Dynamik in die Kampagne zu retten. Mit Jack Cooper als Möchtegern-Pilot kämpft ihr gegen die Söldnertruppen des IMC. Auf euren Kampfroboter BT-7274 setzt ihr vor allem in Massenschlachten oder Boss-Kämpfen. Dann aber geht es heiß zur Sache: Gerade im mittleren Schwierigkeitsgrad ist BT noch einen Hauch zu stark und deshalb sollten erfahrene Action-Spieler direkt auf „Schwer“ durchstarten. Ebenfalls schön: Im Verlauf sammelt ihr insgesamt sieben neue Loadouts und könnte diese – etwas umständlich – im Pausenmenü wechseln. Gerade in den großen Schlachten macht der Tausch der Waffen, etwa vom flächendeckenden Scorch zum präzisen Northstar, absolut Sinn. Jede Konfiguration besitzt mehrere Spezialattacken, die sich mit der Zeit aufladen. Besonders cool: Die Schwertattacke des Ronin.
Als Pilot wiederum profitiert „Titanfall 2“ vom saftigen Waffen-Feedback und der großen Dynamik. Auch wenn die Gegner-KI vergleichsweise simpel gestrickt ist, so machen die Gefechte Laune. Doch wirkliches Highlight der Kampagne sind zweifellos die Levels selbst. Respawn drückt jedem der neun Einsätze einen eigenen Stempel auf und führt neue Gameplay-Elemente ein. In knackigen Umgebungsrätseln klettert ihr durch eine opulent präsentierte Häuserfabrik, kraxelt durch eine Kläranlage oder manipuliert sogar die Zeit in einem der kreativsten Level der jüngeren Vergangenheit.
Dazu besitzt Jack Cooper auch noch eine Tarnfunktion, mit deren Hilfe ihr sogar Stealth-Takedowns durchführt. Doch diese werdet ihr nur selten benutzen und lieber auf die flotten Shootouts setzen.
Gewohnte Qualität
Im Online-Sektor zeigt sich „Titanfall 2“ dagegen konventionell und baut auf dem soliden Grundgerüst des Vorgängers auf, bietet aber deutlich mehr Umfang und Individualisierungsmöglichkeiten. Feste Soldatenklassen wie etwa in „Battlefield 1“ gibt es hier nicht. Stattdessen rüstet ihr euren Piloten individuell aus und legt verschiedene Loadouts mit Hilfe von Kits, Boosts, Primär-, Sekundär- und natürlich Anti-Titan-Waffen fest. Einige der Gadgets waren für unseren Geschmack noch ein wenig zu mächtig: Die Tarnfunktion beispielsweise machte es einem gerade in der Anfangsphase zu leicht. Auf der anderen Seite aber bieten Map-Hacks zum Markieren von Widersacher oder auch ein Kletterhaken reichlich Chancen, den eigenen Stil auf das Schlachtfeld zu bringen.
In Puncto Spielmodi bietet „Titanfall 2“ bewährte Optionen wie Capture-the-Flag, Titan vs. Titan oder Hardpoint, bei dem ihr in Acht-Mann-Teams Zielbereiche erobern und einnehmen müsst. Den frischesten Eindruck hinterlässt Bounty Hunt. Dort erhaltet ihr Geld für jeden Abschuss, müsst die Kohle aber im Anschluss noch in einen nur phasenweise geöffneten Tresor bringen. In diesem Spielmodus entstehen schöne taktische Spielereien, da der ansonsten in „Titanfall“ vorherrschende Offensivdrang ganz schnell in den frustrierenden Bankrott führen kann.
Obwohl es auch klassische Deathmatch-Optionen wie Pilots vs. Pilots gibt, so dominieren doch die Einsätze mit Hilfe der Titanen. Erneut habt ihr die Wahl, ob ihr die Giganten selbst kontrolliert oder sie automatisch durch die Straßen marodieren lasst. Speziell in strategisch aufwendigeren Varianten wie Capture-the-Flag machen sich die Titanen als metallene Wachhunde ganz ausgezeichnet. Bekannte Elemente wie etwa das Reiten der Roboter oder auch das Zerstören mit Hilfe von Granaten sind weiterhin mit dabei. Die sechs freischaltbaren Titanen lassen sich obendrein ebenfalls mit zusätzlichen Ausrüstungsgegenständen verbessern, sodass die Langzeitmotivation deutlich höher ausfällt als noch beim Vorgänger.
Schwächen in der Geschichte
So schön die Kampagne spielerisch sein mag, so hat sie gerade in Puncto Story ihre Macken. Jack Cooper bleibt als Held absolut blass und bietet trotz einiger netter Sprüche keinerlei Tiefe. Kurioserweise fällt es deutlich schwerer sich mit ihm zu identifizieren als mit Roboter BT. Die Maschine besitzt wenigstens so etwas wie Identität, während Cooper völlig austauschbar wirkt.
Gleiches gilt im übrigen für die Schurken des IMC. Zwar trefft ihr im Verlauf auf einige Endbosse, doch diese bleiben bis auf wenige Ausnahmen ebenfalls Randfiguren. Somit sind nicht nur die Boss-Kämpfe vergleichsweise effektarm, sondern auch die Bösewichte selbst. Die IMC hätte zwar das Potenzial zum fiesen Antagonisten, liefert aber keine Argumente, wieso man sie fürchten sollte. Da wundert es kaum, dass auch das Ende enttäuscht und keinerlei Überraschungen bietet.
Die deutsche Synchro
„Titanfall 2“ gibt sich in Puncto Präsentation nur wenig Blöße. Die Areale sind hübsch, die Effekte stimmig. Doch gerade bei der Darstellung der Gesichter patzt Respawn Entertainment und liefert maskenhafte Fratzen ab. Dazu passend ist die deutsche Synchronisation nur guter Durchschnitt, einige Sprecher – wie etwa bei Captain Lastimosa – passen nicht zu ihren Alter Egos.
Keine großen Überraschungen
Im Mehrspielermodus geht Respawn Entertainment keine Experimente ein. Und vielleicht ist genau dieses Stagnieren auf hohem Niveau der Grund, weshalb Kenner des Vorgängers ein wenig enttäuscht sein werden. Echte Innovationen abseits der berühmten „Mehr von allem“-Formel gibt es leider nicht.
Kommentare
Bulllit
25. Oktober 2016 um 15:39 UhrBin noch am überlegen….beta war ganz gut.
casey
25. Oktober 2016 um 16:17 UhrIch hole es mir….Battlefield konnte mich leider nicht so wie Battlefield 4 überzeugen.Da muss Ersatz her.
EVILution_komAH
25. Oktober 2016 um 18:30 UhrLiest sich wie der Vorab-Test von Gamestar..
Charly-Fairplay
25. Oktober 2016 um 20:54 UhrFreue mich auch schon auf das Spiel obwohl ich Battlefield 1 auch habe nur mit den beiden Spielen bin ich erstmal beschäftigt für ein Jahr! Und ich habe damit auch kein Problem dass es viele Veränderungen gibt für Titanfall2 würde es die
nicht geben dann heißt es wieder die haben sich ja gar keine Mühe gegeben gar nix neues innovatives reingebracht usw.
Und zum ersten Mal einen Day-One-Patch unter 100 Mbit juhuu. Wünsche euch allen und mir selber viel Spaß mit Titanfall 2.
freedonnaad
27. Oktober 2016 um 00:50 Uhrwenn ich schon lese, dass die singleplayer kampagne nur 6 bis 8 stunden dauern soll…
sowas ist ein schlechter witz. wenn die entwickler nur noch auf kurzzeitbespaßung aus sind, braucht sich auch keiner wundern, dass es so viele probleme mit software piraterie gibt.
big ron
27. Oktober 2016 um 11:43 UhrKann der Reihe nix abgewinnen. Hab mir neulich wieder Gameplay-Videos zu den Bosskämpfen angeschaut. Ist nix für mich. Wirkt auf mich auch altbacken.
@casey
Die Frage ist eher, was an Battlefield 4 überzeugend gewesen sein soll.
LarsVegas
02. November 2016 um 23:12 UhrBattlefield 1 habe ich versucht, aber das ist das blanke Chaos mit Kindern die von Teamplay wenig halten. Also verfehlt es die Wirkung. Ein schneller Shooter wie Titanfall 2 allerdings, könnte mich nach dem Verkauf von BF1 wieder etwas aufmuntern. 😉
Strykey
03. November 2016 um 00:38 UhrLarsVegas – schon mal versucht mit Freunden bf1 zu zocken? 🙂