Nachdem wir euch gestern die Handlung und die grundlegenden Spielmechaniken „Monster Hunter World“ gezeigt haben, ist heute die Präsentation an der Reihe. Jetzt, da die Serie sich von ihrem jahrelangen Dasein als Handheld-Spiel löst und den Weg auf die aktuell stärksten Konsolen wagt, sind die Erwartungen gegenüber der Umsetzung entsprechend hoch. Im zweiten Teil unseres Test-Tagebuches erfahrt ihr, ob „Monster Hunter World“ diesen Ansprüchen gerecht wird.
Monster Hunter 2.0
Lasst euch nichts anderes erzählen! Einer der besten Aspekte an „Monster Hunter World“ ist zweifelsfrei die Tatsache, dass die Serie endlich wieder auf den großen Bildschirm zurückkehrt. Wenn ihr schon gegen teils haushohe Monster in die Schlacht zieht, dann sollten diese Wesen auch entsprechend imposant herüberkommen und im Fall von „Monster Hunter World“ ist das absolut der Fall. Auch wenn die Fassungen für Handhelden sich bei der Umsetzung große Mühe geben und oft erstaunlich gute Ergebnisse erzielen, können sie „Monster Hunter World“ nicht das Wasser reichen.
Dabei ist es oftmals noch nicht einmal die Größe der Bestien allein, die euch die Kinnlade herunterklappen lässt. Die gesamte Gestaltung der gigantischen Wesen ist unglaublich gut gelungen. Hier und da erinnern einzelne Elemente an Dinosaurier, Echsen oder auch an ansonsten eher friedliche Tiere, wie Mäuse oder Karpfen. Die Mischung der einzelnen Komponenten ist jedoch stets homogen, so dass die Biester wie aus einem Guss wirken und durchaus als eigenständige Gattung durchgehen.
Hierfür sind oftmals auch besondere körperliche Merkmale verantwortlich. Sei es das knöcherige Riechorgan des Anjanath, das sich an seiner Schnauze einem Kamm gleich aufstellt oder aber der kugelrunde Halskragen des Paolumu, der aus dem zuvor noch schlanken Wesen einen wuchtigen Gegner mit jeder Menge Durchschlagskraft macht. Sogar das Geschlecht kleinerer Monster lässt sich anhand der Optik feststellen. Es ist faszinierend, die Monster und ihre Eigenheiten zu beobachten und natürlich nicht weniger spannend, nach geeigneten Schwachstellen zu suchen.
Dass sich eure Fähigkeiten als Jäger auch außerhalb des Bildschirms verbessern, merkt ihr spätestens, wenn ihr spezielle Manöver der Monster anhand von zuckenden Muskeln oder bestimmten Bewegungen ablesen könnt, bevor sie zum Einsatz kommen. Der hohe Detailgrad der Darstellung macht sich auch in den Spielmechaniken positiv bemerkbar, was die Immersion unweigerlich erhöht.
Willkommen im Ferienparadies!
Natürlich sind auch die Umgebungen, durch die ihr euch bewegt, für ein beständiges Mittendrin-Gefühl verantwortlich. Auch wenn „Monster Hunter World“ keine offene Spielwelt hat, so hat es doch zumindest viele kleinere Spielwelten, die ihr weitestgehend frei erkunden könnt. Und selbst die kleinsten dieser Areale sind noch groß genug, dass es etliche Stunden dauert, bis ihr alle Wege und Eigenheiten auch ohne die Gebietskarte kennt. Willkommener Bonus: Im Gegensatz zu bisherigen Ablegern der Reihe verzichtet „Monster Hunter World“ auf Ladebildschirme innerhalb der Spielwelt.
Nicht nur die Anzahl und die Größe der Missionsgebiete sorgt für jede Menge Abwechslung. Alle Biotope, die ihr betretet, versprühen einen ganz eigenen Charme. So führt euch „Monster Hunter World“ in einem Moment durch eher klassische Dschungel-Szenarien, verzaubert euch mit märchenhaften Korallen-Wäldern und wirft euch im nächsten Augenblick knietief in eine Mischung aus Knochen und geronnenem Blut. Starke Kontraste und in sich stimmige Konzepte halten das Erlebte frisch und befeuern immer wieder euren Erkundungsdrang.
So wie bei den Monstern und eurer Ausrüstung, verwenden die Entwickler auch bei der Gestaltung der Spielwelt eine mit Bedacht gewählte Farbpalette. Stellenweise wirken die Bilder etwas seicht, doch das ermöglicht an den richtigen Stellen häufig starke Akzente. Der Gesamteindruck ist daher angenehm ausgewogen und nicht selten, werdet ihr euch wünschen an dem einen oder anderen Ort hier Urlaub machen zu können.
Das gesellige Völkchen der Jäger
Auch außerhalb der Missionen versprüht „Monster Hunter World“ reichlich Fernweh. Die Stützpunkte der Jäger, die euch quasi als Game-Hub zwischen Missionen dienen, vermitteln glaubhaft den Eindruck einer pulsierenden und wachsenden Gemeinschaft. Sowohl zweckdienliche Einrichtungen, als auch rein dekorative Elemente ergeben hier gemeinsam ein stimmiges Bild und bieten euch einen einladenden Rückzugspunkt, an dem ihr euch gerne aufhaltet.
Hier trefft ihr Verbündete, sammelt Informationen, stockt Vorräte auf oder feilt an eurer Ausrüstung. Letzteres bedient gleich zwei Bedürfnisse. Während euch neue Rüstungsteile widerstandsfähiger machen und neue Waffen eure Angriffsstärke erhöhen, sorgen beide gleichzeitig dafür, dass man durch euer äußeres Auftreten euren spielerischen Fortschritt erkennt. Und dabei seht ihr auch noch super aus. So gut wie jedes große Monster schaltet ein neues Rüstungsset frei, das sich durch besondere Attribute und gestalterische Eigenheiten vom Rest abhebt.
Das gilt natürlich auch für die Ausrüstung eures fellnasigen Begleiters. Die knuddeligen Katzenwesen Palicos leben in einer Coexistenz mit den Jägern. Wie euer Palico aussieht, könnt ihr selbst bestimmen und auch, ob er euch im Kampf begleiten soll. So praktisch die Samtpfoten sind, so gut passen sie auch optisch ins Spiel. Sie versorgen das ansonsten ernste Szenario von Bestien-schlachtenden Jägern mit der richtigen Dosis Humor und einer angemessenen Prise Süße. Das funktionierte schon immer gut in der Serie und zeigt sich auch in „Monster Hunter World“ wieder als richtige Entscheidung.
Markerschütternde Schreie und Paukenschläge
So stark das Design von „Monster Hunter World“ auf optischer Seite ist, so gelungen ist auch die Vertonung. Wird es spannend, ertönen gehaltvolle Orchester, die zu einer noch intensiveren Stimmung beitragen. Im Kontrast dazu gibt es viele ruhige Abschnitte, in denen das Ambiente von den Umgebungsgeräuschen lebt, die ebenfalls gelungen sind. Ein Wald ist nie wirklich still und das wird euch auch bewusst, wenn ihr in „Monster Hunter World“ gerade über eine Lichtung schleicht.
Besonders eindrucksvoll ist die Akustik der größeren Monster. Nicht nur, wenn sie ihre Schreie einsetzen, um euch kurz in eine Starre zu versetzen, hinterlassen die Stimmen der Bestien einen bleibenden Eindruck. Und auch hier gilt: Je besser ihr ein Monster kennt, umso leichter versteht ihr es und könnt sein Handeln voraussagen. Da reicht ein eindeutiges Schnaufen und ihr wisst bereits, dass ihr dringend ausweichen solltet, weil euch gleich ein Angriff erwartet. Spätestens zu diesem Zeitpunkt dürfte klar sein, wie homogen die Mischung aus Darstellung und Spielmechaniken in „Monster Hunter World“ ist.
Die Vertonung der NPCs trägt allerdings nicht immer einen Teil dazu bei, denn diese wurde nur teilweise im Spiel integriert. Außerhalb von Zwischensequenzen geben andere Charaktere meist nur eine Begrüßung oder einen Satz zum Besten. Den Rest ihres Textes gibt es zum Mitlesen. Das klappt zwar ganz gut, dennoch wäre eine komplette Vertonung natürlich schöner. Zumal die Stimmen insgesamt gelungen sind und sich durchaus hören lassen können.
Nachholbedarf
Die technische Umsetzung erntet leider nicht ganz so viel Lob wie die Gestaltung. Zwar läuft im Großen und Ganzen alles stabil, doch auch auf der PS4 Pro kommt die Bildwiederholungsrate gelegentlich ins Straucheln. Um dem entgegenzuwirken, könnt ihr einen von drei speziellen Grafik-Modi wählen, der sich hauptsächlich auf die FPS konzentriert. Komplett vermeiden, lassen sich Aussetzer allerdings auch hier nicht. An dieser Stelle darf gerne noch in Form von Patches etwas nachgebessert werden.
Welchen der drei Darstellungsmodi ihr auf der PS4 Pro wählt, ist eigentlich auch gar nicht so wichtig. Den offensichtlichsten Unterschied bemerkt ihr vermutlich beim Modus ‚Grafik‘. Dieser sorgt dafür, dass mehr kleine Objekte und Schatten zu sehen sind, vernachlässigt im Gegenzug allerdings ein wenig die Auflösung und die Bildwiederholungsrate. Welchen der angebotenen Modi ihr wählt, ist eine Geschmacksfrage. Hübsch ist „Monster Hunter World“ in jedem Modus.
Nachdem ihr nun wisst, worum es in „Monster Hunter World“ geht und was euch von Seiten der Darstellung erwartet, erfahrt ihr morgen mehr über die Spielmechaniken. Im dritten Testtagebuch konzentrieren wir uns auf die Abläufe in den Kämpfen und wie es „Monster Hunter World“ schafft, euch auch nach vielen Spielstunden noch zu motivieren. Mit der vierten Episode kommt die Reihe dann am Donnerstag zum Abschluss. Dort werden wir abschließden den Multiplayer beleuchten und euch die finale Wertung für „Monster Hunter World“ verraten.
Alle Test-Tagebücher in der Übersicht: