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Farpoint im Test: Der Beginn einer neuen Shooter-Ära?

play3 Review: Farpoint im Test: Der Beginn einer neuen Shooter-Ära?

7.5

Erinnert ihr euch noch an die E3 2016? Damals präsentierte Sony ein Zubehör, das VR-Fans weltweit aufhorchen ließ: den PS VR Ziel-Controller. Gemeint ist eine Art Hightech-Lightgun, die in kompatiblen VR-Spielen das Aussehen x-beliebiger Waffen annimmt. Heute, knapp elf Monate später, hat das vielversprechende Gadget endlich Marktreife erlangt und muss seine Praxistauglichkeit erstmals im eigens dafür optimierten „Farpoint“ unter Beweis stellen. PLAY3.DE hat sowohl Controller als auch Spiel auf Herz und Nieren getestet und verrät, ob sich die knapp 90 Euro teure Investition lohnt.

Was wir gut finden

Die Geschichte von „Farpoint“ gewinnt zweifelsohne keinen Innovations-Oskar, ist aber gut genug erzählt und vertont, um eure Neugier fürs Erste zu wecken. Ausgangssituation: Ihr befindet euch im Landeanflug auf die Raumstation Pilgrim, um die beiden Wissenschaftler Dr. Eva Tyson und Dr. Grant Moon mit eurem Shuttle abzuholen. Beide haben knapp drei Monate an einer seltsamen Anomalie geforscht (die unbegrenzte Energie für die gesamte Menschheit verspricht) und sollen nun zur Erde zurückgebracht werden. Doch aus der Routine-Mission wird nichts, denn kurz bevor ihr an der Pilgrim andocken könnt, erzeugt die Anomalie ein gigantisches Wurmloch, das alles in seinem Umkreis verschlingt und auf einem mysteriösen, wüstenähnlichen Planeten wieder ausspeit.

Farpoint - PS4 Screenshot 01

Wie es das Schicksal so will, überlebt der namenlose Pilot (also ihr) die Katastrophe jedoch, sprich schafft es im letzten Moment in eine Rettungskapsel. Das eigentliche Spiel beginnt kurz danach. Die notgelandete Kapsel öffnet sich und nun liegt es an euch, diesen unwirtlichen Ort wieder zu verlassen. Die gute Nachricht: Unweit entfernt der Absturzstelle findet ihr eine Audio-Botschaft von Dr. Tyson und Dr. Moon. Ein erster Hinweis darauf, dass die Wissenschafter noch am Leben sind? Genau das gilt es im Laufe der nächsten fünf bis sechs Spielstunden herauszufinden.

Was folgt hat allerdings weniger mit „Robinson the Journey“ zu tun, sondern vielmehr mit „Starship Troopers“. Denn bereits nach wenigen Minuten wollen euch zunächst kleine und dann immer größer werdende Alien-Insekten an den Kragen…

PS VR Zielcontroller

Gadget mit Zukunftspotenzial

Um die Faszination „Farpoint“ nachvollziehen zu können, zunächst ein paar Worte zur Funktionsweise des PS VR Ziel-Controllers. Wie am oben abgebildeten Foto unschwer zu erkennen, handelt es sich bei der Hardware um eine clevere Weiterentwicklung des Move Sharpshooters für PlayStation 3 aus dem Jahre 2010. Genau wie damals sorgt also auch hier ein frontseitig montierter Lichtkegel (in Kombination mit intern verbauten Lagesensoren) dafür, dass die PlayStation Kamera den Controller im dreidimensionalen Raum korrekt erfasst. Um nun einen Gegner im Spiel ins Visier zu nehmen, müsst ihr den Ziel-Controller mit beiden Händen wie eine reguläre Waffe halten, über Kimme und Korn zielen und dann im richtigen Moment den Abzug betätigen – was wiederum von spürbaren Vibrationseffekten begleitet wird.

Waffenwechsel sind ähnlich clever und intuitiv gelöst. Kurz den Ziel-Controller in Richtung der rechten Schulter führen, schon habt ihr den zweiten mitgeführten Argumentationsverstärker in der Hand.

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Und die Fortbewegung im dreidimensionalen Raum? Erfolgt über den im vorderen Griff eingelassen Analogstick – allerdings nur vor und zurück sowie nach links und rechts (Sidesteps). Schrittweises bzw. unterbrechungsfreies Drehen um die eigene Achse ist in der Standard-Einstellung nicht vorgesehen und muss im Optionsmenü erst manuell aktiviert werden. Macht aber nichts, denn in der Grundkonfiguration wird einem dafür in der Regel so gut wie nicht schlecht. Nicht zuletzt weil Entwickler Impulse Gear den freien Fall in die Tiefe, schnelle Fahrstuhlfahrten und andere hektische Manöver (wie man sie zum Beispiel aus „RIGS“ kennt) weitestgehend unterbindet.

Volle Kontrolle in jeder Lebenslage

Schön zudem, wie gut sich die zahlreichen Tasten auf dem Ziel-Controller selbst dann erreichen (und erfühlen) lassen, wenn man das Headset aufhat. Die Kreuz-, Quadrat-, Kreis- und Dreieck-Taste etwa sind – genau wie der zweite Analogstick – auf der Rückseite des Controllers angeordnet und somit für den Daumen der Abzughand kinderleicht zu handhaben. Gleiches gilt für das Digital-Steuerkreuz und die Tasten Share, Options sowie L1 und L2, die Sony im vorderen Griff des Controllers verbaut. Weniger überzeugend: Anders als damals beim Move Sharpshooter gibt es keinen Gewehrkolben, den ihr für mehr Stabilität gegen eure Schulter drücken könnt.

Farpoint - PS4 Screenshot 03

Wer mag kann „Farpoint“ übrigens auch mit dem Dual Shock 4 Controller spielen, was sich allerdings ziemlich seltsam anfühlt. Hauptgrund hierfür ist die Tatsache, dass der horizontal gehaltene Dual Shock 4 Controller eine 2-händig gehaltene Waffe repräsentiert, die man in der Realität eigentlich völlig anders greifen würde. Die Folge: Immersion geht verloren – nicht nur beim Zielen mit den ansonsten extrem gut gemachten (virtuellen) Rotpunkt-Visieren.

Achtung, Riesenschnake auf 11 Uhr!

Doch zurück zum Kern des Ganzen – dem Gameplay der in acht Kapitel aufgeteilten Story-Kampagne. Diese dreht vor allem dann richtig auf, wenn ihr euch mit mehreren unterschiedlichen Gegnertypen konfrontiert seht und entsprechend reaktionsschnell und taktisch klug handeln müsst. Die Facehugger-ähnlichen „Jumper“ zum Beispiel machen ihrem Namen alle Ehre, krabbeln wieselflink umher und lassen keine Gelegenheit aus, euch direkt ins Gesicht zu springen. Bestes Gegenmittel: Präzise Feuerstöße mit dem Sturmgewehr und Ausweichbewegungen mit dem Oberkörper, wenn die Mistviecher bereits zum Sprung ansetzen konnten. Ganz anders die Spitter: Sie bespucken euch aus großer Distanz mit riesigen Schleimkugeln, sind also so etwas wie die Artillerie der Insekten. Ein oder zwei hat man schnell erledigt, attackieren jedoch mehrere gleichzeitig aus unterschiedlichen Positionen, kommt man schnell ins Schwitzen.

In Acht nehmen solltet ihr euch außerdem vor den Brutes – krebsähnliche Kreaturen von der Größe eines Minibusses, die sich entweder einigeln wenn man sie unter Feuer nimmt oder wutschnaubend mit den Beinen stampfen, um weitere Jumper zur Hilfe zu rufen. Schlimmer noch: Hat man ihnen eine gewisse Menge Blei verabreicht, gehen sie in einer Art Berserker-Modus über und rennen schnurstracks in eure Richtung. Wohl dem, der jetzt fix zur hoffentlich komplett geladenen Schrotflinte wechselt!

Farpoint - PS4 Screenshot 05

Apropos Flinten: Zwar bietet „Farpoint“ insgesamt nur fünf Waffen – die jedoch fühlen sich allesamt ziemlich gut an. Das Plasmagewehr etwa feuert nicht nur Energiestrahlen ab, die an Wänden abprallen, sondern verfügt obendrein über einen auf Knopfdruck ausfahrbaren Schutzschild, der eine gewisse Menge Feindfeuer absorbiert. An der Unterseite von Shotgun und Sturmgewehr wiederum sind ein Granat- respektive Raketenwerfer montiert, mit dem ihr dicken Brocken wie einer Alien-Königin, 2-beinigen Walker-Einheiten und in der Luft fliegenden Drohnenschwärmen ordentlich einheizt.

Lob zudem für zahlreiche Abschnitte, die geschickt mit den markanten Größenunterschieden in  VR spielen. In einem Level etwa müsst ihr zunächst über eine schmale Steinbrücke balancieren und dann an einem hunderte Meter abfallenden Berghang entlang kraxeln – für Menschen mit Höhenangst eine echte Herausforderung! Anderenorts erkundet ihr die Überreste der Pilgrim-Raumstation und staunt nicht schlecht, wie gigantisch das Ganze aus der Astronautenperspektive am Boden doch anmutet.

Waffenmodelle, Gegneranimationen, Weitsicht und diverse Hintergrunddetails (die Rauchwolken im Startlevel zum Beispiel) sind ebenfalls nicht von schlechten Eltern und machen „Farpoint“ zu einem insgesamt durchaus sehenswerten VR-Spiel. An den Echtzeit-Schatten der Spielfigur (am besten mal im Laufen gen Boden schauen) sollten die Kalifornier für einen möglichen zweiten Teil allerdings noch mal feilen.

Farpoint - PS4 Screenshot 06

Herausforderungs- und Koop-Modus

Einmal die Kampagne abgehakt, könnt ihr euch außerdem noch mit einem Herausforderungsmodus sowie einem zu zweit spielbaren Koop-Modus austoben. Erstgenannter ist so konzipiert, dass ihr zunächst ein Level der Kampagne selektiert (oder per Zufallsprinzip bestimmt) und euch dort dann von einem Checkpoint zum nächsten vorkämpft. Gelingt dies, wird einem herunter zählenden Timer mehr Zeit hinzugefügt.

Im Horde-Modus wiederum liegt der Fokus darin, gemeinsam mit einem Online-Verbündeten in vier verschiedenen Arealen möglichst lange zu überleben und einen neuen Highscore aufzustellen. Witzig hierbei: Je weniger Schaden man während einzelner Gefechte nimmt, desto schneller saust der Punkte-Multiplikator in die Höhe. Um sich also mit einer sehenswerten Punktzahl in den Online-Ranglisten zu verewigen, ist gut abgestimmtes Teamwork Pflichtprogramm.

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Was wir schlecht finden

Mit einer Spielzeit von circa fünf Stunden (je nach Talent und Vorgehensweise) fällt die Kampagne eher knapp aus. Zugegeben, Impulse Gear ist ein kleiner Entwickler mit begrenzten Kapazitäten, aber unterm Strich hätten wir uns einfach noch mehr Level, Gegner, Waffen und Ideen gewünscht.

Das gilt im Speziellen für das letzte Viertel der Kampagne, wo das Team aus San Francisco verschiedene, bereits präsentierte Gameplay-Elemente lediglich neu variiert – und uns obendrein einen finalen Bosskampf (der diesen Namen auch verdient hat) verwehrt. Kleinere Puzzle-Abschnitte, zünftige Fahrzeug-Passagen (in denen ihr ein Vehikel oder ein Bordgeschütz aktiv bedient), klassische Schleichelemente, weitere Schwierigkeitsgrade und gut versteckte Sammelgegenstände hätten dem Gesamtkonstrukt ebenfalls gut getan. Stattdessen aber ist der VR-Spaß eigentlich schon vorbei, als er erst richtig an Fahrt aufnimmt.

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Eingeschränkte Bewegungsfreiheit

Schade auch, dass euer Alter Ego weder klettern noch nach oben springen kann. Beides ist vor allem dann ärgerlich, wenn ihr aus Versehen auf eine niedriger gelegene Plattform fallt und es von dort kein Zurück mehr in den eigentlichen Levelbereich gibt. Die Folge: Ist müsst euch mit einer Granate/Rakete selbst in die Luft sprengen oder einen auf Lemming machen, sprich euch von der Klippe in den Abgrund stürzen, um wieder vom letzten Checkpoint zu starten.

Im Hinblick auf Einstellungs-Optionen fehlen ebenfalls einige Dinge, die heutzutage Standard sein sollten: Untertitel zum Beispiel oder die Möglichkeit, jederzeit manuell einen Spielstand anzulegen. Speziell Personen, die sich immer nur in kurzen Abständen mit VR auseinandersetzen können, würden Letzteres sicher begrüßen.

Ein weiteres Problemfeld betrifft das nicht immer einwandfreie Tracking. Die Problematik wird insbesondere in zwei Situationen deutlich. Zum einen in Zwischensequenzen, bei denen ihr Dr. Tyson und Dr. Moon bei Konversationen beobachtet. Hier sprang das Bild im Test – trotz mehrfach erfolgreicher Kalibrierung – zuweilen minimal hin und her. Nichts Dramatisches, aber auf Dauer störend.

Zum anderen wenn ihr den Ziel-Controller im 90 Grad-Winkel nach oben richtet – etwa um eine Drohne abzuschießen, die direkt über eurem Kopf kreist. In solchen Szenen kann es vorkommen, dass der Ziel-Controller den Tracking-Bereich verlässt und ein präzises Anvisieren eines Gegners kurzzeitig nicht mehr möglich ist. Kommt – genau wie oben genanntes Manko – aber nur ab und an vor und lässt sich durch eine Rückkehr zur Ausgangsposition im Raum schnell beheben.

7.5

Wertung und Fazit

PRO
  • Sehr gute Immersion dank Ziel-Controller
  • Gelungenes Gunplay
  • Insgesamt sehr ordentliche Präsentation
  • Koop- und Herausforderungs-Modus
  • zwischendurch erstaunlich fordernd
CONTRA
  • Kampagne mit 5 Std. ziemlich kurz
  • keine anderen Schwierigkeitsgrade
  • Gameplay könnte mehr Variation vertragen
  • kein manuelles Abspeichern
  • Tracking zickt ab und zu
  • fade Dual Shock 4 Steuerung

Farpoint im Test: Der Beginn einer neuen Shooter-Ära?

Wenn es um Testberichte zu VR-Spielen geht, dann kommt das Wort „schweißtreibend“ inflationär häufig vor. So häufig, dass man es zuweilen nicht mehr ernst nimmt. Im Falle von „Farpoint“ jedoch trifft die Formulierung den Nagel auf den Kopf. Denn so viel steht fest: Spätestens nach 20 Minuten hektischem Umschauen, hochkonzentriertem Zielen über Kimme und Korn und enthusiastischen Ausweichbewegungen sind Schweißperlen vorprogrammiert. Ich jedenfalls hab mich im Verlauf der circa fünf Stunden langen Kampagne prima unterhalten gefühlt und auch mit dem Herausforderungs- und Koop-Modus noch eine nette Zeit verbracht. Dennoch: Klammert man den gelungen umgesetzten VR-Aspekt und die tolle Anpassung an das hippe Zubehör mal für einen Moment aus, bleibt „Farpoint“ leider "nur" ein leicht überdurchschnittliches Shooter-Erlebnis. Ein Spiel, bei dem mehr in der Tat mehr gewesen wäre. Warum zum Beispiel lockerten die Kalifornier die Kampagne nicht mit VR-optimierten Knobel-Elementen auf? Wieso fixt man mich in der Spielmitte mit einem fulminanten Alien-Königin-Bossfight an, gönnt mir dann aber ganz am Ende keinen ultimativen Showdown mit einem noch viel größeren Boss? Und was sprach eigentlich gegen interaktive Fahrzeug-Sequenzen und gut versteckte Sammelobjekte (Hologramme mal außen vor)? Diese und andere Aspekte hätten eine acht vorm Komma womöglich gerechtfertigt. Aber sei’s drum, denn als erster Vorgeschmack auf die nächste Generation VR-Shooter taugt das Gebotene allemal - nicht zuletzt weil sich der Ziel-Controller zukünftig auch in zahlreichen anderen Spielen einsetzen lässt.

Kommentare

President Evil

President Evil

17. Mai 2017 um 19:11 Uhr
Krawallier

Krawallier

17. Mai 2017 um 19:36 Uhr
16bitCupcake

16bitCupcake

17. Mai 2017 um 20:12 Uhr
Dr.DoomAltah

Dr.DoomAltah

18. Mai 2017 um 01:14 Uhr
James T. Kirk

James T. Kirk

18. Mai 2017 um 05:55 Uhr
Ned Schneebly

Ned Schneebly

18. Mai 2017 um 06:13 Uhr
President Evil

President Evil

18. Mai 2017 um 14:56 Uhr
Dr.DoomAltah

Dr.DoomAltah

18. Mai 2017 um 15:10 Uhr
Dr.DoomAltah

Dr.DoomAltah

19. Mai 2017 um 00:17 Uhr
Ned Schneebly

Ned Schneebly

19. Mai 2017 um 06:04 Uhr
Ned Schneebly

Ned Schneebly

19. Mai 2017 um 09:25 Uhr
Ned Schneebly

Ned Schneebly

19. Mai 2017 um 09:37 Uhr
President Evil

President Evil

19. Mai 2017 um 11:11 Uhr
Cat_McAllister

Cat_McAllister

19. Mai 2017 um 12:27 Uhr
Dr.DoomAltah

Dr.DoomAltah

19. Mai 2017 um 23:38 Uhr
drbrainnn

drbrainnn

20. Mai 2017 um 07:56 Uhr
dieselstorm

dieselstorm

28. Mai 2017 um 14:46 Uhr