Here They Lie, zu Deutsch „Hier liegen sie“, zählt zweifelsohne zu den intensivsten Erlebnissen des PlayStation-VR-Startaufgebots. Erdacht von Cory Davis (dem ehemaligen Kreativdirektor von „Spec: Ops the Line“) und Toby Gard (dem Miterfinder von „Tomb Raider“), dreht sich hier alles um einen Mann, der in einer bizarren Traumwelt verzweifelt nach Dana, einer Frau in einem gelben Kleid sucht. Was folgt ist subtiler Psycho-Horror wie man ihn aus Filmen wie „The Shinning“, „Under the Skin“, „Jacob’s Ladder“ oder „Beyond the Black Rainbow“ kennt.
Was wir gut finden
Schon die ersten Spielminuten lassen erahnen, wie genau euch Entwickler Tanglegentlemen – ein kleines, gerade mal 15 Mann starkes Indie-Team aus dem kalifornischen Glendale – in den nächsten drei bis fünf Stunden den Schweiß auf die Stirn treiben möchte. Denn kaum habt ihr, nach einem kurzen Intermezzo mit Dana, einen menschenleeren U-Bahn-Zug betreten und diesen einige Minuten erforscht, nimmt der Wahnsinn seinen Lauf. Das Licht beginnt zu flackern und wie aus heiterem Himmel stehen ein halbes Dutzend Personen mit Tierköpfen unmittelbar vor euch. Allerdings nur für einige wenige Sekunden. Dann verschwinden die bizarren Gestalten wieder und geben den Blick frei auf großflächige, nassklebrige Blutlachen an Decke und Boden. Im nächsten Waggon ein ähnliches Bild. Zunächst scheint alles normal, doch dann plötzlich erlischt das Licht und Flammen lodern links und rechts von euch auf. Dicht gefolgt von einem glühenden Riesen, der sich direkt vor euch aus dem Boden schält – und nach einen kurzen Bildstottern umgehend wieder verschwindet. VR-Gänsehaut vorprogrammiert!
Spaziergang durch den Vorhof der Hölle
Nach der aufwühlenden Introsequenz – die zweifelsohne nichts Gutes erahnen lässt – schalten die Macher zunächst einen Gang runter und entlassen euch aus dem Horror-Zug in einen menschenleeren, lichtdurchfluteten Bahnhof. Wo genau wir uns befinden? Zunächst völlig unklar. Fest steht nur, dass die Lady im gelben Kleid immer wieder kurz auftaucht und ebenso schnell wieder verschwindet. Folgt ihr Dana, seid ihr in der Regel auf dem richtigen Pfad. Doch Vorsicht: Je weiter ihr in die mysteriöse Stadt vordringt, desto verstörender werden die Ereignisse. Sind es anfangs nur Hochhäuser, die urplötzlich aus dem Boden wachsen und Dutzende Fenster, die sich wie von Geisterhand schließen, konfrontiert euch „Here They Lie“ bereits nach circa 30 Minuten mit einer grotesk stöhnenden Kreatur, die sich an den Kadavern umherliegender Leichen labt.
Richtig makaber wird’s schließlich, sobald ihr den von unzähligen Tierkopfmenschen bevölkerten Rotlichtbezirk der Stadt erreicht. Spätestens jetzt nehmen die Macher wirklich kein Blatt mehr vor den Mund und skizzieren eine Welt, in der Empathie und Mitgefühl so gut wie ausradiert scheinen. Es ist fast so, als wolle uns „Here They Lie“ die tiefsten Abgründe menschlichen Handelns direkt vor Augen halten – im wahrsten Sinne des Wortes.
Bist du stark genug?
Obwohl sich klassische Splatter-Effekte in Grenzen halten, verspürt man nicht selten das Verlangen, das Headset abnehmen zu wollen, um sich eine kurze Verschnaufpause von dieser verrückten Albtraumwelt zu gönnen. Worauf das Spiel übrigens auch in regelmäßigen Abständen von selbst hinweist. In jedem Fall gilt: Dieser Titel gehört auf keinen Fall in Kinderhände. Und auch Menschen mit Herzschrittmacher oder schwachem Nervenkostüm lassen besser die Finger von „Here They Lie“. Wer auf subtilen, vielseitig interpretierbaren Psycho-Horror steht, kommt dagegen voll auf seine Kosten.
Lob zudem für die nicht allzu häufigen, dafür aber umso cleverer platzierten Jumpscares. Fast immer zuckten wir schaurig schön zusammen und mussten im Anschluss sogar ein bisschen schmunzeln, dass wir den Schreckmoment nicht haben kommen sehen. Auf der Suche nach einer Mutprobe für die nächste Halloween-Party? Mit „Here They Lie“ habt ihr sie gefunden!
Was wir schlecht finden
Sehr simples Gameplay
Das Kern-Gamplay von „Here They Lie“ ist vergleichsweise simpel aufgebaut. Ihr folgt einem meist recht linear angelegten Levelpfad, knipst die Taschenlampe an, wenn es zu dunkel wird und haltet die Augen auf nach klingelnden Telefonzellen sowie verschiedenartigen Kisten. Erstgenannte starten Monologe eines Freundes und geben Anhaltspunkte, was es mit Dana auf sich haben könnte. Letztgenannte enthalten entweder kryptisch formulierte Notizzettel (die helfen können, das größere Ganze zu verstehen) oder neue Batterien für eure Taschenlampe. Hin und wieder verwickelt euch „Here They Lie“ außerdem in eine Art rudimentäres Stealth-Gameplay. Hierbei müsst ihr darauf achten, nicht ins Sichtfeld bösartiger Kreaturen zu geraten – meist indem ihr euch einfach hinter Objekten versteckt oder rechtzeitig die Beine in die Hand nehmt und flüchtet. Puzzle, Kämpfe oder fordernde Geschicklichkeitspassagen – kommen de facto nicht vor. Sehr schade, denn letztendlich bezieht „Here They Lie“ seine Faszination fast ausschließlich aus der packenden Atmosphäre und dem verstörenden Setting.
Suboptimale Steuerung
Viele Spieler berichten, dass ihnen beim Erleben von „Here They Lie“ binnen kurzer Zeit ziemlich mulmig wurde. Auch play3.de war vor dieser Problematik nicht gefeit. Hauptgrund hierfür ist (zumindest in unseren Augen) die Tatsache, dass sich die Spielfigur beim Nach-vorne-Laufen automatisch in die Richtung bewegt, in die ihr guckt. Dreht ihr euren Kopf beim Bewegen also beispielsweise nach links, nimmt der Held automatisch einen Richtungswechsel nach links vor. Viel besser – und mehr der Realität entsprechend – wäre es jedoch gewesen, wenn die Entwickler Umschauen via Headset und Richtungswechsel beim Bewegen komplett voneinander getrennt hätten. Schließlich ist der rechte Stick ohnehin für Drehungen um die eigene Achse zuständig.
Ihr wollt dem flauen Gefühl in der Magengegen vorbeugen? Dann am besten immer nur stückweise geradeaus bewegen und erst im Stehen Umgucken. Um das höchste Maß an Immersion und Übersicht zu gewährleisten, solltet ihr darüber hinaus im Optionsmenü den VR-Drehmodus deaktivieren. Er bewirkt, dass Drehungen um die eigene Achse in 45-Grad-Schritten erfolgen. Mag sein, dass das bei dem ein oder anderen Übelkeit vorbeugt. In unserem Praxistest jedoch sorgte diese Funktion eher für Orientierungslosigkeit und ein zusätzliches Gefühl der Unsicherheit, weil das Bild im Moment der Drehbewegung ganz kurz schwarz wird.
So interessant das Szenario auch sein mag – in VR wirkt die Grafik von „Here They Lie“ leider sehr grobpixelig. Dazu gesellen sich oft verwaschene Texturen und ausgefranzte Schatten. Weil die Erfahrung über weite Strecken so intensiv rüberkommt, fällt dieses Manko allerdings nicht allzu sehr ins Gewicht. Über einen PS4 Pro Patch wie er beispielsweise für „RIGS angekündigt wurde, würden wir uns dennoch freuen.
Kommentare
16bitCupcake
31. Oktober 2016 um 16:51 UhrIhr bewertet also Geld und Zeit….
Frage ? Bestes Street beat em up Ende der 90?
Final Fight 1,2,3 ? Turtles in Time ?
Seh ich genauso….130 Mark ..unter 1 Std Spielzeit. ..
Man kann sagen : hey ok…ich warte auf ein Sale. ..Aber danach zu bewerten….
Also ist ein Spiel in einem Sale besser ?
Wisst Ihr wie die Wertungen damals hiessen? SPIELSPASSWERTUNG und nicht Zeit durch Geld Formel Wertung…ist das schlecht …
Davon mal ab ist das Game hier Müll.
Playa82
31. Oktober 2016 um 17:01 UhrDas Game ist spitze! Bin seit gestern durch und kann es nur empfehlen.
xjohndoex86
31. Oktober 2016 um 18:12 UhrNeben Resi7 für mich einer der Kaufgründe schlechthin für die VR.
tricogirl88
31. Oktober 2016 um 20:13 UhrWürde es auch gerne zocken.
Hab aber leider die VR Brille nicht
Richi+Musha
31. Oktober 2016 um 20:59 UhrDieser VR Müll ist das neue 3D und taugt doch alles nichts.
Smuggl
31. Oktober 2016 um 21:29 UhrMan kann in den Optionen auch den Richtungswechsel per Stick aktivieren. Die Steuerung durch Blicken in die Richtung hat bei mir auch Unwohlsein bewirkt, weswegen ich dies in den Optionen deaktiviert habe. Diese Möglichkeit ist Play3 wohl leider verborgen geblieben.
Ridgewalker
31. Oktober 2016 um 22:51 UhrWarum soll ich mir ein Spiel kaufen, wobei mir immer zum kotzen ist? Das begreife ich nicht.
Gandalf0101
31. Oktober 2016 um 23:23 UhrRidge: Aber andere müssen nicht kotzen. Mir wird auch nach Stunden nicht schlecht egal ob ich RIGS oder DriveClub etc spiele…
Cat_McAllister
01. November 2016 um 01:52 UhrGeht Mir genauso, kann locker mal 2 bis 3 Stunden lang DriveClub VR oder Rigs suchten ohne Probleme oder wenn Mir danach sein sollte auch länger. 🙂
Ist einfach ein Wahnsinns-Erlebnis. 😀
https://youtu.be/pz3NwWUXF-s