Als „Watch Dogs“ im Jahr 2014 erschien, zeigte Ubisofts Action-Adventure bereits reichlich Potenzial. Doch mit dem unsympathischen Aiden Pearce und einem finsteren Chicago wurden trotz interessanter Hacker-Thematik längst nicht alle warm. Kein Wunder also, dass Ubisoft für den zweiten Teil eine astreine Kehrtwende vollführt. Mit neuem Setting, frischen Protagonisten und einem weit weniger schematischen Spielaufbau soll „Watch Dogs 2“ endlich die Massen für sich begeistern. Nach über 30 Stunden im virtuellen San Francisco sind wir davon überzeugt: „Watch Dogs 2“ geht den richtigen Weg und gehört zu den Knallern der diesjährigen Wintersaison.
Alles neu
Das erste „Watch Dogs“ war noch ein Rachedrama in den schmuddeligen Straßen Chicagos. Der zweite Teil nimmt sich weit weniger ernst und fährt damit goldrichtig. Dieser Humor zeigt sich bereits in den ersten Spielminuten. Nach dem erfolgreichen Einbruch in die Firmenzentrale von Blume feiert Marcus Holloway seinen Einstand bei der Hacker-Gruppe DedSec. Stilecht wacht er am nächsten Tag ohne Hosen und ohne Smartphone in einer fremden Wohnung auf. DedSec präsentiert sich als Truppe sympathischer Außenseiter, die Blume und deren Überwachungssystem ctOS zum Einsturz bringen wollen. Allerdings mit ihren eigenen, unorthodoxen Mitteln. Die Charaktere sind herrlich skurril und die Dialoge strotzen vor Witz. Kurzum: Es macht Spaß, mit Marcus Holloway ein Teil von DedSec zu sein.
Das Spiel, was „Watch Dogs“ immer sein sollte.
Und obwohl der eigentliche Plot um den Konflikt zwischen Blume und DedSec nur selten wirklich Fahrt aufnimmt, so überzeugen doch zumindest die Missionen mit kreativen Schauplätzen und Anspielungen auf die moderne Popkultur. Ubisoft nimmt in „Watch Dogs 2“ Konzerne wie Google, Facebook und Tesla aufs Korn, kritisiert Scientology und Social-Media-Hype. Das alles geschieht auf sympathische Art und entlockt einem immer wieder Schmunzler.
Virtueller Desktop
„Watch Dogs 2“ öffnet seine Spielwelt bereits sehr früh und verzichtet vollends auf die berüchtigte Ubisoft-Formel. Stattdessen plant ihr vom Hacker-Space aus eure nächsten Aktionen und benutzt Marcus‘ Smartphone als mobile Schaltzentrale. Mit ihm legt ihr unterwegs Wege fest, sucht euch Missionen aus und greift auf die üppigen Fähigkeitenbäume zu. Außerdem installiert ihr neue Apps und aktiviert damit Nebenjobs: So versucht ihr euch als Taxifahrer, macht Fotos von Aussichtspunkten oder scannt Songs, um sie danach in eure Playlist zu übernehmen.
„Watch Dogs 2“ bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten und bereitet diese stilecht auf. San Francisco wird zur Spielwiese, ohne einen dabei unter akuten Sammelstress zu setzen. Zwar gibt es versteckte Objekte wie Fähigkeitenpunkte, Geldpakete oder Kleidungsstücke, doch diese liegen nicht einfach herum. Sie sind häufig an kleine Umgebungsrätsel gekoppelt. Wollt ihr sie finden, müsst ihr Marcus‘ Fertigkeiten bemühen und eure grauen Zellen anstrengen. Das bedeutet: Der Sammeltrieb wird gebremst und durch Erfolgserlebnisse belohnt.
Hacken, schleichen, kämpfen
Grundsätzlich lässt euch das Spiel also enorm viele Freiheiten. Die meisten Missionen aber solltet ihr trotzdem mit einem guten Plan angehen. Denn im direkten Konflikt zieht der zerbrechliche Marcus meist den Kürzeren. Zum Glück habt ihr das so genannte BotNet. Dieser Sichtmodus zeigt euch alle manipulierbaren Objekte an – wie beispielsweise Schalter, Kameras oder auch Rohrleitungen. Habt ihr im Erfahrungssystem die entsprechenden Talente freigeschaltet, könnt ihr diese Objekte danach beispielsweise sprengen oder als Ablenkung einsetzen. Gabelstapler und Hebebühnen steuert ihr kurzerhand fern, normale Autos lasst ihr unkontrolliert losfahren. Besonders lästige Wachleute lasst ihr einfach von der Polizei verhaften oder ruft eine Gang als Verstärkung hinzu.
Mit diesen Grundzutaten und Marcus‘ Gadgets – dem ferngesteuerten Jumper und der Quadrocopter-Drohne – könnt ihr Missionen auf verschiedene Arten angehen. Gewalt ist nur selten die Lösung. Vielmehr reicht es meist vollkommen aus, die notwendigen Ziele auszumachen und anschließend Jumper oder Drohne ins Rennen zu schicken. Stellt ihr euch geschickt an und nutzt sämtliche Talente, erledigt ihr Einsätze, ohne dass Marcus abgesperrte Bereich überhaupt betreten muss.
Die Missionen werden zu gewaltigen Umgebungsrätseln. Die Spitze der Puzzle-Krönung ist das Hacken von Netzwerkbrücken. Waren diese im ersten Teil noch in der schwarzen Computer-Matrix versteckt, bringt Ubisoft die farbigen Daten-Highways in die Spielwelt selbst. Da bastelt ihr plötzlich an Hochhäusern oder Türmen herum oder müsst gar ein Rätsel lösen, ehe eine Bombe explodiert. „Watch Dogs 2“ spielt sich als Mix aus Stealth- und Hacker-Game klasse und fährt beeindruckende Schauplätze auf. Die technische Umsetzung ist nahezu tadellos und auch das Fahrzeugmodell wurde im Vergleich zum Vorgänger entschlackt.
Zu leicht oder zu dumm?
Ein perfektes Stealth-Spiel ist „Watch Dogs 2“ trotzdem nicht. Verglichen mit „Hitman“ fehlen einige Optionen innerhalb der Deckungs- und der Schleichmechanik. So reagieren Computer-Wachen zwar auf herum liegende Kollegen. Marcus allerdings besitzt keine Möglichkeiten, seine Opfer aus dem Weg zu räumen. Glücklicherweise verhalten sich die Widersacher grundsätzlich aber nicht besonders clever. Werdet ihr entdeckt, versteckt euch am besten in einem Raum mit nur einem Eingang. Die Computer-Sicherheitskräfte werden keine Chance haben. Noch schlimmer: Sie agieren ausgesprochen blöd und haben einfach kein Konzept, um ihre Übermacht zu nutzen. Auch sonst sind die Sichtkegel der Konkurrenz vergleichsweise klein. Das passt auf der einen Seite zur insgesamt entspannten Stimmung des Spiels, geübte Schleicher sollten aber gleich auf einem der höheren Schwierigkeitsgrade einsteigen.
Schwächen in der Spielbalance
Angesichts der raschen Charakterentwicklung verwundert es nicht, das Marcus sehr schnell zum übermächtigen Ober-Hacker mutiert. Die Blume-Truppen besitzen keine wirklichen Gegenmittel abseits von ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit. Die auf festen Routen patrouillierenden Roboter oder Laserschranken stellen gerade im späteren Verlauf keinerlei Hindernis dar und können per Hack deaktiviert werden. Es wäre schön gewesen, wenn Marcus in einigen Einsätzen seine Hacker-Tools nicht hätte nutzen können. Gerade nach einigen Spielstunden besitzt ihr derart viele Möglichkeiten, dass Widersacher zu eurem Spielball werden. Nur wenn ihr dann wirklich unvorsichtig vorgeht, lauft ihr Gefahr, doch noch drauf zu gehen.
Nette Schauplätze, schnöde Story
Wir haben es bereits beschrieben: „Watch Dogs 2“ vermischt Realität mit Fiktion und erschafft in Kombination mit tollen Settings einzigartige Missionen. Allerdings rückt die eigentlich Geschichte spürbar in den Hintergrund. Blume und sein fanatischer Anführer zeigen viel zu selten ihre Macht. Und wenn so etwas wie Dringlichkeit entsteht, dann wird diese schnelle durch das Open-World- und das flotte Quest-Design weg gewischt. Leider schafft die Kampagne nicht rechtzeitig den Absprung. Die letzten Einsätze fühlen sich daher gestreckt an und das große Finale passt so gar nicht zu den Anarcho-Helden. Kurzum: Die Kampagne unterhält, aber überzeugt nicht auf ganzer Linie und hat erzählerische Schwächen.
Kommentare
logan1509
14. November 2016 um 12:07 UhrIch hätte irgendwie Lust auf WD2, da mir der erste Teil schon gefallen hat. Aber ich komme mit den Charakteren so gar nicht klar. Die Zwischensequenzen, die ich bis jetzt sehen konnte, fand ich eigentlich eher peinlich, aber das ist natürlich nur meine Meinung. Hat jemand das Game und kann schon erste Eindrücke geben?
His0ka
14. November 2016 um 12:10 Uhr@logan:
jup sau schlecht und die charaktere werden dir ein übermaß an fremdschäm gefühle rüberbringen. würde sagen..wenn du openworld magst, warte bis du es für lau bekommst.
die bessere alternative ist definitiv dishonored 2..das spiel ist spaß pur.
noch ein tipp: hör nicht auf den user plastikgitarre, dieser leidet an eine unausgesprochene geschmacksverkalkung(komisch wegen seinem avatar) oder bekommt monatlich 0,99cent von ubisoft auf sein konto
xjohndoex86
14. November 2016 um 12:15 UhrHört sich für mich nach viel Firlefanz an, der sicherlich aber Spaß macht im Einsatz. Dennoch wär’s schön, wenn Ubisoft sich beim 3. Teil dann endlich mal kritisch mit der Materie auseinander setzt und das nicht nur auf Pseudo Ebene macht. Der darf dann auch ruhig wieder düster und grimmig sein.
Grey Fox
14. November 2016 um 12:17 UhrHey logan1509!
Ich verstehe vollkommen, was du meinst. Diesen Eindruck hatte ich anfangs ebenfalls und ich kann dir nach mittlerweile 2 Tagen Gameplay sagen: Lass‘ das deine Lust auf das Game nicht vermiesen, in der Zwischenzeit finde ich sämtlich Charaktere ziemlich cool und individuell, Ubisoft hat es mMn geschafft, hier die richtige Balance zu finden. Das Spiel ist ’ne absolute Granate, spätestens, wenn du das erste mal ein Gelände bei Nacht infiltrierst, Marcus seinen Gesichtsschutz hochfährt und du über seinen Player das Lied „Don’t Sweat The Technique“ von Erik B. & Rakim laufen lässt und du dabei die herausragenden Bewegungsanimationen von ihm bestaunst hat’s dich komplett erwischt 😉 Garantie! Viel Spass.
Marv91
14. November 2016 um 12:21 UhrPseudo-Hipster-Skript- Kiddies. Sowas soll man als Erwachsener cool finden?^^
Grey Fox
14. November 2016 um 12:28 Uhr@Marv91
Kann man, soll man nicht.
Hier geht es um die Individualität jeder der Hauptpersonen und wie gut diese geschrieben bzw. präsentiert sind. Sicher gibt es Leute, denen das in der Form nicht zusagt. Ich finde gut, das Ubisoft auf die Rückmeldung der Fans gehört hat und sich vom ersten Hauptdarsteller, welchen ich ebenfalls gut empfand, verabschiedet und neue ins Spiel intergriert hat. Man muss sich einen eigenen Eindruck machen… oder eben nicht.
Plastik Gitarre
14. November 2016 um 12:34 Uhrdem abschluss klare kaufempfehlung unterstreiche ich. hätte die wertung sogar höher geschraubt.
die ki ist nicht immer clever das stimmt wohl aber man sollte definitiv versuchen unentdeckt zu bleiben und alle möglichkeiten auspielen. man kann gegner auf so vielen unterschiedlichen wegen manipulieren und ausschalten. wird man entdeckt bricht natürlich kaos aus.
die crew um marcus ist witzig und sympathisch. sogar ich als alter sack finde die jugendlichen charaktere durchaus glaubwürdig. macht einfach spaß mit den jungs.
DerInDerInderin
14. November 2016 um 12:42 UhrWenn ich das immer lese „ich kann mich mit dieser Hipster-Pseudo-Coolen-Art nicht anfreunden und deshalb mag ich das Spiel nicht“, Krieg ich das kotzen. Ist ja in Mode alles was nach Hipster riecht oder klingt schlecht zu reden, also macht euch das auch zu Hipstern weil es ja voll im Trend ist.
Ihr könnt euch doch auch mit Leggings-tragenden Superhelden anfreunden ohne euch im privaten die Unterhose über der normale Hose zu ziehen. Also macht euch nicht lächerlich.
@Topic
Freue mich auf das Game. Hatte sehr viel Spaß mit dem ersten auch wenn es sehr steril und kalt wirkte.
Der Nachfolger scheint der Hacketmarterie mehr gerecht zu werden.
LDK-Boy
14. November 2016 um 13:05 UhrDas spiel is Top..lass sogar BF1erstmal liegen weil mich WD2gepackt hat.um so länger man spielr um sehr mehr spass hat man.
merjeta77
14. November 2016 um 13:10 UhrTypisch Kinderkram Spiel uninteressant.
Obi-Wan Nikobi
14. November 2016 um 14:49 Uhr@merjeta
Und du bist ja schon soooo erwachsen, hehe
Rushfanatic
14. November 2016 um 16:18 UhrSchnöde Story, dumme Ki, schlechtes Balancing und dann ne 8.5
Ich verstehe euer Wertungssystem nicht. 76% für WD2
Gay Fox
14. November 2016 um 18:01 UhrTeil 2 kann man nicht mit Teil 1 vergleichen, ein richtig großer Schritt von Ubi.
xjohndoex86
14. November 2016 um 18:17 UhrKonnte heute auch gut ’ne Stunde mal reinzocken und bin doch positiv überrascht wie gut und respektvoll es Ubisoft gegenüber dem Original geschafft hat, hier frischen Wind rein zu bringen. Das Californication Lebensgefühl ist erst mal großartig eingefangen, Spielbarkeit ist eh immer tadellos bei Ubi Titeln und wurde sinnvoll erweitert mit den neuen Hack-Möglichkeiten. Präsentation ist auch wieder 1a. Wem sich der erste Teil zu ernst genommen hat, sollte ruhig mal ’nen Blick riskieren. Lohnt!
Zockerfreak
14. November 2016 um 18:40 UhrDas Spiel ist ab 18,aber die Zielgruppe sind verwöhnte14-15 jährige.
ADay2Silence
14. November 2016 um 19:10 UhrKann mit den Spiel ehrlichgesagt garnichts anfangen trotz coole Ideen. Der erste Teil hat mich kalt gelassen aber besser als Teil 1 ist es allemal.
olli3d
15. November 2016 um 10:40 UhrSchlechte Story, schlechte KI, schlechte Balance …. sind leider schon mal 3 Kriterien die mich vom Kauf abhalten, wenn es dann nächsten Monat in einer Weihnachtsaktion für 30€ zu haben ist schlag ich vielleicht zu.
Nnoo1987
15. November 2016 um 17:27 UhrIch habs mir auch nicht gekauft.. kein MustHave
mir hat WD1 nicht gefallen und Teil 2 sieht so ähnlich aus
Setting ist halt anders.. SeasonPass und Spiel ist gleich
WD2 macht sich leider selbst Lächerlich und die Story soll einen über mehrere Stunden motivieren? glaube kaum
ProPatch und Mutliplayer?.. erstmal nicht XD
Gandalf0101
30. November 2016 um 07:46 UhrNnoo1987: Und ob. Allein die Open World macht Spaß. Bin grad mal mit der glaube ich 3. Hauptmission durch und 2 Nebenmissionen, habe aber schon über 25h gespielt. Vorallem habe ich mir die Welt angesehen. San Francisco ist wirklich klasse und die Grafik ist auch sehr gut. Das Spiel fesselt mich definitiv und ich kann es jedem empfehlen. Meiner Meinung nach definitiv ein würdiger Konkurrent zu GTA, auch wenn das Spiel nicht an die Fahrphysik von GTA rankommt.
Check008
06. Dezember 2016 um 19:20 UhrWerde es mal die Tage spielen. Gab es gratis zu meiner GTX 1080 dazu.
Check008
27. Dezember 2016 um 14:05 UhrFinde das Spiel ziemlicher Müll. Teil 1 war schon schlecht. Teil 2 ist zum fremdschämen. Schade das es bei meiner GTX 1080 dabei war.