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Review

Watch Dogs 2: Der Test zu Ubisofts Hacker-Abenteuer

Verwandelt San Francisco in euren persönlichen Cyberspace: Das Open-World-Abenteuer „Watch Dogs 2“ bügelt beinahe alle Schwächen seines Vorgängers aus und begeistert die Redaktion. Erfahrt, warum die Ubisoft-Formel endgültig im Papierkorb gelandet ist!

play3 Review: Watch Dogs 2: Der Test zu Ubisofts Hacker-Abenteuer

8.5

Als „Watch Dogs“ im Jahr 2014 erschien, zeigte Ubisofts Action-Adventure bereits reichlich Potenzial. Doch mit dem unsympathischen Aiden Pearce und einem finsteren Chicago wurden trotz interessanter Hacker-Thematik längst nicht alle warm. Kein Wunder also, dass Ubisoft für den zweiten Teil eine astreine Kehrtwende vollführt. Mit neuem Setting, frischen Protagonisten und einem weit weniger schematischen Spielaufbau soll „Watch Dogs 2“ endlich die Massen für sich begeistern. Nach über 30 Stunden im virtuellen San Francisco sind wir davon überzeugt: „Watch Dogs 2“ geht den richtigen Weg und gehört zu den Knallern der diesjährigen Wintersaison.

Was wir gut finden

Alles neu

Das erste „Watch Dogs“ war noch ein Rachedrama in den schmuddeligen Straßen Chicagos. Der zweite Teil nimmt sich weit weniger ernst und fährt damit goldrichtig. Dieser Humor zeigt sich bereits in den ersten Spielminuten. Nach dem erfolgreichen Einbruch in die Firmenzentrale von Blume feiert Marcus Holloway seinen Einstand bei der Hacker-Gruppe DedSec. Stilecht wacht er am nächsten Tag ohne Hosen und ohne Smartphone in einer fremden Wohnung auf. DedSec präsentiert sich als Truppe sympathischer Außenseiter, die Blume und deren Überwachungssystem ctOS zum Einsturz bringen wollen. Allerdings mit ihren eigenen, unorthodoxen Mitteln. Die Charaktere sind herrlich skurril und die Dialoge strotzen vor Witz. Kurzum: Es macht Spaß, mit Marcus Holloway ein Teil von DedSec zu sein.

Das Spiel, was „Watch Dogs“ immer sein sollte.

Und obwohl der eigentliche Plot um den Konflikt zwischen Blume und DedSec nur selten wirklich Fahrt aufnimmt, so überzeugen doch zumindest die Missionen mit kreativen Schauplätzen und Anspielungen auf die moderne Popkultur. Ubisoft nimmt in „Watch Dogs 2“ Konzerne wie Google, Facebook und Tesla aufs Korn, kritisiert Scientology und Social-Media-Hype. Das alles geschieht auf sympathische Art und entlockt einem immer wieder Schmunzler.

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Virtueller Desktop

„Watch Dogs 2“ öffnet seine Spielwelt bereits sehr früh und verzichtet vollends auf die berüchtigte Ubisoft-Formel. Stattdessen plant ihr vom Hacker-Space aus eure nächsten Aktionen und benutzt Marcus‘ Smartphone als mobile Schaltzentrale. Mit ihm legt ihr unterwegs Wege fest, sucht euch Missionen aus und greift auf die üppigen Fähigkeitenbäume zu. Außerdem installiert ihr neue Apps und aktiviert damit Nebenjobs: So versucht ihr euch als Taxifahrer, macht Fotos von Aussichtspunkten oder scannt Songs, um sie danach in eure Playlist zu übernehmen.

„Watch Dogs 2“ bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten und bereitet diese stilecht auf. San Francisco wird zur Spielwiese, ohne einen dabei unter akuten Sammelstress zu setzen. Zwar gibt es versteckte Objekte wie Fähigkeitenpunkte, Geldpakete oder Kleidungsstücke, doch diese liegen nicht einfach herum. Sie sind häufig an kleine Umgebungsrätsel gekoppelt. Wollt ihr sie finden, müsst ihr Marcus‘ Fertigkeiten bemühen und eure grauen Zellen anstrengen. Das bedeutet: Der Sammeltrieb wird gebremst und durch Erfolgserlebnisse belohnt.

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Hacken, schleichen, kämpfen

Grundsätzlich lässt euch das Spiel also enorm viele Freiheiten. Die meisten Missionen aber solltet ihr trotzdem mit einem guten Plan angehen. Denn im direkten Konflikt zieht der zerbrechliche Marcus meist den Kürzeren. Zum Glück habt ihr das so genannte BotNet. Dieser Sichtmodus zeigt euch alle manipulierbaren Objekte an – wie beispielsweise Schalter, Kameras oder auch Rohrleitungen. Habt ihr im Erfahrungssystem die entsprechenden Talente freigeschaltet, könnt ihr diese Objekte danach beispielsweise sprengen oder als Ablenkung einsetzen. Gabelstapler und Hebebühnen steuert ihr kurzerhand fern, normale Autos lasst ihr unkontrolliert losfahren. Besonders lästige Wachleute lasst ihr einfach von der Polizei verhaften oder ruft eine Gang als Verstärkung hinzu.

Mit diesen Grundzutaten und Marcus‘ Gadgets – dem ferngesteuerten Jumper und der Quadrocopter-Drohne – könnt ihr Missionen auf verschiedene Arten angehen. Gewalt ist nur selten die Lösung. Vielmehr reicht es meist vollkommen aus, die notwendigen Ziele auszumachen und anschließend Jumper oder Drohne ins Rennen zu schicken. Stellt ihr euch geschickt an und nutzt sämtliche Talente, erledigt ihr Einsätze, ohne dass Marcus abgesperrte Bereich überhaupt betreten muss.

Die Missionen werden zu gewaltigen Umgebungsrätseln. Die Spitze der Puzzle-Krönung ist das Hacken von Netzwerkbrücken. Waren diese im ersten Teil noch in der schwarzen Computer-Matrix versteckt, bringt Ubisoft die farbigen Daten-Highways in die Spielwelt selbst. Da bastelt ihr plötzlich an Hochhäusern oder Türmen herum oder müsst gar ein Rätsel lösen, ehe eine Bombe explodiert. „Watch Dogs 2“ spielt sich als Mix aus Stealth- und Hacker-Game klasse und fährt beeindruckende Schauplätze auf. Die technische Umsetzung ist nahezu tadellos und auch das Fahrzeugmodell wurde im Vergleich zum Vorgänger entschlackt.

Was wir schlecht finden

Zu leicht oder zu dumm?

Ein perfektes Stealth-Spiel ist „Watch Dogs 2“ trotzdem nicht. Verglichen mit „Hitman“ fehlen einige Optionen innerhalb der Deckungs- und der Schleichmechanik. So reagieren Computer-Wachen zwar auf herum liegende Kollegen. Marcus allerdings besitzt keine Möglichkeiten, seine Opfer aus dem Weg zu räumen. Glücklicherweise verhalten sich die Widersacher grundsätzlich aber nicht besonders clever. Werdet ihr entdeckt, versteckt euch am besten in einem Raum mit nur einem Eingang. Die Computer-Sicherheitskräfte werden keine Chance haben. Noch schlimmer: Sie agieren ausgesprochen blöd und haben einfach kein Konzept, um ihre Übermacht zu nutzen. Auch sonst sind die Sichtkegel der Konkurrenz vergleichsweise klein. Das passt auf der einen Seite zur insgesamt entspannten Stimmung des Spiels, geübte Schleicher sollten aber gleich auf einem der höheren Schwierigkeitsgrade einsteigen.

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Schwächen in der Spielbalance

Angesichts der raschen Charakterentwicklung verwundert es nicht, das Marcus sehr schnell zum übermächtigen Ober-Hacker mutiert. Die Blume-Truppen besitzen keine wirklichen Gegenmittel abseits von ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit. Die auf festen Routen patrouillierenden Roboter oder Laserschranken stellen gerade im späteren Verlauf keinerlei Hindernis dar und können per Hack deaktiviert werden. Es wäre schön gewesen, wenn Marcus in einigen Einsätzen seine Hacker-Tools nicht hätte nutzen können. Gerade nach einigen Spielstunden besitzt ihr derart viele Möglichkeiten, dass Widersacher zu eurem Spielball werden. Nur wenn ihr dann wirklich unvorsichtig vorgeht, lauft ihr Gefahr, doch noch drauf zu gehen.

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Nette Schauplätze, schnöde Story

Wir haben es bereits beschrieben: „Watch Dogs 2“ vermischt Realität mit Fiktion und erschafft in Kombination mit tollen Settings einzigartige Missionen. Allerdings rückt die eigentlich Geschichte spürbar in den Hintergrund. Blume und sein fanatischer Anführer zeigen viel zu selten ihre Macht. Und wenn so etwas wie Dringlichkeit entsteht, dann wird diese schnelle durch das Open-World- und das flotte Quest-Design weg gewischt. Leider schafft die Kampagne nicht rechtzeitig den Absprung. Die letzten Einsätze fühlen sich daher gestreckt an und das große Finale passt so gar nicht zu den Anarcho-Helden. Kurzum: Die Kampagne unterhält, aber überzeugt nicht auf ganzer Linie und hat erzählerische Schwächen.

8.5

Wertung und Fazit

PRO
  • tolle Präsentation
  • starke Gameplay-Mischung
  • großer Umfang
CONTRA
  • durchwachsene Gegner-KI
  • Probleme im Balancing
  • Story ohne Höhepunkte

Watch Dogs 2: Der Test zu Ubisofts Hacker-Abenteuer

Ubisoft hat aus den Fehlern des ersten Teils gelernt. Mit „Watch Dogs 2“ verabschiedet man sich von der bewährten Formel und lässt Sektoreroberungen und Massen an Sammelgegenständen hinter sich. Besonders wichtig für den Erfolg des zweiten Teils sind allerdings die neuen Protagonisten und das frische Setting. Marcus Holloways Hacker-Abenteuer spielen geschickt mit dem aktuellen Zeitgeschehen und besitzen zugleich einen – gerade für Videospieler – äußerst attraktiven Humor. Hier hört man auch auf langen Autofahrten gerne zu und lauscht den Gesprächen der DedSec-Bande. Spielerisch entwickelt sich „Watch Dogs“ sehr gut weiter. Die Navigation innerhalb der offenen Spielwelt ist runder, die Aufgaben sind abwechslungsreicher und speziell die Hacking-Fähigkeiten passen besser zum Spielverlauf. Die Mischung aus Stealth, Action und Hacking geht in den meisten Fällen – trotz KI- und Story-Schwächen – auf. Elemente wie das Ausknobeln der Netzwerkbrücken oder auch der Einsatz von Drohne und Jumper sind tolle Ergänzungen und unterstreichen das Szenario. Kurzum: „Watch Dogs 2“ überzeugt und spielt endlich das volle Potenzial des Grundkonzepts aus. Klare Kaufempfehlung!

Kommentare

xjohndoex86

xjohndoex86

14. November 2016 um 12:15 Uhr
Plastik Gitarre

Plastik Gitarre

14. November 2016 um 12:34 Uhr
DerInDerInderin

DerInDerInderin

14. November 2016 um 12:42 Uhr
Obi-Wan Nikobi

Obi-Wan Nikobi

14. November 2016 um 14:49 Uhr
Rushfanatic

Rushfanatic

14. November 2016 um 16:18 Uhr
xjohndoex86

xjohndoex86

14. November 2016 um 18:17 Uhr
Zockerfreak

Zockerfreak

14. November 2016 um 18:40 Uhr
ADay2Silence

ADay2Silence

14. November 2016 um 19:10 Uhr
Gandalf0101

Gandalf0101

30. November 2016 um 07:46 Uhr