Katzen und Mäuse mögen sich bekanntlich nicht allzu sehr. Wie tief diese Abneigung tatsächlich sitzt, muss Protagonist Evan Pettiwhisker Tildrum – seines Zeichens frisch gebackener Herrscher des Katzenkönigreichs Ding Dong Dell – gleich zu Beginn der Geschichte erfahren.
Denn Mitglieder des Mäuse-Stamms – angeführt von einem gewissen Mausinger – haben einen Staatsstreich ins Rollen gebracht und dafür gesorgt, dass Evan vom Thron verstoßen wurde. Ob sein kindhaftes Erscheinungsbild und seine politische Unerfahrenheit die Misere begünstigt haben? Auf dem Hands-on-Event lässt man uns darüber noch im Unklaren.
Fest steht nur: Evan gibt nicht so schnell auf und setzt alle Hebel in Bewegung, um das zurückzuerobern, was ihm sein verstorbener Vater einst vermacht hat. Eine wichtige Rolle hierbei spielt eine fantastische Kreatur namens Kingmaker, die stärker sein soll als ganze Armeen und allem Anschein nach Evan helfen könnte, wieder König zu werden.
Doch wo befindet sich dieser Kingmaker? Und wie kann ihn Evan für seine Sache begeistern? All das und mehr müsst ihr im Verlauf der von Akihiro Hino („Dark Chronicle“, „Professor Layton“, „Dragon Quest IX“, ) geschriebenen Geschichte in Erfahrung bringen.
Nettes Detail am Rande: Ni No Kuni 2 spielt knapp 100 Jahre nach Ni No Kuni: Der Fluch der Weißen Königin und referenziert den Vorgänger immer wieder. Der Katzenkönig des ersten Teils etwa trägt genau den gleichen Nachnamen wie Evan
Gemeinsam Großes erreichen
Unser Hands-on-Exkurs beginnt einige Missionen nach den eingangs geschilderten Ereignissen, genauer gesagt in Kapitel 3-3. Evan strahlt wieder volle Zuversicht aus und hat in der Zwischenzeit eine bunt gemischte, ziemlich verrückte Crew aus schlagkräftigen Helfern zusammengestellt. Den Anfang macht Roland Crane – ein mächtiger Präsident aus einer Paralleldimension, die wir im Spielverlauf eventuell noch näher kennenlernen. Dicht an Evans Seite kämpft außerdem Tani, die verwegene Zieh-Tochter des Luftpiraten-Anführers Baut, der sich ebenfalls der Gruppe angeschlossen hat. Bliebe noch Kingmaker Lofty. Mit seiner schmächtigen, Seestern-ähnlichen Statur mag er klein und harmlos wirken, scheint jedoch über ungeahnte Kräfte zu verfügen, die es im Spielverlauf zu entfesseln gilt.
Die aktuelle Aufgabe der glorreichen Sechs während der Event-Mission? Den Wald eines gewissen Niall zurückerobern. Der freundliche Grünling nämlich würde Evan gestatten, dort Bäume zu fällen und auf diesem Weg Holz für den Bau seines neuen Königreiches zu gewinnen. Das Problem: Nach einem verlorenen Würfelspiel befindet sich der Wald gar nicht mehr im Besitz von Niall, sondern wurde Pugnacius, dem zwielichtigen Herrscher der Stadt Goldpaw (zu dt. Goldorado) überschrieben – eine raffgierige Person, die unter anderem den Steuersatz seiner Untertanen auswürfeln lässt.
Doch ist der Wald-Deal wirklich korrekt abgelaufen? Immerhin kursieren bereits seit längerer Zeit Gerüchte, dass hinter den Mauern der fanatischen Glücksspieler-Metropole Goldpaw einiges nicht mit rechten Dingen zugeht. Was genau, gilt es nun im Rahmen zahlreicher Gespräche, Erkundungsabschnitte und Kämpfe herauszufinden.
Spritziges Action-Gameplay
Stichwort Kämpfe: Die spielen sich diesmal deutlich dynamischer als in Teil eins, da sie nun komplett in Echtzeit stattfinden und im Gegensatz zum Vorgängerspiel komplett auf ein sperriges Auswahlmenü am unteren Bildrand verzichten. Ihr stürmt also mit euren Kameraden aufs Schlachtfeld (die aktive Spielfigur lässt sich jederzeit wechseln), zückt eure Nah- bzw. Fernkampfwaffe und gebt den toll animierten Gegnertypen wie in „Final Fantasy 15“ oder „Star Ocean: Integrity and Faithlessnes“ Saures. Geblockt wird mit Hilfe der L1-Taste und wenn’s mal ganz brenzlig wird, vollführt ihr einfach eine elegante Hechtrolle oder weicht Attacken mit einem gewieften Sprung aus. Plus: Ein kurzes Hineindrücken des rechten Analogsticks genügt, schon fokussiert die Kamera das Ziel vor euch – optimal, um zum Beispiel Schild-tragende Gegner zu umkreisen und dann von hinten anzugreifen.
Weiteren Tiefgang erhalten die rasanten, aber bisher noch etwas zu einfachen Fantasy-Geplänkel durch ein Sammelsurium an hübsch inszenierten Zaubersprüchen und die sogenannten Higgledies.
Die im Deutschen „Gnuffies“ genannten Wesen wuseln überall auf dem Schlachtfeld herum und können zum Beispiel Angriffs-Skills mit ihren Elementkräften verstärken, den Helden heilen, wenn dieser sich innerhalb eines Aktionskreises aufhält oder gegnerische Angriffe neutralisieren, wenn man Higgledies eines bestimmten Elements ins eigene Team abkommandiert hat. Beachtlich: Geht’s nach dem Higgledies-Lexikon der Vorab-Fassung, schaltet ihr im Spielverlauf sage und schreibe 100 verschiedene dieser Begleiter frei.
Gebaut für die Ewigkeit
Im Anschluss an Kapital 3-3- konnten wir uns außerdem erstmals ein Bild vom sogenannten Kingdom Builder-Modus machen. Die Idee hier: Mit Evermore baut sich Evan im Spielverlauf ein komplett neues Königreich auf und ihr dürft bestimmen, wie sich dieses entwickeln wird. Mittel zum Zweck sind 17 Grundstücke im Einzugsbereich des Schlosses, auf denen ihr – eine ausreichend gefüllte Staatskasse vorausgesetzt – nach und nach verschiedene Gebäude errichtet. Stampft ihr beispielsweise den „Everyday General Store“ für 200 Guilders (die Spielwährung) aus dem Boden, kann eure Party fortan Heilmittel und andere nützliche Items einkaufen. Die „Evermore Outfitters“ wiederum versorgen die Helden mit besseren Rüstungen und neuem Equipment; die Garküche kümmert sich um die Herstellung Attributs-verbessernder Speisen; der Fischmarkt sammelt Crafting-Materialien wie Meeresfrüchte, Muscheln und Korallen; die Farm versorgt die Stadt mit Fleisch, Eiern und Milchprodukten; die Higglery zieht kleine Higgledies groß und das Sägewerk produziert Holz und Harz, die dann u.a. dem Bau von Schiffen dienen (mit denen Evan später neue Teile der Spielwelt bereist).
Wichtig in diesem Zusammenhang: Viele Gebäude nehmen ihren Betrieb ohne qualifizierte Mitarbeiter erst gar nicht auf. Das Magielabor etwa kann erst dann neue Zaubersprüche erforschen, wenn es euch im Rahmen einer Story-Mission gelungen ist, die schüchterne Hellseherin Li Li zu finden und von eurer Sache zu überzeugen.
Damit dem Ganzen auch auf lange Sicht nicht die Motivation ausgeht, dürft ihr jedes Bauwerk zudem mehrfach hochstufen, wodurch sich der Effekt des jeweiligen Gebäudes verbessert. Ein Level 2 „Everyday General Store“ etwa gewährt euch höhere Preisnachlässe sowie eine bessere Produktauswahl; ein Level 2 Bazar häuft schneller Rohstoffe an usw. Während Evans Abwesenheit generiert jedes Gebäude außerdem Einnahmen, von denen dann ein Teil zurück in die königliche Schatztruhe fließt und Evan und Co. jederzeit für neue Einkäufe zur Verfügung steht.
Kriegertrupps im Clinch
Bliebe noch der Skirmish-Modus, ein Art Spiel im Spiel, in welchem Evan kleine Mini-Armeen aus einer Art Iso-Perspektive in die Schlacht führt. Zugegeben, das Gebotene wirkt anfangs etwas aufgesetzt und befremdlich, wird aber sinnvoll mit dem roten Story-Faden verknüpft und macht nach einer gewissen Aufwärm-Phase erstaunlich viel Laune.
Hauptgrund hierfür ist das zugrundeliegende, taktisch fordernde Schere-Stein-Papier-Prinzip. Speerkämpfer beispielsweise sind besonders stark gegen Schwertkämpfer, ziehen aber den Kürzeren, wenn sie selbst von Axt-Kämpfern attackiert werden. Letztere sollten sich wiederum vor Schwerkämpfern in Acht nehmen. Eine Ausnahme bilden Bogenschützen. Die vierte Klasse des Skirmish-Modus profitiert von ihrer respektablen Reichweite, erleidet gleichwohl herbe Verluste, sobald man sie in Nahkämpfe verwickelt.
Die Folge: Ihr müsst ständig abwägen, welcher Einheitentyp aktuell im Vorteil ist und ihn dann mithilfe der L1- bzw. R1-Taste nach vorn schicken, um von den entsprechenden Klassen-Boni zu profitieren und im Kampf die Oberhand zu behalten. Ergänzend dazu warten Einheiten-spezifische Spezialattacken wie Luftangriffe oder Paralyse-Bomben, die es im richtigen Moment einzusetzen gilt. Ist ein Skirmish-Kampf schließlich gewonnen, winken u.a. wertvolle Crafting-Items und neue Besitztürmer für Evans Königreich.
Klingt einfach wunderbar
Seien es nun Gänsehaut-erzeugende Fanfarenklänge, quirlig aufspielende Streicher oder leise klimpernde Klaviere – musikalisch lässt Komponist Joe Hisaihi nichts anbrennen und präsentierte einmal mehr Dutzende Musikstücke mit Ohrwurm-Charakter. Bandai Namco wusste natürlich ebenfalls um diese Qualitäten und lud zwischen den Anspielrunden in ein eigenes dafür eingerichtetes Musikzimmer, wo wir die unterschiedlichen Tracks noch einmal ganz ohne störendes Lüfter-Rauschen Dutzender PS4 Pros genießen konnten. Ihr wollt das zum Release auch tun? Wer die 95 Euro teure Prince Edition bzw. die knapp 150 Euro teure King’s Edition bestellt, kriegt den fantastischen Soundtrack mit dazu.
Content-Riese im Anmarsch?
Während unserer Hands-on-Session erhaschten wir außerdem einen flüchtigen Blick auf die 51 freispielbaren Trophäen. Auffällig: Nebst mehr als einem Dutzend versteckter Trophäen (die eventuell 12-15 große Story-Kapitel andeuten) und drei Trophäen für das Abschließen sämtlicher Nebenmissionen (sind wohl ca. 150) gibt’s noch mehr Hinweise, die auf ein echtes Umfangmonster schließen lassen.
Beschaffe 30 Songbücher, schalte 50 Schnellreise-Portale frei, koche 50 verschiedene Speisen, erforsche 50 Rüstungstypen, meistere 50 Skirmish-Matches, erledige 100 Besorgungen, rekrutiere 100 Untertanen, öffne 200 Schatzkisten, besiege 2.000 Feinde, verdiene 500.000 Guilders, erhöhe deinen Einfluss auf 70 Millionen Punkte – die Liste ist lang und dürfte Trophäen-Sammler nach Release noch ein ganzes Weilchen beschäftigen.
Aber auch der neue Skirmish-Modus sowie der ebenfalls neue Kingdom Builder-Modus fügen sich harmonisch ins Gesamtkonstrukt ein, da sie eben nicht nur nett inszenierte Zusatz-Features ist, sondern oft direkt mit der Geschichte und dem Fortschritts-System des Spiels verwoben wurden.
Noch nicht 100 Prozent anfreunden konnte ich mich hingegen mit dem etwas zu niedrigen Schwierigkeitsgrad der Kämpfe sowie der Tatsache, dass Bandai Namco zwar viele talentierte Synchronsprecher verpflichtete, aber trotzdem nur einen Teil der unzähligen Dialoge tatsächlich einsprechen ließ.
Dennoch: Das dürfte dem Erfolg des fertigen Spiels am Ende des Tages nur bedingt im Wege stehen. Rollenspiel-Fans jedenfalls streichen sich den 23. März 2018 knallrot im Kalender an - und planen vorsorglich schon mal ausreichend Zeit ein, denn allein die Hauptstory soll einen laut Level-5 knapp 40 Stunden bei Laune halten.
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