Die Welle der Neuauflagen ebbt nicht ab: Rebellion bringt mit „Sniper Elite V2 Remastered“ seinen durchaus populären Scharschützen-Shooter zurück und frischt das bereits 2012 für PC, Xbox 360 und Playstation 3 erschienene Spiel für die aktuelle Konsolengeneration auf. Neben optischen Spielereien wie 4K- und HDR-Unterstützung bringt das Programm vor allem eine Erweiterung des Multiplayers auf bis zu 16 Teilnehmer und die in Deutschland seiner Zeit nicht veröffentlichte „Assassinate the Führer“-Mission mit sich. Wir haben uns „Sniper Elite V2 Remastered“ für euch angeschaut und verraten, ob sich der Kauf lohnt!
Eine schöne Abwechslung zu 08/15-Shootern
Bei „Sniper Elite V2 Remastered“ steigt ihr in die schmutzigen Stiefel von Scharfschütze Karl Fairbourne. Im Gegensatz zu „Call of Duty“ oder „Battlefield“ steuert ihr ihn aus der Verfolgerperspektive. Auch sonst gibt sich das Spiel deutlich langsamer und belohnt vor allem präzise Treffer mit eurem Scharfschützengewehr. Entsprechend anders verläuft die Planung eines Angriffs: Meist suchen wir uns zunächst ein höher gelegenes Plätzchen wie einen Balkon und legen uns dort auf die Lauer. Den Weg dorthin sichern wir mit Fallen wie Stolperdrähten oder Landminen ab.
Streifschuss für diese Neuauflage!
Sehr schön: „Sniper Elite V2 Remastered“ legt sehr viel Wert auf die realistische Flugbahn des Projektils. Je höher euer Schwierigkeitsgrad, desto anspruchsvoller fällt das Berechnen des nächsten Schusses aus. Die Kugel fliegt nämlich im Bogen und auch Faktoren wie Wind beeinflussen die Flugbahn. Je höher ihr also den Schwierigkeitsgrad dreht, desto mehr Anspruch kommt auch ins Spiel. Dann wird „Sniper Elite V2“ vom Shooter immer mehr zur Simulation.
Doch auch auf normaler Stufe setzt sich „Sniper Elite“ geschickt von der übermächtigen Konkurrenz ab. Wo ihr sonst ganze Magazine verballert, genügt hier oftmals ein präziser Schuss. Für Treffer wiederum hagelt es Ingame-Punkte für die Online-Rangliste.
Stealth-Kills oder Abschüsse mit Pistole oder MP quittiert das Spiel nur mit niedrigen Beträgen. Ein Kopfschuss aus über 100 Metern Entfernung sorgt dagegen für eine Belohnung jenseits der 1000 Punkte. Taktisches, langsames Vorgehen und die insgesamt gute Spielmechanik motivieren und trösten über die trotz Remastered-Variante angestaubte Technik hinweg.
Frisch von der Schlachtbank
„Sniper Elite V2 Remastered“ ist – wie schon das Original – kein Spiel für Zartbesaitete. Die damals noch entfernte X-Ray-Kill-Cam zeigt euch nämlich alle blutigen Details eurer Schüsse. Das Spiel erinnert dadurch fast schon an „Mortal Kombat 11“. Bei Körpertreffern seht ihr wie Knochen zersplittern und wie es Organe zerreißt. Das Geschehen erweist sich als brutal und wird sicherlich den einen oder anderen sogar anwidern.
Allerdings vermittelt das Spiel so auch ein gutes Gefühle für die eigenen Schusskünste und speziell bei harten Gefechten oder entscheidenden Schüssen stellt sich schnell der Belohnungseffekt ein. Wenn wir also einen anderen Scharfschützen stilecht umnieten oder einen der Bosse ins Jenseits befördern, dann erzeugt die X-Ray-Kill-Cam noch ein Quäntchen mehr Atmosphäre. Bleibt sie aber ein kontroverses Thema? Auf jeden Fall. Unterstreicht sie das Gameplay? Natürlich.
Solide Story und ordentlicher Mehrspielerumfang
In Sachen Umfang gibt es dagegen keinen Anlass für Ärger. Die Kampagne überzeugt – trotz des ziemlich blassen Hauptcharakters – bei einer Spielzeit von zehn bis fünfzehn Stunden. Die berühmt-berüchtige Mission, in der ihr Adolf Hitler umlegen müsst, ist in der „Remastered“-Fassung ebenfalls dabei. Die angesprochenen Schwierigkeitsgrade motivieren zudem zu einem zweiten Anlauf.
Die integrierten Sammelgegenstände wie etwa Goldbarren wirken dagegen aufgesetzt. Hinzu kommt ein Koop-Modus für die Kampagne, sowie diverse Multiplayer-Modi, die ihr teils mit 16 Spielern angeht. Das Gameplay bleibt dabei – abseits des Horden-Modus – ähnlich, ist jedoch durchaus unterhaltsam. Ein Dauerbrenner wird „Sniper Elite V2“ in Zeiten von „Apex Legends“, „The Division 2“ und Co. allerdings nicht.
Der Zahn der Zeit
Trotz 4K und HDR wirkt „Sniper Elite V2“ technisch veraltet. Gerade die Animationen erscheinen steif und ungelenkt. Schleichen wir beispielsweise in der Hocke, bleibt Karl Fairbournes Oberkörper komplett ruhig und nur seine Beine drehen und winden sich bei Richtungswechsel teils arg unnatürlich zur Seite.
Immer wieder entdecken wir selbst im Test auf der Playstation 4 Pro matschige Texturen. Besonders störend fallen allerdings die Probleme beim Klettern oder auch beim Deckungssystem aus. Denn längst nicht alle größeren Objekte können wir direkt als Schutz vor heranfliegenden Kugeln nutzen. Immer wieder kassieren wir dadurch Treffer.
Die Tücken der Steuerung
Zugleich bedeutet Deckung auch nicht gleich Deckung: Bei einigen Hindernissen dürfen wir darüber hinweg schießen, bei anderen müssen wir diese manuell verlassen und aus dem offenen Feld heraus schießen. Das erhöht die Gefahr, Schaden zu nehmen. Darüber hinaus legt uns das Spiel künstlich Steine in den Weg: So steigen wir nur dafür gedachte Schrägen empor.
In einem Hangar angetroffenen Leiterwagen etwa können wir nicht nutzen. Dafür, dass sich gerade ein Scharfschütze die beste Position für sein Handwerk suchen muss, ist Karl leider arg bewegungsfaul und unathletisch. „Sniper Elite V2 Remastered“ schenkt uns nur auf dem Papier viele Freiheiten. Im Praxistest aber stapfen wir trotz großer Gebiete doch zu sehr auf den vorgetrampelten Pfaden und können zu wenig improvisieren.
Wohin des Weges?
Eine weitere Schwachstelle bezieht sich auf die – ebenfalls im Original kritisierte – Gegner-KI. Die Leistung der Wachen mäandert zwischen Genie und Wahnsinn. Im Test blieben die Spießgesellen immer wieder an Objekten hängen, liefen plötzlich in die falsche Richtung oder wechselten ohne Not die Stellung.
Kurzum: Sie verhielten sich merkwürdig. Zugleich aber machen uns gerade andere Scharfschützen das Leben schwer und setzen uns mit Hilfe gezielter Schüsse unter Druck. Allerdings trüben die Momente, in denen die KI-Soldaten einfach nur Kanonenfutter sind und sich haarsträubende Fehler leisten, den Spielspaß und brechen mit der Atmosphäre.
Kommentare
Analyst Pachter
13. Mai 2019 um 16:12 UhrENE MENE MUH
xjohndoex86
13. Mai 2019 um 16:53 UhrAls Demo fand ich es damals spaßig. Dann habe ich irgendwann die Vollversion gekauft und spätestens ab der Hälfte entnervt aufgehört. Nur Doom (2016) fand ich im Ablauf noch eintöniger.
Fakeman
13. Mai 2019 um 17:29 UhrMir hat’s beim ersten durchspielen Spaß gemacht und beim
zweiten mal wird das nicht anders sein !
Rushfanatic
13. Mai 2019 um 20:48 UhrIch verstehe eure Art zu bewerten absolut nicht
ZaphodX
14. Mai 2019 um 10:07 UhrHmm, X-Ray Killcam hatte ich in der PS3 Version. Bei den ersten fünf Treffern ist das einigermaßen interessant weil es einen vor Augen führt was so ein Geschoss anrichten kann. Irgendwann habe ich das aber abgeschaltet weil dann nervig wird.
Hatte wohl die UK Version, denn Adolf habe ich auch mehrfach gegeben was er verdient hat.