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Test: NieR Automata – Ein besonders feines JRPG

Mit ungewöhnlichen Mitteln erzählt "NieR Automata" eine spannende Geschichte über schwerwiegende Themen. Im Test erfahrt ihr, was es sonst noch zu bieten hat.

play3 Review: Test: NieR Automata – Ein besonders feines JRPG

8.5

Bei all den Krachern, die seit Jahresbeginn erschienen sind, bekommt nicht jede Perle die Aufmerksamkeit, die sie verdient. Nun, mit ein paar Wochen Abstand, soll nun auch „NieR Automata“ eine extra Erwähnung bekommen. Ähnlich wie Persona 5, erlebt ihr hier, wie ein Spiel aus Nippon an Genre-Dogmen rüttelt und durch Finesse und Innovation überzeugt.

Auch wenn der erste Blick es eventuell nicht vermuten lässt, schafft es „NieR Automata“ aus der Masse hervorzustechen. Eine hübsch zurechtgemachte Androiden-Dame mit verbundenen Augen, die in Begleitung eines ebenfalls verschleierten Chorknaben durch Überreste einer Zivilisation sprintet, seht ihr sicher nicht alle Tage. Gerade wenn ihr beginnt, diese Eindrücke zu verdauen, überschlagen sich die Ereignisse und ihr durchlauft eine rasante Abfolge von temporeichen Kämpfen.
Hier geben sich Spielmechaniken die Klinke in die Hand und verzücken euer Gamer-Herz in höchster Extase. Ob auch der Rest von „NieR Automata“ dieses Niveau hält, verrät euch der Test.

Menschliche Androiden gegen extraterrestrische Roboter

In einer fernen und düsteren Zukunft fliehen die Menschen auf den Mond, um das Fortbestehen ihrer Spezies sichern zu können. Doch Zuhause ist es am schönsten und so schicken sie intelligente Androiden auf den Heimatplaneten, um die dort hausenden Roboter, sowie deren außerirdischen Erbauer zu beseitigen. Keine leichte Aufgabe, der ihr euch hier stellt. In der Rolle der Kampfeinheit 2B begebt ihr euch auf eine ungewöhnliche Mission, die einige Überraschungen bereithält.

Nier Automata - Review - Test - Bild 01

Was wir gut finden

Entsprechend der abgedrehten Handlung ist auch die Erzählweise recht ungewöhnlich. Ohne zu viel zu verraten, könnt ihr davon ausgehen, dass ihr erst lange nachdem ihr eigentlich mit dem Spiel abschließt, das ganze Ausmaß abschätzen könnt. Dabei bricht „NieR Automata“ mit etablierten Abläufen und verwendet so eine eigenwillige Sprache. Vorausgesetzt, ihr seid zugänglich für die tristen und dystopischen Settings, berührt euch die Handlung durch teilweise erstaunlich subtile Mittel.

Die Geschichte folgt einer bestimmten Richtung, die ihr durch Absolvieren der Hauptmissionen einschlagt. Ob ihr strickt dieser folgt oder lieber Zeit mit Nebenmissionen und Erkundungstouren verbringt, ist euch überlassen. Die Menge an zusätzlichen Informationen, die ihr durch zusätzliche Aufgaben erhaltet, ist prima dosiert. Ihr verpasst nicht wirklich etwas, wenn ihr euch nur um die Handlung kümmert, bekommt auf der anderen Seite aber eine angemessene Portion Extratiefe, wenn ihr euch auch mal abseits des Weges aufhaltet.

Nier Automata - Review - Test - Bild 02

Egal, wo ihr euch befindet, euer Finger wandert sicher häufiger in Richtung des Share-Buttons. Denn auch in Sachen der Präsentation zeigt sich „NieR Automata“ überraschend abwechslungsreich. Überraschend deshalb, weil der Ton aus verrostetem Stahl und abgenutztem Beton eigentlich vorherrscht. Vielleicht funktionieren aber auch gerade deshalb bestimmte Szenarien besonders gut. „NieR Automata“ spielt immer wieder mit euren Erwartungen, wodurch es durchgehend aufregend bleibt.

Schön komponiert!

Wenn Platinum Games auf der Packung steht, könnt ihr euch darauf verlassen, dass es ordentlich kracht. Im besten Fall erwarten euch fetzige Kämpfe, ergiebige Spielmechaniken und eine angenehme Lernkurve. Spiele wie Bayonetta und Vanquish zeigen, dass das Studio auch gerne mal die Messlatte im Action-Genre anhebt und scheinbar aus dem Nichts geballte Unterhaltung heraushaut.

Nier Automata - Review - Test - Bild 03

Im Fall von „NieR Automata“ passiert etwas ganz ähnliches. Dieses Mal polieren die Entwickler allerdings nicht innerhalb einer Gattung die Mechaniken auf Hochglanz, sondern vermischen Elemente unterschiedlicher Genres und fassen sie in einem Spiel zusammen. Kämpft ihr in einer Sekunde noch in klassischer 3rd-Person-Ansicht mit Schwertern gegen Wellen von Gegnern, seht ihr im nächsten Moment die Szene von der Seite und spielt plötzlich einen Brawler. Einen Augenblick später befindet ihr euch in einem Topdown-Shooter aus der Vogelperspektive.

Was hier vielleicht abrupt klingt, ist im Spiel unglaublich flüssig und geschmeidig gelöst. Die Bedienung variiert nie zu stark, so dass ihr euch prinzipiell gar nicht erst groß umgewöhnen müsst. Der visuelle Effekt ist dafür umso heftiger. Der häufige Wechsel passt hervorragend zum Spieltempo, was wiederum dem erzählerischen Fluss zuträglich ist. „NieR Automata“ ist wie Achterbahn-Fahren: Das muss man selbst erlebt haben.

Dank der fliegenden Kampfeinheit, dem sogenannten Pod, nehmt ihr eure Gegner zu jeder Zeit unter Dauerbeschuss. Gleichzeitig entfesselt ihr verheerende Nahkampfattacken, die ihr zu langen Kombos verbindet. Zusätzliche Spezialangriffe eures Pods oder auch die etwas drastische Selbstzerstörung ergänzen das ohnehin schon fulminante Spektakel, das „NieR Automata“ während Kampfsequenzen abfeuert. So kurzweilig sollten Action-Spiele eigentlich immer sein.

Originelle Details

Auch zwischen den Kämpfen punktet „NieR Automata“ mit unterhaltsamen Mechaniken. Anstatt euch beispielsweise einen Skilltree oder freischaltbare Zauber an die Hand zu geben, bleiben auch die Elemente der Meta-Ebene dem übergeordneten Thema treu. Da ihr einen Androiden steuert, bekommt ihr Chips, die Fähigkeiten und Status-Veränderungen bewirken. Die Speicherplätze sind allerdings begrenzt, wodurch ihr eure Taktik recht frei bestimmen könnt. Selbst gewöhnliche Funktionen, wie das Einblenden einer Minimap oder eurer Gesundheit, können so deaktiviert werden, um Platz zu schaffen, der wiederum auch vergrößert werden kann.

Gleichzeitig lassen sich Chips verbessern, verkaufen oder auch erwerben. Gleiches gilt für eure Waffen, von denen ihr immer zwei in einem Set mit euch führt. Durch unterschiedliche Waffengattungen und Angriffe ergibt sich eine Vielzahl von Strategien. Diese spielerische Freiheit stellt einen kritischen Aspekt des Unterhaltungswerts von „NieR Automata“ dar. Die Freude, an der eigenen Ausrüstung zu feilen und verschiedene Varianten im Gefecht zu testen, ist groß und über die gesamte Spielzeit hinweg konstant.

Nier Automata - Review - Test - Bild 04

Wie bereits erwähnt hinterlässt „NieR Automata“ trotz einer eher minimalistischen Optik einen bleibenden Eindruck. Doch das bedeutet nicht, dass es keine visuellen Höhepunkte besitzt. Vor der Leinwand einer entrückten und zerstörten Welt lassen euch gigantische Bossgegner und eigenartige Orte gerne mal die Kinnlade herunterklappen.
Und wenn euch die Bilder nicht berühren, dann schaffen es sicher die Musikstücke. Hier packt „NieR Automata“ die ganz großen Geschütze raus. Herzzerreißende Chöre im Anschlag föhnen euch fast die gesamte Spielzeit über, orchestrale Meisterwerke entgegen. Dank einer Vielzahl von Variationen, sowie einem modularen Aufbau passt sich der Soundtrack der Umgebung an, verändert sich dabei aber ebenso dynamisch wie die Spielmechaniken.

Was wir schlecht finden

Auch wenn „NieR Automata“ an vielen Stellen einen makellosen Eindruck hinterlässt, ist nicht alles lobenswert. Ruckler und Framerate-Einbrüche dämpfen hin und wieder den Spielspaß und reißen euch aus den ansonsten herrlich flüssigen Kämpfen. Das hilft euch nicht gerade dabei den Überblick zu behalten. Dieser wird auch sonst häufig auf eine harte Probe gestellt. Ist der Bildschirm besonders voll, kann es schon einmal vorkommen, dass ihr die eigene Spielfigur aus den Augen verliert.

Der berühmte Soßenfleck

So genial der nahtlose Wechsel zwischen Perspektiven und Eindrücken in den meisten Fällen ist, so groß ist der Frust in den wenigen Ausnahmen. Sie mögen selten sein, doch es gibt sie: Momente, in denen die Steuerung keinen Sinn ergeben will oder so verhakt ist, dass ihr dem Dauerbeschuss eines Feindes nicht mehr entkommt. Momente wie diese sind allerdings wohlgemerkt rar.

Nier Automata - Review - Test - Bild 05

Mögt ihr Anime-Filme und Spiele und seid japanischen Rollenspielen gegenüber nicht abgeneigt, kann es dennoch sein, dass euch der Stil von „NieR Automata“ nicht zusagt. Die surrealen Szenarien und die teilweise schon penetrant platzierten Höschenblitzer der Protagonistin sprechen eher den Geschmack des Hardcore-JRPG-Fans.

Und auch für diesen dürfte es doch hier und da das eine oder andere Detail mehr sein. So groß nämlich die Immersion und so bezaubernd viele Orte in „NieR Automata“ sind, so seltsam leer wirken auf der anderen Seite manche Bereiche. Hier und da brauchen Texturen auch einmal extra lange, bis sie geladen sind. An anderer Stelle wartet ihr darauf vergebens. Doch hier etwas zu beanstanden, ist Kritik auf hohem Niveau. Denn in seine Gesamtheit ist „NieR Automata“ durch und durch atmosphärisch und erzeugt gelegentlicher Tristesse zum Trotz eine gewichtige Stimmung.

8.5

Wertung und Fazit

PRO
  • adrenalingeladene Kämpfe
  • nahtlose flüssige Action
  • cleverer Mix diverser Genre
  • Aufbruch gewohnter Mechaniken
  • ungewöhnliche Erzählweise
CONTRA
  • teilweise detailarm
  • seltene Ruckler und Framerate-Einbrüche
  • gelegentlich matschige und nachladende Texturen

Test: NieR Automata – Ein besonders feines JRPG

Kommentare

xjohndoex86

xjohndoex86

17. April 2017 um 20:55 Uhr
spider2000

spider2000

17. April 2017 um 21:10 Uhr
Murat&Sally

Murat&Sally

17. April 2017 um 21:48 Uhr
Ridgewalker

Ridgewalker

17. April 2017 um 22:11 Uhr
spider2000

spider2000

17. April 2017 um 22:13 Uhr
xjohndoex86

xjohndoex86

17. April 2017 um 22:23 Uhr
Murat&Sally

Murat&Sally

17. April 2017 um 22:36 Uhr
Krawallier

Krawallier

17. April 2017 um 23:25 Uhr
Lichtenauer

Lichtenauer

18. April 2017 um 00:17 Uhr
Mustang&Sally

Mustang&Sally

18. April 2017 um 08:56 Uhr