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Here They Lie im Test - Verstörender Psycho-Thriller:

Here They Lie, zu Deutsch „Hier liegen sie“, zählt zweifelsohne zu den intensivsten Erlebnissen des PlayStation-VR-Startaufgebots. Erdacht von Cory Davis (dem ehemaligen Kreativdirektor von „Spec: Ops the Line“) und Toby Gard (dem Miterfinder von „Tomb Raider“), dreht sich hier alles um einen Mann, der in einer bizarren Traumwelt verzweifelt nach Dana, einer Frau in einem gelben Kleid sucht.

play3 Review: Here They Lie im Test – Verstörender Psycho-Thriller

7.0

Here They Lie, zu Deutsch „Hier liegen sie“, zählt zweifelsohne zu den intensivsten Erlebnissen des PlayStation-VR-Startaufgebots. Erdacht von Cory Davis (dem ehemaligen Kreativdirektor von „Spec: Ops the Line“) und Toby Gard (dem Miterfinder von „Tomb Raider“), dreht sich hier alles um einen Mann, der in einer bizarren Traumwelt verzweifelt nach Dana, einer Frau in einem gelben Kleid sucht. Was folgt ist subtiler Psycho-Horror wie man ihn aus Filmen wie „The Shinning“, „Under the Skin“, „Jacob’s Ladder“ oder „Beyond the Black Rainbow“ kennt.

Here They Lie

Was wir gut finden

Schon die ersten Spielminuten lassen erahnen, wie genau euch Entwickler Tanglegentlemen – ein kleines, gerade mal 15 Mann starkes Indie-Team aus dem kalifornischen Glendale – in den nächsten drei bis fünf Stunden den Schweiß auf die Stirn treiben möchte. Denn kaum habt ihr, nach einem kurzen Intermezzo mit Dana, einen menschenleeren U-Bahn-Zug betreten und diesen einige Minuten erforscht, nimmt der Wahnsinn seinen Lauf. Das Licht beginnt zu flackern und wie aus heiterem Himmel stehen ein halbes Dutzend Personen mit Tierköpfen unmittelbar vor euch. Allerdings nur für einige wenige Sekunden. Dann verschwinden die bizarren Gestalten wieder und geben den Blick frei auf großflächige, nassklebrige Blutlachen an Decke und Boden. Im nächsten Waggon ein ähnliches Bild. Zunächst scheint alles normal, doch dann plötzlich erlischt das Licht und Flammen lodern links und rechts von euch auf. Dicht gefolgt von einem glühenden Riesen, der sich direkt vor euch aus dem Boden schält – und nach einen kurzen Bildstottern umgehend wieder verschwindet. VR-Gänsehaut vorprogrammiert!

Here They Lie™

Spaziergang durch den Vorhof der Hölle

Nach der aufwühlenden Introsequenz – die zweifelsohne nichts Gutes erahnen lässt – schalten die Macher zunächst einen Gang runter und entlassen euch aus dem Horror-Zug in einen menschenleeren, lichtdurchfluteten Bahnhof. Wo genau wir uns befinden? Zunächst völlig unklar. Fest steht nur, dass die Lady im gelben Kleid immer wieder kurz auftaucht und ebenso schnell wieder verschwindet. Folgt ihr Dana, seid ihr in der Regel auf dem richtigen Pfad. Doch Vorsicht: Je weiter ihr in die mysteriöse Stadt vordringt, desto verstörender werden die Ereignisse. Sind es anfangs nur Hochhäuser, die urplötzlich aus dem Boden wachsen und Dutzende Fenster, die sich wie von Geisterhand schließen, konfrontiert euch „Here They Lie“ bereits nach circa 30 Minuten mit einer grotesk stöhnenden Kreatur, die sich an den Kadavern umherliegender Leichen labt.

Richtig makaber wird’s schließlich, sobald ihr den von unzähligen Tierkopfmenschen bevölkerten Rotlichtbezirk der Stadt erreicht. Spätestens jetzt nehmen die Macher wirklich kein Blatt mehr vor den Mund und skizzieren eine Welt, in der Empathie und Mitgefühl so gut wie ausradiert scheinen. Es ist fast so, als wolle uns „Here They Lie“ die tiefsten Abgründe menschlichen Handelns direkt vor Augen halten – im wahrsten Sinne des Wortes.

Here They Lie

Bist du stark genug?

Obwohl sich klassische Splatter-Effekte in Grenzen halten, verspürt man nicht selten das Verlangen, das Headset abnehmen zu wollen, um sich eine kurze Verschnaufpause von dieser verrückten Albtraumwelt zu gönnen. Worauf das Spiel übrigens auch in regelmäßigen Abständen von selbst hinweist. In jedem Fall gilt: Dieser Titel gehört auf keinen Fall in Kinderhände. Und auch Menschen mit Herzschrittmacher oder schwachem Nervenkostüm lassen besser die Finger von „Here They Lie“. Wer auf subtilen, vielseitig interpretierbaren Psycho-Horror steht, kommt dagegen voll auf seine Kosten.

Lob zudem für die nicht allzu häufigen, dafür aber umso cleverer platzierten Jumpscares. Fast immer zuckten wir schaurig schön zusammen und mussten im Anschluss sogar ein bisschen schmunzeln, dass wir den Schreckmoment nicht haben kommen sehen. Auf der Suche nach einer Mutprobe für die nächste Halloween-Party? Mit „Here They Lie“ habt ihr sie gefunden!

Here They Lie

Was wir schlecht finden

Sehr simples Gameplay

Das Kern-Gamplay von „Here They Lie“ ist vergleichsweise simpel aufgebaut. Ihr folgt einem meist recht linear angelegten Levelpfad, knipst die Taschenlampe an, wenn es zu dunkel wird und haltet die Augen auf nach klingelnden Telefonzellen sowie verschiedenartigen Kisten. Erstgenannte starten Monologe eines Freundes und geben Anhaltspunkte, was es mit Dana auf sich haben könnte. Letztgenannte enthalten entweder kryptisch formulierte Notizzettel (die helfen können, das größere Ganze zu verstehen) oder neue Batterien für eure Taschenlampe. Hin und wieder verwickelt euch „Here They Lie“ außerdem in eine Art rudimentäres Stealth-Gameplay. Hierbei müsst ihr darauf achten, nicht ins Sichtfeld bösartiger Kreaturen zu geraten – meist indem ihr euch einfach hinter Objekten versteckt oder rechtzeitig die Beine in die Hand nehmt und flüchtet. Puzzle, Kämpfe oder fordernde Geschicklichkeitspassagen – kommen de facto nicht vor. Sehr schade, denn letztendlich bezieht „Here They Lie“ seine Faszination fast ausschließlich aus der packenden Atmosphäre und dem verstörenden Setting.

Here They Lie

Suboptimale Steuerung

Viele Spieler berichten, dass ihnen beim Erleben von „Here They Lie“ binnen kurzer Zeit ziemlich mulmig wurde. Auch play3.de war vor dieser Problematik nicht gefeit. Hauptgrund hierfür ist (zumindest in unseren Augen) die Tatsache, dass sich die Spielfigur beim Nach-vorne-Laufen automatisch in die Richtung bewegt, in die ihr guckt. Dreht ihr euren Kopf beim Bewegen also beispielsweise nach links, nimmt der Held automatisch einen Richtungswechsel nach links vor. Viel besser – und mehr der Realität entsprechend – wäre es jedoch gewesen, wenn die Entwickler Umschauen via Headset und Richtungswechsel beim Bewegen komplett voneinander getrennt hätten. Schließlich ist der rechte Stick ohnehin für Drehungen um die eigene Achse zuständig.

Here They Lie

Ihr wollt dem flauen Gefühl in der Magengegen vorbeugen? Dann am besten immer nur stückweise geradeaus bewegen und erst im Stehen Umgucken. Um das höchste Maß an Immersion und Übersicht zu gewährleisten, solltet ihr darüber hinaus im Optionsmenü den VR-Drehmodus deaktivieren. Er bewirkt, dass Drehungen um die eigene Achse in 45-Grad-Schritten erfolgen. Mag sein, dass das bei dem ein oder anderen Übelkeit vorbeugt. In unserem Praxistest jedoch sorgte diese Funktion eher für Orientierungslosigkeit und ein zusätzliches Gefühl der Unsicherheit, weil das Bild im Moment der Drehbewegung ganz kurz schwarz wird.

So interessant das Szenario auch sein mag – in VR wirkt die Grafik von „Here They Lie“ leider sehr grobpixelig. Dazu gesellen sich oft verwaschene Texturen und ausgefranzte Schatten. Weil die Erfahrung über weite Strecken so intensiv rüberkommt, fällt dieses Manko allerdings nicht allzu sehr ins Gewicht. Über einen PS4 Pro Patch wie er beispielsweise für „RIGS angekündigt wurde, würden wir uns dennoch freuen.

7.0

Wertung und Fazit

PRO
  • dichte Atmosphäre
  • gute Jumpscares
  • interessantes Setting
  • Story stimmt nachdenklich
  • gelungene Soundkulisse
CONTRA
  • Gameplay zu simpel
  • kann anfangs Unwohlsein auslösen
  • kein manuelles Speichern
  • Grafik könnte schärfer sein

Here They Lie im Test – Verstörender Psycho-Thriller

Mit viel subtilem Horror, grotesken Wesen, überzeugender Soundkulisse, einigen wirklich großartig getimten Jumpscares und einem außergewöhnlich verstörenden Szenario gelingt es Tanglegentlemen, eine zum Schneiden dichte Atmosphäre aufzubauen. Spätestens wenn man die ersten 20 Minuten durchgestanden hat, will man einfach wissen, was es mit der verwunschenen Stadt auf sich hat und was einen am Ende des Spiel-gewordenen Fiebertraums tatsächlich erwartet. Finden der Protagonist und die attraktive Dana wieder zusammen? Oder ist sie vielmehr das personifizierte Böse, das uns immer weiter in die Eingeweide der Hölle lockt? Kann man diesen Albtraum überhaupt überleben? Und ganz wichtig: Ändert sich die Geschichte, je nachdem wie ich mich anderen NPCs gegenüber verhalte? Vor allem diese Fragen motivierten mich den ganzen Spielverlauf über, dranzubleiben und eigene Ängste zu überwinden. Schade nur, dass Gameplay-Mechanismen dabei auf Sparflamme köcheln und Rätsel und Kämpfe so gut wie nicht existent sind. Dazu gesellt sich der im Fließtext skizzierte, anfangs überaus gewöhnungsbedürftige und nicht selten Unwohlsein verursachende Richtungswechsel-Mechanismus. Da dieser jedoch nur bei aktiver Bewegung greift, kann man ihm durch eine Kombination aus gezieltem Geradeausbewegen und anschließendem Umschauen vergleichsweise einfach ein Schnippchen schlagen. Macht in der Summe einen nicht fehlerfreien aber doch auf seine ganz eigene Weise faszinierenden Psycho-Trip in die Welt des Wahnsinns. Wer Filme wie „Jacob’s Ladder“ oder „Shining“ mag, beziehungsweise sich schon jetzt mental (und körperlich) auf „Resident Evil 7“ vorbereiten möchte, sollte „Here They Lie“ definitiv eine Chance geben. Vorzugsweise mit abgedunkelten Wohnzimmerfenstern und beidseitig eingestöpselten Kopfhörern.

Kommentare

16bitCupcake

16bitCupcake

31. Oktober 2016 um 16:51 Uhr
xjohndoex86

xjohndoex86

31. Oktober 2016 um 18:12 Uhr
tricogirl88

tricogirl88

31. Oktober 2016 um 20:13 Uhr
Richi+Musha

Richi+Musha

31. Oktober 2016 um 20:59 Uhr
Ridgewalker

Ridgewalker

31. Oktober 2016 um 22:51 Uhr
Gandalf0101

Gandalf0101

31. Oktober 2016 um 23:23 Uhr
Cat_McAllister

Cat_McAllister

01. November 2016 um 01:52 Uhr