Die „Mass Effect“-Serie blickt inzwischen auf eine zehnjährige Tradition zurück. Der dritte Teil der Shepard-Saga endete schließlich derart kontrovers, dass die heißblütige Bioware-Community auf die Barrikaden ging und lautstark ein frisches Finale forderte. Mit „Mass Effect: Andromeda“ wagen die Rollenspielexperten nun einen Neustart. Zeitlich zwischen dem zweiten und dem dritten Teil, jedoch in einer 600 Jahren entfernten Galaxie, angesiedelt ist im aktuellen Ableger alles neu – Der Hauptcharakter, das Universum und die Feinde. Aber kann „Mass Effect: Andromeda“ den gewaltigen Ansprüchen gerecht werden?
Der Weltraum, unendliche Weiten
Mit dem recht standardisierten Charakterbaukasten bastelt ihr euch einen neuen Protagonisten: Sarah oder Scott Ryder sind Teil der Hyperion und sollen unter der Führung ihres Vaters, dem Pathfinder Alec Ryder, nach einer neuen Heimat für die Menschheit suchen. Es kommt wie es kommen muss: Irgendwann bürdet euch das Spiel diese Verantwortung komplett auf und schickt euch auf eine Odyssee durch das Universum. Als Gegner fungieren die außerirdischen Kett, die ihre bereits auf dem ersten, goldenen Planeten trefft.
Was „Mass Effect: Andromeda“ auf lange Sicht auszeichnet, ist das Gefühl für Weite und die Freude am Erforschen. Im Verlauf erkundet ihr insgesamt sieben Habitat-Planeten und lernt dabei mächtig dazu. Anfangs bezeichnet Ryder unbekannte Gerätschaften noch scherzhaft als „Alien-Apparat“. Also scannt ihr mit Hilfe der Computer-KI SAM Objekte, Bauten und Kreaturen und häuft so zunehmend Wissen an. Dieser Fortschritt motiviert und geht über den klassischen Sammelwahn bekannter Ubisoft-Spiele hinaus.
Das Erforschen der Planeten motiviert enorm.
Zudem weitet Bioware sein traditionelles Action-Rollenspiel aus. Zum Bewohnbarmachen der Planeten erforscht ihr Remnant-Technologien und aktiviert in Rätselsequenzen sogenannte Monolithen. Das Erkunden dieser fremden Welten wird auch in den Nebenmissionen aufbereitet. Hier kümmert ihr euch um die Missstände und bekämpft beispielsweise Korruption, Kriminalität und Drogenhandel. So klingt das Aufbessern der Lebensumstände zunächst nach einem typischen Zeitfüller, jedoch baut Bioware diese Elemente sinnvoll in Neben- und Hauptmissionen ein.
Mit dem Jetpack in den Kampf
„Mass Effect: Andromeda“ erweitert nicht nur seine Spielwelt, sondern auch die Navigation innerhalb dieser Areale. Per Jetpack katapultiert ihr euch in Sicherheit und weicht Geschossen aus, schaltet in den Schwebemodus und attackiert aus der Luft. Die Kämpfe fühlen sich dadurch dynamischer und flüssiger an als bei allen anderen Teilen der Serie. Außerdem greift ihr über die Schultertasten auf bis zu drei Talente aus den Bereichen Kampf, Tech und Biotik zurück. Einziger Wermutstropfen: Die Computer-KI überzeugt nicht immer. Sowohl Kameraden als auch Widersacher agieren mitunter merkwürdig. Trotzdem sind die Kämpfe insgesamt besser gelungen als in den Vorgängern.
Gerade in den größeren Arenen erweitert Bioware die Schlachten um die dritte Dimension. Mit dem Jetpack wechselt ihr die Ebenen und seid somit flexibler. Diese Option macht sich gerade im Multiplayer bemerkbar. In dem PvE-Modus wehrt ihr in Vierer-Teams Gegnerwellen ab oder erledigt Missionsziele. Zu diesem Zweck wählt ihr aus 25 Klassen und baut deren Fähigkeiten mit der Zeit weiter aus. Die Entwickler betten den Multiplayer clever in den Spielablauf der Kampagne ein. Hier habt ihr die Wahl, ob ihr selbst aktiv ins Feld zieht oder ein Einsatzteam – ähnlich wie in „Assassin’s Creed: Black Flag“ – aussendet. Der Multiplayer ist besser gelöst als zuvor, aber weiterhin nur ein Extra und kein Kaufgrund für „Mass Effect: Andromeda“.
Ungeahnte Freiheiten
Klassen gibt es in dem Action-Rollenspiel nicht, stattdessen wählt ihr aus Profilen aus. Diese aktiviert ihr durch verteilte Skill-Punkte. Im Gegenzug erhaltet ihr Boni auf bestimmte Fähigkeiten. Ihr habt weiterhin die Wahl, ob ihr nur ein Profil nutzt oder häufiger umschaltet. Es ist also eine durchaus nützliche Option. Gleiches gilt für das Crafting, welches sich in die Bereiche Forschung und Entwicklung splittet. Ressourcen sammelt ihr direkt in der Umgebung, Bohrsonden platziert ihr aus dem Nomad-Buggy und erhaltet so „im Vorbeifahren“ Rohstoffe. Ansonsten entdeckt ihr Bauteile bei Erkunden der Spielwelt. Forschungspunkte verteilt „Mass Effect: Andromeda“ für das Scannen von Objekten. Bioware verknüpft also viele seiner Komponenten miteinander und schafft somit einen ordentlichen Spielfluss.
In dem Action-Rollenspiel greifen viele Komponenten in einander. So baut ihr beispielsweise im Verlauf durch das Bewältigen von Haupt- und Nebenmissionen eigene Kolonien auf und erhaltet dafür zusätzliche Boni und Ressourcen. Den Multiplayer wählt ihr alternativ auch vom Raumschiff Tempest aus an: Jedoch ist er keine Pflicht, sondern kann – ähnlich wie in „Assassin’s Creed: Black Flag“ – auch als Meta-Game fungieren, durch das ihr zusätzliche Rohstoffe mit der Zeit erhaltet. Der Online-Modus präsentiert sich bislang ordentlich, allerdings bleibt abzuwarten, inwiefern die Community die Koop-Ballereien annehmen wird.
Technische Probleme
Doch so schön gerade die Planeten und manche Effekte selbst sind, so gibt sich „Mass Effect: Andromeda“ doch in Puncto technisch wankelmütig. Die hässlichen Gesichter machten bekanntermaßen bereits vor dem Release des Spiels die Runde. Die Darstellung menschlicher Gesichter gehört wahrlich nicht zu den großen Stärken von „Andromeda“. Emotionen transportieren die Fratzen beinahe gar nicht, die Mimik wirkt starr und unnatürlich. Das fällt bei Alien-Charakteren wie Drack oder Peebee weit weniger auf, jedoch stört dieses Manko gerade bei den umfangreichen Dialogsequenzen. Dort stehen die Figuren übrigens auch zumeist wie festgenagelt auf der Stelle, was ebenfalls der Atmosphäre schadet.
Verschlimmbessertes Deckungssystem
Bioware bricht zwar die starre Spielmechanik der Vorgänger durch die Einbindung des Jetpacks auf, ersetzt aber im gleichen Atemzug das einstmals fest, manuelle gegen ein automatisches Deckungssystem. Das bedeutet: Befindet ihr euch im Kampfmodus müsst ihr schnell sein und darauf vertrauen, dass sich Ryder in der Nähe einer Deckung in Sicherheit bringt. Leider funktioniert das System nicht immer, was dafür sorgt, dass ihr immer wieder unnötig Treffer einsteckt. In Deckung gibt es dann gelegentlich Probleme beim Anvisieren eurer Widersacher. Gerade an höheren Deckungsmöglichkeiten klappt das Zielen nicht immer problemlos, sodass man manuell nachjustieren muss. So ist das automatische Deckungssystem dem Spielfluss zwar zweifellos zuträglich, hat aber auch seine Macken.
Zu viel des Guten?
Bereits die Vorgänger waren umfangreich, doch „Mass Effect: Andromeda“ setzt noch einmal einen drauf. Mit der Fülle an Optionen und den vielfältigen Hub-Gebieten steigt jedoch die Gefahr, dass man sich darin verliert und die großen Emotionen auf der Strecke bleiben. Tatsächlich ist dies gerade in der Anfangsphase der Fall: Bioware ballert euch mit neuen Funktionen zu – mal mehr, mal minder gut erklärt. Darunter leidet das Charakterdesign und die Identifikation mit den Figuren fällt schwer. Es braucht daher eine ganze Zeit, ehe man sich in „Mass Effect: Andromeda“ zurecht findet und sich wirklich zuhause fühlt.
Kommentare
ArcBlack
20. März 2017 um 09:17 UhrHmm der Metascore bewegt sich auch bei 73 momentan. Also bewahrheiten sich meine Befürchtungen leider. Ich weis nach Tests usw. sollte man nicht gehen. Allerdings sah das bisher gesehene auch nicht nach einem Megahit aus. Wird wohl kein D1 kauf, sondern da warte ich evtl auf ein Sale.
Zockerfreak
20. März 2017 um 09:30 UhrWar klar das es gut wird.
Plastik Gitarre
20. März 2017 um 09:43 Uhrme hatte ja nie traumwertungen. denke ich werde trotzdem meinen spaß bekommen.
1mal&nie wieder
20. März 2017 um 10:00 UhrAn die lieben Testwertungsfanatiker: Ich verlasse mich seit über 20 Jahren nicht mehr auf Testwertungen, ich lese nur raus was für mich wichtig ist. Musste über Jahre feststellen, dass Games die mit 90% Wertungen gehypte wurden, oft sehr langweilig aber 70% Spiele oft spaßiger waren. Manche Tester schreiben dreist ab ohne es je gespielt zu haben. Hab öfter die gleichen Texte gelesen, egal ob Deutsch, Englisch oder leicht abgeändert. Im Fall ME, emotionslose Gesichter wären mir egal und rauben den Spielspaß nicht. Besser immer selbst ein Bild von machen. Gibt genügend lets play vids
kkev0502
20. März 2017 um 10:23 Uhr1mal&nie wieder hat vollkommen recht. Letztendlich zählt das eigene bild. Meins ist vorbestellt und ich freue mich tierisch drauf und bin nach dem gesehenen sehr zuversichtlich, auch wenns wohl nicht an den meister hexer rankommt. Zahlen tu ich dank amazongutschein eh nur 19,99 € also ist es kaum ne verschwendung 😛
Maiki183
20. März 2017 um 12:06 Uhrhab eigentlich nur angst das es zu open world lastig wird.
fand die schlauchigen und somit dynamischeren level in den vorgängern ganz gut. nur die städte hätten umfangreicher sein können.
egal bin mega gespannt drauf. auch wenn es diverse negativpunkte wegen gesichtsanimation, editor, etc. gibt.
bei horizon zero dawn hat sich kaum einer beschwert wegen der mimik und asynchronen sprachausgabe. 🙂
INFIZIERT
20. März 2017 um 12:48 UhrBewertet hier Play3 wirklich das ganze Spiel oder habt ihr nur die EA ACCESS 10 Std Version gespielt und haut ernsthaft schon einen Test damit raus?
Ich habe nichts über die Grafik auf der PS4 oder der Gesamt Spielzeit gelesen !?
INFIZIERT
20. März 2017 um 12:50 Uhr@Maiki183
horizon zero dawn ist ja auch Playstation exklusiv und wird von Play3 und vielen seiner Konsumenten immer höher eingestuft als wäre es nicht exklusiv ! Meiner Meinung nach^^
Murat&Sally
20. März 2017 um 12:53 UhrWer das Game kauft ist selber schuld, je mehr Käufer umso mehr „miese“ Games werden die herstellen/releasen. Einfach im Regal lassen, denn das Game ist kein Kauf WERT!
James T. Kirk
20. März 2017 um 13:02 Uhr@Zockerfreak
„War klar das es gut wird“
Nope.
Es war klar das Play3 dem Spiel eine 8 geben würde.
p2bcroat
20. März 2017 um 14:00 UhrME war ja M$ exclusive und die hohe Wertungen damald wurden bezahlt.
Axp
20. März 2017 um 14:14 UhrHallo Zusammen,
eine kleine Frage.
Ich habe die älteren Teile nicht gespielt, die Frage ist ob man die gespielt haben muss um Andromeda zu verstehen, oder ist es eine neue Story?
Danke für die Antworten
Julius82
20. März 2017 um 15:12 UhrWenn Zelda ruckelt ist es eben trotzdem eine 10. Auf Mass Effect hatte man sich schon vor Monaten eingeschossen. Irgendwie sehr merkwürdig die Maßstäbe der Community und Presse. Schonmal die „Mimik“ von Link etc. in den Sequenzen gesehen? Aber Nintendo muss ja gar nix. Es gibt nicht viele große westliche RPGs und außer Mass Effect kein vergleichbares Scifi RPG. Aber da muss man kaputt machen. Verstehe wer will..
OVERLORD
20. März 2017 um 16:46 UhrIch freu mich weiter mega auf das Spiel.
Mass Effect war nie perfekt oder dem nahe, aber es hat immer süchtig gemacht und das bin ich auch schon nach der EA access Test-Version. 😉
OVERLORD
20. März 2017 um 16:48 Uhr@ Julius82
Ja die meisten Tester sind halt auf den Hatertrain aufgesprungen, dies hier ist denke ich ein ziemlich gerechter Test.
Und über den Nintendo-Bonus brauchen wir garnicht sprechen, wer den nicht wahr haben will dem ist auch nicht mehr zu helfen.
Trotzdem bleibt Zelda BotW ein top Game.
OVERLORD
20. März 2017 um 17:02 Uhr@ Axp
Mass Effect Andromeda ist losgelöst von der Trilogie, die Reise startet ungefähr zur Zeit des zweiten Teils, mit neuen Chars.
Über 600 Jahre später erwacht man aus dem Kryoschlaf und es ist den Charakteren nix bekannt über den Ausgang der Trilogie.
Es gibt anscheinend keine Kommunikation über diese riesige Entfernung.
Einige kleine Vorkenntnisse wären nicht schlecht zu den Alien-Rassen aus der Milchstraße die aber lassen sich ingame nachlesen oder in Gesprächen in Erfahrung bringen und man bekommt denke ich schnell mit was jede Rasse für Eigenheiten Stärken usw hat.
Axp
20. März 2017 um 17:27 Uhr@overlord
Danke dir
OVERLORD
20. März 2017 um 17:47 Uhr@Axp
Gibt halt Dann Momente wenn du die eigentlich bekannten Alien-Rassen in vorm eines Chars aus der Milchstraße zum erstmal in Andromeda sieht und sie dir unbekannt vorkommen als Rasse, aber du die Rassen eigentlich kennen müsstest.
Der Charakter selbst ist aber natürlich für jeden neu.
Man kann aber einfach mal schnell vor Start mal schnell nach den Alien-Rassen in Mass Effekt 1-3 googlen und das Problem ist gelöst.
Pepe04
20. März 2017 um 21:15 Uhr75% bei Metacritic und die fast schon obligatorische 8,0 von play3.de für Games die niemanden vom Hocker reissen.
Zelda und Horizon gehen vor. Wird vielleicht irgendwann für 19,99,- geholt wenn überhaupt.
Axp
21. März 2017 um 00:11 Uhr@OVERLORD
Alles klar werde es dann mal so versuchen
Hoffe auch dass es auf Dauer mir persönlich nicht zu langweilig wird
Danke dir nochmal
Check008
21. März 2017 um 13:34 UhrMass Effect ist mit dem schlechten Teil 3 gestorben.
Das hier ist aufwärmen altes Versagens.
Syndroid
21. März 2017 um 13:52 UhrHab jetzt 15-20Std Spielzeit.
Das Spiel hat schon ein paar geile Momente, was aber dann darauffolgend immer wieder durch die künstliche Streckung der Spielzeit wegen den Open World Elementen ruiniert wird.
Am besten funktioniert ME nach wie vor wenn es semi-geradelinig ist. Auch in ME:A
Hoffe jedenfalls, dass das nächste ME wieder in der Milchstraße spielt 😀
Konsolenheini
21. März 2017 um 20:30 UhrIch weiß nicht was einige haben, insgesamt soll das Spel doch gut sein, scheiß auf die Animations defizitie… 😀 War damals sogar mit schlechter Grafik zufrieden MGS1 Grafik bei PS1 LOL, DAS waren noch GESICHTSANIMATIONEN !!!! 🙂 Und die Story war auch Geil… Klar könnten sie besser sein, im jetzigen MASS EFFECT Spiel, aber seis drum, es ist wies ist…
Die Wertung sind was die Story, die Dialoge und Rekrutierungsmissionen betrifft gut, bis sehr gut, und manchmal „okay“… Reicht mir, wird so zwischen Mass Efferct 1-3 von der Qualität schwanken…
InStalls
22. März 2017 um 19:00 UhrBisher finde ich es gelungen, mal sehen was noch so kommt.
Nnoo1987
23. März 2017 um 04:30 UhrBitte nicht. 7,3
Stargash
06. April 2017 um 18:25 UhrIch versteh die Spielergemeinde heute echt nicht mehr. Viele Spiele werden vorab extrem gehypt, nur damit man nachher rumnöhlen kann, was an besagtem Spiel alles extrem schlecht ist. Dabei wurde nur eine eigens geschaffene Erwartungshaltung nicht erfüllt. Genau so verhällt es sich mit Spielen, die im Vorfeld schlecht gemacht werden, weil sie einige technische Standards nicht mehr erfüllen. Um das Spiel selbst geht es dabei dann nur noch selten.
Ich spiele Mass Effect seit dem ersten Teil, habe dabei auch manchmal über den ein oder anderen Fehler oder die Qualität geflucht. Das Universum und die Story haben mich aber solche Dinge immer wieder vergessen lassen, da sie mich einfach gefesselt haben. Ja, der vierte Teil fängt sehr träge an, einige Dinge nerven durchaus, aber schlecht ist das Spiel auf jedem Fall nicht. Ich merke schon wieder, wie mich das Setting und die Story packen. Die 8.0 hat es auf jedem Fall verdient.
feabhra
15. Oktober 2017 um 22:07 UhrKostet im PSN jetzt nur noch 39 €. Habe die Demo gespielt und fand es klasse. Jetzt kaufe ich es. Ist ja nicht mehr so teuer.