Seit über 20 Jahren ist „Fallout“ eines der Rollenspiel-Aushängeschilder. Gestartet als anspruchsvolle Taktik-Kost aus der Iso-Perspektive, später dann in einer offenen 3D-Spielwelt. Mit „Fallout 76“ geht Entwickler Bethesda nun ein gewaltiges Risiko ein. Über zwei Dekaden war „Fallout“ nämlich ein reines Singleplayer-Abenteuer. Mit dem neusten Ableger allerdings wagt man sich ins vollkommen neue Online-Ödland vor.
Dass dieser Mut nicht zwangsläufig belohnt wird, zeigt die aktuelle Rezeption des Spiels: Fans machen ihrem Unmut auf Metacritic Luft und auch die Presse ist alles andere als begeistert. Wie gut ist „Fallout 76“ also wirklich? Die Redaktion streunte über eine Woche durch das virtuelle West Virginia und liefert euch den Test zum MMO-Rollenspiel.
Eine interessante, wenn auch sehr leere Spielwelt
Kurz nach dem Start entlässt euch „Fallout 76“ in die offene Spielwelt West Virginias. Nur 25 Jahre nach der Atomkatastrophe ist Appalachia wie leer gefegt. Menschen leben hier nicht mehr, dafür aber Mutanten und Monster. Zudem tobt auch noch eine Seuche, die Überlebende in die so genannten Verbrannten verwandelt.
Bethesda erschafft ein wirklich spannendes und stimmungsvolles Szenario mit vielen eindrucksvollen Sehenswürdigkeiten. Der erste Anblick des zerstörten Flughafens von Morgantown erinnerte uns an Zombie-Filme, spätere Bereiche wie das Capitol von Charleston oder ein herunter gekommener Freizeitpark überzeugen ebenfalls.
“Fallout 76“ reißt gute Ansätze mit vielen Fehlern wieder ein
West Virginia lockt mit seinem einzigartigen Look zum Erforschen und lädt mit jeder Menge Loot zu ausgiebigen Entdeckungstouren ein. Speziell die Wechsel zwischen Tag und Nacht erzeugen mit ihren satten Lichteffekten immer wieder schöne Momente. Allerdings kann „Fallout 76“ das Alter seiner Grafik-Technologie nicht vollends verstecken. Animationen, Texturen und Detailtiefe in Innenräumen lassen immer wieder zu wünschen übrig.
Jäger und Sammler
Seine Faszination bezieht „Fallout 76“ daher vor allem aus den Weiten seiner Spielwelt. Durch die hügelige Landschaft ist die Sichtweite eingeschränkt, was immer wieder für Überraschungen sorgt. Das Sammeln von Gegenständen und damit der Aufbau des eigenen Charakters motivieren ebenfalls. Wer möchte, wird in „Fallout 76“ zum Schrottsammler und klaubt bei seinen Streifzügen Dosen, Haushaltsgegenstände und andere Objekte auf.
Später verwertet ihr diese an Werkbänken und benutzt sie zum Bau eures eigenen Camps oder zum Aufrüsten oder Reparieren von Waffen und Ausrüstungsgegenständen. Das langsame Verbessern des eigenen Spielcharakters unterhält enorm und tröstet über viele der Schwächen im eigentlich Spielkonzept hinweg. Kenner der Serie fühlen sich bei den Crafting-Optionen und beim Camp-Bau stark an „Fallout 4“ erinnert. Hier nimmt Bethesda nur leichte Veränderungen vor.
Survival und Talente
Drastischer fallen da die Neuerungen im Talent-System aus: Diesmal verteilt ihr nämlich Spielkarten mit Perks und Fähigkeiten auf die S.P.E.C.I.A.L.- Charakterpunkte. Was sich wie eine Verdummung alter Rollenspieltugende anhört, funktioniert in der Praxis ausgesprochen gut und punktet zudem mit dem für die Serie typischen Humor.
Im späteren Verlauf legt ihr Spielkarten zusammen und kombiniert so eure Fähigkeiten. Darüber hinaus gibt es auch Perks, die Teamplay belohnen und den Koop-Faktor unterstreichen oder euch mit Skills – wie etwa beim Knacken von Schlössern – unterstützen. Praktisch: Die Karten könnt ihr jederzeit tauschen und so eure Fähigkeiten im Feld anpassen.
Die ebenfalls eingestreuten Survival-Skills wirken sich weit weniger dramatisch auf den Spielablauf aus wie erwartet. Hunger, Durst, Strahlung und Krankheiten sind zwar echte Quälgeister, bleiben einem aber dank der gut gelösten Pip-Boy-Bildschirmeinblendungen jederzeit im Gedächtnis. Und ausreichend Ressourcen sind aufgrund des auf Loot basierten Gameplays ebenfalls vorhanden. Die Survival-Elemente fügen sich ordentlich ein, sind aber auch keine Revolution für die Serie.
Noch zu viele Bugs
„Fallout 76“ zieht einen recht schnell in seine Welt hinein. Doch je länger wir West Virginia erforschten, auf umso mehr Fehler und Probleme trafen wir vor. Selbst nach dem üppigen Update, das Bethesda kurz nach dem Release des Spiels veröffentlichte, bleibt „Fallout“ eine einzige Bug-Wüste. Gegner rutschen förmlich über den Boden, verschwinden urplötzlich oder tauchen aus dem Nichts auf. Objekte schweben gerne mal in der Luft.
Dazu plagen weiterhin Abstürze den Spielverlauf. Das Schlimmste daran: Nicht selten geht bei einem solchen Absturz der Spielfortschritt mitsamt Einträgen im Questlog verloren. Im Test mussten wir bestimmte Aufgaben erst wieder manuell auswählen oder gar neu starten, ehe es wirklich weiter ging. Hinzu kommen natürlich unzählige Grafik-Fehler, bei denen Mutanten in Objekte hinein ragen.
Umständliche Steuerung
Als wären diese Probleme nicht schon schwerwiegend genug, geißelt einen „Fallout 76“ mit einer absolut überladenen und umständlichen Steuerung. Es erfordert allein zwei Tasten, um ins Optionsmenü zu gelangen. Das Inventarmanagement ist für ein Spiel mit derartigem Fokus auf Loot ein Graus und kostet einen nicht selten unnötig Zeit. Das ständige Hin- und Herschieben von Objekten nervt und gerade die Pip-Boy-Benutzeroberfläche, obwohl nur optional, ist extrem unpraktisch.
Hinzu kommen bereits aus „Fallout 4“ bekannte Übersetzungs- und Textprobleme: Gerade bei aufgerüsteten Waffen oder längeren Quest-Beschreibungen schrumpft das Spiel die Buchstaben auf Miniaturformat zusammen, sodass man selbst auf einem gewaltigen 4K-Fernseher nichts mehr erkennen kann. In Sachen Benutzerführung ist „Fallout 76“ eine Katastrophe.
Ihr kontrolliert euren Spielcharakter übrigens wahlweise aus der Ego- oder aus der Third-Person-Perspektive. Für ein Action-Rollenspiel steuert sich das Programm insgesamt ordentlich, fühlt sich aber insgesamt sehr schwerfällig an. Das VATS-Zielsystem verwandelt Bethesda kurzerhand in eine Art Auto-aim. Für versierte Spieler wird diese Funktion aber nahezu sinnlos, da die angezeigt Trefferwahrscheinlichkeit gerade auf Distanz zu oft gegen 0 tendiert. Da sind wir mit Kimme und Korn besser bedient.
Längen im Spiel und mittelmäßiges Quest-Design
Zudem stößt das gesamte Spielkonzept immer wieder an seine Grenzen. Dadurch, dass es in Appalachia keine NPCs gibt, wirkt die Spielwelt sehr leer und einsam. Die Konsequenz: Neue Quests erhaltet ihr durch Funksprüche, Roboter oder aus Tagebüchern. Was anfangs noch atmosphärisch ist, verliert sich nach einige Zeit in blanker Langeweile. Denn auch das Quest-Design leidet unter diesem Stilmittel: Viel zu oft verliert sich „Fallout 76“ in Sammelaufgaben. Die interessanten Missionen gehen schnell in der Masse und in den langen Wegen unter.
Zu oft verliert sich das Spiel in seinem eigenen Konzept und gelegentlich fallen sogar eindeutig Widersprüche auf: Etwa sind die Quests auf Basis von Text-Logs Gift für Koop-Spieler. Schließlich muss immer einer auf den anderen warten. Gleiches gilt für das umständliche Inventar, welches immer wieder überlange Pausen mit sich bringt. So viel Freude das gemeinsame Erforschen auch macht, die Interaktion wirkt mitunter noch halbgar. Stattdessen verkommen Kämpfe bei gemeinsamen Events zu Zweckbündnissen, bei denen sich die Teilnehmer kurz darauf wieder trennen.
Kommentare
Analyst Pachter
23. November 2018 um 17:34 UhrShame of the Year!
bulku
23. November 2018 um 17:41 UhrPS plus Titel im Dezember 🙂
Arcadiuz
23. November 2018 um 19:35 UhrHätte Geld verwetten können dass ihr wieder eine 8,5 oder 8,0 gibt. ^^
LDK-Boy
23. November 2018 um 19:53 UhrNicht mal 6.5 wert.
Krawallier
23. November 2018 um 19:54 UhrDachte auch da kommt die klassische play 3 8 Komma noch was.
Also ich finde das Spiel nicht so schlecht, ist nur halt eher ein Spiel wie Conan Exiles oder Ark und eben kein Teso, geschweige den ein Fallout.
Ifosil
23. November 2018 um 20:33 UhrMhh schade.
Royavi
23. November 2018 um 20:57 UhrTony Hawk`s 5 Konkurrent…
Brok
23. November 2018 um 21:09 UhrWenns allzu übel wird mit Verkaufszahlen kommt vielleicht doch noch ein Solo Modus.
reina83
23. November 2018 um 21:46 UhrKann das wahr sein?! Das spiel ist 9 tage offiziell draußen und man bekommt es jetzt schon für die hälfte. Sorry Bethesda nix gegen das spiel, es kann immer mal was in die hose gehen aber jetzt alle die das spiel vorbestellt haben für euch kostenpflichtig getestet haben nun so in die Pfanne zu haun ist einfach nur ein Frechheit.
Also wenn ich das spiel zum voll preis gekauft hätte und nach neu tagen kostet es nur noch die hälfte, ich weiß nicht, ich wäre echt sauer!!!
zero18
23. November 2018 um 22:15 UhrReina83
Keiner zwingt jemanden zu Release ein Spiel zu kaufen. Aber ich verstehe auch dein Argument mit den paar Tagen und dann solch einen drop.
Bin auch heilfroh die Finger davon gelassen zu haben.
Ich glaube bethesdas vorherige Äußerungen das Spiel ewig laufen zu lassen werden wohl nicht eingehalten. Hoffe aber vielleicht das man mit genügend patches ähnlich no man’s sky doch noch ein super spiel daraus macht
SEEWOLF
23. November 2018 um 22:34 Uhr@bulku
Noch nicht einmal als PS Plus-Titel würde F76 für mich in Frage kommen. Bei den ganzen Kritikpunkten und noch dazu das Risiko, dass mein Spielfortschritt à la „April April“ verloren geht? So ein Ärgernis muss ich nicht haben. Dieser Copy & Paste-Schnellschuss könnte Bethesda vielleicht sogar das Genick brechen, denn technisch haben sie leider nichts Besseres anzubieten. Das erkennt man schon daran, dass Bugs früherer Titel mit übernommen wurden. Rückblickend betrachtet scheint bei Bethesda ernsthafter Wille und Kompetenz zur wirksamen Beseitigung der Bugs in ihren Spielen nicht vorhanden zu sein und deshalb kann man F76 genauso abhaken.
Dante_95
24. November 2018 um 07:06 UhrEs war von vornherein klar, dass dieses Spiel katastrophal floppen wird. Ich hab mir das Game 5 Tage lang geliehen und rund 40 Spielstunden damit verbracht. Für mich war das Spiel ebenso eine Enttäuschung und ich war froh, dass ich dafür keinen müden Cent ausgegeben habe.
Das sind meine und die Kritikpunkte anderer Spieler:
1) Keinen Singleplayer
2) Mikrotransaktionen
3) Keine NPCs
4) Geschichten werden per Audiologs erzählt
5) PS Plus Mitgliedschaft ist nötig, um das Spiel überhaupt spielen zu können
6) Schlechte Server
7) Extrem viele Bugs
8) Bei möglicher Serverabschaltung kann man das Spiel in die Tonne kloppen
9) Das Spiel wird selbst mit Freunden zusammen langweilig
10) 2x 50 GB Updates in binnen 7 Tagen
11) Die Uralt Engine
12) Grafik, die aus Zeiten der PlayStation 3 stammen
Ich verstehe nicht, warum Bethesda den Releasetermin nicht verschoben hat. Das Spiel befindet sich eindeutig in einen katastrophalen Zustand. Doch obwohl sie über den Zustand von Fallout 76 Bescheid wussten, haben sie dennoch das Spiel auf den Markt geworfen. Ist denen anscheinend egal. Die zwei Updates in der Größe von Red Dead Redemption 2 werden den Großteil der Probleme schon richten. Spielt ja anscheinend keine Rolle, wenn manche Spieler pro Update ca. 20 Stunden benötigen. Wer weiß das schon, was Bethesda sich dabei gedacht hat.
Mir kommt auch der Verzicht der NPCs ein wenig spanisch vor. Gerade die Charaktere haben den Großteil der Atmosphäre in Fallout und The Elder of Scrolls ausgemacht. Die Audio Logs führen sehr schnell zu extremer Langeweile und da hilft es auch nichts, wenn man mit seinem Freunden spielt.
Eine kleine Anmerkung zu den Servern. Ich und meine Kumpels sind verdammt oft aus der Sitzung geflogen, obwohl unser Internet relativ stabil ist. Manchmal kamen wir nicht mal in eine Sitzung herein. Wie war das bei euch?
Also grundsätzlich war die Idee hinter einem Multiplayer-Fallout nicht schlecht, aber an der Umsetzung hapert es noch gewaltig. Bethesda soll lieber ihrer alten Linie treu bleiben.
Nach Metal Gear Survive ist Fallout 76 meine Enttäuschung des Jahres 2018. Ich würde beide Spiele hinsichtlich ihrer miesen Qualität dicht aneinander reihen.
Trotzdem wünsche ich jeden verbliebenen Spieler noch viel Spaß und ein schönes Wochenende.
JustSebi4U
24. November 2018 um 11:26 UhrDachte die Wertungsskala geht hier von 8-10? Wasn da los?
Moonwalker1980
24. November 2018 um 13:06 UhrJust unbelievable…
big ed@w
24. November 2018 um 13:16 Uhr@just
die haben hier zu wenig Geld für Werbeanzeigen geschaltet.
Das ist der Grund.
(könnte aber auch dadran liegen,dass die Meta bei 50% liegt u man nicht mehr als 30% von diesem Grundwert dazupacken konnte)
Nnoo1987
24. November 2018 um 13:49 Uhrwitzig wie sich hier alle einig sind 😀
kommt so selten vor.
können wir noch kurz über Battlefield Vagana reden?
Mephistopheles
24. November 2018 um 16:38 Uhrnein
proevoirer
25. November 2018 um 20:04 Uhrtraurig und ebenso beleidigend
Megaman
25. November 2018 um 21:17 Uhr6.5 habt ihr den Arsch offen play3?
Hat Bethesda euch nen Powerarmorhelm for free gesendet oder warum bewertet ihr diesen Schandfleck in der Videospielgeschichte so hoch?
Dante_95
25. November 2018 um 21:36 Uhr@Megaman…. Liegt vermutlich daran, weil bei den meisten Spielemagazinen die Wertumgsskala erst ab 40 Punkten, 4 Punkten oder 2 Sterne beginnt. Spielt anscheinend keine Rolle, wie schlecht das Spiel eigentlich ist. Kennst du Hatred oder Metal Gear Survive?
Hatred hat einen Metascore von 43 und Survive einen von 60. Beides kannst du als absoluten Datenmüll abstempeln.
Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, aber ein MG Survive kann man doch nicht mit 60 Punkten im Schnitt bewerten. Ein Spiel, wo die Map recycelt wurde. Oder die KI noch dümmer ist, als bei jeden Ubisoft Spiel. Nicht zu vergessen den zweiten Speicherslot für 10 Euro, wofür man eigentlich mindestens 30 Punkte abziehen sollte.
Eraser_real
26. November 2018 um 14:04 UhrIhr meint nicht „Rezeption“ sondern „Rezension“ aber das scheint ja bisher keiner bemerkt zu haben^^