Nach über elf Jahren voller zahlreicher Portierungen erreicht „Okami HD“ nun auch die PlayStation 4. Besitzer einer PS4 Pro können das Action-Adventure sogar in 4K spielen. Ob sich sonst noch etwas am Spiel geändert hat und wie gut „Okami“ gealtert ist, erfahrt ihr im Test.
Ein zeitloses Märchen
Angesiedelt in der Welt Japanischer Folklore erzählt „Okami HD“ die Geschichte von Amaterasu, einer Sonnen-Göttin in Gestalt eines Wolfes. Nachdem diese für lange Zeit in einer Art Schlaf steckte, wurde sie pünktlich zum nahenden Ende der Welt wieder auf den Plan gerufen. Da sie die drohende Gefahr schon einmal bezwingen konnte, ruhen nun alle Hoffnungen auf dem anmutigen Vierbeiner.
Immerhin könnte die erneute Ankunft des Dämonen Orochi die Menschen abermals in Dunkelheit stürzen. Doch die Kräfte von Amaterasu haben sich über das ganze Land verteilt und verstecken sich in Form kleinerer Götter. Diese nun wiederzufinden und die Kräfte wieder vollständig zu erlangen, ist im Grund eure Hauptaufgabe.
„Okami HD“ ist unwahrscheinlich stilsicher, was bereits mit der Handlung beginnt. Beliebte Elemente traditioneller Erzählungen aus Fernost tauchen immer wieder auf und spielen häufig mit großen Gefühlen. Alles bleibt dabei geschmeidig wie die häufig thematisierten Pinselstriche, die auch einen nicht unerheblichen Anteil der Spielmechaniken bestimmen.
Das Kunstwerk im Ganzen
Generell handelt es sich bei „Okami HD“ um ein klassisches Action-Adventure. Die Spielwelt besteht aus überschaubaren Abschnitten, die mal mit Rätseln, mal mit Sprungpassagen oder auch Gegnern versehen sind. Letztere erledigt ihr durch kleinere Attacken und durch Magie.
Wie bereits erwähnt, spielen Pinsel eine recht wichtige Rolle in „Okami HD“, weil Amaterasu ihre mächtigsten Angriffe durch Pinselstriche in der Spielwelt auslöst. Hierfür wird das Spiel pausiert und das aktuelle Bild flach ausgebreitet. Durch unterschiedliche Muster und Schwünge aktiviert ihr Spezial-Attacken und besondere Fähigkeiten.
Aus heutiger Sicht sind die Spielmechaniken in ihrer Summe nichts besonderes. Wirklich fesselnd ist „Okami HD“ aufgrund der Tatsache, dass alle Elemente miteinander spielen. Das betrifft sowohl die Handlung, als auch die Spielmechaniken, sowie die Gestaltung aus optischer und akustischer Sicht. Als Gesamtwerk funktioniert das nach wie vor hervorragend. Wie auch der Rest des Spiels, sind alle Aspekte der spielerischen Abläufe aufeinander abgestimmt und folgen einem angenehmen Fluss.
Es ist durchaus wichtig, „Okami HD“ als Gesamtes zu betrachten. Denn auch wenn einzelne Elemente oft etwas unspektakulär wirken, ist der Unterhaltungswert insgesamt äußerst hoch, was unter anderem auch der Darstellung zu verdanken ist.
Vom Leben gezeichnet
Schauplatz von „Okami HD“ ist eine im wahrsten Sinne des Wortes malerische Landschaft von Nippon. Kirschbäume und Tempel säumen häufig euren Weg. Zwar entstammt die Darstellung rein technisch dem Grafik-Stil Cel-Shading, wirkt vieles grob und von Hand erstellt. Konturen und Flächen sind häufig unruhig, was „Okami HD“ zu einem originellen Antlitz verhilft. Der eigentliche Stil des Designs entspringt der japanischen Tuschemalerei Sumi-e.
Die Farbpalette ist limitiert entsättigt, was allerdings für schöne Kontraste sorgt, wenn durch spezielle Aktionen doch mal etwas kräftigere Farbtöne auftauchen. Ob euch die Darstellung gefällt ist stark von eurem persönlichen Geschmack abhängig. Stimmig mit dem Rest des Spiels ist die Optik aber allemal.
Ein Höhepunkt ist die musikalische Inszenierung. Dank der Zusammenarbeit hochkarätiger Komponisten verfügt „Okami HD“ über eine erlesene Auswahl feinster Musikstücke, die sich oftmals traditioneller Instrumente bedienen. Auch hier zeigt sich die Gestaltung aus rein künstlerischer Sicht unheimlich stimmig.
4K und nun?
Natürlich muss sich eine HD-Neuauflage die Frage gefallen lassen, welchen Mehrwert sie im Vergleich zu vorherigen Versionen liefert. Hier kann „Okami HD“ leider nicht wirklich punkten. Natürlich ist die Auflösung in 4K toll und zeigt das Spiel schärfer denn je, doch die Bildwiederholungsrate bleibt bei ungeachtet dessen bei maximal 30FPS.
Auch der eine oder andere Kritikpunkt am Original wurde in der frisch überarbeiteten Version nicht verbessert. Hierzu zählen zum Beispiel lange Zwischensequenzen, die sich nicht überspringen lassen. Besonders in Segmenten, die nur durch erfolgreiche Aktionen abgeschlossen werden können, ist der Frust schnell groß, wenn zum wiederholten Mal der gleiche Film abläuft.
Auch die Vertonung der Spielfiguren wurde nicht überarbeitet. Das Gebrabbel, das den Figuren anstelle einer richtigen Synchronisation eine Stimme verleiht, war schon vor elf Jahren oft anstrengend und das ist es auch heute noch. Da die Gespräche nicht automatisch ablaufen begleitet vehementes Tastendrücken die ohnehin schon eintönige Geräuschkulisse von Dialogen. Das wird dem ansonsten hohen künstlerischen Anspruch des Spiels einfach nicht gerecht.
Der Wunsch nach mehr ist bei „Okami HD“ groß. Zusätzliche spielbare Inhalte oder auch mehr Tiefgang im zuweilen etwas seicht geratenen RPG-Aspekt würden nicht nur für gute Kaufgründe bei Neulingen sorgen, sondern auch denjenigen, die bereits das Original gespielt haben, Lust auf einen erneuten Ausflug als Amaterasu machen.
Kommentare
W0lf
14. Dezember 2017 um 20:35 Uhrps3 version hat hier noch eine 9.5 bekommen.
redfield84
14. Dezember 2017 um 20:44 Uhrzeitloser Klassiker, aber wer bereits die PS3 Version sein Eigen nennt, muss kein weiteres mal dafür sein Geld ausgeben. 🙂
Wastegate
14. Dezember 2017 um 22:16 UhrSeh ich genau wie redfield84. Bin mal gespannt wie Zone of the Enders MARS wird. Auch wenn das auf PS3 schon in HD kam,soll da mit VR und neuem Inhalt einiges mehr geboten sein. Hoffe die Anschaffung lohnt sich (Oh Man, dann hab ich’s für 3 Systeme gekauft. Well played Konami, well played ;-),
Nathan_90
14. Dezember 2017 um 22:39 UhrDas gibt’s sicher nächstes Jahr bei PS+.
Peter Enis
14. Dezember 2017 um 23:44 UhrHabs mir mal geholt, da ich es aufer PS2 und PS3 verpasst habe 🙂
Arvaron
15. Dezember 2017 um 07:44 UhrMega Spiel! Und das „gebrabbel“ nervt, find ich nicht so. Eine richtige Sprachausgabe würde irgendwie nicht so passen. Dennoch, wer es noch nie gespielt hat, der sollte jetzt zuschlagen. 🙂
Hendl
15. Dezember 2017 um 08:23 Uhrist mir das gebrabbel damals auf den sack gegangen… auch das zeichnen hat meine geduld auf die probe gestellt… nein danke, die nerven das game ein zweites mal zu zocken, habe ich heute nicht mehr…
Magatama
15. Dezember 2017 um 11:27 Uhr„Auch die Vertonung der Spielfiguren wurde nicht überarbeitet. Das Gebrabbel, das den Figuren anstelle einer richtigen Synchronisation eine Stimme verleiht, war schon vor elf Jahren oft anstrengend und das ist es auch heute noch.“ Blödsinn. Die Sprachausgabe war genial und passend und hat NULL genervt. Sie war im Gegenteil sehr atmosphärestiftend. Okami ist ein Meilenstein, werde mir diese Version aber nicht holen, da ich’s schon für PS2 und PS3 habe.
Bulllit
15. Dezember 2017 um 14:59 UhrDas gegrabbel passt doch hervorragend zum Gesamtbild. Das macht diesen Spiel noch entzückender