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A Plague Tale Innocence angespielt: Nachschub für Telltale-Fans?

Ritter, Ratten und zwei hilflose Kinder: „A Plague Tale“ ist Adventure-Kopf für Freunde großer Geschichten. Nach vier Kapiteln sind wir uns sicher: Dieses Spiel hat das Zeug zum Geheimtipp!

Die klassischen Story-Abenteuer sterben im Mainstream aus – So scheint es zumindest, wenn man sich aktuelle Trendspiele wie „Apex Legends“, „Anthem“ oder auch „The Division 2“ anschaut. Offene Spielwelten oder auch Online-Modi sind längst zum wichtigsten Verkaufsargument geworden. Traditionelle Singleplayer-Titel wie zuletzt „Metro: Exodus“ sind da eher die Ausnahme.

Das in Bordeaux ansässige Asobo Studio arbeitet mit „A Plague Tale: Innocence“ am ersten Teil einer Adventure-Reihe, die in die Fußstapfen von Telltales „The Walking Dead“ treten könnte. Das Spiel verzichtet dabei aber auf vorgegaukelte Entscheidungsfreiheiten, sondern legt den Fokus in seinen zwölf bis fünfzehn Stunden vor allem auf spannende Charaktere, dramatische Momente und eine interessante Handlung.

Beim Hands-On-Termin in Paris probierten wir die ersten vier der insgesamt 17 Kapitel aus und sind begeistert: „A Plague Tale: Innocence“ nimmt einen gefangen und wirkt wie ein frischer Wind, der über den aktuellen Software-Markt weht.

Geschichte trifft auf Fantasy

„A Plague Tale“ entführt euch nach Frankreich des Jahres 1343. Eine Zeit, in der eine Seuche wütet und die Menschen unter Hunger und Armut leiden. Allerdings möchte das Adventure keine virtuelle Geschichtsstunde sein, sondern vermischt ein authentisches Szenario mit einer gehörigen Portion Fantasy.

Ihr kontrolliert Amicia und ihren kleinen Bruder Hugo und müsst die Kinder durch die Wirren dieser Zeit führen. Hugo leidet unter einer mysteriösen Krankheit und die Inquisition macht ihn für den Ausbruch der Seuche verantwortlich. Die Häscher sind euch immer dicht auf den Fersen und legen das Land dabei in Schutt und Asche. Die eigentlichen Urheber der Krankheit scheinen allerdings die Heerscharen von Ratten zu sein, die unter der Oberfläche der Spielwelt hausen.

Wir sprechen hier übrigens nicht von ein paar hundert Nagern. Die von Asobo Studio entwickelte Grafik-Engine stellt bis zu 5.000 Ratten gleichzeitig dar. Und so brechen die Parasiten immer wieder wie Sturzbäche aus dem Boden hervor und überfluten die Gebiete. Sie fressen Mensch und Tier mit Haut und Haar.

Die Geschichte zweier Kinder

„A Plague Tale“ lebt von seiner Geschichte. Deshalb versuchen wir an dieser Stelle allzu heftige Spoiler zu vermeiden. Amicia und Hugo sind kein normales Geschwisterpaar. Durch Hugos Krankheit kümmerte sich deren Mutter Beatrice mehr um ihn. Bei Amicia schürte das Neid und zugleich wurde Hugo auf seinem Zimmer eingesperrt, sodass selbst seine Schwester ihn kaum sieht.

Bei der Flucht vor der Inquisition sind die beiden auf sich allein gestellt. Hugo klammert sich im Spiel an Amicia und so steuert ihr die Kinder Hand in Hand. An Schlüsselstellen hebt Amicia ihren Bruder auf Vorsprünge und gelegentlich trennen sich so ihre Wege, damit Hugo automatisch Türen öffnen oder Objekte verschieben kann. Ihr könnt ihn auch mit einem einfachen Tastendruck befehligen und ihn so etwa zu einem Zielpunkt schicken. Diese Funktion war aber in den ersten Kapiteln kaum notwendig.

„A Plague Tale“setzt den Fokus eindeutig auf die Geschichte. Spielerisch nimmt es Anleihen bei „Assassin‘s Creed“. So schleicht ihr beispielsweise durch das hohe Gras und lenkt Wachen ab, indem ihr Töpfe oder Steine auf Metallgegenstände wie Pfannen werft. Die Gegner-KI funktioniert während der Schleichpassagen sehr berechenbar.

Entsprechend einfach sind diese Abschnitte. Amicia trägt eine Schleuder mit sich – ihre einzige Waffe. Wollt ihr damit – wie David gegen Goliath – schießen, macht das allerdings Lärm und lockt Gegner an. Geht also vorsichtig damit um. Im Verlauf fertigt ihr Wachleute mit Kopfschüssen ab und legt euch in einem Boss-Kampf sogar mit einem Ritter ein. Dessen Schlägen weicht ihr geschwind aus und ballert ihm die Rüstung Teil für Teil vom Leib. Nicht schwer, aber durchaus clever.

Schockmomente inklusive

Später führt „A Plague Tale“ sogar ein Charaktersystem ein. Ihr sammelt unterwegs Ressourcen wie Schwefel, Alkohol oder Werkzeuge ein und nehmt an Werkbänken Verbesserungen an eurer Schleuder und dem Inventar vor. Beispielsweise erhöht ihr die Durchschlagskraft der Schüsse oder den Stauraum für Steine. Gegen Ende unserer Anspielrunde erhalten wir mit dem Ignifer zudem Feuergeschosse, mit denen wir Feuerstätten aus der Distanz entzünden.

Schließlich bekommt ihr es neben der Inquisition auch mit Horden von Ratten zu tun. Die Nager fürchten das Licht, was wiederum zu zahlreichen Umgebungsrätsel führt. Mal hangelt ihr euch mit nur kurz lodernden Stöcke von einer Feuerstätte zur nächsten, mal schießt ihr brennende Kronleuchter herunter und an einigen Stellen benutzt ihr gar Fleisch, um die Biester abzulenken. Die Darstellung der Ratten beeindruckt und ihre Ruchlosigkeit sorgt immer wieder für echte Schockmomente.

Inmitten all dieser Gefahren sticht die Beziehung zwischen Amicia und Hugo besonders gut hervor. Die Dialoge zwischen den beiden sind hervorragend geschrieben: Hugo nervt nicht, sondern wirkt liebenswert naiv und kindlich. Amicia dagegen muss sich mit der Rolle als Erziehungsberechtigte erst abfinden. Manchmal sind es die kleinen Momente, die in „A Plague Tale“ Emotionen erzeugen.

Beispielsweise liebt Hugo Blumen und steckt seiner Schwester immer wieder Blüten ins Haar. Doch zwischendurch gibt es auch Ärger: Die beiden streiten sich und in dieser Phase weigert sich Hugo sogar, die Hand seiner Schwester zu nehmen. In diesen Momenten verbinden „A Plague Tale“ Narrativ und Gameplay erstklassig.

Einschätzung: sehr gut

„A Plague Tale“ begeistert, emotionalisiert und macht neugierig auf mehr. Die ersten vier Kapitel hatten es bereits in sich und überzeugten mit gefühlvollen Augenblicken, aber auch mit der erwachsenen Geschichte und der technischen Umsetzung. Die Inszenierung der Dialoge und der Spielwelt können sich für ein vergleichsweise kleines Projekt absolut sehen lassen.

Immer wieder kamen bei uns Erinnerungen an „Heavy Rain“ oder „Beyond: Two Souls“ auf. Spielerisch mag das Adventure zwar recht simpel gestrickt sein, das stört allerdings nicht weiter. Dadurch entsteht ein gelungener Spielfluss, der vor allem der Geschichte und den Charakteren zu Gute kommt. „A Plague Tale“ wird ein Spiel für Story-Liebhaber – geradlinig, aufregend und emotional. Ein echter Geheimtipp!

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Kommentare

Karottenmuffin

Karottenmuffin

18. Februar 2019 um 17:26 Uhr
Moonwalker1980

Moonwalker1980

18. Februar 2019 um 18:14 Uhr