Nach jahrelangem Stillstand mauserten sich Beat’em Ups in den vergangenen Jahren zu einem der populärsten Genres abseits des Mainstreams. Mit „Street Fighter“, „Dead or Alive“ und auch Anime-Ablegern wie „Jump Force“ und „Dragon Ball FighterZ“ gibt es inzwischen reichlich Vielfalt für Freunde der fliegenden Fäuste. „Mortal Kombat“ nimmt allerdings eine Sonderposition ein: Mit 27 Jahren auf dem Buckel gehört der blutige Prügler zu den alten Herren des Genres und präsentiert sich zudem mit brutalen Fatality Moves und der extremen Gewaltdarstellung als Enfant Terrible.
Dieser Verantwortung scheinen sich „Mortal Kombat“-Mitbegründer Ed Boon und das Team der Netherrealm Studios mehr als bewusst und setzen im elften Teil noch stärker auf alte Tugenden, werfen aber zugleich viele Elemente des Kampfsystems über Bord. Serien-Veteranen fluchen, doch „Mortal Kombat 11“ überzeugt im Test auf ganzer Linie.
Jede Aktion zählt
Wir erinnern uns an frühere Ableger der „Mortal Kombat“-Serie: Sprungangriffe, Sprints und Kombos standen im Mittelpunkt. Das Gameplay war wild und schnell. Das ändert sich mit „Mortal Kombat 11“. Netherrealm entschleunigt den Kampfablauf. Eine Sprinttaste gibt es nicht mehr. Stattdessen wird einzelnen Angriffen mehr Bedeutung beigemessen. Weiterhin greift ihr auf zwei Tasten für jeweils Schläge und Kicks zurück. Die Movelist entnehmt ihr dem jederzeit verfügbaren Pausenmenü oder lasst sie direkt einblenden.
Das beste „Mortal Kombat“ aller Zeiten?
Wollt ihr die Kampfstile der 25 teils neuen oder wiederkehrenden Kämpfer meistern, seid ihr eine ganze Weile beschäftigt. Glücklicherweise implementiert Netherrealm umfangreiche Tutorials. Mit ihnen trainiert ihr die Basics, könnt aber den Fokus auch auf einzelne Streiter legen. Die Umstellung auf den neuen Spiefluß benötigt Zeit und gerade in der Anfangsphase fällt es schwer, Kombos aneinander zu reihen und das neue, langsamere Tempo zu akzeptieren.
Zugleich stellt Netherrealm die Spezial-Moves um. Der „Krushing Blow“ beispielsweise dient vor allem als Konter-Manöver – etwa nach einem erfolgreichen Block oder einem Ausweichbewegung. Diese Aktion richtet beträchtlichen Schaden an, unterstreicht aber zugleich die taktische Komponente des Spiels. Den „Krushing Blow“ könnt ihr nur ein Mal pro Match einsetzen.
Gleiches gilt für den „Fatal Blow“, der wiederum beinahe 30 Prozent des gegnerischen Energiebalkens leert. Den „Fatal Blow“ aktiviert ihr simpel mit Hilfe der Schultertasten und er erinnert in seiner Anmutung stark an die Fatalities. Speziell zum Ende eines Kampfes wächst somit die Spannung, wer diese tödliche Aktion als Erstes einsetzt.
Kämpfe in „Mortal Kombat 11“ sind in sich fordernder, anspruchsvoller und weit weniger auf Button-Mashing ausgelegt. Perfekt geeignet für kompetitive Online-Spieler, wilde Couch-Prügler müssen sich aber umgewöhnen.
Die beste Kampagne eines Prügelspiels bisher
Das emotionale Herz von „Mortal Kombat 11“ ist zweifellos die Kampagne. Diese erstreckt sich über acht bis zehn Stunden, beinhaltet rund 50 Kämpfe und lässt euch mit unterschiedlichsten Kämpfern in den Ring steigen. Der Story-Modus ist sicherlich das Beste, was es innerhalb dieses Genres gibt. Fast alle Stars treten auf und bekommen ihre Momente, der typische Humor der Serie sticht immer wieder durch und der Plot selbst nimmt Anleihen bei diversen Comics.
Netherrealm schafft ihr nahezu perfekten Fanservice und erschafft dabei auch noch toll inszeniert Momente. Die Kampagne können wir daher abseits der vielen anderen Spielmodi von „Mortal Kombat 11“ jedem bedingungslos ans Herz legen. Das macht einfach Spaß!
Die Seele von „Mortal Kombat“
Natürlich bleibt auch „Mortal Kombat 11“ ein Spiel für Erwachsene mit schwarzem Humor. Die Fatalities und „Krushing Blows“ strotzen einmal mehr vor aberwitzigen Ideen und absolut übertriebener Gewaltdarstellung. Wenn Jonny Cage also seinen Widersacher als Handpuppe benutzt oder Scorpion seinen Kontrahenten erst verbrennt, danach enthauptet und dessen Schädel anschließend in der Luft aufspießt, dann braucht es schon eine besondere Art von Humor, um darüber zu schmunzeln.
In Sachen Optionen gibt sich „Mortal Kombat 11“ zudem so umfangreich wie niemals zuvor. Nachdem ihr die Kampagne erledigt habt, widmet ihr euch beispielsweise den Türmen und arbeitet dort regelmäßig neue Aufgaben ab.
Für diese Updates benötigt ihr natürlich eine Online-Verbindung. Story und Übungsmatches könnt ihr natürlich ohne Weiteres offline spielen. In der Krypta wiederum löst ihr Rätsel und aktiviert Extras für die umfangreichen Individualisierungsoptionen. Und wer sich keine Freunde auf die Couch holen kann, der legt sich Online mit anderen Community-Mitgliedern an.
Die Möglichkeiten des Matchmaking gestalten sich extrem vielfältig. Im Test trafen wir auf keinerlei Verbindungsprobleme oder Ruckler. Die anderenorts berichteten Probleme hängen womöglich von der Server-Auslastung oder der Stabilität der eigenen Leitung ab. In unseren Testrunden jedoch gab es derartige Schwierigkeiten nicht.
Mikrotransaktionen, Grinding und die Türme
Während die Veränderungen in Sachen Gameplay sicherlich stark vom eigenen Prügel-Geschmack abhängen, so sind wir speziell mit den Türmen alles andere als glücklich. Zwar bietet Netherrealm ständig aktualisierte Aufgaben mit teils auf die Kämpfer zugeschnittenen Missionen an, jedoch herrscht hier noch viel Verbesserungspotenzial.
Zum einen ist der Schwierigkeitsgrad schlecht ausbalanciert: Towers auf mittlerer Schwierigkeitsstufe unterscheiden sich zu stark von einander und reichen somit von absolut machbar bis hin zu barbarisch schwer. Auch bereiten viele der Missionen aufgrund von Zusatz-Hindernissen wenig Freude und frustrieren so mit häufigen Neustarts.
Ein ähnliches Problem ergibt sich beim Freischalten der unzähligen Extras wie Outfits oder Moves. Ihr könnt nämlich im Verlauf eure Kämpfer individualisieren. Während das als Langzeit-Option sicherlich mehr als sinnvoll ist, erweist sich die Umsetzung als problematisch.
Die Belohnung für das Bewältigen der Kampagne fällt vergleichsweise gering aus. Das Öffnen der Loot-Kisten in der Crypt mit Hilfe von eingesammelten Gold gestaltet sich arg zufällig. „Mortal Kombat 11“ legt den Fokus zu stark auf Grinding oder auf den Einsatz von Mikrotransaktionen. Das stört das Gesamtbild und kostet wertvolle Punkte.
Kommentare
AD1
26. April 2019 um 19:34 UhrIch liebe dieses Game von ganzem Herzen <3
Anonymous
26. April 2019 um 21:07 Uhr…..und Scorpion reißt es dir aus der Brust.
FATALITY
Rushfanatic
26. April 2019 um 22:31 UhrNur ne 8.5? Das Spiel macht nahezu alles richtig. Ne 9.5. wäre absolut richtig und verdient
DudeTrust
27. April 2019 um 03:00 UhrMacht riesig Spass, vorallem online
ADay2Silence
27. April 2019 um 03:18 UhrIst auch sehr ordentlich wobei ich es nur schade finde das sie das Spieltempo richtig runtergeschraubt haben aber man gewöhnt sich schnell dran als Mortal Kombat Fan einfach geiles Spiel später wird weiter trainiert 😀
Buzz1991
27. April 2019 um 06:23 UhrIch finde, es spielt sich nicht anders als Mortal Kombat X. Habe es seit dem 11. Teil aber noch nicht wieder gezockt, aber das ist mein Eindruck.
bastardo
27. April 2019 um 11:39 Uhrist das nicht das neue Handy game von wb fuer 60 euro?
maxi-tomec
27. April 2019 um 12:48 UhrDas Spiel ist schon echt cool. Allerdings ist der größte Wermutstropfen für mich Scorpion. Der ist so überladen, dass du das Pad quasi hinlegen kannst, wenn du ihn als Gegner hast und der jenige mit ihm umzugehen weiß. Blocken gegen ihn ist reine Glückssache und geht zu 90% immer schief. Eine Skarlett dagegen kann fast gar nichts im Gegnsatz zu ihm und kann überschaubarer nicht sein. Da ist jedes Training dann für die Katz. Balance ist für mich etwas anderes. Da sieht man, wer der Liebling der Programmierer war. Ich habe 2 Kumpels von mir das Spiel schon komplett madig gespielt, weil ich sie mit Scorpion komplett deklassiert habe. Klar nehme ich ihn gerne, aber das hat wirklich nichts mit Balance zu tun.
PS4-Junkie72
27. April 2019 um 13:05 UhrMaxi, du sprichst mir direkt aus der seele. Ich bin Vollblutfan der Serie, aber das spiel hätten sie in „Scorpion Kombat“ umbenennen sollen. Ich als Ranglistengamer habe inzwischen jedes interesse verloren. Von 20 fights hast du 20mal scorpion als gegner. Völlig überpowert der gelbe ninja. Schade darum. Da kannst du üben wie du willst, bei scorpion als gegner ist jedes Training hinfällig. Unblockbar
shivas77
27. April 2019 um 13:06 UhrAlso Jungs, solange Micro Transaktionen im Spiel sind und keine Titten zu sehen sind bin ich raus;–)
edel
28. April 2019 um 16:27 UhrNach den positiven Faktoren bei MK11, sind folgende negative Faktoren vorhanden:
1.) Mikrotransaktionen
2.) Pay-2-Short-Cut
3.) Künstlich ausgedehnter Grind inkl. unausgewogenen Schwierigkeitsgrad und dessen Belohnungssystem
4.) Fragwürdige Veränderung der MK-Tradition von weiblichen Character-Skins.
Neu hinzu gekommen:
Eventuell herausgeschnittene Inhalte (Kämpfer-Charaktere), welche als kostenpflichtige DLCs nachgereicht werden könnten (!?) = Cyrax, Sektor und Kronika. Eine vorhandene PC-Mod schaltet diese Kämpfer nämlich bereits jetzt schon frei. Hier wird man abwarten müssen, um weitere Informationen zu erhalten.
ilija1984
28. April 2019 um 21:37 UhrSolche mods gab es schon vorher sind aber nicht als dlc erschien.
Kann mir nicht vorstellen das kronika Spielbar ist.
Ich hoffe das die Gerüchte der dlc stimmen. Da ich unbedingt sindel haben will.
Buzz1991
29. April 2019 um 16:18 Uhr@edel:
Sehr gut beschrieben. Ich bin deshalb zurzeit auch völlig unmotiviert weiter zu machen. Das eigentliche sehr gute Spiel wird durch fragwürdige Entscheidungen im Design, Fortschrittssystem und der Monetarisierung abgewertet. Ich hoffe, dass das angekündigte Update für diese Woche und das „Geschenk“ mit den Koins, Seelen und Herzen das Spiel gerade biegt. Bis dahin werde ich es nicht mehr zocken.
Rookee
02. Mai 2019 um 09:23 UhrVon welchen Microtransaktionen redet ihr ?
Das man Die krypta coins kaufen kann ? Lasst es doch einfach sein… aber das als negativ punkt zu sehen… naja..
Und Frost könnt ihr einfach in der Story Freischalteten..
Aber ich gebe recht es muss am Balance einiges gemacht werden. Auch habe ich das gefühl das Online der inputlag krass ist. Und ich habe eine 150mbit leitung. Aber wenn der gegner eine schlechte leitung hat. Hat er den Vorteil und das nervt tierisch!!
Buzz1991
03. Mai 2019 um 23:12 Uhr@Rookee:
Sein lassen oder hunderte Stunden Grinden? Das ist eine Möglichkeit. Ich empfinde es aber als „Nötigung“, gekaufte Spielinhalte nochmal hinter eine weitgelegene Grinding-Falle zu legen. Wenn es wenigstens eine 2. Möglichkeit gebe, an diese Objekte zu kommen (beispielsweise xx Spiele mit Charakter x), aber die gibt es nicht. Grinden oder bezahlen.
Dasgleiche gilt für Shao Kahn.
Frost ist freispielbar und sehe ich nicht als negativ an, da nach etwa zwei Stunden schon vorhanden.
Man hat aber zumindest mit dem aktuellen Update einen Schritt in die richtige Richtung gemacht.