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Review

A Way Out im Test: Packender Koop-Knastausbruch

Nicht ohne meinen Koop-Buddy: Die Hazelight Studios zeigen nach „Brothers – A Tale of Two Sons“ erneut Mut zu ungewöhnlichen Spielideen und erzählen mit „A Way Out“ ein packendes und gleichermaßen emotionales Gefängnisdrama.

play3 Review: A Way Out im Test: Packender Koop-Knastausbruch

8.0

„Brothers – A Tale of Two Sons“ war im Jahr 2013 Josef Fares‘ erster Streich. Nun folgt mit „A Way Out“ ein gänzlich anderes und dennoch ähnliches Spiel. Erneut legen die Hazelight Studios den Fokus auf eine spannende Geschichte und binden eine ungewöhnliche Gameplay-Idee mit ein: „A Way Out“ ist ein reines Koop-Abenteuer. Eine Solo-Kampagne gibt es nicht. Stattdessen geht es lokal oder online zur Sache. Sehr nett: Per Friends Pass ladet ihr euch einen Freund ein, der das Spiel nicht besitzt. Schließlich könnt ihr ja schlecht alleine aus dem virtuellen Knast ausbrechen!

Was wir gut finden

Zusammen spielt es sich weniger allein

Couch-Koop-Spiele gehören zu einer aussterbenden Gattung. In den letzten Jahren haben zunehmend Online-Titel deren Platz eingenommen. „A Way Out“ zeigt aber, wie wichtig das gemeinsame Erleben eines Abenteuers sein kann. Tatsächlich wächst nicht nur zwischen den beiden Hauptcharakteren, sondern auch zwischen den Spielern eine Verbindung.

Koop-Abenteuer mit Herz und Verstand

Die Interaktion findet ganz oft bei den Details statt. In der Umgebung verstecken sich beispielsweise etliche Mini-Spiele. So könnt ihr etwa in einem Wohnwagenpark Baseball spielen, zockt eine Partie „Vier Gewinnt“ im Krankenhaus oder versucht auch am Arcade-Automaten. Bei all diesen Nebenaufgaben blendet das Programm den Spielstand ein und vergleicht so die Leistungen miteinander. Dadurch entsteht automatisch so etwas wie ein kleiner Wettbewerb.

Dazu sorgen nicht nur die Umgebungsrätsel, sondern im Speziellen die Entscheidungsmöglichkeiten für Diskussionsstoff. An Schlüsselstellen wählt ihr den Weg aus. Der ändert zwar an dem linearen Missionsaufbau nichts, aber muss gemeinsam abgestimmt werden. Entsprechend plaudert ihr viel mit eurem Gegenüber und das wiederum erzeugt die Stimmung eines echten, gemeinsamem Abenteuers.

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Zwei liebenswerte Halunken

„A Way Out“ besticht nur sehr begrenzt durch sein pures Gameplay. Die Rätsel spielen sich recht flott und die Action-Einlagen sind bestenfalls Durchschnitt. Viel wichtiger ist allerdings die Erzählweise und die Geschichte. Leo und Vincent sind ein herrlich ungleiches Paar und ecken gerade in der Anfangsphase immer wieder an. Dank der Splitscreen-Optik entsteht auch hier ein Wir-Gefühl. Selbst wenn sich ein Spieler im Dialog befindet, kann der andere noch agieren.

Die Gegensätzlichkeit der beiden Charaktere sorgt zudem für viele kleine Späße. Zugleich aber baut Hazelight Leo und Vincent auch langsam auf und verrät euch Stück für Stück mehr über ihre Beweg- und Hintergründe. Spätestens wenn ihr zusätzliche Informationen über die Familien der beiden Knastis erhaltet, werdet ihr sie ins Herz geschlossen haben.

Die Story selbst überrascht ebenfalls an einigen Stellen und wartet zudem mit der einen oder anderen Wendung auf. Sehr schön: „A Way Out“ klammert sich nicht an die Splitscreen-Darstellung. Immer wieder bricht das Spiel dieses Schema auf und zeigt mal drei Schauplätze oder mal auch nur einen auf ein Mal.

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Kein Tag wie jeder andere

In „A Way Out“ kommt in keinem Kapitel Langeweile auf. Jeder Abschnitt spielt sich anders oder hat eine leicht abgewandelte Grundidee. Anfangs erinnert das Spiel stark an ein Adventure. Ihr sucht also Hinweise und vor allem für den Ausbruch nutzbare Gegenstände, die ihr an den Wachen vorbei schmuggelt. Später folgen dann Schleich- und Geschicklichkeitselemente und sogar Abschnitte wie den Überfall auf eine Tankstelle. Diese erinnern in ihrer Aufbereitung an Spiele wie „Heavy Rain“ und geben euch mehr Freiheiten. Auch die Action kommt nicht zu kurz: Sei es nun bei Verfolgungsjagden mit der Polizei oder Schießereien.

Was wir schlecht finden

Knastausbruch im Vorbeigehen

„A Way Out“ legt den Fokus eindeutig auf das Erzählen seiner Geschiche. Entsprechend möchte es auch niemandem Steine in den Weg legen. Diesen Anspruch merkten wie dem Spiel zu jedem Zeitpunkt an, denn das Koop-Abenteuer gestaltet sich insgesamt zu leicht. Die Rätsel sind meist nicht kniffelig genug und oftmals in ihrem Grundkonzept alt bekannt. Zwar fördert dieser Spielfluss den Eindruck eines interaktiven Films, mag aber manchen auch stören, der sich gehobene Puzzle-Kost erwartete. Mit vier bis sechs Spielstunden ist „A Way Out“ dazu auch noch vergleichsweise kurz und der Wiederspielwert hält sich aufgrund der linearen Erzählweise – trotz kleineren Gabelungen – in Grenzen.

A Way Out (3)

Action muss nicht sein

Der einzig valide Kritikpunkt findet sich aber bei den Actionsequenzen. Diese leiden massiv unter der Splitscreen-Optik und wirken innerhalb des Spielkonstrukts deplatziert. Besonders die Rennpassagen sind absolut chaotisch und speziell die Motorradausflüge mäandern dicht an der Unkontrollierbarkeit. Die Shooter-Passagen spielen sich zwar besser und überraschen sogar mit Umgebungsschaden, spiegeln aber trotzdem nicht das wider, was „A Way Out“ bis dahin auszeichnete. Überhaupt sind wir mit dem Abschluss nicht 100% zufrieden und hatten den Eindruck, dass weniger in diesem Falle mehr gewesen wäre.

8.0

Wertung und Fazit

PRO
  • tolle Story
  • gut implementierte Koop-Mechanik
  • Humor, Mini-Spiele und Abwechslung
CONTRA
  • kurze Spielzeit
  • geringer Wiederspielwert
  • Action-Sequenzen nicht perfekt

A Way Out im Test: Packender Koop-Knastausbruch

Mit „A Way Out“ unterstreichen Josef Fares und die Hazelight Studios noch einmal ihre Sonderstellung. Nicht nur, dass Electronic Arts die kleine Indie-Produktion aufgreift, auch die Masse interessiert sich für die neuen Spielkonzepte. „A Way Out“ wird diesen Erwartungen gerecht und bringt Spannung und Action in Koop-Einklang. Auch wenn der spielerische Anspruch nicht sonderlich hoch ist, so motiviert das Abenteuer doch mit seiner packenden Geschichte und der starken Inszenierung. Noch wichtiger ist allerdings der Buddy-Faktor. Egal, ob Leo und Vincent auf dem TV oder ihr und euer Kumpel vor der Glotze – Es entsteht so etwas wie eine Verbindung zwischen allen vier Beteiligten und dadurch entstehen Emotionen. Und genau deshalb solltet ihr „A Way Out“ auch spielen.

Kommentare

Zockerfreak

Zockerfreak

23. März 2018 um 06:04 Uhr
Cheaterarescrub

Cheaterarescrub

23. März 2018 um 08:25 Uhr
Headhunter9

Headhunter9

23. März 2018 um 14:36 Uhr
Headhunter9

Headhunter9

23. März 2018 um 19:29 Uhr