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Dirt Rally 2.0 angespielt: Was taugt die beinharte Rennsimulation?

Blechschäden, Rallycross und das perfekte Rennen: Codemasters arbeitet mit „Dirt Rally 2.0“ an einem Rennspiel für Simulationsfans. Wir konnten das Spiel beim Hands-On-Event bereits ausprobieren. Was kann „Dirt Rally 2.0“ nur wenige Wochen vor Release?

Codemasters gehört zu den erfahrensten und renommiertesten Entwicklern für Rennspiele. Seit 1986 beschäftigt sich das in Groß-Britannien ansässige Unternehmen mit virtuellen Pferdestärken. Titel wie „Micro Machines“, „Colin McRae Rally“ oder auch frühere Teile der „F1“-Serie gehen auf deren Kappe.

Im vergangenen Jahr macht man mit „Dirt 4“ auf sich aufmerksam. Doch mit „Dirt Rally 2.0“ geht es in eine vollkommen andere Richtung. War „Dirt 4“ noch eher für den Massenmarkt ausgelegt, richtet sich „Dirt Rally 2.0“ vor allem an Freunde beinharter Simulationen.

Bei der ausführlichen Hands-On zeigte das Rennspiel bereits seine Zähne und forderte uns – egal, ob am Lenkrad oder am Controller – mit seinem hohen Anspruch und ausgezeichneter Fahrphysik.

Nichts für Weicheier

Wie wenig Codemasters mit Gelegenheitsspielern am Hut hat, zeigt sich bereits bei einem Blick ins Hauptmenü. Wo andere Titel mit einer Fahrschule, Tutorialfunktionen oder anderen Hilfsmitteln glänzen, wirft einen Codemasters‘ Simulation sprichwörtlich in kalte Wasser. Erwartet auch keinen Story-Modus oder andere Sperenzchen, in „Dirt Rally 2.0“ liegt der Fokus eindeutig auf dem Geschehen auf der Strecke.

Immerhin: Ein Blick ins Optionsmenü offenbart eine Fülle frei einstellbarer Hilfefunktionen. Von Traktionskontrollen bis hin zu Brems- und Lenkhilfe ist (beinahe) alles dabei, was wir uns wünschen. Was uns hingegen fehlt, ist eine dynamische Ideallinie zum Anzeigen von Bremspunkten. Wenig überraschend verzichtet das Spiel ebenfalls auf eine Rewind-Funktion.

Das bedeutet: Wenn wir gegen Ende einer der längeren Etappen einen Fehler begehen, dann müssen wir entweder das komplette Rennen neustarten oder einfach mit der verlorenen Zeit leben.

Wenn es euren Wagen doch einmal von den Reifen holt oder ins Dickicht verschlägt, könnt ihr ihn aber – mit einer Zeitstrafe – wieder neu setzen. Codemasters möchte so die Herausforderung aufrecht erhalten. Wer in „Dirt Rally 2.0“ die Konzentration verliert, landet schneller im Graben, als er „ADAC“ rufen kann.

Fettes Lizenzpaket für Autonarren

Das Spiel wartet mit einem dezent umfangreichen, dafür aber um ausgefeilteren Fuhrpark aus. In der Garage warten über 50 Karossen auf euch: Von historischen Fahrzeugen wie dem Lancia Fulvia und dem Peugeot 205 GTI bis modernen Rally-Fahrzeugen wie dem Ford Fiesta R5 oder dem Skoda Fabia R5 und Supercars wie dem Audi S1 4×4 oder Crosskarts wie dem Speedcar Xtrem.

In Sachen Spielmodi kann sich „Dirt Rally 2.0“ ebenfalls sehen lassen, auch wenn es sich insgesamt eher nüchtern als opulent präsentiert gibt. Immerhin trumpft das Spiel auch hier in Sachen Lizenzen auf: Dank der Zusammenarbeit mit der FIA World Rallycross Championship gehts auf bekannten Kursen wie dem britischen Silverstone zur Sache.

Wer gerne die alten Bolide ein wenig auf Trab bringen möchte, versucht sich an historischen Rally-Wettbewerben. In der Karriere baut ihr dagegen einen eigenen Fuhrpark auf. Für die Rally-Veranstaltungen integriert Codemasters Strecken aus Neuseeland, Argentinien, Spanien, Polen, Australien und den USA. Ein dynamisches Wettermodell gibt es in „Dirt Rally 2“ dagegen nicht. Vielmehr sind die Wetterbedingungen entweder festgelegt oder ihr bestimmt selbst, ob ihr bei Regen oder Sonnenschein unterwegs sein wollt.

Der Fahrer lernt mit

Egal, ob in Meisterschaften oder Einzelrennen – sobald ihr euren Wagen ausgewählt habt, landet ihr zunächst in der Box. Hier könnt ihr die Einstellungen eures Wagens anpassen und erstmals beispielsweise die Reifen auswählen. Darüber hinaus nehmt ihr Veränderungen am Getriebe, Bremse oder Übersetzung vor. Schade: Zwar gibt euch das Spiel eine straßentaugliche Konfiguration vor, einen digitalen Werkstattmeister oder dergleichen suchen wir aber vergebens.

Auf der Strecke jedoch spielt „Dirt Rally 2.0“ seine volle Stärke aus.Kaum unterwegs spüren wir beispielsweise die Spurrillen deutlich, geraten auf nassem Geläuf ins Rutschen oder rumpeln unangenehm über Anhöhen in der Streckenbegrenzung. Euer Co-Pilot weist euch natürlich mit Kommandos auf den Schwierigkeitsgrad der nächsten Kehren hin. Die Rally-Stimmung auf hier auf jeden Fall auf.

Wir müssen in jeder Sekunde hellwach sein und entsprechend vorsichtig mit Gas und Bremse umgehen. Ein Mal zu stark auf das Gaspedal gelatscht und schon bricht der Wagen aus. Ebenfalls schön: Wir spüren, ob wir einen Wagen mit Vorder- oder Hinterradantrieb fahren. Auch das beeinflusst die Fahrgefühl maßgeblich.

Kommt es zu Unfällen, machen diese sich überdeutlich an eurem Wagen bemerkbar. Als wir seitlich in einen Laternenmast schlittern, klappert danach unsere Fahrertür. Bei allzu heftigen Frontalkarambolagen geht sogar die Motorhaube flöten und der Motor qualmt. Und harte Schläge auf die Achse sorgen sogar für geplatzte Reifen. Schäden wirken sich auf die Spielbarkeit aus und müssen zwischen den Rennen repariert werden.

Die Rallycross-Events dagegen zeichnen sich durch eine gänzlich andere Dynamik aus. Die schnellen Wechsel von Asphalt zu Schotter erfordern Fingerspitzengefühl.Und die gegnerischen Fahrer agieren – wie für Codemasters-Spiele üblich – recht aggressiv. In der Anspielrunde vernebelte uns die Konkurrenz ganz schnell die Sicht und sorgte so für einige Probleme. Sehr schön: Für jeden der über 50 Wagen gibt es eine gleich zwei Cockpit-Ansichten – eine mit digitalen Anzeigen und eine ohne jegliches HUD.

Einschätzung: gut

„Dirt Rally 2.0“ besitzt eine klare Zielgruppe: Echte Simulationsfans und solche, die es werden wollen. Zwar sorgen die diversen Hilfen für ein etwas einsteigerfreundlicheres Spielerlebnis, einen Arcade-Racer werdet ihr aber aus „Dirt Rally 2.0“ nicht machen können. Und das ist gut so! Codemasters geht für den nächsten Teil seiner Rennspielreihe keine Kompromisse ein. Und das müssen Anfänger auf die harte Tour lernen.

Doch „Dirt Rally 2.0“ ist keine Folter auf Rädern. Vielmehr motiviert der hohe Anspruch zum Weiterspielen. Wenn ihr hier einen Unfall baut, dann seid ihr es selbst schuld: Mal habt ihr zu spät gebremst, mal zu viel Gas gegeben. Das Schadensmodell überzeugt und gibt tolles Feedback über eure Fahrkünste. Wie unterhaltsam aber die Langzeitmodi werden, ist bislang noch schwer einschätzen. Fest steht: „Dirt Rally 2.0“ wird selbst Profis fordern!

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