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Review

Eve Valkyrie im Test: Virtuelle Weltraumschlachten

Play3.de zwängte sich ins Cockpit von Wraith, Banshee und Co. und ging tagelang auf Boogie-Jagd in fremden Sonnensystemen. Was wir dabei erlebt haben und ob die Vollversion ihre 60 Euro wirklich wert ist, erfahrt ihr im Folgenden.

play3 Review: Eve Valkyrie im Test: Virtuelle Weltraumschlachten

7.5

Auf PC dürfen sich Besitzer einer Oculus Rift schon länger mit dem Weltraum-Shooter „Eve Valkyrie“ austoben. Zeitgleich zum Start von PlayStation VR offeriert der isländische Entwickler CCP Games seinen Virtual-Reality-Vorzeigetitel nun auch auf Sonys Spielkonsole. Play3.de zwängte sich ins Cockpit von Wraith, Banshee und Co. und ging tagelang auf Boogie-Jagd in fremden Sonnensystemen. Was wir dabei erlebt haben und ob die Vollversion ihre 60 Euro wirklich wert ist, erfahrt ihr im Folgenden.

Thematisch betrachtet ist „Eve Valkyrie“ im selben Science-Fiction-Universum angesiedelt wie das bereits seit 2003 erhältliche Online-Rollenspiel „Eve Online“. CCP Games nutzt also bekannte Orte, Raumschiffe und Persönlichkeiten und strickt drum herum klassische Dog-Fighting-Action im Stil von „Wing Commander“ und Co. Die Stars von Eve „Valkyrie“? Wendige 1-Mann-Gleiter, die sich auf insgesamt drei primäre Schiffsklassen verteilen und in ebenso vielen 8-vs-8-Multiplayer-Spielvarianten gegeneinander antreten. Einige wenige Storymissionen sind ebenfalls vorhanden, dienen unterm Strich aber eher als Aufwärmübung für den klar in den Fokus gerückten Mehrspieler-Part.

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Was wir gut finden

Überragendes Spielgefühl

Mittendrin statt nur dabei. Kaum eine Floskel wird im Zusammenhang mit VR-Spielen häufiger verwendet. Im Falle von „Eve Valkyrie“ trifft sie den Nagel jedoch auf den Kopf – und zwar punktgenau. Allein schon der Moment, in dem ihr euch das erste Mal im Cockpit eures Fighters frei umschauen könnt, ist schlichtweg atemberaubend. Apparaturen, Bordcomputer, Steuerknüppel, HUD-Einblendungen, die Waffensysteme links und rechts neben euch – all das ist zum Greifen nah und sieht zudem richtig schick aus. Selbst der Körper eures Alter Egos ist bei einem Blick nach unten zu erkennen und bewegt sich je nach Neigung eures Rumpfes in der Realität dynamisch mit.

Spätestens wenn euch das Magnetkatapult des Mutterschiffs durch eine lange Röhre ins Weltall schleudert und ihr das erste Mal an hunderte Meter langen Trägerschiffen vorbeigleitet, spürt ihr die Immersion dann schließlich auch in der Magengegend. Man hat tatsächlich das Gefühl, in einem Raumgleiter zu sitzen und mit Hochgeschwindigkeit durchs Weltall zu fliegen – grandios! Anflüge von Motion Sickness hielten sich in unserem Test dabei in überschaubaren Grenzen. Zumindest bei normalen Flugmanövern. Leitet man allerdings eine Fassrolle oder allzu abrupte 180-Grad-Richtungswechsel ein, merkt man durchaus wie der eigene Gleichgewichtssinn leicht durcheinandergerät.

Dennoch hatten wir das Gefühl, dass mit fortschreitender Spieldauer eine gewisse Gewöhnung stattfindet und man zudem bestimmte, Unwohlsein verursachende Manöver irgendwann bewusst vermeidet. Wie so oft in VR gilt aber auch hier: Jeder muss letztendlich für sich selbst herausfinden, wo seine eigene Belastungsgrenze liegt. Tipp: Am besten mal die ohnehin jedem PS VR Headset beiliegende Demo Disc installieren – auf dieser schlummert auch eine Probierfassung von „Eve Valkyrie“.

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Großartiges Headtracking

Weil alle feindlichen Jäger Kondensstreifen generieren, ist es vergleichsweise einfach, sie dank des extrem präzisen Headtrackings im Blick zu behalten. Wer mag kann in zahlreichen Raumschiffmodellen sogar den klassischen Schulterblick anwenden, um zu schauen, was hinter einem geschieht. Ebenfalls fantastisch gemacht: Hin und wieder attackieren euch Feinde mit sogenannten Spiderbots – mechanischen Spinnentierchen, die sich für einige Sekunden an eurer Frontscheibe festkrallen und versuchen, diese mit kleinen Laserstrahlen aufzuschweißen. In Worte gefasst mag das harmlos klingen, in VR allerdings hat man beim ersten Mal tatsächlich das Gefühl, die Dinger brechen gleich durch das Panzerglas des Gleiters und springen einem direkt ins Gesicht.

Auch cool: Wird das eigene Schiff tödlich getroffen, sieht man wie die Glasfront splittert und das Cockpit binnen Sekunden vereist – begleitet vom wohl einprägsamsten Spruch des gesamten Spiels: „See you in the next life“. Wie stark „Eve Valkyrie“ auf ein möglichst intensives VR-Erlebnis getrimmt wurde, zeigt sich nicht zuletzt bei der Menüführung. Einfach den gewünschten Menüpunkt angucken, die Auswahltaste drücken – fertig.

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Rasante Spielmodi

Die verfügbaren Spielvarianten im Multiplayer könnten zwar noch deutlich zahlreicher sein – was derzeit zur Auswahl steht, hielt uns aber dennoch zahlreiche Abende bei der Stange. Den Anfang macht das klassische Team Deathmatch. In „Eve Valykrie“ startet jedes Team hier mit einer gleichgroßen Anzahl an sogenannten Klonen. Stirbt der Pilot eines Teams, wird die Clone-Zahl dieses Tames um eins reduziert. Hat ein Team keine Clones mehr, gilt die Schlacht für diese Mannschaft als verloren. Läuft die Zeit aus, bevor das Clone-Limit erreicht ist, gewinnt das Team mit den meisten verbleibenden Clones.

Zweiter im Bunde ist „Control“. Wie der Name schon andeutet, rückt hier die Eroberung von drei Kontrollpunkten in den Mittelpunkt. Gelingt dies, reduziert sich die Zahl der für den Feind verfügbaren Clone schneller. Mittel zum Zweck ist eine Drohne, die ihr durch Drücken der oberen Steuerkreuztaste im Umkreis des Kontrollpunkts absetzt. Im Gegensatz zu klassischen Ego-Shootern müsst ihr in „Eve Valkyrie“ dann übrigens nicht mehr am Kontrollpunkt ausharren, sondern könnt euch direkt wieder in die Schlacht stürzen.

Da Drohnen feindlichem Beschuss jedoch nur wenige Sekunden standhalten, sollte immer mindestens einer im Team in ihrer Nähe Patrouille fliegen. Ein verdammt spannender Modus, der je nach Karte eine Vielzahl taktischer Überlegungen nach sich zieht. Beispielsweise kann es Sinn machen, dass sich das eigene Team in zwei gleichgroße 4-Mann-Fliegerstaffeln aufteilt, um mindestens zwei der drei Kontrollpunkte dauerhaft in seine Gewalt zu bringen.

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Star Wars lässt grüßen

Redaktionsfavorit bleibt gleichwohl die Spielvariante „Carrier Assualt“. Die Grundidee: Team A schützt einen kolossalen Kreuzer, während Team B versucht, genau dieses Ungetüm in Stücke zu reißen. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn um die Schilde des Carriers herunterzufahren, müssen zunächst mindestens zwei von drei Relay-Stationen im Kampfgebiet deaktiviert werden. Dieses Kunststück vollbracht, tritt Phase zwei der Schlacht ein: Der Sturm auf den Carrier, oder vielmehr dessen zahlreiche, von schnell feuernden Abwehrtürmen bewachte Kühlaggregate. Erst wenn auch sie lichterloh brennen, offenbart sich der Energiekern, die eigentliche Schwachstelle des Kreuzers. Klingt ein bisschen nach „Krieg der Sterne“? In der Tat. Dass der Energiekern des Kreuzers in einem „Graben“ liegt, ist laut CCP Games übrigens kein Zufall.

„Eve Valkyrie“ bietet volle Cross-Play-Funktionalität. PS-VR-Besitzer und Käufer der Oculus-Rift-Fassung spielen also mit schöner Regelmäßigkeit zusammen in einer Partie. Im Spiel selbst merkt man davon übrigens herzlich wenig. Macht aber nichts, denn in der Summe zählt vor allem die Tatsache, dass auf den Servern mehr los ist und man ohne große Wartezeiten ein neues Spiel findet. Witziges Detail am Rande: In der Lobby tragen Oculus-User für gewöhnlich schwarze Helme, PS-VR-Spieler sind mit blauer Kopfbedeckung unterwegs.

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Jeder übernimmt seinen Part

Um den Spielmodi die nötige taktische Raffinesse einzuimpfen, setzt CCP Games auf drei erfreulich unterschiedliche Schiffsklassen – alle mit einer Vielzahl von freispielbaren Subklassen. Fighter repräsentieren das klassische Rundum-Sorglos Paket und überzeugen mit einer soliden Balance aus Feuerkraft, Geschwindigkeit, Panzerung und Schildenergie. Ihnen gegenüber stehen die Heavy Fighter. Sie sind im normalen Flugmodus weniger flink, dafür mit elektromagnetischen Schilden und wirklich durchschlagenden, via Headtracking gesteuerten Primärwaffen ausgestattet. Das Modell Spectre etwa führt eine Flakkanone ins Feld, das Modell Storm eine Laser Gatling und die Variante Maelstrom ein wahrlich verheerendes Mortargeschütz. Geht es darum, zackig von A nach B zu gelangen, können Heavy-Fighter-Piloten außerdem auf ein sogenanntes Micro Warp Drive zurückgreifen, welches im Grunde genommen wie die Nitroeinspritzung in klassischen Rennspielen funktioniert.

Wer in Team-Spielen gerne als Sanitäter oder Support unterwegs ist, liebäugelt mit der Unterstützerklasse. Einheiten dieses Typs verfügen in der Mehrzahl der Fälle über einen Buff Beam. Dieser heilt Verbündete bzw. saugt feindlichen Raumschiffen – wie ein Vampir – die Schildenergie ab. Darüber hinaus weisen alle Modelle dieser Klasse interessante Besonderheiten auf. Banshees sondern Spinnenbots ab, Guardians protzen mit einer fauchenden Gatling-Gun und Phantoms pflücken feindliche Schiffe mit EMP-Minen und zwei Raketenbatterien vom Sternenhimmel (verzichten dafür aber auf den Buff Beam). Unterm Strich führt dies zu einer recht breiten Schiffsauswahl, die – im Team geschickt kombiniert – immer neue Schachzüge ermöglicht. Ein Erfahrungspunktesystem sowie tägliche Online-Herausforderungen sorgen für weitere Anreize, am Ball zu bleiben.

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Was wir schlecht finden

Content wo bist du?

Story-Elemente in „Eve Valkyrie“ halten sich in sehr engen Grenzen. Wer eine aufwändig inszenierte Kampagne mit rotem Faden und bombastischen Zwischensequenzen wie in einem „Wing Commander 3“ erwartet, schaut hier ziemlich schnell in die Röhre. Schade, denn der Trainingsparcours, die dann folgende Einführungsmission und die wenigen Abschnitte der Mini-Kampagne machen viel Lust auf ein klassisches, in sich abgeschlossenes Kampagnenpaket.

Ein weiteres Ärgernis ist der fehlende, spielinterne Voicechat. Wird man also in ein öffentliches Match mit vielen unbekannten Spielern geworfen, herrscht zunächst einmal Funkstille – ziemlich befremdlich bei einem so teamorientierten Spiel. Natürlich kann man als Alternative die Party-Chat-Funktion der PS4 nutzen, was jedoch eher für längere Partien mit Freunden/Bekannten Sinn macht. Alternative: Einige wenige vorgefertigte Standard-Anweisungen.

Unverständlich zudem, dass sich Spieler nicht zu Clans bzw. Corporations zusammenschließen können, plattformübergreifende Freundeslisten fehlen und das Freischalten späterer Fliegermodelle unverhältnismäßig lange dauert – CCP aber gleichzeitig optionale Erfahrungspunkte-Booster zum Verkauf anbietet. Eigentlich ein No-Go bei einem Vollpreistitel, für den der Kunde bereits 60 Euro hingeblättert hat. Und ein erster Vorbote dafür, dass „Eve Valkyrie“ eines Tages auf Free-2-Play umgestellt wird? Abwarten. Bei „Eve Online“ wurde dieser Wechsel ja bereits für November 2016 angekündigt.

7.5

Wertung und Fazit

PRO
  • 1A Mittendrin-Gefühl
  • gut aufeinander abgestimmte Klassen
  • interessantes Karten-Design
  • Cross-Plattform-Play
CONTRA
  • kein nativer Ingame-Voice-Chat
  • Clans können nicht gebildet werden
  • keine cross-plattform Freundeslisten
  • Story lächerlich kurz
  • Zu wenige Modi und Karten

Eve Valkyrie im Test: Virtuelle Weltraumschlachten

Kaum einem PS-VR-Spiel gelingt ein so intensiver Erstkontakt wie „Eve Valkyrie“. Angefangen beim faszinierenden Umschauen im Cockpit über wilde Verfolgungsjagden durch Asteroidenfelder bis hin zum spektakulären Anflug auf den aus allen Rohren feuernden Kreuzer im Modus „Carrier Assault“ – CCP zeigt eindrucksvoll, wie brillant das Medium VR und Weltraumschlachten dank nahezu perfektem Headtracking harmonieren. Ich jedenfalls kann mir kaum vorstellen, diese Art von Spiel zukünftig noch ohne VR-Headset zu spielen. Dass der Netzwerk-Code sehr stabil läuft und eine Cross-Play-Architektur Konsolen- und PC-Spieler problemlos zusammenbringt, sei ebenfalls lobend erwähnt. Genauso wie die vielen taktischen Möglichkeiten, die das stark von umherschwebenden Deckungen geprägte Leveldesign sowie die zahlreichen Fliegermodelle mit sich bringen. Der große Knackpunkt bei „Eve Valkyrie“: Bereits nach zwei bis drei Wochenenden haben sich die derzeit zur Verfügung stehenden Mehrspieler-Modi, Karten und Freispielextras abgenutzt und man wünscht sich nichts sehnlicher als weiteren Content. Nicht zu vergessen eine klassische, mehrstündige Solo-Kampagne, die diese Bezeichnung auch wirklich verdient hat. Warum der sympathische Entwickler aus dem hohen Norden noch keinen spielinternen Voicechat integrierte und man Vollpreis-Käufern immer wieder optionale XP-Booster unter die Nase reibt, will mir ebenfalls nicht so recht in den Kopf. Immerhin: Genau wie Blizzard bei „Overwatch“ verspricht auch CCP bei „Eve Valkyrie“ zukünftige Gameplay-Inhalte wie Maps, Schiffe und Modi kostenlos anzubieten. Man darf also mehr als gespannt sein, wie es hier in den nächsten Monaten weitergeht.

Kommentare

lllPaladinlll

lllPaladinlll

27. Oktober 2016 um 10:13 Uhr
Nacktenschrank

Nacktenschrank

27. Oktober 2016 um 10:40 Uhr
President Evil

President Evil

27. Oktober 2016 um 10:48 Uhr
16bitCupcake

16bitCupcake

27. Oktober 2016 um 10:49 Uhr
President Evil

President Evil

27. Oktober 2016 um 10:54 Uhr
roccat/rene

roccat/rene

27. Oktober 2016 um 11:32 Uhr
lllPaladinlll

lllPaladinlll

27. Oktober 2016 um 11:49 Uhr
roccat/rene

roccat/rene

27. Oktober 2016 um 11:55 Uhr
Gandalf0101

Gandalf0101

27. Oktober 2016 um 13:03 Uhr
Cat_McAllister

Cat_McAllister

27. Oktober 2016 um 13:17 Uhr
President Evil

President Evil

27. Oktober 2016 um 13:33 Uhr
President Evil

President Evil

27. Oktober 2016 um 13:38 Uhr
President Evil

President Evil

27. Oktober 2016 um 14:14 Uhr
Cat_McAllister

Cat_McAllister

27. Oktober 2016 um 19:55 Uhr