Kennt ihr eigentlich die amerikanische Komödie „Und täglich grüßt das Murmeltier“ mit Bill Murray? Ja? Okay, dann wisst ihr sicher auch, dass der eben genannte Hollywood-Star dort den zynischen Moderator eines Wetterkanals verkörpert, der eines Tages in einer Art Zeitschleife hängen bleibt.
In der Rolle von Morgan Yu erleben wir zu Beginn unserer Hands-On-Session etwas sehr ähnliches. Keine Lust, irgendetwas zur einleitenden Hintergrundgeschichte von „Prey“ zu erfahren? Dann raten wir euch – obwohl selbst der Entwickler keinerlei Spoilerwarnungen ausspricht – dringend dazu, erst bei der Zwischenüberschrift „System Shock trifft Dead Space“ weiterzulesen.
Good Morning Morgan
Wir schreiben den 15. März 2032. Protagonist Morgan Yu (wir haben uns vor Spielbeginn für die männliche Version entschieden) erwacht im Bett seines luxuriös ausgestatteten Hochhaus-Apartments. Die Sonne scheint, aus dem Radiowecker ertönt entspannte Musik. Yu schnappt sich sein seltsames, Backstein-großes Smart-Device und erhält Sekunden später einen Anruf von seinem Bruder Alex Yu. „Hey Morgan, aufwachen. Du verschwendest Tageslicht. Ich hab’ den Helikopter geschickt, um dich abzuholen. Wir müssen nur noch ein paar Tests durchführen. Und vergiss nicht deinen Anzug zu tragen.“
Gesagt, getan. Wir schlüpfen in den Raumanzug, stöbern noch ein bisschen in einigen herumliegenden Büchern und machen uns dann schnellen Schrittes in Richtung Helikopter-Landeplatz. Auf dem Weg begrüßen wir dabei noch die freundliche Haustechnikerin Patricia Varma. Endlich auf dem Dach angekommen und im Helikopter Platz genommen, das erste Wow-Erlebnis. Gänsehaut erzeugende Synthie-Musik setzt ein, der Heli hebt ab und los geht’s über die Skyline einer Millionenstadt, die aufgrund einer angrenzenden Hängebrücke entfernt an San Francisco erinnert.
Allerdings bleibt kaum Zeit die Aussicht zu genießen, denn bereits nach weniger als zwei Minuten ist der Flug vorbei und Morgan bereits im Gespräch mit seinem durchaus korpulenten Bruder Alex. „Nur noch eine Woche, dann sind wir bereit, um in den Orbit zu fliegen“, verspricht Alex und drängt uns sogleich an einigen Testprogramm von einem gewissen Dr. Bellamy teilzunehmen. Nun denn, auf zu neuen Taten, schließlich wollen wir bald in Richtung Weltall aufbrechen!
Doch kaum den eher beengten Raum mit XXL-Glasscheibe betreten, spüren wir ein seltsames Unwohlsein in der Magengegend. Nicht zuletzt aufgrund der immer bizarrer werdenden Aufgabenstellungen. In Testraum zwei zum Beispiel müssen wir uns hinter einem Stuhl verstecken. Testraum vier wiederum tischt uns ein wahrlich verstörendes Multiple-Choice-Gedankenspiel auf, das in etwa so beginnt: „Ein Zug rast auf fünf Menschen zu, die am Gleis festgebunden sind. Du kannst den Zug veranlassen, das Gleis zu wechseln, doch auch auf Gleis zwei befindet sich eine festgebundene Person. Was also möchtest du tun? a) Die Weiche stellen b) Nichts“.
Wir wollen nicht zu viel verraten, aber am Ende des Parcours geht so einiges richtig schief. Morgan selbst? Wird bewusstlos und erwacht zu einem späteren Zeitpunkt wieder in dem Raum, wo die Geschichte begonnen hat. Auf den ersten Blick wirkt alles normal, doch dann… Nun, das müsst ihr im Mai schon selbst erleben. Nur noch soviel: Am Ende des Prologs findet sich Morgan an Bord der Raumstation Talos-1 wieder – und die ist überrannt von hochgradig aggressiven, Typhon genannten Aliens…
System Shock trifft Dead Space
Was folgt ist eine sehr interessante Symbiose aus Rollenspiel, Ego-Shooter und First-Person-Survival-Action. Denn nun müsst ihr, getrieben von unglaublicher Neugier, herausfinden, was zum Teufel hier wirklich passiert ist. Die brennendsten Fragen gleich zu Spielbeginn: Was genau wollen die in Form von Rauchschwaden auftretenden Außerirdischen überhaupt? Bin ich tatsächlich der einzige Überlebende an Bord? Und ganz wichtig: Welche Fluchtmöglichkeiten gibt es? Oder besteht der einzige Ausweg zu überleben vielmehr darin, jedes einzelne Alien auszulöschen?
Stichwort auslöschen. Dahingehend leistet die Gloo Gun in der ersten Spielstunde ganz hervorragende Dienste. Wie der Namen schon sagt, versprüht sie flüssigen Kleber. Dieser härtet binnen Millisekunden aus und führt dazu, dass die oft rasend schnellen Gegner sozusagen mitten in der Kampfanimationen erstarren. Jetzt wieder den Schraubenschlüssel zücken, einmal fest draufschlagen und der Widersacher ist Geschichte. All zu lange zögern solltet ihr mit dem Gnadenstoß allerdings nicht, denn nach nicht einmal zehn Sekunden hat sich selbst der schwächste Typhon aus seiner misslichen Lage befreit und das Kleber-Gefängnis von innen heraus aufgebrochen.
Doch die Gloo Gun kann noch viel mehr, als Gegner temporär in Schach halten. Leck geschlagene Gasleitungen zum Beispiel dichtet ihr damit wunderbar ab. Gleiches gilt für defekte Elektrogeräte von denen Kurzschlüsse ausgehen. Einfach einen Batzen Klebstoffmasse drauf und der Fall hat sich erledigt. Die nötige Geduld und genügend Munition vorausgesetzt, könnt ihr mit geschickt an Wänden platzierten Klebstoffhäufchen sogar provisorische Treppenstufen formen und auf diese Weise höher gelegene Stockwerke erreichen. Ein Levelobjekt pendelt ständig hin und her, soll aber in Position gehalten werden? Auch für solche Problemstellungen kommt der Superkleber mehr als gelegen.
Experimentieren konnten wir darüber hinaus mit einer futuristischen Shotgun. Das Ding verschießt ziemlich großkalibrige Munition und schickt die 4-beinigen Mimics mit nur einem Treffer ins Jenseits. Für die deutlich größeren, auf zwei Beinen laufenden Phantoms genügten im Probespiel zwei Treffer. Wichtig: Die Preview-Version umfasste nur einen kleinen Startbereich der gigantischen Raumstation.
Im finalen Spiel dürft ihr dann die komplette Anlage erkunden – zeitweise sogar schwerelos in einigen der zahlreichen Außenbereiche. Außerdem verspricht Bethesda deutlich stärkere Feindtypen als die eben skizzierten. Ganz weit oben in der intergalaktischen Nahrungskette steht dabei Nightmare, ein intelligentes Wesen mit gewaltiger Kraft, das eigenes dafür geschaffen wurde, Yu zu finden und zu töten.
Durchs Auge ins Hirn
Wie es sich für ein Spiel aus dem Hause Arkane Studios gehört, darf natürlich auch ein üppig ausgestatteter Fähigkeitenbaum nicht fehlen. „Prey“ unterscheidet hier zwischen drei großen Talentzweigen, jeder mit einer Vielzahl von Verästelungen. Um überhaupt etwas freizuschalten, benötigt ihr allerdings zunächst einmal sogenannte Neuromods. Diese sind über die gesamte Station verteilt und müssen jeweils in einem äußerst schmerzhaften Verfahren „angewendet“ werden. Konkret: Mit einem speziellen Gerät sticht sich Morgan hauchdünne Nadeln ins Auge. Die so hervorgerufenen Nervenimpulse stimulieren bestimmte Gehirnregionen und führen letztlich dazu, dass ihr die ausgewählte Fähigkeit erlernt.
Fähigkeitenbaum Numero eins hört auf den Namen „Scientist“ und gewährt Zugriff auf zahlreiche, passive, teils jedoch aufrüstbare Skills. „Metabolischer Schub“ etwa erhöht die Lebenspunkte, die ihr beim Konsumieren von Nahrung regeneriert, während „Mediziner“ die Effektivität von Medikits auf 150 Prozent steigert. „Necropsy“ hingegen ermöglicht euch, getöteten Typhons besonders wertvolle Organe zu entnehmen, um daraus später selbst Neuromods herzustellen.
Deutlich umfangreicher fällt der Fähigkeitenbaum Ingenieur aus. Hier tummelten sich in der bisher nur auf PC gezeigten Vorabversion bereits 18 verschiedene Upgrades. Mit „Heben 1“ etwa wuchtet ihr schwere Objekte aus dem Weg oder schleudert sie euren Feinden entgegen. Weitere Talente umfassen unter anderem die Fähigkeit, eine Vielzahl von Apparaturen zu reparieren, die Inventar-Kapazität des Anzugs zu erhöhen, Sammelobjekte in verschiedene Verbrauchsmaterialien zu zerlegen, Waffen aufzurüsten oder den Output von Recycle-Maschinen zu erhöhen.
Bliebe noch Scientist. Dieser Techtree umfasst alles, was mit dem Gebrauch von Waffen, der Stamina-Leiste, der Bewegungsgeschwindigkeit sowie den Schleich- und Kampffähigkeiten von Morgan zu tun hat. Auffällig: Die in drei Ausbaustufen verfügbare Neuromod „Belastbarkeit“ erhöht nicht nur Morgans Lebensenergie, sondern steigert obendrein seine Lebenserwartung. Zunächst um 25, dann um 50 und schließlich um 75 Jahre. Ein Wink mit dem Zaunpfahl, dass Morgan im Verlauf der Geschichte sehr, sehr lange im All bleiben wird und sich das Spiel über einen größeren Zeitraum erstreckt? Spätestens am 5. Mai 2017 werden wir es herausfinden.
Schade, aber letztendlich der Tatsache geschuldet, dass dies erst später im Spiel verfügbar wird: Ein Erstkontakt mit der bereits im allerersten Gameplay-Video gezeigten Fähigkeit „Mimic“ war nicht möglich. Wir können euch zum jetzigen Zeitpunkt also nicht verlässlich sagen, wie es sich anfühlt, wenn man zu einer unscheinbaren Kaffeetaste wird und dann unbemerkt durch kleine Öffnungen kullert. Wohl aber können wir euch warnen, denn streng genommen ist „Mimic“ die zentrale Fähigkeit des gleichnamigen Typhon-Gegners. Wundert euch also nicht, wenn ihr einen Raum betretet und sich der Aschenbecher, der Stuhl oder der Aktenordner neben euch plötzlich in einen fiesen Überraschungsgast verwandelt. Verrückte Entwickler-Info: Welche Objektmutation ein Mimic wählt, ist nicht geskriptet. Vielmehr entscheidet die KI je nach Situation aufs Neue, welche Transformation sie als nächstes vornimmt.
Schaffe, schaffe, Dinge baue…
Genau wie bei „Resident Evil 7“ und anderen Spielen mit ausgeprägten Survival-Elementen kämpft ihr auch in „Prey“ stets mit einer gewissen Munitionsknappheit. Abhilfe schafft aufmerksame Exploration der Umgebung und ein überraschend umfangreiches Crafting-System, dessen Möglichkeiten sich in knapp zwei Stunden Hands-on-Zeit allerdings nur im Ansatz ausloten ließen. Gleiches möchten wir für die bisher präsentierten Knobelpassagen behaupten. Schlüsselkarten finden, gut versteckte Lüftungsschächte aufstöbern, kleine Hacking-Minispiele meistern – all das war sehr unterhaltsam inszeniert, aber zweifelsohne nur die Spitze des Eisbergs.
Weitere Meldungen zu Arkane Studios, Bethesda, Morgan Yu, Prey, Talos-1, Weltraum.
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Kommentare
Ace-of-Bornheim
15. Februar 2017 um 22:36 UhrBin Überzeugt. Wird Gespielt.
Ridgewalker
15. Februar 2017 um 22:37 UhrDürft Ihr alleine, ohne die Begleitung von Erwachsenen, in einem Entwicklungsstudio?
Ich doch bestimmt erlogen, wer soll EUCH schon einladen.
Aber das wird bestimmt Klasse und bin sehr gespannt wie das alles zusammenpasst.
KillzonePro
15. Februar 2017 um 23:33 UhrNichts anderes habe ich erwartet, seit der Ankündigung heiß darauf und die beiden Dishonored Teile sind mega!
Prey ist auch so ziemlich der einzige westliche Titel dieses Jahr, der mich ernsthaft interessiert, ansonsten üben die Japaner eine qualitative Eruption aus dieses Jahr. Soviele geile Titel und potentielle Top-Hits!
Agima
16. Februar 2017 um 05:13 UhrIch will ein neues Dead Space, so wie den ersten Teil, aber in VR.
Ohne Pampers ginge da sicher nix bei zocken. 😉
Nnoo1987
16. Februar 2017 um 05:46 UhrSchön für euch, Spiel wird sicher gut
Yaku
16. Februar 2017 um 05:48 Uhr@KillzonePro: Horizon ZD . RDR2, God of War 4, Mass Effect A. interessieren dich nicht ?
Der erste Trailer sah Hammer aus, das erste Gameplay hat mir von zusehen her nicht zu gesagt, aber durch eure Vorschau werde ich es wohl im Auge behalten.
KillzonePro
16. Februar 2017 um 06:34 Uhr@Yaku
Nein, interessieren mich tatsächlich kein bisschen. ^^ 2 von deinen genannten halte ich für maßlos overhyped (Horizon und Mass Effect) und zu den anderen beiden ist ja kaum was wirklich handfestes gezeigt worden.
Für mich ist NieR: Automata der wichtigste Titel des Jahres, gefolgt von Persona 5, der Kingdom Hearts Collection (wobei ich zusätzlich bete, dass auch Teil 3 dieses Jahr erscheint) und eben Prey.
Außerdem möchte ich noch Nioh nachholen und ebentuell Tales of Berseria (jedoch später, da März und April nun wirklich extrem sind)
Jetzt ein wenig Off-Topic, aber wollte gerne auf deine Frage eingehen 🙂
Michael Knight
16. Februar 2017 um 08:38 Uhrsieht aus wie ein spiel das ich unbedingt spielen will, wo es allerdings schlau ist zu warten bis der preis fällt.
S85
16. Februar 2017 um 08:44 UhrFreue mich ebenfalls darauf … Titel wie Dishonored, System Shock, Dead Space und gar BioShock, die in Verbindung mit Prey gebracht werden, sprechen mich ohnehin allesamt an. Prey ist eines von wenigen Tripple A Titeln in diesem Jahr die ich mir holen werde … sonst dominieren (zumindest aktuell) wieder einmal die eher kleineren Werke.
Nacktenschrank
16. Februar 2017 um 08:45 Uhr@Play3
Angestaubte Grafik? Hab mir jetzt extra wegen der Aussage mal n Gamplayvideo angeschaut. Gehts nur mir so, ich finde es schaut eigentlich recht schnieke aus…
ps3hero
16. Februar 2017 um 10:09 Uhr@Nacktenschrank – finde auch das sieht toll aus, der stil ist eher „clean“ was ich super finde.
golem.de schreibt: „Die Grafik von Prey basiert übrigens auf der Cryengine und macht einen klasse Eindruck. Ein besonderes Highlight sind die schick animierten Aliens, aber auch die Umgebungen wirken schön und vor allem interessant.“.
President Evil
16. Februar 2017 um 12:17 UhrSchöner Artikel Play3!
xjohndoex86
16. Februar 2017 um 12:17 UhrNa ja, Texturmagier waren Arkane noch nie. Sieht halt wieder alles glatt geleckt aus wie’n Lutschbonbon. Dafür scheint das Design abermals ’ne Klasse für sich zu sein. Und hinsichtlich geistreicher Ideen beim Gameplay brauch man sich bei den Jungs & Mädels eh keine Gedanken zu machen. Hoffentlich gibt die Story dieses mal mehr als nur ’ne Rahmenhandlung her und die Enden bestehen nicht nur aus Standbildern. 😉
xjohndoex86
16. Februar 2017 um 12:25 Uhr@Michael Knight
Falsch, das sind die Titel die man unbedingt zeitnah unterstützen sollte! Ich warte nur ab, ob hier wieder ein 10 GB Day-one Patch angedreht wird.