Zu Gast in Chicago: Mehr Helden, mehr Spielmodi, interaktivere Arenen, bessere Grafik und unzählige kleine Gameplay-Optimierungen – müsste man die grundlegenden Verbesserungen von „Injustice 2“ in einem Satz zusammenfassen, würden es die eben genannten Dinge schon ganz gut auf den Punkt bringen.
Um die Ziffer „2“ im Namen zu rechtfertigen, hat sich das Team rund um „Mortal Kombat“-Erfinder Ed Boon allerdings noch etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Die Rede ist vom sogenannten Gear-System, eine Art Belohnungssystem, wie man es in dieser komplexen Form noch nirgends im Beat’em Up Genre gesehen hat.
Ein Paradies für Sammler
„Das Gear-System wurde bereits seit Jahren diskutiert“, erinnert sich Ed Boon im Gespräch mit play3.de. „Damals nannten wir es das Equipment-System oder so etwas ähnliches. Dazu gab es natürlich viele verschiedene Big-Picture-Ideen. Doch jedes Mal gab es auch Limitierungen. Können wir das wirklich machen? Würde die Technologie das wirklich unterstützen? Funktioniert es auch online? All diese Probleme mussten gelöst werden. Nach Mortal Kombat X verpflichteten wir uns dann erstmals, es tatsächlich umzusetzen.“
Die Grundidee des Gear-Systems ist schnell erklärt. Am Ende eines jeden Kampfes, egal ob nun offline oder online, kommt es zu sogenannten Loot Drops in Form von neuem Rüstzeug. Letzteres dürft ihr dann – wie bei einem klassischen Rollenspiel – an vier verschiedenen Bereichen (Arme, Beine, Kopf, Torso) am Körper eures Alte Egos anbringen, was wiederum die Grundwerte für Stärke, Verteidigung, Lebensenergie und Fähigkeiten verändert. Mit etwas Glück geht ein Rüstungsgegenstand gar mit speziellen Boni einher. Die sogenannten „Balanced Hyper-Light Arm Shields“ etwa erhöhen bei Blue Beetle den Schaden durch geworfene Levelobjekte um 14,25 Prozent. Oder nehmen wir Wonder Woman. Trägt sie die goldenen Beinschienen mit der Bezeichnung „Athena’s Sacred Cover“, erhält sie 180 zusätzliche Erfahrungspunkte pro Match, wenn sie bis zum Ende der Runde nicht springt. Ferner erhöht sich die Wirkungsdauer der Fähigkeit „Blessing of Hermes“ um 4,12 Sekunden.
Jede(r) Held(in) kann darüber hinaus einen Spezialgegenstand mitführen, der mit weiteren Fähigkeiten-Verbesserungen einhergeht. Stürmt Swamp Thing beispielsweise mit dem „Earthen Blade“ in die Schlacht, erhält er im Gegenzug 3,18 Prozent mehr Ingame-Währung bei Abschluss einer Runde. Schöner Nebeneffekt des Loot-Systems: Neues Rüstzeug verändert nicht nur die Statistiken und Fähigkeiten der über 30 Helden, sondern selbstverständlich auch deren Aussehen. Eine genaue Zahl wollten die Netherrealm Studios bisher nicht nennen, aber für das finale Spiel versprechen die Amerikaner Tausende Ausrüstungsgegenstände – für die ihr obendrein noch jeweils individuelle Farb-Schemata freispielen könnt. Ebenfalls spannend: Sammelt ihr alle fünf Rüstungsteile eines Sets, erhaltet ihr weitere Zusatzboni, etwa erhöhte Reichweite für mitgeführte Waffen. Auch das Abspeichern von bis zu fünf Gear-Profilen ist möglich.
„Glaubt mir, wir haben viele Experimente durchgeführt und viele verschiedene Sachen für das Gear-System ausprobiert“, so Boon weiter. „Uns war zum Beispiel sehr wichtig, eine gute Balance zu finden, zwischen dem Anpassen der visuellen Aspekte und dem eigentlichen Charakter des Helden. Natürlich will man Batman nicht so drastisch ändern, dass er wie Superman aussieht. Oder Wonder Woman so massiv anpassen können, dass sie plötzlich wie Supergirl aussieht. Gleiches gilt fürs Gameplay. Einerseits soll es sich noch anfühlen, als ob man weiterhin Batman, Superman etc. spielt. Andererseits soll der Spieler das Gefühl haben, eine maßgeschneiderte Version seines Helden zu steuern.“ Zumindest wenn’s nach unserem knapp 3-stündigen Probespiel geht, können wir bestätigen: Ja, alle von Boon genannten Punkte treffen zu. Ob sich das nach 30 bis 40 Stunden noch immer bewahrheitet, wird allerdings erst das fertige Spiel zeigen.
Balance-Akt
Wer sich nun zurecht fragt, ob das Gear-System die Balance des Spiels nicht völlig durcheinanderwirbelt, den können wir beruhigen. Ein kurzer Ausflug ins Menü genügt und schon hat sämtliches Rüstzeug nur noch kosmetische Bedeutung. Für Fairness in Online- und E-Sport-Duellen ist also in jedem Fall gesorgt.
Tretet ihr gegen einen Widersacher mit höherer Erfahrungsstufe an, lässt sich das Spiel zudem so konfigurieren, dass „Injustice 2“ eure Heldenstufe automatisch anhebt. Rüstungswerte und Spezialeigenschaften spielen dann zwar weiterhin eine Rolle, aber eben nur noch zu einem gewissen Grad. Auch dieses Feature lässt sich auf Wunsch natürlich komplett abschalten.
Feinfühlig optimiert
Zugegeben, das Gear-System übt eine nicht zu unterschätzende (Langzeit)-Motivation aus. Dass wir uns beim Hands-on-Termin in Chicago bestens unterhalten fühlen, hat aber noch zahlreiche andere Gründe. Los geht’s mit den eingangs angerissenen Gameplay-Optimierungen. Egal ob wir nun mit dem eher trägen Atrocitus oder der pfeilschnellen Supergirl in den Ring steigen – das Spiel fühlt sich insgesamt flotter und damit auch dynamischer an. Grund hierfür ist die im Vergleich zum Vorgängerspiel spürbar erhöhte Laufgeschwindigkeit.
Eine weitere Neuerung hört auf den Namen „Air Recovery“ und bezeichnet ein spezielles Kontermanöver, mit dem ihr euch – im Tausch gegen zwei Balken euer Spezialenergieleiste – aus ansonsten brandgefährlichen Jonglier-Kombos freikämpft. In eine ähnliche Kerbe schlägt die neue Ausweichrolle. Richtiges Timing vorgesetzt, schließt ihr damit in Windeseile die Lücke zu all jenen Widersachern, die versuchen, euch mit Fernkampf-Angriffen auf Distanz zu halten. Nicht minder praktisch: Angriffe mit anfliegenden Umgebungsobjekten können nun auf Knopfdruck endlich geblockt werden.
Einstudieren dürft ihr all das übrigens an gleich zwei Stellen im Spiel. Zum einen im Trainingsmodus. Hier übt ihr jeden Move beliebig lange ein oder perfektioniert besonders knifflige Manöver, indem ihr KI-Gegner zum Beispiel so programmiert, dass sie euch in regelmäßigen Abständen mit Supermoves beharken.
Zum anderen in der Kampagne. Sie soll vor allem deshalb eine gute Vorbereitung auf klassische Versus-Duelle sein, weil sie den Schwierigkeitsgrad kontinuierlich steigert und jedem Helden ein einzelnes Kapitel widmet. Die Handlung knüpft dabei laut Gamedesigner Derek Kirtzic in etwa dort an, wo Teil eins aufhörte. Batman und Superman stehen weiterhin im Clinch und wollen beide ihre Vision von Gerechtigkeit durchsetzen. Das Problem: Mit Brainiac taucht schon bald ein ganz neuer Superschurke auf, der das Schicksal der gesamten Menschheit bedroht.
Über 30 Kämpfer – jeder eine Legende
Das Helden-Aufgebot könnte kunterbunter kaum sein und sprudelt förmlich vor Neuzugängen. An der Mädels-Front etwa durften wir erstmals mit Black Canary ran. Die Blondine trägt für gewöhnlich eng anliegende Leder-Klamotten, ist bekennende Martial-Arts-Verfechterin und kann einen ohrenbetäubenden Sonarschrei ausstoßen, der selbst modernste Hightech-Materialien (etwa Batmans Helm) mühelos durchdringt. Ganz anders Supergirl: Sie wechselt mit Teleport-Manövern blitzschnell ihre Position, grillt Gegner mit Hitzestrahlen oder friert sie mit ihrem Eis-Atem kurzzeitig ein. Noch nicht ausprobieren konnten wir dagegen die durchgeknallte Pflanzenbändigerin Poison Ivy und die zur Raubkatze mutierte Archäologin Cheetah.
Ähnlich zahlreich sind die neuen Gesichter der Herren-Fraktion. Ziemlich viel Spaß hatten wir zum Beispiel mit Blue Beetle, der seine Seite Kraft aus einer, mit seiner Wirbelsäule verwachsenen Alien-Massenvernichtungswaffe schöpft und mit einem breiten Spektrum an Projektilattacken glänzt. Gleiches gilt für Präzisionsschütze Deadshot, der zuletzt im Hollywood-Streifen „Suicide Squade“ einen prominenten Auftritt feierte. Nicht unerwähnt bleiben soll außerdem Dr. Fate. Der Star der gleichnamigen Comic-Reihe heißt eigentlich Kent Nelson, ist ein begnadeter Magier und heizt seinen Rivalen unter anderem mit Blitzzaubern und Telekinese ein.
Swamp Thing (ein Hybridwesen aus Mensch und Sumpfpflanze) sowie Atrocitus (ein wutschnaubender Red Latern mit einer fliegenden Katze als Sidekick) schwören eher auf ihre unglaubliche körperliche Kraft, die insbesondere in den einmal mehr famos choreografierten Supermoves zur Geltung kommt. Swamp Thing etwa zieht seinen Widersacher zunächst mit meterlangen Ranken in eine Höhle im Erdreich, um ihn dort dann mit voller Wucht gegen die Wände und eine scharfkantige Steinformation zu klatschen. Autsch!
Geht’s nach der offiziellen Webseite, dürfen sich Fans des ersten Teils im finalen Spiel unter anderem noch über die neuen Charaktere Brainiac, Firestorm, Robin, Scarecrow und Gorilla Grodd freuen. Nicht zu vergessen Darkseid, den Warner derzeit allerdings nur Vorbestellern verspricht.
Ziemlich begeistert waren wir außerdem von der Tatsache, dass Netherrealm die Animationen und Move-Sets von Aquaman, Batman, Superman, Harley Quinn, Wonder Woman, Green Arrow, Black Adam und anderen Veteranen aus dem ersten Teil massiv überarbeitet. Redaktionsfavorit bisher: Der brandneue Supermove von Harley Quinn. In Phase eins zündet Jokers Herzblatt zunächst einige Dynamitstangen, die die Zielperson meterweit in die Luft schleudern. Liegt der Gegner dann benommen am Boden, hetzt das Pschyo-Fräulein zwei Hyänen mit bunter Mähne los – die sich natürlich sofort im Torso des Opfers festbeißen. Den Abschluss des verstörenden Supermove-Spektakels bildet eine wirklich fiese Baseball-Schläger-Sprungattacke.
Die Umgebung clever nutzen
Die Veranstaltung gewährte außerdem einen Blick auf die ersten drei Arenen des Spiels – alle gespickt mit einer Fülle an interaktiven Umgebungsobjekten, die ihr zu eurem Vorteil einsetzen könnt. Im Eingangsbereich des Irrenhauses Arkham Aslyum etwa dienen gusseiserne Parkbänke als praktischer Wurfgegenstand, auf einem Bahnhof in Metropolis rupft ihr Infoterminals aus ihrer Verankerung und in der Unterwasserstadt Atlantis rollen unter anderem kiloschwere Glaskugeln (oder besser gesagt Schädelzertrümmerer) durch die Gegend.
Und klar, die beliebten, aus Teil eins bekannten Stage-Transitions (Übergänge zwischen zwei Levelbereichen) sind wieder mit an Bord, schinden diesmal allerdings noch mehr Eindruck. Einfach irre, wenn zum Beispiel in Atlantis ein Held zunächst durch eine Fensterscheibe geschmettert wird, nur um dann von einem tonnenschweren Unterwassermonster namens „Trench Queen“ verschlungen und wieder ausgespien zu werden.
Bisher noch schuldig bleibt uns Netherrealm derweil Eindrücke zum Solo-Spielmodus Multiverse. Wer jedoch die Living Towers aus „Mortal Kombat X“ länger gespielt hat, ahnt worauf die Sache hinausläuft.
Weitere Meldungen zu Batman, Beat'em Up, Ed Boon, Injustice 2, Netherrealm Studios, Prügelspiel, Supergirl, Superman, Warner.
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Kommentare
SaraShaska
28. März 2017 um 22:06 UhrFuck off Ed Boon -_-
King Azrael
28. März 2017 um 22:41 UhrHört sich sehr gut an! Freu mich! Thx Ed Boon