Bei all den Krachern, die seit Jahresbeginn erschienen sind, bekommt nicht jede Perle die Aufmerksamkeit, die sie verdient. Nun, mit ein paar Wochen Abstand, soll nun auch „NieR Automata“ eine extra Erwähnung bekommen. Ähnlich wie Persona 5, erlebt ihr hier, wie ein Spiel aus Nippon an Genre-Dogmen rüttelt und durch Finesse und Innovation überzeugt.
Auch wenn der erste Blick es eventuell nicht vermuten lässt, schafft es „NieR Automata“ aus der Masse hervorzustechen. Eine hübsch zurechtgemachte Androiden-Dame mit verbundenen Augen, die in Begleitung eines ebenfalls verschleierten Chorknaben durch Überreste einer Zivilisation sprintet, seht ihr sicher nicht alle Tage. Gerade wenn ihr beginnt, diese Eindrücke zu verdauen, überschlagen sich die Ereignisse und ihr durchlauft eine rasante Abfolge von temporeichen Kämpfen.
Hier geben sich Spielmechaniken die Klinke in die Hand und verzücken euer Gamer-Herz in höchster Extase. Ob auch der Rest von „NieR Automata“ dieses Niveau hält, verrät euch der Test.
Menschliche Androiden gegen extraterrestrische Roboter
In einer fernen und düsteren Zukunft fliehen die Menschen auf den Mond, um das Fortbestehen ihrer Spezies sichern zu können. Doch Zuhause ist es am schönsten und so schicken sie intelligente Androiden auf den Heimatplaneten, um die dort hausenden Roboter, sowie deren außerirdischen Erbauer zu beseitigen. Keine leichte Aufgabe, der ihr euch hier stellt. In der Rolle der Kampfeinheit 2B begebt ihr euch auf eine ungewöhnliche Mission, die einige Überraschungen bereithält.
Entsprechend der abgedrehten Handlung ist auch die Erzählweise recht ungewöhnlich. Ohne zu viel zu verraten, könnt ihr davon ausgehen, dass ihr erst lange nachdem ihr eigentlich mit dem Spiel abschließt, das ganze Ausmaß abschätzen könnt. Dabei bricht „NieR Automata“ mit etablierten Abläufen und verwendet so eine eigenwillige Sprache. Vorausgesetzt, ihr seid zugänglich für die tristen und dystopischen Settings, berührt euch die Handlung durch teilweise erstaunlich subtile Mittel.
Die Geschichte folgt einer bestimmten Richtung, die ihr durch Absolvieren der Hauptmissionen einschlagt. Ob ihr strickt dieser folgt oder lieber Zeit mit Nebenmissionen und Erkundungstouren verbringt, ist euch überlassen. Die Menge an zusätzlichen Informationen, die ihr durch zusätzliche Aufgaben erhaltet, ist prima dosiert. Ihr verpasst nicht wirklich etwas, wenn ihr euch nur um die Handlung kümmert, bekommt auf der anderen Seite aber eine angemessene Portion Extratiefe, wenn ihr euch auch mal abseits des Weges aufhaltet.
Egal, wo ihr euch befindet, euer Finger wandert sicher häufiger in Richtung des Share-Buttons. Denn auch in Sachen der Präsentation zeigt sich „NieR Automata“ überraschend abwechslungsreich. Überraschend deshalb, weil der Ton aus verrostetem Stahl und abgenutztem Beton eigentlich vorherrscht. Vielleicht funktionieren aber auch gerade deshalb bestimmte Szenarien besonders gut. „NieR Automata“ spielt immer wieder mit euren Erwartungen, wodurch es durchgehend aufregend bleibt.
Schön komponiert!
Wenn Platinum Games auf der Packung steht, könnt ihr euch darauf verlassen, dass es ordentlich kracht. Im besten Fall erwarten euch fetzige Kämpfe, ergiebige Spielmechaniken und eine angenehme Lernkurve. Spiele wie Bayonetta und Vanquish zeigen, dass das Studio auch gerne mal die Messlatte im Action-Genre anhebt und scheinbar aus dem Nichts geballte Unterhaltung heraushaut.
Im Fall von „NieR Automata“ passiert etwas ganz ähnliches. Dieses Mal polieren die Entwickler allerdings nicht innerhalb einer Gattung die Mechaniken auf Hochglanz, sondern vermischen Elemente unterschiedlicher Genres und fassen sie in einem Spiel zusammen. Kämpft ihr in einer Sekunde noch in klassischer 3rd-Person-Ansicht mit Schwertern gegen Wellen von Gegnern, seht ihr im nächsten Moment die Szene von der Seite und spielt plötzlich einen Brawler. Einen Augenblick später befindet ihr euch in einem Topdown-Shooter aus der Vogelperspektive.
Was hier vielleicht abrupt klingt, ist im Spiel unglaublich flüssig und geschmeidig gelöst. Die Bedienung variiert nie zu stark, so dass ihr euch prinzipiell gar nicht erst groß umgewöhnen müsst. Der visuelle Effekt ist dafür umso heftiger. Der häufige Wechsel passt hervorragend zum Spieltempo, was wiederum dem erzählerischen Fluss zuträglich ist. „NieR Automata“ ist wie Achterbahn-Fahren: Das muss man selbst erlebt haben.
Dank der fliegenden Kampfeinheit, dem sogenannten Pod, nehmt ihr eure Gegner zu jeder Zeit unter Dauerbeschuss. Gleichzeitig entfesselt ihr verheerende Nahkampfattacken, die ihr zu langen Kombos verbindet. Zusätzliche Spezialangriffe eures Pods oder auch die etwas drastische Selbstzerstörung ergänzen das ohnehin schon fulminante Spektakel, das „NieR Automata“ während Kampfsequenzen abfeuert. So kurzweilig sollten Action-Spiele eigentlich immer sein.
Originelle Details
Auch zwischen den Kämpfen punktet „NieR Automata“ mit unterhaltsamen Mechaniken. Anstatt euch beispielsweise einen Skilltree oder freischaltbare Zauber an die Hand zu geben, bleiben auch die Elemente der Meta-Ebene dem übergeordneten Thema treu. Da ihr einen Androiden steuert, bekommt ihr Chips, die Fähigkeiten und Status-Veränderungen bewirken. Die Speicherplätze sind allerdings begrenzt, wodurch ihr eure Taktik recht frei bestimmen könnt. Selbst gewöhnliche Funktionen, wie das Einblenden einer Minimap oder eurer Gesundheit, können so deaktiviert werden, um Platz zu schaffen, der wiederum auch vergrößert werden kann.
Gleichzeitig lassen sich Chips verbessern, verkaufen oder auch erwerben. Gleiches gilt für eure Waffen, von denen ihr immer zwei in einem Set mit euch führt. Durch unterschiedliche Waffengattungen und Angriffe ergibt sich eine Vielzahl von Strategien. Diese spielerische Freiheit stellt einen kritischen Aspekt des Unterhaltungswerts von „NieR Automata“ dar. Die Freude, an der eigenen Ausrüstung zu feilen und verschiedene Varianten im Gefecht zu testen, ist groß und über die gesamte Spielzeit hinweg konstant.
Wie bereits erwähnt hinterlässt „NieR Automata“ trotz einer eher minimalistischen Optik einen bleibenden Eindruck. Doch das bedeutet nicht, dass es keine visuellen Höhepunkte besitzt. Vor der Leinwand einer entrückten und zerstörten Welt lassen euch gigantische Bossgegner und eigenartige Orte gerne mal die Kinnlade herunterklappen.
Und wenn euch die Bilder nicht berühren, dann schaffen es sicher die Musikstücke. Hier packt „NieR Automata“ die ganz großen Geschütze raus. Herzzerreißende Chöre im Anschlag föhnen euch fast die gesamte Spielzeit über, orchestrale Meisterwerke entgegen. Dank einer Vielzahl von Variationen, sowie einem modularen Aufbau passt sich der Soundtrack der Umgebung an, verändert sich dabei aber ebenso dynamisch wie die Spielmechaniken.
Auch wenn „NieR Automata“ an vielen Stellen einen makellosen Eindruck hinterlässt, ist nicht alles lobenswert. Ruckler und Framerate-Einbrüche dämpfen hin und wieder den Spielspaß und reißen euch aus den ansonsten herrlich flüssigen Kämpfen. Das hilft euch nicht gerade dabei den Überblick zu behalten. Dieser wird auch sonst häufig auf eine harte Probe gestellt. Ist der Bildschirm besonders voll, kann es schon einmal vorkommen, dass ihr die eigene Spielfigur aus den Augen verliert.
Der berühmte Soßenfleck
So genial der nahtlose Wechsel zwischen Perspektiven und Eindrücken in den meisten Fällen ist, so groß ist der Frust in den wenigen Ausnahmen. Sie mögen selten sein, doch es gibt sie: Momente, in denen die Steuerung keinen Sinn ergeben will oder so verhakt ist, dass ihr dem Dauerbeschuss eines Feindes nicht mehr entkommt. Momente wie diese sind allerdings wohlgemerkt rar.
Mögt ihr Anime-Filme und Spiele und seid japanischen Rollenspielen gegenüber nicht abgeneigt, kann es dennoch sein, dass euch der Stil von „NieR Automata“ nicht zusagt. Die surrealen Szenarien und die teilweise schon penetrant platzierten Höschenblitzer der Protagonistin sprechen eher den Geschmack des Hardcore-JRPG-Fans.
Und auch für diesen dürfte es doch hier und da das eine oder andere Detail mehr sein. So groß nämlich die Immersion und so bezaubernd viele Orte in „NieR Automata“ sind, so seltsam leer wirken auf der anderen Seite manche Bereiche. Hier und da brauchen Texturen auch einmal extra lange, bis sie geladen sind. An anderer Stelle wartet ihr darauf vergebens. Doch hier etwas zu beanstanden, ist Kritik auf hohem Niveau. Denn in seine Gesamtheit ist „NieR Automata“ durch und durch atmosphärisch und erzeugt gelegentlicher Tristesse zum Trotz eine gewichtige Stimmung.
Kommentare
His0ka
17. April 2017 um 20:29 UhrUnter Pro sollte ganz klar die Story stehen. Die allein ist ne 10/10 wert.
vor allendingen ist das kein jrp sondern ein action jrp
ps3hero
17. April 2017 um 20:37 UhrMan kann es 3x durchzocken (immer ein anderer Charakter), ist jedes Mal etwas anders, das dritte Mal kommen sogar völlig neue Level dazu. Ist ganz cool gemacht, ich fürchte allerdings viele übersehen das.
Nnoo1987
17. April 2017 um 20:42 UhrTest kommt viel zu spät und die negativ punkte rechtfertigen keine 8,5..
aber ok Play3
Persona5 test kommt 3 tage nach release.. das habt ihr bestimmt nicht zuende gezockt und ne 9,5 gegeben.
Hoffe ihr habt bei Automata alle Enden gesehn.
xjohndoex86
17. April 2017 um 20:55 UhrAuch wenn die Technik zu wünschen übrig lässt und es eigentlich ein Unding bei der kargen Optik ist, dass das Ding nicht blitzsauber läuft(bei nativen 4K auf der Pro statt 1080p!) kann man hier wieder nur von einem designtechnischem Juwel sprechen. Unvergleichbar! 9.1 gibt’s von mir.
spider2000
17. April 2017 um 21:10 Uhrich habe es gestern zuende gespielt.
habe es 3 mal komplett gespielt, jedes mal war es anders.
gerade das 3. mal spielen ist richtig klasse, weil es da seine ganze story entfaltet, und ganz anders ist.
habe nach den 3 mal spielen noch viele andere enden freigespielt, dank kapitelauswahl nach dem 3. durchgang braucht man dafür nicht so lange.
Buzz1991
17. April 2017 um 21:20 Uhr@xjohndoex86:
Sind keine nativen 4K, sondern 1080p.
PS4 hat 900p.
Quelle: Digital Foundry
JulZz20
17. April 2017 um 21:27 UhrAn sich ein interessantes Spiel aber die Framedrops und die Grafik waren doch etwas enttäuschend.
Murat&Sally
17. April 2017 um 21:48 Uhr@Nnoo1987 glaubst du ernsthaft das play3 die games 100% spiel bzw. 100% zu ende spielt? Denke eher an copy, paste Texte von anderen Tests und dann ein bisschen Textfüllen und gut ist, es gibt kein proof auf die Echtheit der Tests, daher muss man das ganze sehr skeptisch sehen. Wie du sagtest, das beste Beispiel persona 5 mit über 100 Std.
Ridgewalker
17. April 2017 um 22:11 UhrDie Demo hat mich total geflasht, das ganze Spiel nicht! Ich tu mich schwer es durchzuspielen, obwohl ich ein Fan von sowas bin.
spider2000
17. April 2017 um 22:13 Uhreventuell sollte mal play3 in zukunft ein video test machen, so wie gamepro und co.
dann kann man sich sicher sein, das sie es auch getestet haben.
xjohndoex86
17. April 2017 um 22:23 Uhr@Buzz
Ist wohl falsch rüber gekommen.^^ Das wollte ich damit audrücken, dass ich bei der Grafik native 4K erwatet habe anstatt 1080p. Ohne häßliche Pop-up Ruckler alla Skyrim!
P.S. Erster DLC wurde gerade auf Facebook bestätigt.
Murat&Sally
17. April 2017 um 22:36 Uhr@spider2000 richtig.
Krawallier
17. April 2017 um 23:25 UhrHab es platiniert und bin sehr angetan, auch wenn es nicht an Teil 1 heran kommt.
Lichtenauer
18. April 2017 um 00:17 UhrFinde, dass es bei Nier extrem einfach ist über die kleineren Mäkel hinwegzusehen, dafür ist der Rest des Spiels einfach viel zu gut.
AK 79
18. April 2017 um 07:41 UhrDas game wird morgen abgecheckt.
-KEI-
18. April 2017 um 08:55 UhrDer kritik nach sollte das game ja eig mehr punkte bekommen…
Das ist ausserdem kein hoeschen was die dame da tragt. Das ist n Body/Leotard.
Mustang&Sally
18. April 2017 um 08:56 Uhr@Nnoo: Aber kann der Test fliegen wie ein Tennessee Hawk mit den Drogen die ihm dein Therapeut geborgt hat????
Buzz1991
18. April 2017 um 10:13 Uhr@xjohndoex86:
Alles klar :]
X-Station
18. April 2017 um 10:58 UhrVerstehe die Wertung auch nicht ganz, wenn man die Pros und Contras gegeneinander abwägt. Wenns nach dem Gelesenen geht müsste es mindestens eine 9.0 sein.
fall0ut
18. April 2017 um 11:24 Uhrund noch ein reiner trash Test von play3
BobRobsen
20. April 2017 um 11:07 UhrDie Kontra Liste ist völlig daneben und an den Haaren herbei gezogen.